E-Book, Deutsch, Band 147, 64 Seiten
Reihe: Lore-Roman
Winter Lore-Roman 147
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7517-4023-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die seltsame Ehe der Ankermanns
E-Book, Deutsch, Band 147, 64 Seiten
Reihe: Lore-Roman
ISBN: 978-3-7517-4023-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Lüder Ankermann ist mit der tüchtigen Fremdsprachenkorrespondentin Maren verheiratet, die als Vorzimmerdame in einem internationalen Konzern arbeitet. Lüder ist stolz auf sie, die weit überdurchschnittlich intelligent ist und die Dolmetscherschule als Beste der Klasse absolviert hat. Wenig später steigt Maren zur Chefsekretärin auf. Lüder, der als kleiner Angestellter weit weniger verdient als seine Frau und früher zu Hause ist, kümmert sich um den Haushalt, kauft ein und kocht. 'Pantoffelheld' nennt ihn sein bester Freund, und auch manch andere Frau zerreißt sich das Maul über die Ehe der Ankermanns. Lüder sieht das gelassen. Schließlich lebe man doch im Zeitalter der Gleichberechtigung. Was sei denn schon dabei, wenn eine Frau mehr verdiene und erfolgreicher sei als ihr Ehemann?
Doch mit der Zeit kann der so selbstlose und genügsame Lüder das Gerede der Leute nicht mehr ignorieren. Sie haben ja recht, oder? Er opfert sich regelrecht auf für Maren. Und was ist mit seinem Traum von einer großen Familie? Da wird Maren ungeplant auf dem Höhepunkt ihrer Karriere schwanger ...
Autoren/Hrsg.
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Die seltsame Ehe der Ankermanns
Roman einer selbstlosen Liebe
Von Helga Winter
Lüder Ankermann ist mit der tüchtigen Fremdsprachenkorrespondentin Maren verheiratet, die als Vorzimmerdame in einem internationalen Konzern arbeitet. Lüder ist stolz auf sie, die weit überdurchschnittlich intelligent ist und die Dolmetscherschule als Beste der Klasse absolviert hat. Wenig später steigt Maren zur Chefsekretärin auf. Lüder, der als kleiner Angestellter weit weniger verdient als seine Frau und früher zu Hause ist, kümmert sich um den Haushalt, kauft ein und kocht. »Pantoffelheld« nennt ihn sein bester Freund, und auch manch andere Frau zerreißt sich das Maul über die Ehe der Ankermanns. Lüder sieht das gelassen. Schließlich lebe man doch im Zeitalter der Gleichberechtigung. Was sei denn schon dabei, wenn eine Frau mehr verdiene und erfolgreicher sei als ihr Ehemann?
Doch mit der Zeit kann der so selbstlose und genügsame Lüder das Gerede der Leute nicht mehr ignorieren. Sie haben ja recht, oder? Er opfert sich regelrecht auf für Maren. Und was ist mit seinem Traum von einer großen Familie? Da wird Maren ungeplant auf dem Höhepunkt ihrer Karriere schwanger ...
»Wollen wir nicht lieber gelbe Gardinen nehmen?«, fragte Maren Fastenau und zog die Stirn drollig in Falten. »Zu dem blauen Teppich würden Vorhänge in gelbem Ton gut passen. Was meinst du?«
»Ach, habe ich auch noch eine Stimme bei der Einrichtung unserer Wohnung?«, erwiderte der junge Mann lachend, zog Maren an sich und gab ihr einen Kuss.
Aber so gern Maren sich sonst von ihm küssen ließ, jetzt war ihrer Meinung nach nicht der passende Zeitpunkt dafür.
»Ich glaube, gelb ist besser«, wiederholte sie ernsthaft.
»Kaufe die, die du für richtig hältst. Du hast einen hervorragenden Geschmack«, meinte Lüder verliebt.
