Winter | Halloween in Unterwald | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 132 Seiten

Winter Halloween in Unterwald


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7519-6647-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 132 Seiten

ISBN: 978-3-7519-6647-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Unterwald - ein Ort, den man an Halloween besser meiden sollte. Angie gilt als Außenseiterin. Umso erstaunlicher ist die Einladung eines heißen Jungen zu einem Date. Allerdings weiß sie nicht, dass er sie an einen besonderen Ort führt, der für seine grausige Vergangenheit bekannt ist. Für Robbie ist Halloween magisch. Mit seinem vierbeinigen Freund Boomer zieht er für Süßigkeiten um die Häuser - und erfährt am eigenen Leib, dass nicht alle Kinder zu Späßen aufgelegt sind. Andy und Peter wissen bestens, wie man als Räuber erfolgreich ist. Allerdings haben sie sich für ihren nächsten Raubzug die falschen Opfer ausgesucht. Diese könnten ihnen zum Verhängnis werden ...

Maria Winter, 1997 geboren, ist gelernte Verwaltungsfachangestellte und lebt mit ihrem Partner in einem beschaulichen Örtchen im Thüringer Wald. Schon in der Grundschulzeit verbrachte sie ihre mehr oder weniger arbeitsfreien Minuten in der Schulstunde kritzelnd an kleinen, noch ziemlich ungefährlichen Geschichten über ihre Lieblingsnachtwesen. Während in der Regelschule in der 'Twilight - Phase' alle anderen den Vampir anschmachteten, wollte sie am liebsten mit dem Werwolf durch den Wald streifen. Auf ihrem Instagramprofil 'mariasbuecherbox' postet sie regelmäßig über ihre Lieblingsbücher und ihre verfassten Rezensionen dazu.
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2. Kapitel


Robbie


„Kannst du wirklich nicht mitkommen?“ Robbie blickte seine Mutter über den Tisch hinweg aus so großen Kulleraugen an, wie sie nur einem Zwölfjährigen gegeben waren. Das halb verspeiste Marmeladenbrot ruhte auf seinem Teller und gesellte sich zu einigen einsamen, unangerührten Weintrauben.

„Ach, mein Kleiner. Es tut mir wirklich leid, aber Josie hat sich die Grippe eingefangen und ich muss kurzfristig im Restaurant einspringen.“

Robbie kam es vor, als würde sich Josie, ihre Arbeitskollegin, ziemlich häufig die Grippe einfangen. Oftmals auch im Frühjahr oder an heißen Sommertagen, wenn die Schwimmbäder geöffnet hatten. Diese Josie war ein ganz schöner Pechvogel, wenn sie ständig krank wurde und seine Mutter dafür ihre Schicht übernehmen musste.

„Ich weiß.“ Robbie senkte den Kopf und zählte die Weintrauben auf seinem Teller. Es waren sieben Stück.

„Hey.“ Seine Mutter streckte ihre Hand aus und legte sie auf seine. „Ich weiß, ich habe versprochen, dass ich dieses Jahr mit dir an teilnehme, aber wenn mein Chef mich braucht, muss ich auf ihn hören.“

Mamas Chef war so etwas wie Robbies Lehrer in der Schule, hatte sie ihm einst erklärt. Wenn Frau Wagner, seine Deutschlehrerin, etwas sagte, musste Robbie schließlich auch gehorchen. Trotzdem fand er es alles andere als fair, dass Mamas Chef sie ausgerechnet an Halloween rief.

„Kann ich mich nicht trotzdem verkleiden und nach draußen gehen? Bitte!“

„Ganz allein? Ach, Robbie. Was machen deine Freunde? Kannst du dich nicht denen anschließen?“

„Die finden doof. Die machen nicht mit.“

Doof war noch harmlos ausgedrückt. Auf dem Pausenhof hatte Robbie gehört, wie seine Klassenkameraden Halloween unter anderem als amerikanischen Mist bezeichnet hatten. Mist, den in Deutschland niemand brauchte.

Er fand es ziemlich schade, dass sich niemand in seinem Alter dafür begeisterte. Dabei hatte es doch etwas unglaublich Cooles, sich zu verkleiden und durch die Nacht zu ziehen.

