E-Book, Deutsch, Band 187, 64 Seiten
Reihe: Lore-Roman
Winter Lore-Roman 187
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7517-6742-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Als Stadtkind auf dem Lande
E-Book, Deutsch, Band 187, 64 Seiten
Reihe: Lore-Roman
ISBN: 978-3-7517-6742-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die hübsche Uschi Schierenbeck hatte leider schon viel Pech mit den Männern. Die kecke und temperamentvolle junge Frau musste gerade mal wieder die Anstellung kündigen, weil ihr Chef zudringlich wurde. Frustriert und enttäuscht von der Männerwelt beschließt sie, bei ihrer Tante auf dem Land Urlaub zu machen. In dem verschlafenen Dorf Gerringhausen gibt es außer Weiden und Vieh nichts, was interessiert für sie wäre. Doch Uschi täuscht sich gewaltig, denn ausgerechnet da trifft sie auf Volker, Sohn eines Großbauern. Er will die Städterin vom Fleck weg heiraten, aber Uschi lehnt ab. Im Vergleich zu ihrem Leben als Sekretärin ist das, was auf einem Bauernhof auf sie wartet, in ihren Augen unerträglich. Doch zurück in der Stadt kann sie Volker nicht vergessen. Er hat eine Lücke in ihrem Leben hinterlassen, die sich nicht schließen will. Sie liebt ihn, sie will mit ihm zusammen sein. Aber als Stadtkind auf dem Lande?
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Als Stadtkind auf dem Lande Wird Uschi dort glücklich werden? Von Helga Winter Die hübsche Uschi Schierenbeck hatte leider schon viel Pech mit den Männern. Die kecke und temperamentvolle junge Frau musste gerade mal wieder die Anstellung kündigen, weil ihr Chef zudringlich wurde. Frustriert und enttäuscht von der Männerwelt beschließt sie, bei ihrer Tante auf dem Land Urlaub zu machen. In dem verschlafenen Dorf Gerringhausen gibt es außer Weiden und Vieh nichts, was interessiert für sie wäre. Doch Uschi täuscht sich gewaltig, denn ausgerechnet da trifft sie auf Volker, Sohn eines Großbauern. Er will die Städterin vom Fleck weg heiraten, aber Uschi lehnt ab. Im Vergleich zu ihrem Leben als Sekretärin ist das, was auf einem Bauernhof auf sie wartet, in ihren Augen unerträglich. Doch zurück in der Stadt kann sie Volker nicht vergessen. Er hat eine Lücke in ihrem Leben hinterlassen, die sich nicht schließen will. Sie liebt ihn, sie will mit ihm zusammen sein. Aber als Stadtkind auf dem Lande? Karl Lehmann lächelte verkrampft, als er Fräulein Hildenheims besorgten Blick auffing. »Es muss sein«, sagte er leise, bevor er die beiden Tabletten mit Wasser herunterspülte. »Sie wissen ja, mein Herz.« Hela Hildenheim nickte. »Die Arbeit hier wird Ihnen zu viel«, äußerte sie. »Ja, ich habe schon manchmal gedacht, einfach alles hinzuwerfen. Wofür arbeite ich denn überhaupt noch? Als meine Frau noch lebte ...« Seine Frau war vor zwei Jahren gestorben, und von diesem Schlag hatte Karl Lehmann sich nie richtig erholt. Sicher, er kam jeden Tag pünktlich in sein Büro, aber Hela hatte den Eindruck, als wäre sein kleiner Betrieb ihm im Grunde genommen gleichgültig. »Ich habe schon manchmal daran gedacht, den Kram zu verkaufen. Aber wer würde schon etwas dafür geben? So groß ist unser Kundenstamm nicht, und reich werden kann man dabei auch nicht. Ich werde wohl weitermachen müssen. Als meine Frau noch lebte, haben wir immer davon geträumt, was wir alles tun wollten, wenn ich mich zur Ruhe gesetzt habe. Was für Pläne hatten wir ...