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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 70, 64 Seiten

Reihe: Lore-Roman

Winter Lore-Roman 70

Der geächtete Graf, Teil 1
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7325-9069-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Der geächtete Graf, Teil 1

E-Book, Deutsch, Band 70, 64 Seiten

Reihe: Lore-Roman

ISBN: 978-3-7325-9069-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Der geächtete Graf Warum er sein Dasein in Einsamkeit fristet
Ein schweres Unwetter wird Ulrike von Eschenbach und ihrer jungen Reisebegleiterin Nana von Koldehoff zum Schicksal. Der Wagen gerät in einen Steinschlag und bleibt stecken, und sie müssen die Fahrt an die Riviera unterbrechen. Auf der Suche nach Hilfe irren die beiden durch strömenden Regen und Dunkelheit, bis sie auf das Schloss des Grafen von Blomberg stoßen. In letzter Minute, wie sich herausstellt, denn die alte Dame ist verletzt und benötigt dringend einen Arzt.
Schroff und menschenfeindlich verhält sich der düstere Graf, und doch kommt er nicht umhin, die beiden ungebetenen Gäste für längere Zeit zu beherbergen. Vom ersten Augenblick an fühlt sich Nana zu dem Mann hingezogen. Sie spürt, diese Kälte und dieser Hass sind nur eine Maske. Nana möchte ergründen, was ihn so verbittert und abweisend gemacht hat. Sie ist sich sicher, sie wird seinem Geheimnis auf die Spur kommen ...