»Hoffentlich können sie die Gardinen noch rechtzeitig liefern. Wir hätten sie schon früher bestellen sollen.«
»Bis gestern waren noch die Handwerker in der Wohnung. Ware es denn wirklich so schlimm, wenn wir einziehen, und die Gardinen kommen ein paar Tage später?«
»Ich möchte, dass alles fix und fertig ist, wenn wir heiraten.«
»Du bist eine kleine Perfektionistin«, stellte Lüder Ankermann schmunzelnd fest. »Tüchtig, zuverlässig, und zu allem Überfluss noch hübsch und charmant. Eigentlich bist du viel zu gut für mich.«
»Ausnahmsweise muss ich dir von ganzem Herzen zustimmen.« Maren musste sich auf die Zehenspitzen recken, um ihm einen Kuss zu geben, denn sie war fast einen Kopf kleiner als der schlanke Mann, den sie in vierzehn Tagen heiraten wollte.
»Schade, dass wir uns kein eigenes Haus erlauben können«, sagte Lüder, als er sich umschaute. »Diese Wohnung ist zwar sehr hübsch, aber ein eigenes Haus wäre schöner.«
»Das werden wir bekommen, und es wird gar nicht so lange dauern. Wenn du dich erst selbstständig gemacht hast, werden wir es schaffen.«
»Hoffentlich bestehe ich die Prüfung. Und ob ich dann als Steuerberater gleich genügend gute Klienten bekomme?«
»Es wird sich schnell herumsprechen, wie tüchtig du bist«, beruhigte Maren ihn. »Und du die Prüfung nicht bestehen, darüber kann ich nur lachen. Für dich ist es doch eine Kleinigkeit, wo du so tüchtig und strebsam bist. Im Wohnzimmer wollen wir einen Kamin haben, und abends sitzen wir davor, trinken ein Gläschen Wein, und du erzählst mir von deiner Arbeit.«
»Und du mir, was die Kinder tagsüber angestellt haben.«
»Kinder?« Maren schüttelte den Kopf. »So schnell wird das mit Kindern nichts werden bei uns, Lüder. Wenn wir das Haus haben, dann muss ich noch eine ganze Weile mitarbeiten. Es ist ja nicht mit dem Haus allein getan. Es soll eingerichtet werden, und dann ... Ach, es fehlt noch so vieles.«
»Trotzdem, auf Kinder möchte ich nicht verzichten. Und am schönsten ist es, wenn man selbst noch jung ist. Meine Eltern waren zu alt, als ich auf die Welt kam. Sie waren zu besorgt um mich, hätten mich am liebsten in Watte gewickelt. Ich durfte nie das tun, was die anderen Kinder durften. Meine Mutter hat überall nur die Gefahren gesehen.«
»Sprechen wir noch nicht von Kindern, das Thema ist noch nicht spruchreif, und schließlich verdiene ich ja ganz gut.«
»Viel zu wenig für das, was du kannst«, widersprach Lüder, »als Fremdsprachenkorrespondentin, die drei Sprachen beherrscht. Du bist wirklich ein kluges Kind.«
»Deshalb habe ich dich auch eingefangen«, behauptete Maren. »Du bist ein Mann mit Zukunft. Aus dir wird noch einmal etwas. Steuerberater können einen Haufen Geld verdienen, wenn sie die richtigen Klienten haben.«
»Dafür müssen sie auch sehr viel arbeiten.«
»Geschenkt bekommt man nichts im Leben. Gefallen dir die Fliesen im Bad?«
»Ja.« Es klang etwas langgezogen.
»Ich finde sie scheußlich«, erklärte Maren heftig. »Manche Leute haben einen Geschmack! Was der Mann sich nur gedacht haben mag, der sie aussuchte. Waren bestimmt die billigsten, und für Mieter ist das Billigste gerade gut genug, wird er gedacht haben. Dabei gibt es so hübsche Fliesen. Ich habe da welche ausgestellt gesehen, du, wenn wir mal ein eigenes Badezimmer haben, dann sparen wir bestimmt nicht an den Fliesen.«
Entzückt betrachtete Lüder ihr vor Eifer gerötetes Gesicht mit den glänzenden Augen. Er konnte es manchmal kaum fassen, dass dieses bezaubernde Mädchen bereit war, ihn, den kleinen Angestellten eines Steuerberaters, zu heiraten. Sie hätte doch ganz andere Partien machen können.
