E-Book, Deutsch, 600 Seiten
Witt Das Recht zu bleiben
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-96089-795-8
Verlag: dead soft verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 600 Seiten
ISBN: 978-3-96089-795-8
Verlag: dead soft verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Levi Harris hatte noch nie einen Grund, sich anständig zu verhalten. Nichts, was er tut, ist je gut genug für seine Familie, seine Lehrer, seine Chefs, seine Ausbilder. Er kann nichts richtig machen, also warum sollte er es überhaupt versuchen? Dann wird er bei einem Einbruch erwischt, und ihm ist klar, dass er jetzt ins Gefängnis muss. Oder doch nicht? Austin Caldwell ist alles andere als begeistert, als er einen Einbrecher in seinem Haus ertappt. Aber als er dem Eindringling gegenübersteht, sieht er sich selbst in den verängstigten Augen. Er weiß besser als die meisten anderen, wie sehr das Gefängnis Menschen verändert, bevor es sie wieder ausspuckt. Vielleicht, nur vielleicht, kann er Levi vor diesem Schicksal bewahren. Und so kommt es zu einem ungewöhnlichen Deal, bei dem Levi seine Schulden bei Austin abarbeiten soll. Als das Vertrauen zwischen den beiden wächst, entwickelt sich auch eine unbestreitbare Anziehungskraft. Vor allem, als Austin Levis bisher unerforschte Begierden erkennt. Er beginnt, seinem unterwürfigen Schützling eine ganz neue Welt der Sinnlichkeit zu eröffnen. Levi ist im Himmel. Endlich ist er erwünscht. Und zum ersten Mal in seinem Leben hat er etwas zu verlieren. Alles, was er tun muss, ist, sich von Ärger fernzuhalten. Und hoffen, dass der Ärger ihn nicht findet.
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Kapitel 1
Levi
Ich entriegelte das Tor und öffnete es leicht.
Trotz des Schmierfetts, das ich vor ein paar Tagen aufgetragen hatte, quietschten die Scharniere und entlockten mir ein gezischtes „Hurensohn“.
Im Nu schossen zwei riesige Schäferhunde um die Ecke des Hauses. Sie bellten und knurrten, wahrscheinlich bereit, mir an die Gurgel zu gehen, vor allem, weil ich in ihren Garten schlüpfte und das Tor hinter mir schloss. Ich konnte es nicht riskieren, wegzulaufen, da mich die Nachbarn sehen könnten. Zum Glück hatte ich für alle Fälle vorgesorgt, auch für den Fall, dass ich versehentlich die großen, territorialen Hunde alarmieren würde.
„Hallo, ihr zwei“. Ich sprach in einem absolut freundlichen und säuselnden Tonfall und streckte meine Hände aus. „Seid ihr lieb?“
Die Hunde blieben zwar stehen, knurrten aber immer noch und fletschten die Zähne. Zum Glück war es helllichter Tag, sonst wären sie furchterregend gewesen. Ich nahm sie ernst – niemand, der bei Verstand ist, unterschätzt Hunde jedweder Größe, die ihr Revier verteidigen –, hatte aber keine Angst vor ihnen.
Ich bewegte mich langsam, hielt eine Hand zum Schnüffeln ausgestreckt und griff mit der anderen in meine Tasche. Die Plastiktüte darin knisterte.
Der etwas kleinere Hund legte den Kopf schief, offensichtlich interessiert. Der andere knurrte, doch ein weiteres Rascheln der Tüte zog auch seine Aufmerksamkeit auf sich.
Meine Bewegungen hielt ich immer noch betont langsam und zog meine Hand zurück, woraufhin ihre Schnauzen sofort zu zucken begannen, da sie wohl den Geruch der Speckstreifen wahrgenommen hatten.
„Willst du einen?“ Vorsichtig bot ich ein paar Streifen an. Die Hunde zögerten, reckten dann aber ihre Hälse. „Ist schon gut. Das ist Speck. Der ist lecker!“
Die Tasthaare des größeren Hundes kitzelten meine Finger. Dann zupfte er mir sanft, fast zärtlich, ein paar Streifen aus der Hand. Das war der Anreiz, den der zweite Hund benötigte. Die anderen drei Streifen, die ich angeboten hatte, verschwanden nach zweimaligem, gierigem Schnappen. Der erste Hund war mit seiner Portion fertig und beide setzten sich brav hin, stellten die Ohren auf und wedelten mit dem Schwanz. Ich gab ihnen den Rest.