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Der geächtete Graf Warum er sein Dasein
in Einsamkeit fristet Von Helga Winter Ein schweres Unwetter wird Ulrike von Eschenbach und ihrer jungen Reisebegleiterin Nana von Koldehoff zum Schicksal. Der Wagen gerät in einen Steinschlag und bleibt stecken, und sie müssen die Fahrt an die Riviera unterbrechen. Auf der Suche nach Hilfe irren die beiden durch strömenden Regen und Dunkelheit, bis sie auf das Schloss des Grafen von Blomberg stoßen. In letzter Minute, wie sich herausstellt, denn die alte Dame ist verletzt und benötigt dringend einen Arzt. Schroff und menschenfeindlich verhält sich der düstere Graf, und doch kommt er nicht umhin, die beiden ungebetenen Gäste für längere Zeit zu beherbergen. Vom ersten Augenblick an fühlt sich Nana zu dem Mann hingezogen. Sie spürt, diese Kälte und dieser Hass sind nur eine Maske. Nana möchte ergründen, was ihn so verbittert und abweisend gemacht hat. Sie ist sich sicher, sie wird seinem Geheimnis auf die Spur kommen … „Ich langweile mich.“ Die alte Dame, die im Hotelzimmer hin und her gegangen war, blieb vor ihrer Reisebegleiterin stehen. „Ich langweile mich furchtbar.“ Nana von Koldehoff lächelte versteckt. Sie kannte die Symptome an ihrer Chefin. Seit zwei Tagen weilten sie nun in diesem luxuriösen Hotel, und schon wollte Frau von Eschenbach weiterreisen. „Hier ist nichts los. Was sollen wir hier? Lassen Sie unsere Rechnung fertigmachen, wir fahren morgen nach dem Frühstück weiter.“ „Wie Sie wünschen, gnädige Frau. Und wohin soll es gehen?“ „Weiter“, erklärte die alte Dame energisch. „Wir fahren einfach die Hauptstraße entlang und halten an, wo es uns gefällt. Ich begreife nicht, wie manche Leute hier ihren Urlaub verbringen können.“ „Die Landschaft ist sehr reizvoll, und der Ort bietet viele Abwechslungen.“ „Die Landschaft …“ Frau von Eschenbach schüttelte den Kopf. „Überall nur Berge, wo man hinschaut. Ich finde Berge langweilig.“ Sie fand das Meer gleichfalls langweilig. Seit Jahren reiste sie ruhelos durch die Welt, immer in der Hoffnung, irgendwo etwas zu finden, das sie interessierte. „Vergessen Sie nicht, den Wagen auftanken zu lassen, Nana. Packen Sie die Koffer schon heute Abend.“ „Jawohl, gnädige Frau.“ Nana lächelte versteckt vor sich hin. Ihr machte das Herumreisen noch Spaß, wenn sie es auch manchmal etwas ermüdend fand. Sie bewunderte die Zähigkeit ihrer Chefin, der keine Strapaze zu viel wurde. Hoffentlich fahren wir morgen nicht weit, dachte sie. Zu ihren Pflichten gehörte es nämlich, den Mercedes zu steuern. Man traute ihr kaum zu, dass sie imstande war, den schweren Wagen zu beherrschen. Nana von Koldehoff war nur mittelgroß, sehr schlank und zierlich. Ihre Hand- und Fußgelenke waren schmal, und doch besaß die junge Dame eine Kraft, die man nicht in dem grazilen Körper vermutet hätte. „Worauf warten Sie noch?“, fragte Frau von Eschenbach ungeduldig. „Kümmern Sie sich um alles, Nana.“ „Wann wünschen Sie morgen abzureisen?“ „Gleich nach dem Frühstück. Ich kann hier keinen Tag länger bleiben. Diese entsetzlichen Hotels …“ „Warum kaufen Sie sich nicht ein Haus und werden sesshaft?“, wagte Nana zu fragen. „Sesshaft werde ich, wenn ich im Grabe liege, vorher nicht. In einem Haus leben, tagein, tagaus, immer die gleiche Aussicht, die gleichen Menschen um mich herum … Ich würde verrückt werden. Ich brauche Abwechslung, mein liebes Kind.“ Nana erhob sich. Aus Erfahrung wusste sie, dass die alte Dame auf schnellste Ausführung ihrer Anordnungen bestand. Zwar drängte die Zeit nicht, aber wenn Frau von Eschenbach so nervös war wie heute, dann ertrug sie den Anblick eines Menschen nicht, der ruhig in einem Sessel saß. „Und lassen Sie sich etwas zu essen einpacken. Vergessen Sie das Obst nicht. Und etwas zu trinken. Achten Sie darauf, dass der Kaffee heiß in die Thermosflasche kommt. Letztes Mal war er lauwarm!“ „Jawohl, gnädige Frau.“ Nana nickte und verließ das Hotelzimmer. Es war ein großer, sehr luxuriöser Raum, der täglich ein Heidengeld kostete. Ihr Zimmer lag gleich nebenan, und es kostete genauso viel. Was immer man auch gegen Frau von Eschenbach einwenden konnte, Geiz durfte ihr niemand nachsagen. „Sie wollen schon wieder weiterreisen?