Witzko | DSA 20: Spuren im Schnee | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 20, 379 Seiten

Reihe: Das Schwarze Auge

Witzko DSA 20: Spuren im Schnee

Das Schwarze Auge Roman Nr. 20
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-95752-458-4
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das Schwarze Auge Roman Nr. 20

E-Book, Deutsch, Band 20, 379 Seiten

Reihe: Das Schwarze Auge

ISBN: 978-3-95752-458-4
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



'Die übliche Verfahrensweise besteht darin, daß der Auftraggeber an die Bruderschaft herantritt. Heißt der Zweite Finger sein Anliegen gut, so bestimmt er einen von uns, sich der Sache anzunehmen, worauf der oder die Erwählte für einen stillen oder spektakulären Tod des Opfers sorgt. Bei der Erledigung unserer Arbeit kommen wir meist den Wünschen des Auftraggebers nach - aber nicht immer. Schließlich sind wir keine Unmenschen. Doch nun zu dir, Bruderschwester ...'

Karl-Heinz Witzko, geboren 1953 in Stuttgart ist einer der Autoren, die 'Das Schwarze Auge' besonders stark mit ihren Werken geprägt haben. Der Bremer trug von 1984 bis 2002 maßgeblich zur Beschreibung der Insel Maraskan und des Königreichs Nostria bei und entwickelte damit Aventurien zu einer der bekanntesten Fantasywelten des deutschsprachigen Raums.