« »Wovon haben Sie denn geträumt?«, fragte Hela mit echter Anteilnahme. »Wir wollten uns einen Wohnwagen kaufen und damit herumfahren. Den Winter irgendwo im Süden verbringen, in Spanien oder Marokko ... völlig unabhängig sein. Ja, und dann ...« »Woran ist Ihre Frau eigentlich gestorben?« »Ich glaube, das wussten die Ärzte selbst nicht genau. Sie ist plötzlich umgefallen, wir haben sie mit einem Notarztwagen ins Krankenhaus gebracht, und einen Tag später war sie schon tot. Und dann fragt man sich natürlich, wozu das alles? Wir haben immer für unser Alter gespart. Meine Frau hat sich einen Pelzmantel gewünscht, ich weiß es, auch wenn sie es nicht zugeben wollte. Sie hat darauf verzichtet, damit wir uns einen schönen, großen Wohnwagen kaufen können. Aber jetzt, so allein ... Ich habe einfach keine Lust, irgendetwas zu unternehmen. Es ist schlimm, allein zu sein, Fräulein Hildenheim.« »Aber Sie sind doch nicht zu alt, um einen neuen Lebensanfang zu machen.« Herr Lehmann zuckte die Schultern. »Das sagen Sie so leicht. In meinem Alter findet man nur schwer wieder Anschluss. Und wo sollte ich jemanden kennenlernen?« Er wirkte wirklich Mitleid erregend, wie er da hinter seinem Schreibtisch saß und vor sich hin starrte. »Und wenn Sie eine Anzeige aufgeben würden?«, schlug Hela vor. »Daran gedacht habe ich auch schon einmal.« Aber ihm hatte immer der Schwung gefehlt, diesen Gedanken in die Tat umzusetzen. »Warum musste nur alles so kommen?«, sprach er aus, was ihm durch den Kopf ging. »Da haben wir nun immer gedacht, es ginge uns gut. Wir waren mit dem zufrieden, was wir hatten.« »Soll ich vielleicht eine Anzeige für Sie aufgeben, Herr Lehmann? Es gibt genug Frauen, die in der gleichen Lage sind wie Sie, sich auch einsam fühlen, die jemanden suchen, für den sie sorgen können.« »Ich weiß nicht recht. Vielleicht später einmal. War heute etwas Wichtiges bei der Post?« »Zwei Kündigungen, keine großen Objekte. Die Häuser sind verkauft worden, die neuen Besitzer wollen auf unsere Dienste verzichten.« »Immer Kündigungen, kaum neue Aufträge. Mit der Firma geht es auch bergab, genau wie mit mir.« Er zog die Schreibtischschublade auf und suchte seine Tabletten. »Am besten wäre es, es ginge mir wie meiner Frau, ich würde einfach umfallen und weg sein«, meinte er. »Bitte, nehmen Sie nicht schon wieder Tabletten. Das kann einfach nicht gut sein.« »Ist es auch nicht, aber wenn ich ewig diese Schmerzen habe.« Du hast zu viel Zeit, dich mit deinen Wehwehchen zu beschäftigen, dachte Hela. Manchmal hätte sie Lehmann am liebsten gepackt und ordentlich durchgeschüttelt, damit wieder etwas mehr Schwung in ihn hineinkam. Früher war hier alles anders gewesen, da hatte er sich bemüht, aber jetzt ... Ihm war alles gleichgültig geworden, die eigentliche Arbeit lag allein in Helas Händen. Sicher, es machte ihr Spaß, aber letztlich trug ihr Chef die Verantwortung, nicht sie, und dabei hätte man aus diesem Betrieb so viel machen können. Würde er mir gehören, dachte Hela ... »Sie tragen sich ernsthaft mit dem Gedanken, Ihre Firma zu verkaufen?«, fragte sie gespannt. »Wenn ich einen Dummen finden würde, der diesen Laden hier haben wollte, ja. Aber wer hat schon Lust, sich mit Angestellten herumzuärgern, wenn es unter dem Strich nicht viel einbringt?