“, fragte der Empfangschef ungläubig. „Frau von Eschenbach hat die beiden Zimmer für eine Woche bestellt, Fräulein von Koldehoff.“ „Sie hat es sich anders überlegt. Selbstverständlich bezahlen wir für eine Woche.“ Das Gesicht des Mannes wurde sofort wieder freundlich. „Dann geht die Angelegenheit ja in Ordnung, Fräulein von Koldehoff. Darf ich mir gestatten zu fragen, ob die Damen am Hotel oder am Service etwas auszusetzen hatten?“ „Absolut nicht.“ „Das Wetter wird umschlagen, Fräulein von Koldehoff. Morgen wird es regnen.“ Nana zuckte die Schultern. Sie konnte es nicht ändern. „Bei starkem Regen ist die Fahrt durch das Gebirge nicht ganz ungefährlich. Im letzten Monat erst sind vier Menschen in einem Wagen durch Steinschlag zu Tode gekommen.“ „Frau von Eschenbach möchte weiterreisen. Regen stört sie nicht.“ „Es war meine Pflicht, Sie auf die Gefahr hinzuweisen, gnädiges Fräulein. Vielleicht wird der Regen auch nicht so schlimm. Unser alter Hausdiener meint allerdings, es würde eine Art Wolkenbruch geben. Er spürt das Wetter an einer Kriegsverletzung am Bein. Seine Voraussagen sind absolut zuverlässig.“ Bangemachen gilt nicht, dachte Nana. Mit Frau von Eschenbach zusammen hatte sie schon so manches Abenteuer überstanden. Seit mehr als einem Jahr arbeitete sie für die alte Dame, und dabei hatte sie fast jeden Winkel Europas kennengelernt. Den ersten Wagen hatte Frau von Eschenbach verkauft, als er hunderttausend Kilometer zurückgelegt hatte. Ihr jetziger Wagen war erst drei Monate alt, aber sie waren auch damit schon über zwanzigtausend Kilometer gefahren. Nana hatte ihre Koffer gar nicht ausgepackt, nur das Notwendigste herausgenommen. „Werden die Damen den Ball heute Abend besuchen?“, fragte der Empfangschef. „Nein.“ „Das ist sehr schade. Unsere Bälle sind bekannt und beliebt, gnädiges Fräulein.“ „Frau von Eschenbach macht sich nichts aus Bällen.“ Und ich muss für die Fahrt morgen frisch sein, dachte Nana. Abgesehen davon waren ihr solche Hotelfestlichkeiten äußerst gleichgültig. Sie langweilte sich stets, wenn Frau von Eschenbach sich einmal durchgerungen hatte, solch einen Ball mitzumachen. Dabei fehlte es ihr nie an Tänzern. Als sie nun durch die Hotelhalle zurückging, folgten ihr wieder bewundernde Blicke der Männer und neidische der Frauen. Nana von Koldehoff zog sich betont schlicht an, aber das einfachste Kleid konnte die Vornehmheit ihrer ganzen Erscheinung nicht verbergen. „Wie die bloß angibt“, knurrte eine füllige Dame. „Dabei gehört sie zum Personal. Was diese Leute sich heutzutage herausnehmen!“ Ihr Mann nickte, aber er konnte keinen Blick von Nana lassen, bis eine Biegung der breiten Hoteltreppe sie seiner Sicht entzog. Seiner besseren Hälfte war nicht entgangen, wie er Nana angeschaut hatte. „Ein billiges kleines Ding“, äußerte sie grimmig. „Ihr ist zu Kopf gestiegen, dass Frau von Eschenbach sie wie ihresgleichen behandelt.“ „So billig finde ich sie gar nicht“, widersprach der Mann. Er hatte gesprochen, ohne zu überlegen, das wurde ihm sofort klar, als sich das Gesicht seiner Gattin rötete. „Deinen Geschmack kenne ich, lieber Adolf. Je billiger ein Mädchen ist, desto besser gefällt es dir. Ich brauche nur an das Zimmermädchen im ‚Mirimare‘ zu denken …“ Ihr Mann dachte gleichfalls daran und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Die Kleine war nett gewesen, aber diese Nana war eine ganz andere Klasse. Heute Abend würde er mit ihr tanzen. Er machte sich zwar nichts aus Bällen, obwohl seine Frau ihn zu jeder Veranstaltung mitschleifte. Nana ahnte nichts von dem Ehekrach, den sie bei ihr völlig fremden Menschen verursacht hatte. Als sie zu Frau von Eschenbach zurückkehrte, ging die alte Dame immer noch im Zimmer auf und ab. „Zu dumm, dass es schon so spät ist“, sagte sie gereizt. „Sonst wären wir heute noch weitergefahren. Dieser Blick hier auf die Berge … Schlimmer als ein Gefängnis. Ich habe direkt Angst, keine Luft mehr zu bekommen. Wie können Menschen nur in Tälern leben …“ Nana wusste nichts darauf zu erwidern. „Nun sagen Sie schon etwas, stehen Sie nicht so stumm herum! Haben Sie sich um den Wagen gekümmert?“ „Noch nicht, gnädige Frau. Der Benzintank ist noch voll. Wir hatten ihn hier zur Inspektion. Der Wagen ist reisefertig. Der Empfangschef meinte übrigens, das...



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