„Okay, das ist alles, was ich habe.“ Ich zeigte ihnen meine Handflächen. „Los. Geht spielen!“
Als das nicht klappte, sah ich mich um und fand am Zaun einen Stock. Ich warf ihn und die beiden rannten los. Der kleinere Hund erreichte den Stock als Erster. Beide bellten und knurrten, während sie um den Stock kämpften und mich dabei völlig vergaßen.
Ich lächelte vor mich hin. So viele Menschen hielten sich Hunde, weil sie dachten, sie würden sie vor Eindringlingen schützen. Das Problem war nur, wenn der Eindringling Hunde verstand, vorbereitet war und sich mit ihnen anfreundete, waren die Tiere ... nun ja, viel weniger effektiv. Manchmal traf ich auf richtige Wachhunde, die überhaupt nicht an meinen Beschwichtigungsversuchen interessiert waren. Wenn das passiert war, bin ich weggelaufen. Ich wollte keinem Tier etwas zuleide tun.
Diese beiden waren groß und furchterregend, aber es waren Teddybären. Zuerst die Tiere, dann die Sicherheitsvorkehrungen. Ein paar freundliche Worte, etwas leckerer Speck, und sie waren die besten Freunde dieses Mannes.
Während sie in der späten Morgensonne spielten, ging ich um das Haus herum zur Rückseite.
Das Haus war groß – laut Internet etwa 278 Quadratmeter – und wurde gerade renoviert. Soweit ich sehen konnte, wurde der zweite Stock um einen Raum über der Garage erweitert und im Erdgeschoss ein zusätzlicher Raum an der Rückseite des Gebäudes angebaut. Die Fundamente waren bereits gegossen worden, das Gerüst aufgebaut und mit Plastikfolien vor der Witterung geschützt.
Und – theoretisch – vor jemandem wie mir.
Im Moment arbeitete jedoch niemand daran. Als ich mich in der Nachbarschaft umhörte, erfuhr ich, dass der Hausbesitzer die Arbeiten selbst durchführte, und zwar hauptsächlich nachts und an den Wochenenden. Wahrscheinlich, wenn er nicht bei der Arbeit war. Die Arbeit, zu der er pünktlich wie ein Uhrwerk von Montag bis Freitag um acht Uhr fünfzehn aufbrach und (je nach Verkehrsaufkommen, wie ich annahm) zwischen sechs Uhr fünfundvierzig und sieben Uhr dreißig zurückkehrte.
Wenn ich eines über Eigenheimbesitzer gelernt habe, dann, dass sie zu faul sind, ihre Sachen wegzuräumen. Eine ungesicherte Baustelle war eine Goldgrube für Elektrowerkzeuge.
In den seltenen Fällen, in denen die Leute klugerweise ihr Werkzeug in der Garage aufbewahrten, war diese eben die Schatzkammer. In der Regel brauchte es nicht viel, um von der Garage in den Hauptteil des Hauses zu gelangen. Mal ehrlich, wie viele Leute schlossen die Tür zwischen Küche und Garage ab (Spoiler: sehr, sehr wenige)?
Der Einstieg durch den renovierten Bereich war simpel. Handschuhe anziehen. Plastik hochheben. Darunter hindurchgehen. Gähnen.
Um die Kameras machte ich mir keine Sorgen. Der Dummkopf von Hausbesitzer hatte sie unauffällig überall in seinem Haus und Garten installiert, aber wie so viele Leute hatte er nie daran gedacht, den Benutzernamen und das Kennwort zu ändern, welche ab Werk installiert worden waren.
Profi-Tipp, Leute: Ändert nach dem Kauf Benutzernamen und das Kennwort für den Administrator.
Ein paar Mal tippte ich auf meinem Handy und schon hatte ich mich noch vor der Haustür in sein Netzwerk eingeklinkt, seine Kamera überredet, die letzte halbe Stunde in Dauerschleife abzuspielen, und all die verschiedenen „intelligenten“ Sicherheitsfunktionen deaktiviert, die ihm wahrscheinlich jemand für seinen „Seelenfrieden“ verkauft hatte.
Unbemerkt vom Hausbesitzer und seinem Seelenfrieden betrat ich das Haus.
