E-Book, Deutsch, 158 Seiten
Wolf Keine Angst vor dem Erröten
7. Auflage 2019
ISBN: 978-3-923614-80-6
Verlag: PAL - Verlagsgesellschaft mbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Angst vor dem Rotwerden überwinden - gelassen im Mittelpunkt stehen
E-Book, Deutsch, 158 Seiten
ISBN: 978-3-923614-80-6
Verlag: PAL - Verlagsgesellschaft mbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Erröten ist eigentlich eine ganz normale menschliche Reaktion wie Lachen oder Weinen. In peinlichen Situationen kennt sie fast jeder. Und doch kann das Erröten zu einem großen, ja sogar lebensbedrohlichen Problem werden. In der Fachsprache wird die Furcht vor dem Erröten als Erythrophobie bezeichnet. Die Zahl der Betroffen lässt sich nur schwer schätzen. Wer unter dem Erröten leidet, versucht, es vor anderen zu ver¬bergen, denn das Erröten wird als Schwäche, als peinlich und entwürdigend angesehen. Alle Gedanken und Aktivitäten kreisen darum, das Erröten zu vermeiden. Dem Berufswunsch wird deshalb erst gar nicht entsprochen, Karrierechancen werden nicht wahrgenommen, betriebliche Anforderun¬gen wie direkter Kundenkontakt oder mündliche Berichterstattung werden nicht erfüllt. Mütter können ihre Kinder nicht zum Spielplatz, Einkaufen oder zu sozialen Aktivitäten begleiten. Partnerschaftskrisen treten auf, weil die Betroffenen den Kontakt zu Freunden und Bekannten meiden. Viele Betroffene leiden unter Einsamkeit, weil sie sich nicht zutrauen, eine Part¬nerschaft einzugehen.
Um die Angst abzuschwächen und den Alltagsverpflichtungen nachkommen zu können, nehmen Betroffene häufig Beruhigungsmittel oder trinken sich Mut an. Andere legen ein dickes Make-up auf, hüllen sich in Schals oder versuchen durch Willenskraft Herr ihres Errötens zu werden. Am Ende stehen häufig eine Suchtmittelabhängigkeit, schwere Depressionen oder gar Selbstmordgedanken.
Bisher gab es auf dem deutschen Markt keinen Ratgeber, der sich dieses Themas annahm. Die Psychotherapeutin und Angstexpertin Dr. Doris Wolf vermittelt nun Betroffenen in ihrem Ratgeber psychologische, hochwirksame Strategien zur Selbsthilfe. Sie zeigt, welche körperlichen und seelischen Faktoren das Erröten bewirken und wie man Schritt für Schritt die Angst und die mit dem Erröten ver¬knüpfte körperliche Anspannung abbauen kann. Darüber hinaus lernt der Leser, wie er seine negativen Einstellungen überwinden, sein Selbst-vertrauen stärken und seine Meidung aufgeben kann. Jeder Mensch ist in der Lage, die Furcht vor dem Erröten zu überwinden. Spontaneität und entspannte Kommunikation können wieder Bestandteile seines Lebens werden.
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2Erröten – eine ganz normale menschliche Reaktion?!