Robbie senkte erneut seinen Kopf, ehe er ihn wieder hochschnellen ließ und zu strahlen begann. „Aber ich kann doch Boomer mitnehmen?“

„Boomer?“

„Ja, klar.“ Boomer war ein sechsjähriger, schwarzer Schäferhund, der gerade in der Stube nebenan in seinem Bett ein Nickerchen hielt. „Er muss doch bestimmt noch mal Gassi gehen. Da kann ich ihn gleich mitnehmen.“

„Ich weiß nicht.“ Robbies Mutter lehnte sich vor und verschränkte die Finger ineinander. Ihre Stirn legte sich in Falten. Robbie sah ihr deutlich an, wie sie über seinen Vorschlag nachdachte und ihn abwog.

Es war derselbe Gesichtsausdruck, den sie jedes Mal hatte, wenn sie über Robbies Papa sprach. Seitdem er vor fünf Jahren an dieser bösen Krankheit namens Krebs gestorben war, hatte er ihn schon oft gesehen.

Er wusste, dass er ihr fehlte und sie sich noch viele andere Sorgen machte. Um das Geld, um das Haus und diesen unfreundlichen Herrn Lamprecht von der Bank, der ihnen bereits einen Besuch abgestattet hatte.

Obwohl er nur noch vage Erinnerungen an die Zeit mit seinem Vater hatte, beschlich ihn Traurigkeit und sein Herz wurde schwer.

Zudem hatte er sich schon seit Wochen auf diesen Abend gefreut. Er hatte mit seiner Mutter Kürbisse ausgehöhlt und gruselige Gesichter in die Schalen geschnitzt, die Wohnung herbstlich dekoriert und sie hatte ihm sogar ein Kostüm gekauft. Zwar stammte es aus dem Secondhandladen, aber das war Robbie egal.

Und jetzt würde er wahrscheinlich nicht einmal zu dürfen.

„Er wird mich beschützen, da bin ich mir ganz sicher“, setzte er erneut hoffnungsvoll an.

Boomer und er waren ein Herz und eine Seele, seine Mutter wusste das nur zu gut. Wenn Robbie nicht gerade in ein Buch versunken war, verbrachte er seine Zeit im Garten mit Boomer beim Ballspielen. Während sich seine Freunde zum Zocken vor der Konsole verabredeten, ging er mit Boomer im Wald spazieren.

„Büüüüde, Mama.“

„Na gut, aber …“ Sie hob den Zeigefinger, um ihren vor Enthusiasmus aufspringenden Sohn zu bremsen. „Du wirst dein Handy mitnehmen, zur Sicherheit. Und du bist in spätestens einer Stunde wieder da, hältst dich von Fremden fern und klingelst nur bei unseren Nachbarn, die du kennst.“

Noch bevor Susanne ihren Satz zu Ende gesprochen hatte, war ihr Robbie bereits um die Hüfte gefallen und drohte sie nun samt dem Küchenstuhl umzuschmeißen.

„Danke, danke, danke, Mama. Du bist die Beste!“ Ehe sie sich versah, war Robbie in seinem Zimmer verschwunden und kam in Windeseile zurück. Doch dieses Mal stand da nicht der zwölfjährige Junge, der sich in seiner Freizeit mit Naturwissenschaftsbüchern für Kinder beschäftigte, anstatt wie die anderen Jungs Fußball im Verein zu spielen.

Vor seiner Mutter stand ein kleiner Zauberer.

Robbie trug einen lilafarben schimmernden Umhang und einen spitz zulaufenden, abgeknickten Hut. Auf beide waren goldene Sterne aufgenäht, die das warme Licht der Küchenlampe reflektierten.

Es sah vielleicht etwas kitschig aus, kein Zweifel. Aber Robbie war das egal. Mit seinem Einhundertwattlächeln schwenkte er stolz dem hölzernen Zauberstab, während in seiner anderen Hand eine rote Stoffleine baumelte.

