Winter | Das Haus hinter den Dünen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

Winter Das Haus hinter den Dünen

Eine Liebe auf Rügen
14001. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8437-0751-0
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine Liebe auf Rügen

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

ISBN: 978-3-8437-0751-0
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Sophie ist reif für die Insel. Frisch getrennt und seit kurzem auch ohne Job, braucht die junge Kinderärztin erst einmal Urlaub. Auf Rügen kommt sie im entzückenden Ferienhaus der 81-jährigen Katharina Hag unter. Rasch freunden sich die beiden unterschiedlichen Frauen an. Sophie ist begeistert von den vielen Geschichten und Ratschlägen der alten Dame. Kann sie hier auf der Insel eine neue Heimat finden? Vielleicht sogar mit Katharinas Patensohn Michael, der ihr die Insel zeigt? Doch dann entfährt Sophie entsetzt, dass Michael nicht mehr frei ist ...

Carin Winter hat Medizin studiert und mehrere Jahre als Ärztin in einem Dorf gearbeitet; später entdeckte sie die Lust am Schreiben. Teile ihrer Familie stammen von Rügen, ein Großonkel war dort auch Arzt. Carin Winter lebt in Weil der Stadt.
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6

Vier Wochen später saß Sophie mit ihrer Tochter zusammen an einem Freitag früh um sieben Uhr im Zug nach Stralsund. Von dort aus sollte es mit dem Bus auf die Insel Rügen weitergehen. Draußen ging ein heftiges Sommergewitter nieder, und Sophie war froh, nicht mit dem Auto unterwegs zu sein. Doch die Bahn war schneller als die Wolken, ließ den Regen und das Gewitter bald hinter sich und tauchte wieder unter blauem Himmel auf.

Sophie öffnete das Fenster und ließ die frische, feuchte Luft herein. Einem Gewitter und Schicksalsschlägen kann man nicht immer ausweichen, dachte sie, aber sie gehen vorüber.

Sie freute sich auf den Urlaub, trotz allem. Es war das erste Mal, dass sie mit Mona allein verreiste. Einmal waren sie beide mit Leonardo an der Nordsee gewesen, zwei Wochen lang auf Amrum. Am Meer und Strand hatten sie sich alle drei so wohlgefühlt, dass sie beschlossen hatten, noch öfter an die See zu fahren. Aber nun war alles ganz anders gekommen, Leonardo war nicht mehr dabei.

Sophie war auch froh, gerade zu dem Zeitpunkt weg zu sein, in dem Winterkorns ihr Haus räumten. Sie hatten schon vor Tagen damit angefangen, und der Anblick eines großen Möbelwagens, der bereits vollgeladen war, als sie noch einmal einen Besuch machen wollte, hatte sie so deprimiert, dass sie schnell wieder umgekehrt war.

Roland und Erna Winterkorn würden am Wochenende nach Süden fliegen. Den großen Abschied von Sophie und Mona und dem Ort, in dem sie so lange glücklich waren, hatten sie schon hinter sich, und wenn Sophie zurückkam, war alles vorbei. Das Ehepaar, das die Praxis und das Haus gekauft hatte, würde vielleicht schon in Winterkorns Garten sitzen, wenn sie daran vorbeikam. Und an der Tür vor den Praxisräumen würde ein neues Schild hängen. Die kleinen Patienten und ihre Mütter würden sich schnell an das neue Ärztepaar gewöhnen und ihre Frau Dr. Hesekiel bald vergessen. Aber diese Gedanken wollte sie jetzt in den Hintergrund verbannen, lieber vorwärtsschauen auf ihre zwei Wochen Urlaub an der See.

Die Ferienwohnung, die sie gemietet hatte, lag nicht gerade am Meer, sondern in dem kleinen Ort Karow. Aber das Haus hieß »Haus hinter den Dünen«, das war schon mal vielversprechend. Und es gab ja überall Fahrräder, und ein wenig Bewegung würde nicht schaden. Mona konnte ja mit einem angehängten kleinen Rad, das bereits bestellt war, hinter ihr her strampeln.