Alle Menschen besitzen die Fähigkeit, rot zu werden. Warum nicht alle erröten beziehungsweise die Röte nicht bei allen sichtbar wird, werden wir in Kapitel 4 besprechen. Im Grunde genommen ist das Rotwerden eine ganz natürliche Reaktion unseres Körpers. Erröten ist eine ebenso normale Reaktion wie lachen oder weinen. Und doch kann das Erröten mit Furcht, Verzweiflung, Selbsthass und Depressionen verknüpft sein. Schon der bloße Gedanke daran führt bei vielen Menschen zu Schweißausbrüchen und Panikgefühlen und bringt ihr Leben total durcheinander. Weshalb dies so ist, werden Sie in den nächsten Kapiteln erfahren. Jetzt wollen wir uns erst einmal mit dem alltäglichen Erröten – so wie es jeder kennt – befassen. Unser Körper kann in den unterschiedlichsten Situationen mit dem Erröten reagieren: •Erröten als Folge körperlicher Aktivität: Bei körperlicher Anstrengung ist es den meisten Menschen vertraut. Manche heißen das Erröten sogar willkommen, weil es für sie ein Anzeichen guter Durchblutung ist. Es dient ihnen als Hinweis, sich intensiv körperlich betätigt zu haben. •Erröten als Begleiterscheinung einer körperlichen Erkrankung: Fieber geht häufig mit einem roten Kopf einher. Eine Funktionsstörung der Schilddrüse sowie des Herz-Kreislauf-Systems kommen ebenfalls als Ursachen in Frage. Manche Menschen erröten auch infolge einer Allergie auf chemische Substanzen, auf Nahrungsmittel, Pollen, Hausstaub oder Wohnraumgifte. Wenn Sie bei sich solche Ursachen vermuten, sollten Sie dies ärztlich abklären lassen. •Erröten infolge einer Medikamenteneinnahme und erregungssteigernder Mittel: So können die Einnahme blutdrucksenkender Mittel (Kalziumantagonisten) sowie Kaffee, Tee oder Cola einen roten Kopf hervorrufen. •Erröten infolge einer Veränderung des Atemrhythmus: Wenn man die Luft anhält oder sehr schnell atmet, kommt es zum Erröten. •Erröten in heißen Räumen, bei intensiver Sonneneinstrahlung und in der Sauna •Erröten infolge von Alkoholkonsum: Alkohol führt zu einer Blutdruckveränderung, Beschleunigung der Atmung und einem Anstieg der Hauttemperatur. •Erröten als Begleiterscheinung von Gefühlen wie Freude, Aufregung, Scham, Wut und Angst: Körper und Seele arbeiten Hand in Hand. Jede Veränderung in unseren Gefühlen schlägt sich auch in unserem Körper nieder. Umgekehrt, wenn wir wahrnehmen, dass sich unser Körper verändert, wir beispielsweise rot werden, kann sich dies wiederum auf unsere Gefühle auswirken. Wir verspüren Angst oder Wut über unser Rotwerden. Viele Menschen reagieren, wenn sie sich freuen, ängstigen, schämen oder ärgern, mit einem Erröten. Schon als Kind wurde ich rot, wenn ich mich freute, ängstigte oder mich von anderen in die Ecke gedrängt fühlte. Das Zusammenspiel zwischen Körper und Seele können wir uns folgendermaßen vorstellen: Zunächst nehmen wir mit unseren Sinnen etwas in unserer Umwelt oder in unserem Körper wahr. Dann bewerten wir diese Wahrnehmung blitzschnell und meist automatisch. Wir bewerten sie anhand unserer vergangenen Erfahrungen und unserem Wissen danach, ob sie positiv oder negativ für uns ist. Als Folge dieser Bewertung empfinden wir positive oder negative Gefühle, unser Körper reagiert und wir verhalten uns in einer bestimmten Art und Weise. Diese Funktionsweise unseres Organismus, dass Gedanken, Gefühle und Verhalten sich gegenseitig beeinflussen, ist uns angeboren. Bewerten wir ein Ereignis als positiv, verspüren wir positive Gefühle (Freude, Liebe, Begeisterung, Zufriedenheit). Wir werden hierdurch bestärkt, dieses Ereignis wieder herbeizuführen und unser Verhalten zu wiederholen. Eine negative Bewertung bewirkt negative Gefühle (Wut, Angst, Traurigkeit). Diese haben zur Folge, dass wir die Situation verändern oder in Zukunft vermeiden wollen. Nehmen wir beispielsweise unsere Angst. Unsere Angst ist ein normaler und notwendiger Teil unseres Lebens – eine natürliche und biologisch in unserem Körper festgelegte Reaktion. Zunächst bewertet unser Gehirn eine Situation blitzschnell als gefährlich, ungewiss und unkontrollierbar. Es meldet unserem Körper: „Gefahr in Verzug.