Das glaubte er jedenfalls, denn wo Maren passende Männer kennenlernen sollte, fragte er sich nicht. Sie arbeitete in einem der großen Konzerne Deutschlands im Vorzimmer des technischen Direktors, eine von einem halben Dutzend, die mehr oder weniger Routinearbeit zu leisten hatten. Sie bekam dafür ganz gut bezahlt. Genau gesagt, sie verdiente sogar etwas mehr als Lüder, denn sein Chef war trotz seines hohen Einkommens recht knauserig. Aber er würde ja nicht ewig bei ihm bleiben, würde sich selbstständig machen und dann Maren das Leben bieten, auf das sie einen Anspruch hatte.
»Wir haben gerade noch Zeit, die Gardinen auszusuchen. Komm gleich mit, Lüder.« Maren zeigte ihre Ungeduld nicht, sie verstand es, sich zu beherrschen. »Du bist manchmal so schwerfällig.«
»Dafür aber beständig«, gab der Mann ungekränkt zurück. »Es würde mir zum Beispiel nie in den Sinn kommen, dich zu betrügen.«
»Das wollte ich mir auch ausgebeten haben.«
Maren sah allerdings nicht so aus, als mache sie sich über die Möglichkeit, von ihm hintergangen zu werden, auch nur die geringsten Sorgen. Sie gehörte nicht zu den Frauen, die man betrog. Sie gehörte zu den Frauen, auf die ihre Männer ein Leben lang stolz waren, die sie ihren Freunden und Bekannten gern vorzeigten, mit denen sie angaben.
Ohne direkt eingebildet zu sein, kannte Maren Fastenau durchaus ihren Wert. Und aus Lüder würde sie etwas machen. Machen müssen, denn von sich aus hätte er bestimmt nicht den nötigen Schwung entwickelt, den man braucht, um sich in der freien Wirtschaft durchzusetzen. Er wäre womöglich sein Leben lang Angestellter geblieben und dabei zufrieden gewesen.
Für Marens Geschmack war Lüder zu leicht zufrieden mit dem, was er hatte, nicht bereit, um mehr zu kämpfen. Allerdings, aber das gab Maren sich selbst kaum zu, beneidete sie ihn manchmal um seine innere Zufriedenheit, die nichts mit Resignation zu tun hatte. Lüder brauchte an und für sich kein eigenes Haus, um zufrieden zu sein. Aber sie, Maren Fastenau, sie brauchte es. Und ein besseres Auto. Und hübsche Kleidung. Und natürlich einen Pelzmantel, dem man ansah, dass er keine Gelegenheit im Ausverkauf gewesen war.
Und das alles würde sie bekommen. Für Maren gab es keinen Zweifel daran, dass sie ihre Ziele im Leben auch erreichen würde. Sie war weit überdurchschnittlich intelligent, hatte die Dolmetscherschule als Beste der Klasse absolviert, und ihre jetzige Stellung im Konzern war für sie nur der Anfang.
Alle mussten schließlich einmal klein anfangen. Sie konnte mehr als ihre Kolleginnen, und vor allem, das war das Entscheidende, wollte sie mehr als ihre Kolleginnen. Die arbeiteten, wie man es von ihnen verlangte, machten sich aber keinerlei Gedanken über das, was sie schrieben. In den Pausen sprachen sie über ihre Männer, über den Haushalt, über Urlaubsreisen.
Maren dachte mit, wenn sie ihre Briefe tippte, ärgerte sich manchmal über die unmöglichen Formulierungen, die der Chef gebrauchte. Der Mann konnte nicht richtig Deutsch, fand sie, und die Chefsekretärin anscheinend auch nicht, sonst hätte sie dafür gesorgt, dass seine Briefe in besserem Stil abgefasst wurden.
Sie schaute stirnrunzelnd auf Lüders altes Auto, bevor sie einstieg.
»Hoffentlich bekommen wir in der Innenstadt noch einen Parkplatz. Es wird Zeit, dass du dir ein anderes Auto kaufst....