»Hoffentlich ist unsere Vermieterin nett«, meinte Mona, die an einem Keks knabberte. »Und hoffentlich mag sie Kinder.«

»Ich denke schon, sonst würde sie ihre Wohnung nur an kinderlose Paare vermieten«, beruhigte Sophie sie. »Außerdem wird sie uns nicht viel sehen. Wir werden viele Ausflüge machen und oft ans Meer fahren, uns am Strand aufhalten. Sicher werden wir erst abends zurückkommen und dann bald ins Bett gehen.«

»Gibt es in dem Ort überhaupt einen Laden zum Einkaufen?«, wollte Mona wissen.

»Keine Ahnung, es sind nur wenige Häuser. Sonst müssen wir eben mit dem Bus nach Bergen fahren. Wird schon gehen. Es ist nicht weit.«

»Schade, dass in dem Haus nur die alte Frau wohnt und keine Kinder«, meinte Mona nach einer Weile.

Sophie blickte sie lächelnd an und strich ihr über die Haare. »So wie ich dich kenne, wirst du gleich am ersten Tag ein paar Spielkameradinnen kennenlernen und sie einladen, bei uns Marmeladenbrote zu essen und kalten Tee zu trinken. Kinder gibt es in dem Dorf bestimmt, und Ferien sind auch, da werden schon einige draußen herumspringen.«

»Kaufst du mir dann gleich einen Ball? Du hat es versprochen.«

»Na klar, wir werden schon irgendwo einen bekommen.«

Am Bahnhof von Stralsund schulterte Sophie ihren Rucksack und nahm ihre Tochter fest an der Hand. Es war ziemlich viel los an diesem Freitag vor dem Wochenende. Bei dem schönen Wetter wollten alle ans Meer, und da lockten Binz, Sellin oder Baabe am Ostrand der Insel. Aber zuerst einmal musste man bis Bergen fahren und dort noch einmal umsteigen.

Sophie sah mit Interesse aus dem Fenster des Busses, in dem sie gerade noch zwei Plätze ergattert hatten. Die Brücke von Stralsund auf die Insel, der Rügendamm, war schnell passiert. So viel anders als in Thedinghausen sah es hier gar nicht aus: Viel flaches Land, einige Erhebungen, Felder und Wiesen, kleine Dörfer und einzelne Bauernhöfe zogen am Fenster vorbei. Pferde, Kühe und Schafe grasten auf den Weiden, die seitlich abgehenden Straßen waren schmal, mit Bäumen gesäumt.

Bergen selbst hatte, wie alle größeren Städte, Industrie in den Außenbezirken, aber dann Richtung Zentrum sah man wunderschöne Fachwerkhäuser. Der Busbahnhof lag direkt neben dem hübschen alten Bahnhofs-Empfangsgebäude, an dem sie vorbeifuhren.

Es war nicht schwierig, den nächsten Bus nach Binz zu finden, viele Menschen wollten auch dorthin, obwohl es schon langsam auf den Nachmittag zuging. Aber ein lauer Sommerabend am Strand mit romantischem Sonnenuntergang winkte, und daran anschließend ein sonniges Wochenende. Für Sophie und Mona endete die Fahrt allerdings bereits nach fünf Kilometern in Karow. Sie waren die Einzigen, die hier ausstiegen.

Da standen sie nun, an der B 196, und sahen sich zuerst einmal um. Überall erstreckten sich weite Felder, die meisten bereits abgeerntet, einige Wiesen dazwischen. Ein paar Baumgruppen lockerten die Landschaft auf, und eine schmale Straße führte in den Ort, der offensichtlich nur aus einer Handvoll Häusern bestand.

Weit konnte es nicht sein bis zu dem Haus, in dem sie die Ferienwohnung gemietet hatten. Dieses kleine Dorf war ziemlich schnell zu überblicken.

Links tauchte ein orangerot gestrichenes, altes Bauernhaus mit einem schönen Reetdach auf. Das musste die Kunstscheune sein, von der Sophie schon gelesen hatte.

Rechts gab es eine Fabrik, die landwirtschaftliche Maschinen herstellte. Also lebte man hier doch nicht ganz so hinterm Mond.

»Schau mal!«, rief Mona aufgeregt und lief ein Stück voraus. Auf einer eingezäunten großen Wiese standen zwei Shetlandponys und grasten in aller Ruhe. Einige Spielgeräte waren dazwischen aufgestellt – eine Rutschbahn, eine Schaukel und ein Klettergerüst. »Ist das unser Haus?«, fragte sie beglückt.

