E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
Winston Leidenschaft wie am ersten Tag
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-4276-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Digital Edition
E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-4276-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Als Jillian das Haus ihres Ex-Verlobten Dexter Piersall betritt, erkennt sie sofort, dass sie diesem atemberaubenden Mann noch immer nichts entgegenzusetzen hat. Dabei hätte sie allen Grund, ihn zu verachten! Und als er ihr dann einen Heiratsantrag macht, zerreißt es ihr fast das Herz: Liebt er sie wirklich oder geht es ihm nur um die Zukunft seiner Firma?
Anne Marie Winston lebt im ländlichen Pennsylvania und war früher Lehrerin. Doch als sie wegen ihrer Kinder zu Hause blieb, wusste sie eines Tages, dass es an der Zeit war, etwas Neues zu probieren. 1989 fing sie an, ihre erste Romance zu schreiben, und 1991 verkaufte sie ihr erstes Manuskript an den Verlag Silhouette. In der Zwischenzeit sind zahlreiche Liebesromane dazugekommen, die Anne Marie etliche Auszeichnungen eingebracht haben und oft auf den Bestsellerlisten der USA erscheinen. Anne Marie ist engagiertes Mitglied bei den Romance Writers of America und den Novelists, Inc. und wurde für ihre Verdienste in diesen Organisationen geehrt. Landesweit wird sie häufig als Sprecherin zu Konferenzen eingeladen, und im letzten Sommer lehrte sie am Smithsonian Institute ein Seminar zum Thema kreatives Schreiben. Anne Maries Hobbys sind Eiskunstlauf, Theater spielen und tanzen, gärtnern und die Tiere pflegen, die ihrer Familie immer wieder zulaufen. Außerdem isst sie für ihr Leben gern Schokolade! Sie kocht nur, wenn es sich nicht umgehen lässt, und verbringt viel Zeit damit, ihre Kinder zu ihren verschiedenen Aktivitäten zu fahren. Mehr über Anne Marie erfahren Sie auf ihrer Website www.annemariewinston.com. Sie können ihr auch unter folgender Adresse schreiben: P.O.Box 302, Zullinger, PA 17272.
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1. KAPITEL
Jillian kam es so vor, als wäre ihr leichtes Sommerkostüm aus schwerer Schurwolle, während sie in ihren Pumps über den unebenen Boden ging. Die Sonne brannte vom Himmel, und das dunkle Jackett ihres Begleiters fühlte sich heiß an.
Es hatte eine Woche lang geregnet, doch seit drei Tagen wurde Baltimore mit einem Bilderbuchwetter verwöhnt, dem wunderbaren Altweibersommer. Der Boden war getrocknet, das kräftige Gras stand in vollem Grün, und die Vögel sangen an diesem herrlichen Septembertag aus voller Kehle.
Jillian bemerkte das alles nicht.
Das Doppelgrab wirkte wie eine frische Wunde in der ausgedehnten Rasenfläche. Jillian ließ den Arm ihres Begleiters los, und er blieb hinter ihr stehen bei den anderen Trauergästen. Sie nahm allein Platz auf einem der Klappstühle, die für die Familie reserviert waren.
Doch es gab keine Familie. Jillian und Charles waren zusammen aufgewachsen, wie Bruder und Schwester, aber sie waren nicht verwandt. Und Alma, Charles’ Frau, war das einzige Kind ihrer verstorbenen Eltern gewesen, daher war auch von ihrer Seite niemand anwesend. So war Jillian die einzige Angehörige unter den Trauernden.
Nein, das stimmte nicht ganz. Es gab noch jemanden. Jillian hatte ein sehr korrektes und höfliches Fax verschickt, um die traurige Nachricht zu übermitteln. Doch sie war sicher, dass der Empfänger nicht an der Beerdigung teilnehmen würde.
Jillian verfolgte diesen Gedanken nicht weiter. Der Pfarrer begann mit der Zeremonie, und das Flüstern unter den Trauergästen verstummte. Jillian brannten die Augen, während sie auf die beiden weißen Särge unter den Bäumen starrte. Sie weinte nicht. Nie. In Gedanken wiederholte sie die Worte des Pfarrers, der Alma Bender Piersall und Charles Edward Piersall als Geschäftsleute, eifrige Mitarbeiter in der Gemeinde, aktive Kirchenmitglieder und großzügige Spender für wohltätige Zwecke pries.
Charles Edward Piersall trug jedoch Schuld an den Ereignissen, die Jillians große Liebe zerstört hatten. Trotzdem hatte sie Charles geliebt.