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Güter und Schlächter Das Gute, das Schlechte, das Lichte, die Düsternis und eine Frage: Kann das Gute das Schlechte gebären? Die Erfahrung, daß die Folgen des Guten nicht zwangsläufig gut sind, ist uns auf unheilschwangere Weise vertraut. Dennoch beharren wir darauf, daß das Gute immer zum Guten führen wird und daß, falls einmal Gegenteiliges geschieht, sich irgendein unverständlicher Unfall zugetragen haben muß. Denn anders kann es nicht sein. Also sagen wir etwa: Die Ansätze und Absichten waren gut, oder: Hier wurde des Guten zuviel getan. Es klingt wie eine Ausrede, als steigere man gut so: gut, besser, am besten, zuviel. Ja sogar wie eine Warnung, wie eine Mahnung, daß es eine Grenze geben könnte, deren Überschreiten die Götter nicht dulden, deren Überqueren sie als Hochmut und Hoffart bestrafen. Sind die Götter gut? Ein Geweihter der Zwölfgötter, so man ihn danach fragte und so er nicht sogleich nach der Heiligen Inquisition riefe, die dann alsbald mit guß- und schmiedeeisernem Gerät erschiene und begänne, statt seiner die fällige Antwort zu geben, würde die Frage vielleicht so beantworten: Sie sind gerecht. Und was das Gute anbelange, so wisse ein jeder, daß es ständig verteidigt werden müsse gegen die Schergen des Namenlosen und die dämonischen Kreaturen aus den Verliesen der Niederhöllen. Er würde es weder sagen noch denken, aber es käme dennoch über seine Lippen: Daß das Gute schwächlich sei und ohne eigene Kraft, daß es ständig gepflegt und gehätschelt werden müsse, um nicht zu verdorren. Daß es ihm sonst nicht anders erginge als einem Reisfeld auf der schwülen Insel von Maraskan, das – nicht mehr bestellt von den Händen seiner Bauern, seiner Leibeigenen oder der zur Zwangsarbeit verurteilten Sträflinge – rasch wieder zu dem wird, was es ursprünglich war, nämlich ein Teil des natürlichen Dschungels. Das Gute, das Schlechte, das Lichte, die Düsternis und eine weitere Frage: Kann das Schlechte das Gute zeugen? Die Vorstellung, daß aus etwas Schlechtem etwas Gutes entstehen könnte, ist unheimlich. Sie klingt wie eine Einflüsterung des Namenlosen Gottes, wie eine Ausdünstung des lügnerischen Amazeroths, des Dämonenfürsten und ewigen Gegenspielers der weisen Hesinde. Sie ist wie ein Hämmern an den Grundfesten der Welt, ja gar Alverans, der Heimstatt der Götter. Denn wenn das Schlechte sich so wider seine Natur verhalten kann, daß es Elternteil des Guten wird, woher wollen wir dann noch wissen, was das Gute vom Schlechten trennt, was das eine ist, was andere, und ob das, was wir immer als gut erachteten, nicht jederzeit Schlechtes gebären kann? Also klammern wir uns, falls wir derlei Ungemach beobachten, in weißknöcheliger Verzweiflung an die Hoffnung, daß etwas Gutes in jenem Schlechten war, daß es einen guten Kern gab, der letztendlich obsiegte. Wir werden uns davor hüten zur Kenntnis zu nehmen, daß wir jetzt anders argumentieren als zuvor, daß wir nicht von Unfällen sprechen, die dem Schlechten widerfuhren, und von keinem Zuviel an Schlechtem. Täten wir es nicht, so wäre das Leben Willkür. Doch wie wollen wir eine Zeit beurteilen, in der etwas Schlechtes die Ursache von etwas Gutem ist? Sagen wir: Wie schrecklich sind diese Zeiten, wenn schon das Schlechte Gutes gebären muß? Oder: Wie glücklich sind diese Zeiten, wenn selbst das Schlechte Gutes zeugt? Das Gute, das Schlechte, das Lichte, die Düsternis und – vorerst – eine letzte Frage: Kann Licht aus Düsternis, kann Düsternis aus Licht entstehen? Die Antwort ist banal, es geschieht jeden Tag, morgens und abends. Für die Bewohner des rebellischen Maraskans, der Insel, die auch nach dreißig Jahren Besatzung durch das Heer aus dem fernen Gareth nicht zur Ruhe gekommen ist, sind solche Überlegungen eher unbedeutend. Ihre Götter sind Rur und Gror, die Göttlichen Zwillinge, die gleichzeitig Brüder und Schwestern sind. Als Rur vor mehr denn fünftausend Jahren den Weltendiskus als Geschenk für seinen Bruder oder ihre Schwester erschuf und er und sie ihm und ihr dieses Geschenk über die Abgründe der Zeit zuwarf, schuf Rur die Welt symmetrisch und – was kann man von dem Geschenk eines Schöpfergottwesens an seine Geschwistergottheit auch anderes erwarten – vollkommen! Sicher werden sich auch die Gläubigen der Zwillingsgötter bisweilen die Frage nach der Trennbarkeit von gut und schlecht stellen, schließlich sind sie Menschen, aber sie werden sie auf ihre Art beantworten. Sie werden sagen: Wenn wir das eine beobachten, dann muß es auch ein Gegenstück dazu geben. Alles andere wäre beunruhigend! Denn so hat Rur die Welt geschaffen. Doch was war das für eine Zeit, in der sich die nachfolgende Geschichte zutrug, dieses Jahr 25 Hal, gezählt nach der Regierungszeit eines Kaisers, der bereits seit zweimal vier Jahren als verschollen galt, vielleicht sogar tot war? Dessen Sohn Brin sich nicht dazu entschließen