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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 94, 64 Seiten

Reihe: Lore-Roman

Winter Lore-Roman 94

Liebe war ihr nicht genug
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7517-0691-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Liebe war ihr nicht genug

E-Book, Deutsch, Band 94, 64 Seiten

Reihe: Lore-Roman

ISBN: 978-3-7517-0691-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Irina und Gunnar leben ein bürgerliches Leben. Sie sind jung, gesund und haben zwei prächtig geratene Kinder. Schon bald wollen sie in ihr eigenes Häuschen ziehen. Während Gunnar zufrieden ist, reicht Irina das Leben als Hausfrau und Mutter nicht. Manchmal wünscht sie sich mehr, obwohl sie weiß, dass sie eigentlich viel besitzt - eine glückliche Familie, um die sie viele Leute beneiden.
Gunnar hat schon unzählige Komplimente über seine reizende Frau gehört. Auf jedem Betriebsfest der Firma ist Irina der heimliche Star. Auch in diesem Jahr wartet man gespannt, wann Irina die Bühne betritt und wieder einen Schlager zum Besten gibt. Sie besitzt das gewisse Etwas in der Stimme und einen natürlichen Charme, dem niemand widerstehen kann. Die Leute sind ganz aus dem Häuschen nach ihrem Auftritt. Man klatscht sich die Hände wund und trampelt gleichzeitig mit den Füßen. Irina dankt mit reizendem Lächeln für den Beifall, und als sie das Podium verlassen will, stellt sich ihr ein Fremder in den Weg. Sein Name ist Alexander Richter, und er möchte Irina zum Star machen ...

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Liebe war ihr nicht genug

Sie wollte Karriere machen

Von Helga Winter

Irina und Gunnar leben ein bürgerliches Leben. Sie sind jung, gesund und haben zwei prächtig geratene Kinder. Schon bald wollen sie in ihr eigenes Häuschen ziehen. Während Gunnar zufrieden ist, reicht Irina das Leben als Hausfrau und Mutter nicht. Manchmal wünscht sie sich mehr, obwohl sie weiß, dass sie eigentlich viel besitzt – eine glückliche Familie, um die sie viele Leute schrecklich beneiden.

Gunnar hat schon unzählige Komplimente über seine reizende Frau gehört. Auf jedem Betriebsfest der Firma ist Irina der heimliche Star. Auch in diesem Jahr wartet man gespannt, wann Irina die Bühne betritt und wieder einen Schlager zum Besten gibt. Sie besitzt das gewisse Etwas in der Stimme und einen natürlichen Charme, dem niemand widerstehen kann. Die Leute sind ganz aus dem Häuschen nach ihrem Auftritt. Man klatscht sich die Hände wund und trampelt gleichzeitig mit den Füßen. Irina dankt mit reizendem Lächeln für den Beifall, und als sie das Podium verlassen will, stellt sich ihr ein Fremder in den Weg. Sein Name ist Alexander Richter, und er möchte Irina zum Star machen ...

»Irina ...!« Gunnar Hoffmann stand plötzlich da. »Du weinst?« Er ließ seine Aktentasche fallen und schloss seine junge Frau in die Arme. »Was hat es denn gegeben, Liebes?«

»Die Gardinen! Michael hat sie heruntergerissen. Sie sind hin. Wieso kommst du jetzt schon? Wie spät ist es eigentlich?«

»Ich konnte heute eine Stunde früher Schluss machen.« Gunnar Hoffmann zog sein Taschentuch hervor und tupfte behutsam die Tränen aus ihren Augen. »Nun lach wieder«, bat er.

»Ich kann nicht.« Irina schüttelte den Kopf. »Die Gardinen sind kaputt, sie haben einen langen Riss. Und ich habe mich doch so darüber gefreut ...«

»Kinder sind nun einmal so. Nimm es nicht so tragisch. Sicherlich lassen sich die Gardinen flicken.«

»Hast du eine Ahnung! Und ich will auch keine geflickten Gardinen.« Irina presste ihren Kopf an die Brust des Mannes. »Dein Essen ist auch noch nicht fertig. Michael muss endlich begreifen, dass er zu gehorchen hat. Ich kann doch nicht immer hinter den beiden stehen.«

»Wir bringen die Kinder heute Abend früher ins Bett, und dann gehen wir aus. Siehst du mir nichts an, Liebes?«

Irina beugte sich etwas zurück und musterte ihn.