“ Das daraus resultierende Angstgefühl hat eine Alarmfunktion und soll uns helfen, unser Leben zu erhalten. Unser Körper wird auf schnelles Handeln vorbereitet. Unsere Aufmerksamkeit und Konzentration werden gestärkt – sofern die Angst nicht unangemessen stark ist. Mit dem Angstgefühl sind gleichzeitig ganz unterschiedliche Körperreaktionen verknüpft: Wir atmen schneller. Unsere Muskeln spannen sich an und beginnen vielleicht auch zu zittern. Unser Herzschlag und der Blutdruck werden beschleunigt. Es verschlägt uns den Appetit. Unser Mund wird trocken. Wir beginnen zu schwitzen oder zu frieren. Wir bekommen einen Blasendruck oder Durchfall. Die Nebennieren werden zu verstärkter Ausschüttung von Adrenalin angeregt. Wir erröten oder werden blass. Diese körperlichen Veränderungen machen uns bereit für Kampf oder Flucht. Für unsere Vorfahren waren diese körperlichen Veränderungen lebensnotwendig für die Flucht vor wilden Tieren und den Kampf mit Feinden. Heutzutage müssen wir nur selten ums Überleben kämpfen, aber unsere Körperreaktionen sind geblieben. Als Alarmreaktion ist unsere Angst jedoch auch heute noch sinnvoll, beispielsweise wenn wir beim Überqueren einer Straße schnell einem Auto ausweichen müssen. Ein gewisses Maß an Angst motiviert uns auch, für Prüfungen zu lernen und für unsere Gesundheit zu sorgen. Biologisch ist ebenfalls in unserem Körper angelegt, dass unsere Erregung automatisch abfällt, sobald die Belastung nachlässt und die Gefahr vorüber ist. Der Körper reguliert sich also selbst, sofern wir ihn lassen. Welche Funktion hat das Erröten für unser körperliches Gleichgewicht?
Das Erröten ist eine normale körperliche Reaktion, die meist mit vielen anderen körperlichen Veränderungen einhergeht. Es zeigt an, dass der Körper aktiviert wurde und die Körpertemperatur angestiegen ist. Unser Körper ist überhitzt und versucht, sich abzukühlen. Das Erröten des Gesichts soll bei der Abkühlung helfen, so dass unser Körper eine relativ konstante Temperatur beibehält. Unser Hitzegefühl, das häufig mit dem Rotwerden einhergeht, erklärt sich hieraus. Die Abkühlung erfolgt durch eine Erweiterung der Blutgefäße, auch Vasodilation genannt. Die Haut ist dann röter. Auf alles, was zu einem Ansteigen der Körpertemperatur führt, wie zum Beispiel körperliche Betätigung, hohe Raumtemperatur oder emotionale Erregung, reagiert unser Körper mit Vasodilation. Auch das Schwitzen, insbesondere der Handflächen, Fußsohlen und der Stirn, dient unserer Abkühlung. Das Gegenteil passiert in einer kalten Umgebung. Die Blutgefäße ziehen sich zusammen. Als Folge davon fließt eine geringere Blutmenge nahe der Hautoberfläche, damit unsere Hauttemperatur beibehalten werden kann. Unser Gesicht wird dann weißer. Das Erröten verschwindet, wenn wir tatsächlich und bildlich gesprochen „cool bleiben“. Gleichzeitig mit der Erweiterung der Blutgefäße erfolgt eine Steigerung der Durchblutung im Kopfbereich. Wenn sich die Durchblutung des Gesichts verbessert, wird auch das Gehirn stärker durchblutet. Der Körper sorgt damit dafür, dass wir leistungsfähiger werden. Rotwerden ist ein Anzeichen dafür, dass unser Körper seine Arbeit verrichtet - er kühlt ab! Erröten aus Scham und Verlegenheit
Wer ist nicht schon einmal in einer Situation gewesen, die er als peinlich erlebt hat? Ein Glas Rotwein auf das Kleid der Tischnachbarin zu leeren, mit vollem Einkaufskorb ohne Geld an der Kasse zu stehen, irrtümlicherweise fehlendes Wechselgeld zu reklamieren, den Namen einer freundlich grüßenden Kollegin nicht mehr zu erinnern, ein Lob, das wir glauben, nicht verdient zu haben, zu hören, bei einer Lüge erwischt zu werden, bei einer „schmutzigen“ Phantasie, beim Bohren in der Nase ertappt zu werden – bei diesen Ereignissen fühlen wir uns unwohl und verlegen. Wir reagieren mit Anspannung, Schweißausbrüchen, kalten Händen, stottern oder auch mit Erröten. Wir würden am liebsten im Erdboden verschwinden oder davonlaufen. Mit einem nervösen Lachen, einer gestammelten Entschuldigung und...