konnte, sich anders zu sehen, als nur als Stellvertreter seines Vaters, und der darum zögerte, eine neue Jahreszählung unter seinem eigenen Namen zu beginnen? Der zauderte, das Jahr 1 Brin auszurufen und sich selbst Kaiser zu nennen, und statt dessen vorzog, Reichsbehüter zu heißen. War es eine gute Zeit oder eine schlechte Zeit? Für die meisten Menschen – und vermutlich auch Elfen und Zwerge – war das Jahr 24 nicht viel anders als die Jahre zuvor, nämlich bestimmt von Arbeit und Muße, von alltäglichem Glück und Leid. Doch einige wenige hatten endlich erkannt, daß eine durch und durch schlechte Zeit gekommen war, daß ein Abend über die Welt hereinbrach, der nicht der Abschluß eines Nachmittags war und der nicht sanft überleitete zur Nacht, der vielmehr völlig isoliert aus dem Nichts kam. In Tuzak, die einst Hauptstadt des Königreiches von Maraskan und nun nur noch Regierungssitz eines tyrannischen Fürsten von Gareths Gnaden war, hatte die Priesterschaft der Zwillinge gerade drei Jahre zuvor aus ihren Heiligen Rollen erfahren, daß schon bald die Wesen aus der Sphäre der Dämonen die Welt betreten würden. Sie hatte deshalb unverzüglich und insgeheim begonnen, einen Ort zu suchen, von dem sie hoffte, daß er Schutz vor den kommenden Wirren bieten möge, und als die Priester meinten, diesen Ort gefunden zu haben, führten sie zweitausend Maraskaner, mithin einen von fünfzig Bewohnern der Insel, weg von dem Eiland Maraskan, dorthin, wo sie gedachten, ihre neue Stadt Asboran, die Verschwiegene, zu erbauen. Dieser Auszug der Zweitausend erfolgte weder friedlich noch mit dem Einverständnis ihrer weltlichen Herren. Dabei spielte es keine Rolle, daß die Flüchtlinge angaben, eine der vielen Sekten des Rurund-Gror-Glaubens zu sein – was eine Lüge war – und nur nach den Geboten ihres Glaubens zu handeln, denn ein Fünfzigstel weniger Untertanen ist ein Fünfzigstel weniger Abgaben, die als Dukaten die Schatullen eines Herrschers füllen. Allein, niemand konnte die Flüchtenden an ihrem Auszug hindern. Doch angekommen auf dem tulamidischen Festland, behauptete diese vielköpfige Schar nicht länger, eine Glaubenssekte zu sein. Vielmehr gaben sich die Neuankömmlinge mit einemmal als Nachfahren einer Prinzessin dieses Landes aus, das sie eben erreicht hatten; einer Prinzessin, die einer Sage nach zu einer Zeit, als Maraskan noch nicht einmal von Menschen besiedelt war, an den Gestaden der östlichen Insel gestrandet sein sollte und nie wieder heimgekehrt war. Diese rührende Geschichte, und nicht zuletzt eine größere Menge Goldes, das in gut ausgewählte, offene Hände gelegt wurde, bewog manche der Beraterinnen der Herrscherin des Landes, ein Wort für diese langvermißte Anverwandtschaft zu verwenden. Diese Höflinge taten gut daran, genauso wie sie nicht schlecht daran getan hatten, das fremde Gold in ihren Händen in ihre Taschen gleiten zu lassen. Denn in dem Menschenstrom, der gegen die Küste Araniens gebrandet war, schwammen Hechte, die die Heiligen Rollen der Priesterschaft Rurs und Grors als Verbündete zugewiesen hatten. Diese Hechte hätten keinen Augenblick gezögert, jeden, der ihrer Unternehmung im Wege gestanden hätte – wie sie es selbst ausdrückten –, auf den Weg zu seiner Wiedergeburt zu schikken – ohne jegliches Gefühl von Schuld oder Reue, ohne auch nur einen flüchtigen Gedanken an gut oder schlecht zu verschwenden. Denn auch so hatte Rur die Welt geschaffen. Bei so vielen Fürsprechern konnte Königin Sybia von Aranien schließlich nicht anders handeln, als die Kinder Shilas als ihre Kusinen, Neffen und Nichten willkommen zu heißen, zumal das Ziel dieser bescheidenen Verwandtschaft nicht die wohlhabenden Städte des aranischen Reiches waren, sondern ein garstiger Landstrich, dafür verschrien, daß er dem Menschen feindlich sei. Das geschah ein halbes Jahr vor Beginn des unruhigen Jahres 25. Nach einer gängigen, aber leider völlig falschen Theorie war der Exodus der Kinder Shilas einer der Gründe für die sich verschärfenden Repressalien der neureichischen Besatzer Maraskans. Ein anderer Grund war der Verdacht, daß während der alljährlichen Diskusstafette Waffen in das immer noch belagerte Boran geschmuggelt würden, die einzige Stadt Maraskans, die sich nie dem Joch Gareths gebeugt hatte. Mit der Diskusstafette beginnt das maraskanische Neue Jahr. Sie ist einer der feierlichsten Gebräuche, die der Rur-und-Gror-Glaube kennt. Während ihres Verlaufs wird ein Diskus von der alten Königsstadt Tuzak quer über die gesamte...


Karl-Heinz Witzko, geboren 1953 in Stuttgart ist einer der Autoren, die "Das Schwarze Auge" besonders stark mit ihren Werken geprägt haben. Der Bremer trug von 1984 bis 2002 maßgeblich zur Beschreibung der Insel Maraskan und des Königreichs Nostria bei und entwickelte damit Aventurien zu einer der bekanntesten Fantasywelten des deutschsprachigen Raums.



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