Winkler | Vom Museum aufs Schafott | Buch | 978-3-9812257-3-0 | sack.de

Buch, Deutsch, 102 Seiten, GB, Format (B × H): 156 mm x 202 mm, Gewicht: 242 g

Reihe: Edition Stadtmuseum: Berliner Objekte

Winkler

Vom Museum aufs Schafott

Kleine Geschichte eines Richtbeils
1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-9812257-3-0
Verlag: Verlag M im Stadtmuseum

Kleine Geschichte eines Richtbeils

Buch, Deutsch, 102 Seiten, GB, Format (B × H): 156 mm x 202 mm, Gewicht: 242 g

Reihe: Edition Stadtmuseum: Berliner Objekte

ISBN: 978-3-9812257-3-0
Verlag: Verlag M im Stadtmuseum


Der Scharfrichter erhebt mit beiden Händen das Richtbeil und lässt es auf den Nacken des Verurteilten niederfallen. Das Haupt, vom Rumpf getrennt, fällt auf das Schafott nieder. Der Scharfrichter übergibt das Beil einem Gehilfen, nimmt seinen Hut ab, steigt herab und meldet die vollzogene Enthauptung. So geschehen am 16. August 1878 im Zellengefängnis Berlin-Moabit.

Spannend wie ein Krimi ist dieses Skandalstück deutscher Rechtsgeschichte, in dem ein misslungenes Attentat auf Kaiser Wilhelm I., ein eilends ernannter Scharfrichter und ein Beil aus dem Märkischen Museum Berlin die Hauptrollen spielen. Vorab soviel: Es geht auch darum, ob ein Museumsobjekt zum Exekutionswerkzeug taugt.

Ein kunstphilosophischer Essay erkundet, ob die Kopie eines Richtbeils zwangsläufig ein Richtbeil sein muss. Reproduktionen zahlreicher Abbildungen, Briefe und Originaldokumente geben Spielraum für eigene Interpretationen.

Echt scharf!

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Weitere Infos & Material


Eine ungewöhnliche Hinrichtung
Die Tat
Ein Attentat wird zum strategischen Instrument: Bismarck und das Sozialistengesetz
Der Hödel-Prozess
Der Gang zum Schafott
Ein Henker ohne Richtbeil

KLEINE GESCHICHTE IN BILDERN

KLEINE GESCHICHTE IN DOKUMENTEN
Aus dem Reichsstrafgesetzbuch
Flugblatt über Hödels Attentat
Die Aussage Kaiser Wilhelms I.
Im Namen des Königs: Das Todesurteil
Hödels letzte drei Schriftstücke, aus der Chronik des Städtischen Museums
1. Herzlich geliebte Eltern!
2. Max Hödels letzte Wünsche sind folgende
3. Autobyographie des Klempnergesellen Emil Heinrich Max Lehmann, geb. Hödel, gen. Traber

KLEINE GESCHICHTE IN DER KRITIK
Andreas Resch: Die Kopie eines Richtbeils muss nicht zwangsläufig ein Richtbeil sein

Glossar, Quellennachweise, Abbildungsverzeichnis


Eine ungewöhnliche Hinrichtung
„Nunmehr übergebe ich Ihnen den Klempnergesellen Emil Heinrich Max Hödel zur Enthauptung.“ Mit diesen Worten überweist am frühen Morgen des 16. August 1878 der Untersuchungsrichter M. Hollmann dem Scharfrichter Julius Anton Alexander Krautz den wegen eines missglückten Attentats auf Kaiser Wilhelm I. zum Tode verurteilten Delinquenten Max Hödel. Der Verurteilte wendet sich kurz um und geht forschen Schrittes, dicht gefolgt vom Scharfrichter und seinen drei Gehilfen, auf die Richtstätte zu, steigt die vier Treppenstufen hinauf und tritt an den Block heran, allerdings von der falschen Seite her. Auf die Andeutung eines Gehilfen hin wendet er sich zur richtigen Stelle mit den Worten: „Also hier!“ Er entkleidet sich, bis der Oberkörper entblößt ist. Dann kniet Hödel ohne Beihilfe nieder und legt sein Kinn mit dem Ausspruch „Adieu“ in die Auskehlung des Richtblocks. Nachdem die Scharfrichtergehilfen seine Arme unten über Kreuz am Block festgebunden und seinen Kopf mit einem Riemen oben fixiert haben, erhebt der zu seiner Linken stehende Scharfrichter Krautz mit beiden Händen das Richtbeil bis auf die Höhe seiner Brust und lässt es auf den Nacken des Verurteilten niederfallen, wodurch das Haupt, vom Rumpf getrennt, auf das Schafott niederfällt. Die Augen zucken noch zweimal und nach etwa zehn bis fünfzehn Sekunden öffnet sich der Unterkiefer "zu einer schnappenden Bewegung", wie Augenzeugen zu berichten wissen. Der Scharfrichter übergibt das Beil einem Gehilfen, nimmt seinen Hut ab, steigt vom Schafott herab und meldet die vollzogene Enthauptung. Das Beil, mit dem die Exekution durchgeführt wird, tut seinen Dienst zum ersten und gleichzeitig auch letzten Mal. Es handelt sich um eine für museale Zwecke angefertigte Kopie des Richtbeils des Scharfrichters Reindel, welche sich der Berufsanfänger Krautz in Ermangelung eines eigenen Beils aus dem Bestand des Märkischen Provinzialmuseums entliehen hat, um es nach vollzogener Hinrichtung zurückzugeben – ein in der Geschichte des Berliner Museumswesens wohl einzigartiger Fall.


Winkler, Uwe
geb. 1955 in Karl-Marx-Stadt
Studium der Geschichte in Berlin, Schwerpunkt Mediävistik

Seit 1983 Mitarbeiter am Märkischen Museum, jetzt Stiftung Stadtmuseum

1983-1985 Direktionsassistent

1985-1995 stellvertretender Leiter des Museums Nikolaikirche

Seit 1996 Mitarbeiter in der Abteilung Geschichte

Publikationen zur Stadtgeschichte und zur Geschichte der Nikolaikirche

Resch, Andreas
geb. in Mainz
Arbeitet als Drehbuchautor und Kritiker und lebt in Berlin.

Studium der Germanistik, Philosophie und der Allgemeinen und Vergleichenden sowie der Angewandten Literaturwissenschaften in Mainz und Berlin.

Filmstudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin.

Tätigkeit als Film- und Literaturkritiker. Texte u.a. für taz, Tagesspiegel und die Bundeszentrale für Politische Bildung, Essays in der Neuen Rundschau.

Schreibt zurzeit an einem Drehbuch für eine ZDF-Krimiserie.


Im Verlag M erschienen:
Ansichten von Aufsichten
Texte von Lavinia Meier-Ewert und Andreas Resch, Fotografien von Claudia Leider und Moritz Möller

Nentwig, Franziska
Franziska Nentwig, gibt zum Jahresende 2014 ihren Posten als Generaldirektorin der Stiftung Stadtmuseum auf.
Im März 2015 wird sie Geschäftsführerin des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft.
Die gebürtige Dresdnerin und promovierte Musikwissenschaftlerin, die zuvor u.a. das Eisenacher Bachhaus leitete, kam im Februar 2006 nach Berlin.



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