Ein Verlängerungskabel lag wie eine tote Schlange mitten auf dem unfertigen Fußboden neben den Sägeböcken. Ein paar Eimer standen ordentlich an der Seite, aber nichts Brauchbares. Einige Handwerkzeuge, aber nichts, was sich zu einem guten Preis verkaufen ließe. Mein Rucksack hatte nur so viel Platz, dass ich ihn für die Elektrowerkzeuge und alles, was wertvoll genug war, um es zu verkaufen, aufsparen musste. Außerdem waren die Werkzeuge schwer – es machte keinen Sinn, mich mit billigem Zeug zu belasten.
Dieser Teil der Baustelle war also ein Reinfall, aber es war auch erst zehn Uhr fünfzehn und es gab noch viele andere Bereiche zu durchsuchen, aber auch noch viel Zeit, um die guten Dinge zu finden, die ein Haus in so einer schönen Gegend haben musste. Vor allem, wenn es jemandem gehörte, der allein lebte (was bedeutete, dass er es sich selber leisten konnte) und ein anständiges Auto fuhr. Es war nicht jemand, der sich von Fertiggerichten ernährte, während er normales Kabelfernsehen sah.
Die Tür, die von der Baustelle zum Haupthaus führte, war verschlossen, aber dafür hatte Gott ja den Dietrich erfunden. Nach einigem Rütteln und Klicken ging sie auf. Ich blickte über die Schulter. Die Hunde spielten immer noch im Gras, ohne zu merken, dass ich ihr Haus betreten hatte.
Ihr seid ja tolle Wachhunde.
Sobald ich im Haus war und die Tür hinter mir geschlossen hatte, blieb ich stehen und lauschte. Stille. Kein Alarm. Keine anderen Hunde. Kein Anzeichen von Leben. Perfekt.
Ich grinste. Zeit zum Einkaufen.
Ich ließ mir Zeit. Der Vermieter würde erst in ein paar Stunden nach Hause kommen. Ich hatte keine Eile.
Im Wohnzimmer beobachtete mich eine gestromte Katze – vielleicht eine Maine Coon; Größe und die Büschel an den Ohren wären passend – desinteressiert von ihrem Sitzplatz am Boden inmitten eines Sonnenstrahls. Ich kraulte ihr im Vorbeigehen das Kinn. Was sollte ich sagen? Ich hatte eine Schwäche für Tiere.
Aber ich war nicht hier, um das Kätzchen zu streicheln. Weiter.
In diesem Teil des Hauses standen ein paar kleine elektronische Geräte. Eine Nintendo Switch, Xbox-Controller, Gaming-Kopfhörer. Der Fernseher war zu groß, um ihn unauffällig nach draußen zu tragen, doch da ich Zeit hatte, könnte ich mein Auto in der Garage parken und den Fernseher und einige der größeren Geräte einladen. Das hatte ich schon bei vielen Häusern gemacht und der Besitzer würde erst in ein paar Stunden zurück sein.
Da ich das Auto nicht mitgenommen hatte, war es für den Moment keine Option, aber es war auch so ein guter Anfang und ich war ja auch noch nicht fertig.
Etwas knarrte.
Ich erstarrte und mein Herz schlug wie wild. Die Hunde waren noch draußen. Die Katze hatte sich nicht bewegt, außer dass sie sich die Pfote leckte.
Ich wartete. Lauschte.
Nichts.
Das passierte manchmal. Häuser machten Geräusche und Geräusche machten Einbrecher paranoid. So konnten wir Dinge wie Kugeln und Handschellen vermeiden, zwei unglaublich effektive Methoden, um jemandem den Tag zu verderben.
Als ich nichts mehr hörte und auch die Katze entspannt blieb, hielt ich die Geräusche für den Wind oder so etwas und fuhr mit meiner Erkundung fort. Im ersten Stock gab es einige verschlossene Türen, darunter eine, die von der Küche abging. Wahrscheinlich führte sie in die Garage. Ich brach sie auf, um nachzusehen – eine Waschküche mit einer Tür, die, so wie ich den Grundriss des Hauses verstand, zur Garage führte. Auch diese war, wenig überraschend, nicht verschlossen. Das war gut. Ich würde auf dem Weg nach draußen noch einmal darauf zurückkommen. Es gab auch eine Seitentür (das war mir bei der Besichtigung des Hauses aufgefallen), durch die ich unbemerkt verschwinden konnte. Dann würde ich...