Sie hatten zusammen im Sandkasten gespielt und waren auf Bäume geklettert. Als Teenager hatten sie nackt im Fluss gebadet, bis Charles’ Vater es herausgefunden und ihnen den Po versohlt hatte. Sie hatten ihre Jugendlieben gegenseitig begutachtet und waren Arm in Arm zur Abschlussfeier der Highschool gegangen. In der schwierigsten Zeit ihres Lebens waren sie füreinander da gewesen. Und obgleich sie sich in den letzten Jahren nicht oft gesehen hatten, war der Gedanke, dass Charles am anderen Ende der Stadt lebte, für Jillian immer ein Halt gewesen.
Hinter ihr erhob sich ein Raunen, und sie schaute sich verärgert um. Die Leute hatten heutzutage einfach keine Manieren.
Sie nahm eine Bewegung wahr. Das war doch … Nein, unmöglich! Als sie erkannte, wer sich durch die Menge nach vorn schob, schien es ihr für einen Augenblick, als schwankte der Boden unter ihr. Sie holte tief Luft, warf den Kopf zurück und sah wieder nach vorn. Charles’ älterer Bruder Dexter – Travers Dexter Piersall der Vierte –, trat vor und setzte sich neben sie.
Panik stieg in ihr auf, und nur mühsam bezwang sie ihren Impuls, vom Stuhl aufzuspringen. Doch eine Flucht war nicht möglich. Außerdem, sagte sie sich grimmig, bist für gewöhnlich nicht du diejenige, die wegläuft. Zornig ballte sie die Fäuste und kämpfte gegen die Abneigung und den Schmerz an, aus denen in den vergangenen Jahren Hass geworden war. Nein, sie würde sich durch Dexters unerwartete, unerwünschte Teilnahme nicht vertreiben lassen.
Die Stimmen hinter ihr wurden lauter, und aus den Augenwinkeln sah sie, dass Dexter den Kopf wandte. Die Leute verstummten.
Warum hatte er nur keinen Bauchansatz oder eine dicke Brille? Oder eine Glatze? Schon ein kleiner Mangel hätte genügt.
Sie hatte ihn nur kurz angeblickt. Doch das hatte gereicht, um festzustellen, dass Dexter immer noch so gut aussah. Er wirkte beinahe noch männlicher als früher, und seine Schultern waren breit und stark wie zuvor. Unter seiner weichen Anzughose verbargen sich schlanke, muskulöse Schenkel, nur wenige Zentimeter entfernt. Der Gedanke an ihre Empfindungen, als diese Schenkel einmal zwischen ihren gelegen hatten, drohte sie zu überwältigen. Und es kostete sie alle Willenskraft, dagegen anzukämpfen.
Glücklicherweise hatte sie selbst auch immer auf ihre Figur geachtet. Sie sah verdammt gut aus, und sie wusste es. Ihr Körper war großartig in Form, da sie auf Kalorien achtete, ihre Fitnessübungen nicht vernachlässigte und Haut und Haar intensiv pflegte. Ihre Fingernägel waren makellos lackiert, ihre Frisur saß perfekt, und ihr schwarzes Sommerkostüm betonte ihre Figur.
Wenn er doch nur ein kleines bisschen weniger jugendlich und frisch ausgesehen hätte, dieser Mann, den sie einmal geliebt und mit dem sie eine Heirat geplant hatte! Zu gern hätte sie ihn angeschaut und sich dabei gefragt, was sie damals eigentlich an ihm gefunden hatte. Stattdessen raubte sein Anblick ihr den Atem, ihr Herz schlug heftig, und sie war völlig verwirrt.
Die Leute hinter ihr murmelten „Amen“, und Jillian wurde bewusst, dass der Trauergottesdienst für Alma und Charles zu Ende ging. Der Pfarrer trat zur Seite, und Jillian erhob sich, um ihrer Pflicht nachzukommen.
Dexter stand ebenfalls auf. Als sie nun nach vorn trat, mit zwei gelben Rosen in der Hand, dem letzten Zeichen ihrer Freundschaft, ergriff er Jillians Arm.