»Haben wir im Lotto gewonnen?«

Der Mann schüttelte den Kopf.

»Vom nächsten Ersten bekomme ich hundert Mark im Monat mehr. Der Chef ist mit meiner Arbeit zufrieden. Und deshalb lade ich dich heute zu einer Flasche Wein ein.«

»Hundert Mark mehr ... Die Gardinen haben über vierhundert Mark gekostet.«

»Aber nicht die Stores allein«, erinnerte der Mann. »Du bist geschickt, du bringst die Sache bestimmt in Ordnung. Habe ich dir schon gesagt, dass ich dich liebe?«

»Ach du ...!« Irina errötete tatsächlich noch, als der Mann sie in den Arm nahm und küsste. Eigentlich war es albern, dass sie noch immer wie in den Flitterwochen lebten; aber Gunnar war nun einmal so. Und im Grunde fand sie es herrlich.

»Die Kinder! Sie können jeden Augenblick auf den Flur kommen ...«, murmelte sie.

»Und? Sie dürfen ruhig sehen, dass Papa und Mama sich liebhaben. Ich helfe dir noch in der Küche, damit du heute früher fertig wirst.«

»Eigentlich habe ich gar keine Lust auszugehen. Wäre das mit den Gardinen nicht passiert, dann schon eher.«

»Es ist keine Tragödie. In drei Jahren werden wir in einem eigenen Haus leben können, stell dir das nur einmal vor! In einem Haus mit einem schönen Garten. Dort können die Kinder sich austoben.«

»Die hundert Mark sind auch nicht viel mehr.«

»Ich zahle sie selbstverständlich auf unseren Bausparvertrag ein. Desto geringer sind später die Lasten. Sind wir nicht zu beneiden, Irina? Jung, gesund, wir haben zwei prächtig geratene Kinder ...«

»... die neue Gardinen zerreißen«, warf Irina bitter ein.

»Und bald werden wir in einem eigenen Häuschen wohnen«, fuhr Gunnar fort, ohne ihre Klage zur Kenntnis zu nehmen.

»Ich wünschte, ich wäre so veranlagt wie du, so zufrieden.«

Irina war verlegen, als der Mann sie auslachte. Manchmal wünschte sie sich nämlich mehr, obwohl sie wusste, dass sie viel besaß.

Aber es machte einfach keinen Spaß, wenn man als Hausfrau mit jedem Groschen rechnen musste. In den großen Läden gab es so herrliche Sachen zu kaufen — aber nicht für sie. Später einmal, wenn sie das Haus abgezahlt haben würden.

Aber dann bin ich schon eine alte Frau, dachte Irina. Jetzt, wo ich Freude daran habe, mir hübsche Kleider zu kaufen, kann ich sie mir nicht leisten.

Dabei verdiente Gunnar ausgezeichnet. Aber ein Haus war natürlich ein Luxus, der mit Entbehrungen bezahlt werden musste.

»Du hast heute deinen schwarzen Tag.«

Gunnar Hoffmann gab seiner Frau einen Kuss auf die Nasenspitze. Er kannte ihre Stimmungen, aber er nahm sie nicht ernst. Irgendwie gelang es ihm stets, sie wieder zum Lachen zu bringen.

»Du wolltest gerade Geschirr abwaschen? Da bin ich zur rechten Zeit nach Hause gekommen.« Er griff nach einem Trockentuch. »Was gibt es denn heute Gutes zu essen?«, erkundigte sich der Mann, als er nach dem ersten Teller griff.