»Nein, leider nicht, aber wir sind auch gleich da«, antwortete Sophie. »Es liegt ein wenig abseits in einigen kleinen Dünen, auf denen Heidekraut wächst. Auf dem Foto sieht das sehr gemütlich aus, wie in einem Nest duckt es sich in eine Mulde.«

Und tatsächlich entdeckten sie kurz darauf ein Schild »Haus hinter den Dünen«. Ein unbefestigter Weg zweigte nach rechts ab, wo man es bereits am Fuße der kleinen Hügel sehen konnte.

Und dann standen sie vor der Haustür von Frau Katharina Hag. Sophie schaute nach oben. Dort, unterm Reetdach, wo ein schmaler Fenstergiebel herausragte, musste ihre Ferienwohnung sein. Bestimmt nicht sehr groß, aber sicher gemütlich. Und in dem kleinen Garten rund um das Haus mit grüner Wiese und einer hohen alten Weide war es bestimmt an einem heißen Sommertag sehr angenehm.

Mona durfte klingeln, und dann kam auch schon mit langsamen Schritten jemand zur Tür.

Als Frau Hag die Haustür öffnete, versteckte sich Mona schnell hinter ihrer Mutter. Fast genauso hat meine Großmutter ausgesehen, schoss es Sophie sofort durch den Kopf, und schon flog ihr Herz dieser unbekannten Frau zu.

Frau Hag war klein und zierlich. Die grauen gewellten Haare trug sie am Hinterkopf zusammengesteckt. Ihr Gesicht voller Falten strahlte Freundlichkeit aus. Sie trug eine helle Bluse und eine dunkle Hose, alles sehr adrett. Sie stützte sich mit der linken Hand auf einen Stock, die rechte reichte sie Sophie und Mona. »Kommen Sie doch herein«, bat sie mit einer sanften, melodischen, unerwartet jungen Stimme. »Ich freue mich, dass Sie da sind. Ich habe einen Kuchen gebacken und hoffe, dass die kleine Mona ihn mag.«

Sie drehte sich vorsichtig um und hielt sich zusätzlich zu dem Stock an einem Handlauf fest, der im Flur angebracht war, dann ging sie langsam voraus. Sophie folgte ihr in die Küche. Auch hier gab es Haltegriffe. Auf dem runden Holztisch standen eine Kanne Saft und ein Pflaumenkuchen, der lecker duftete.

Frau Hag setzte sich auf einen gepolsterten Stuhl und bedeutete Sophie und Mona, ebenfalls Platz zu nehmen.

»Das ist ja wunderbar«, sagte Sophie, nahm den schweren Rucksack ab und setzte sich. Mona durfte neben ihr Platz nehmen. »Sind das Pflaumen aus Ihrem Garten?«

»Aber ja!«, erwiderte Frau Hag. »Und selbst gepflückt. Wenigstens die untersten kann ich noch holen. Ich bin nicht mehr gut zu Fuß, kann keine Leiter mehr hochsteigen, aber was ich mit den Händen erreichen kann, ernte ich noch gern. Ich lasse mich nicht so schnell unterkriegen!« Das klang ziemlich energisch, und sie lachte dabei übers ganze Gesicht.

»Ich könnte morgen die oberen auch noch pflücken«, schlug Mona unternehmungslustig vor. Ein Garten mit Obstbäumen, die man hochklettern konnte, war ganz in ihrem Sinn.

»Wenn deine Mutter dabei ist, gerne«, war Frau Hag einverstanden. »Aber nun langt mal zu. Ihr wart sicher viele Stunden unterwegs, und ihr dürft essen, so viel ihr wollt. Ich hätte beinahe schon ein bisschen genascht, aber das wäre nicht sehr höflich gewesen. Außerdem darf ich nur ein einziges Stück essen, ich habe zu hohen Blutzucker.«

»Das ist nicht so schön für Sie«, sagte Sophie. »Bei meiner Oma war das auch so. Aber sie hat immer gemeint, wenn der liebe Gott will, dass ich keine süßen Sachen esse, dann halte ich mich dran. Und sie ist über achtzig geworden.«

»Da hat Ihre...


Winter, Carin
Carin Winter hat Medizin studiert und mehrere Jahre als Ärztin in einem Dorf gearbeitet; später entdeckte sie die Lust am Schreiben. Teile ihrer Familie stammen von Rügen, ein Großonkel war dort auch Arzt. Carin Winter lebt in Weil der Stadt.



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