« »An wie viel hatten Sie gedacht?«, wollte Hela wissen. »Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht«, bekannte der Mann. »Viel bekomme ich bestimmt nicht geboten. Ich brauche ja auch nicht viel, ich bekomme bald meine Rente, und ... na ja ... ein alter Mann wie ich stellt keine Ansprüche mehr. Und dann haben wir ja ganz schön etwas gespart.« Helas Zungenspitze schob sich zwischen ihre Lippen, als sie nachdachte. »Also mir würde es schon Spaß machen, diesen Betrieb zu übernehmen. Leider habe ich nur kein Geld, jedenfalls nicht viel.« »Sie?«, fragte Lehmann geradezu schockiert. »Eine Frau? Ich weiß nicht ... ich glaube nicht, dass das gutgehen würde. Sie kennen doch unsere Leute, die würden sich nicht gern etwas von einer Frau sagen lassen, und wo Sie noch so jung und hübsch sind.« »Ich würde mich schon durchsetzen. Überlegen Sie sich doch einmal, was Sie für Ihre Firma haben wollen, wenn Sie wirklich verkaufen wollen.« »Sie haben Mut. Man merkt, dass Sie jung sind. Früher war ich auch einmal so. Da glaubte ich, die Welt stände mir offen, und ich würde alles schaffen, was ich mir in den Kopf gesetzt habe. Aber dann merkt man irgendwann ...« Er hatte den Faden verloren und starrte wieder leer vor sich hin, ein alter, verbrauchter Mann, der zu nichts mehr Lust hatte, weil ihm sein Leben so sinnlos vorkam. Dabei war er Helas Meinung nach nicht so alt, um schon resignieren zu müssen. Körperlich fehlte ihm weiter nichts, seine Herzschmerzen würden verschwinden, sobald er neuen Lebensmut hatte, aber von selbst würde er das nicht schaffen. Schrecklich, wenn man sich so fallenlässt wie er, dachte Hela. »Ja, wenn Sie meinen. Es ist ja egal, was aus der Firma wird, ich werde sie sowieso nicht mehr lange halten können.« »Vielleicht auf Leibrente?« Ich würde ja mein Gehalt einsparen, dachte sie, denn sie war gern bereit, für zwei zu arbeiten, wenn der Betrieb ihr gehörte. Und sie würde schon dafür sorgen, dass es wieder aufwärts ging. »Sie sehen richtig unternehmungslustig aus«, murmelte Karl Lehmann müde. »Aber auch Sie werden es nicht schaffen. Die Konkurrenz schläft nicht.« »Dann dürfen wir eben auch nicht schlafen. Wir müssten sehr viel mehr werben.« »Werbung kostet Geld.« Nachdenklich schaute Karl Lehmann seine junge temperamentvolle Mitarbeiterin an. »Warum heiraten Sie eigentlich nicht, schaffen sich ein paar Kinder an und führen ein beschauliches Leben?«, fragte er. »Es kann Ihnen doch unmöglich Spaß machen, jeden Tag im Büro zu sitzen. Alle Frauen wollen eine Familie haben.« »Das ist nur ein Vorurteil. Ich jedenfalls habe keine Lust, zu Hause herumzusitzen und zu putzen. Ich arbeite lieber und bin mein eigener Herr. Wenn ich mir vorstelle, ich müsste einen Mann um jede Mark anbetteln, die ich ausgeben will ...« Bei dieser Vorstellung schüttelte sie sich förmlich, und das sah so komisch aus, dass selbst der griesgrämige Karl Lehmann lachen musste. »Wenn Sie lachen, sehen Sie gleich zehn Jahre jünger aus«, versicherte ihm Hela. »Ihr Einverständnis vorausgesetzt, gebe ich eine Anzeige auf, und dann werden wir weitersehen.« Ihr Chef schnitt eine Grimasse. »Lieber nicht. Es ist bestimmt keine passende Frau für mich dabei.« »Das müssen wir abwarten. Der...