»Bratkartoffeln mit Ei. Heute ist Donnerstag.«

»Und am Freitag bekommt Frau Hoffmann erst ihr Haushaltsgeld.« Gunnar schmunzelte. »Ich esse Bratkartoffeln sehr gern«, beteuerte er. »Und die Kinder auch.«

»Wäre es anders, dann würde es auch nichts ändern. Ich komme mit dem Geld einfach nicht aus. Alles wird teurer.«

»Du wirtschaftest gut. Gehungert haben wir noch nicht, soweit ich mich erinnere.« Der Mann beugte sich vor und drückte einen Kuss auf ihren schlanken Nacken. »Den ganzen Tag freue ich mich auf das Nachhausekommen«, murmelte er.

Irina lächelte jetzt auch. Er hatte ja recht, es war Unsinn, sich über einen Riss in der Gardine zu ärgern. Sicherlich konnte sie ihn stopfen oder sonst etwas machen, damit er nicht auffiel. Sie neigte nun einmal dazu, Kleinigkeiten viel zu tragisch zu nehmen.

Gunnar war ganz anders veranlagt. Nicht leichtlebig, das konnte man nicht sagen, aber er war ein richtiger Lebenskünstler, der sich über Dinge, die er nicht ändern konnte, nicht ärgerte.

»So, und jetzt werde ich unseren Kindern guten Tag sagen. Ich habe Michael lange genug zappeln lassen.« Die beiden mussten ihn kommen gehört haben, und sicherlich zitterte der Kleine vor Angst. Gunnar Hoffmann fand, dass diese Angst Strafe genug war.

»Sei streng mit ihm«, gab Irina ihm mit auf den Weg. Sie schnitt die Pellkartoffeln in die Pfanne. »Sonst tanzen sie dir auf dem Kopf herum.«

»Wäre ein bisschen eng für die beiden«, meinte Gunnar todernst und legte die Linke auf sein Haar. Bevor er hinausging, nahm er Irina noch rasch in den Arm. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, ohne dich zu sein«, sagte er leise.

»Dann stände jetzt eine andere Frau an meiner Stelle in der Küche, und du würdest ihr die gleichen Komplimente machen«, behauptete Irina.

Und ein klein wenig glaubte sie sogar daran. Gunnar war ein vernünftiger Mann, der der Ehe ihre besten Seiten abgewann. War es nicht viel vernünftiger, seiner Frau immer wieder zu versichern, dass er sie liebe, als gleichgültig neben ihr herzu leben?

Wie denkt und fühlt er wirklich?, fragte sich die junge Frau, als ihr Mann hinausging. Sie selbst war in keiner Weise etwas Besonderes. Sie hatte als Stenotypistin in der Firma gearbeitet, in der Gunnar Abteilungsleiter war, und schon ein halbes Jahr nach ihrem Kennenlernen hatte er sie geheiratet.

Irina wusste, dass es klügere und schönere Frauen gab als sie, sparsamere und vernünftigere. Sie hielt nicht so viel von sich wie Gunnar von ihr.

»Ich wollte es nicht, Vati, ich habe da nur mal angefasst, und da waren sie schon unten.« Michaels Worte überstürzten sich. »Frag Dörthe.«

»Mutti hat dir verboten, an den neuen Gardinen zu reißen. Du bekommst morgen keinen Pudding.«

»Darf ich seinen mitessen?« Dörthe schaltete rasch und leckte sich schon im Vorgeschmack des Genusses die Lippen.

Gunnar Hoffmann strich seinem verängstigten Sohn über den Kopf.

»Du hast deiner Mutti großen Kummer bereitet, Michael. Du musst jetzt besonders lieb zu ihr sein, damit sie nicht mehr weint. Versprichst du es mir?«

»Ja, Vati.« Verehrungsvoll schaute Michael zu dem Mann hoch.

***

»Frau Eilert könnte auf die Kinder aufpassen«, meinte Gunnar Hoffmann ein paar Tage später, als sie abends im Wohnzimmer zusammensaßen. Die Kleinen schliefen schon, Gunnar rauchte eine Pfeife, während Irina einen Strumpf stopfte.

»Muss ich wirklich mit?« Die junge Frau krauste die Nase. »Aus euren Betriebsfesten mache ich mir nichts. Die meisten Leute trinken zu viel und...



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