„Du siehst toll aus.“ Susanne nickte ihm zu und blinzelte mehrmals. „Dann hol mal Boomer, aber unter den Umhang ziehst du dir bitte noch eine dicke Jacke an.“

Schon war Robbie wieder verschwunden und kam mit einem schwanzwedelnden Schäferhund zurück, der Robbies Mutter bei dem Versuch, ihren beigen Mantel anzuziehen, in dem kleinen Flur vor Aufregung beinahe umwarf. Der Hund schien kurz vor dem Durchdrehen zu sein, seitdem er wusste, dass er heute noch einmal raus durfte. Mehr als einmal musste sie sich bereits gefragt haben, ob Robbie überhaupt in der Lage war, diesen vierzig Kilo schweren Hund auszuführen. Seltsamerweise verhielt sich Boomer in Robbies Nähe beim Spazierengehen friedlich, während er bei Susanne an der Leine ständig versuchte, ihre Schulter auszukugeln.

„Na schön.“

Robbie zog sich etwas Wärmeres an und verstaute sein Handy in der Hosentasche, bevor seine Mutter die Haustür öffnete. Boomer sprang sofort hinaus und verschwand in der Dunkelheit des Vorgartens.

Nur der schmale, geschotterte Fußweg zur Gartentür wurde von acht liebevoll verzierten Kürbislaternen erhellt. Robbie wollte dem Schäferhund gerade folgen, bereits vollkommen mit dem Gedanken beschäftigt, wo er zuerst klingeln würde, als ihn die Hand seiner Mutter zurückhielt.

„Hast du nicht etwas vergessen?“ Sie lächelte zu ihm herab und in diesem Moment fand er, dass sie wunderschön aussah mit ihren gesträhnten, welligen Haaren und ihren smaragdgrünen Augen. Die rote Haarpracht hatte er eindeutig von seinem Vater geerbt.

Robbie überlegte angestrengt, was noch fehlen könnte, da reichte ihm seine Mutter einen Stoffbeutel.

„Sonst hast du doch gar nichts zum Süßigkeitensammeln.“

„Stimmt.“ Wie hatte er das vergessen können? „Danke, Mama.“

Er verstaute den Beutel in einer seiner Jackentaschen und trat mit ihr ins Freie. Kalter Wind blies ihm ins Gesicht und Robbie zog den Reißverschluss seiner Jacke noch ein wenig höher. Aber die fast schon frostigen Temperaturen störten ihn kaum. Kein Wetter der Welt konnte ihn heute davon abhalten, um die Häuser zu ziehen!

Robbie rief nach Boomer, der sofort schwanzwedelnd von der Seite angetrabt kam und sich ohne Probleme anleinen ließ.

„Also, mein Kleiner.“ Susanne hielt Robbie an den Oberarmen und blickte abermals zu ihm hinab. „Ich wünsche dir heute ganz viel Spaß in Unterwald.“

„Mama“, stöhnte Robbie augenrollend auf, weil er ihr schon gefühlt Hunderte Male versucht hatte zu erklären, dass kein Kind und kein Jugendlicher diesen Ort so nannte, wie er wirklich hieß.

Unterwald. Ein Dorf mitten im Thüringer Wald, das eine einzige Hauptstraße besaß und in dem es, wenn der ortsansässige Metzger geschlossen hatte, für alle ohne Auto mit Lebensmitteln eng werden konnte. Bus und Bahn gab es hier nicht und die nächste Stadt war gut zwanzig Kilometer entfernt. Nach Steinbach-Hallenberg gingen die Erwachsenen, wenn sie Erledigungen zu treffen hatten und die jungen Leute, weil sie dort zur Schule mussten. Egal auf welche der beiden Schulen man ging – Grund- oder Regelschule – es war eine ungeschriebene Regel, das neue Mobbingopfer zu sein, wenn man aus einem Kaff wie Unterwald kam.

Warum das so war, hatte Robbie nie verstanden. Allgemein verstand er nicht, weshalb man überhaupt jemanden ohne Grund ärgerte. Er fand es nie besonders nett, wenn sich jemand über ihn lustig machte. Leider hatten viele seiner Mitschüler Spaß daran, weshalb er nur wenige Freunde hatte....



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