Sie warf Dexter einen wütenden Blick zu und wollte sich losmachen, doch er gab ihren Arm nicht frei. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft schauten sie sich an, und sie bemerkte den spöttischen Ausdruck in seinen Augen. Jillian biss die Zähne zusammen. Wenn er glaubte, sie würde hier eine Szene machen, hatte er sich getäuscht. Sie war hergekommen, um seinem jüngeren Bruder die letzte Ehre zu erweisen …
Charles. Oh Gott, Charles und Alma! Ihr Zorn wich einer plötzlichen Schwäche, als ihr schlagartig der Grund für Dexters Anwesenheit zu Bewusstsein kam. Es war doch nicht möglich, dass Charles tot war, dass er in diesem weißen Sarg lag. Er war der einzige Mensch auf der Welt gewesen, der alles über sie wusste, und sie brauchte ihn. Seine bedingungslose Freundschaft, seine Unterstützung und seine Schulter, an der sie sich ausweinen konnte.
Und Alma. Die liebe, sanfte Alma. Sie war das Beste gewesen, was Charles je begegnet war, und Alma hatte sie wie eine wirkliche Schwägerin akzeptiert. Auch Alma hatte sie damals in ihrem Kummer getröstet.
Dieser Kummer überfiel Jillian jetzt erneut mit aller Macht. Sie presste die zitternden Lippen zusammen und stand einen Augenblick unbeweglich da, ehe sie eine Rose auf jeden Sarg legte und danach zur Seite trat, damit die anderen ebenfalls Abschied nehmen konnten.
Dexters Finger schienen sich durch den Stoff ihres Kostüms zu brennen, und Jillian riss ihren Arm los. „Nimm deine Finger weg, Dexter!“
Er lachte leise bei ihren Worten, doch es klang nicht froh. „Freut mich zu hören, dass du so charmant wie eh und je bist. Ich bin gerade erst hier in der Stadt angekommen. Willst du mich nicht in die Arme schließen und willkommen heißen?“
„Du kommst acht Jahre zu spät.“ Sobald sie es ausgesprochen hatte, hätte sie sich am liebsten die Zunge abgebissen – er sollte nicht denken, es habe ihr so viel bedeutet, dass sie sich noch genau daran erinnerte.
Seine Augen verdunkelten sich, und ein seltsamer Ausdruck zeigte sich auf seinem Gesicht. Beinahe wäre sie erschrocken zurückgewichen. Doch diese Genugtuung gönnte sie Dexter nicht.
Sein Blick streifte die beiden Särge. „Ich habe Charles’ Frau nie getroffen, aber sie muss ja ganz toll gewesen sein, wenn er dich für sie fallen gelassen hat wie eine heiße Kartoffel.“
Wie konnte er nur so herzlos über seinen eigenen Bruder sprechen? „Alma war etwas ganz Besonderes. Charles hat sie verehrt.“
Dexter zog die Augenbrauen hoch. „Und damit warst du aus dem Rennen. Oder hat er die Sache mit dir wieder aufleben lassen, als ihm das Eheleben zu langweilig wurde?“
Es dauerte einen Moment, bis ihr klar wurde, was er damit meinte. „Was redest du für einen Quatsch! Du hast ja keine Ahnung, was Charles und mich verband. Oh, tut mir leid …“ Sie nickte, als wäre ihr gerade etwas eingefallen. „Ich habe gar nicht mehr daran gedacht, dass es ja schon immer deine Art war, Vermutungen anzustellen.“
Sie stand nun dicht vor ihm. In seinen dunklen Augen erkannte sie Verachtung und ebenso großen Zorn, wie er sie selbst erfüllte.
„Jill?“ Die heisere Frauenstimme klang besorgt. „Was ist los?“
Sie drehte sich um. Ihre Schwester Marina kam auf sie zu und zog Ben, ihren Mann, hinter sich her.
Jillian ging ihr entgegen und nahm ihre Hände. „Nichts ist los.“ Sie versuchte, sich zu beruhigen. „Außer dass wir an der Beerdigung von zwei Menschen teilnehmen, die viel zu früh gestorben sind.“ Sie seufzte. Dexter stand immer noch hinter ihr, doch sie war bemüht, ihn zu ignorieren.
„Marina! Kennst du mich nicht mehr?“
Ich hätte es wissen müssen, dachte Jillian, dass Dexter sich nicht einfach still davonschleichen würde. Er trat neben sie und ergriff nun Marinas Hände. Ein warmes Lächeln lag auf seinem Gesicht, ganz anders als der hasserfüllte Ausdruck, mit dem er sie vorhin begrüßt hatte.
Hilfe suchend wandte ihre Schwester sich an sie. An ihrem Blick war deutlich zu erkennen, dass sie Dexter nicht einordnen konnte.
„Marina, das ist Dexter Piersall, Charles’ Bruder.“
...