Wilson | Im Zeichen des Todes | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 480 Seiten

Reihe: Penhaligon Verlag

Wilson Im Zeichen des Todes

Thriller
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-641-19511-3
Verlag: Penhaligon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, 480 Seiten

Reihe: Penhaligon Verlag

ISBN: 978-3-641-19511-3
Verlag: Penhaligon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mit jedem Opfer wird seine Fährte blutiger ...
Es ist ein gnadenloses System, in dem die Geburtsstunde darüber entscheidet, ob man ein Leben in Reichtum oder Armut und Elend führt. Niemand schafft es aus eigener Kraft. Die Sterne sind Gesetz. Und sie bringen den Tod ... Als eine Mordserie von unvergleichlicher Brutalität die Stadt erschüttert, ruhen alle Augen auf Detective Jerome Burton und Profilerin Lindi. Der eine glaubt an seinen Jagdinstinkt, die andere an die Macht der Sterne - und beide wissen, dass sie es mit dem gefährlichsten Verbrecher zu tun haben, den die Stadt je gesehen hat. Doch sein Plan ist so finster, dass er alles Vorstellbare übersteigt ...
  • Feuer, Wasser, Erde, Luft - welcher Tod ist dir vorherbestimmt?


Sam Wilson wurde in London geboren, zog noch als Kind in seine neue Heimat Zimbabwe. Seinen Studiengang, Kreatives Schreiben, schloss er mit Auszeichnung ab. 2011 wurde er unter den Top 200 der vielversprechendsten Südafrikaner gelistet. Heute arbeitet er als Regisseur in Kapstadt. Im Zeichen des Todes ist sein Debüt.
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1

Rachel würde an ihrem ersten Arbeitstag zu spät kommen, aber dafür konnte sie nichts. Der Waschsalon an der Gull Street öffnete erst um acht Uhr morgens, und der Manager von JiffyMaids bestand auf einer tadellosen Erscheinung, auch wenn jede Putzfrau nur eine Garnitur Arbeitskleidung gestellt bekam. Gestern hatte sie bis spät in die Nacht auf dem vierzigsten Geburtstag eines Schützen in West Skye gearbeitet, wo sie ein betrunkener Gast angebaggert und ihr versehentlich Guacamole auf die saubere weiße Schürze geschmiert hatte.

»Gut, dass Sie die anhaben«, hatte der Mann gesagt, um seine Verlegenheit zu überspielen. Er wusste nicht, dass sie sich am nächsten Tag auf keinen Fall mit einem Fleck auf der Schürze bei einem neuen Kunden blicken lassen konnte. Nachdem sie vier Stunden unruhig geschlafen hatte, war sie kurz vor Öffnung des Waschsalons aufgewacht und dorthin geeilt, um ihre Uniform in die Schnellwäsche zu stecken. Sie hatte vor der Maschine gesessen und beobachtet, wie sich die Trommel drehte. Die Zeiger rückten beständig auf neun Uhr vor, auf den Zeitpunkt, zu dem sie bei dem neuen Kunden erscheinen sollte.

Sie wartete so lange wie möglich, dann unterbrach sie den Trockenvorgang und zog sich in der Toilette die Uniform an. Wie nass die Kleidung noch war, bemerkte sie erst, als sich die verbliebene Hitze verflüchtigt hatte. Das karierte blaue Kleid klebte ihr kalt und feucht an den Beinen. Sie steckte ihre anderen Sachen in eine Plastiktüte und stieg in den Bus nach Conway Heights, einem nördlichen Bezirk von San Celeste. Während der Fahrt kontrollierte sie ständig die Uhrzeit auf ihrem Telefon. Kurz vor neun – sie war noch immer nicht angekommen – wurde ihr endgültig flau im Magen. Sie wollte niemanden verärgern. Schließlich war sie eine Waage.

Conway Heights war ein nobler Stadtteil im Norden der Stadt. Abwesend starrte Rachel aus dem Fenster auf Bäume, Tennisplätze und Villen im toskanischen Stil. Alles sah so hell und sauber aus, und sie fühlte sich wie ein Eindringling.

An der Morin Road stieg sie aus. Die Plastiktüte mit der trockenen Kleidung schlug gegen ihr Bein, während sie drei Blocks hügelaufwärts zum Eden Drive hetzte. Die Häuser hatten ordentliche Vorgärten mit gepflegten Blumenbeeten.

Das breite, eingeschossige Haus ihres Kunden war beige gestrichen und das Dach flach. Als sie mit fieberhaften Schritten über den mit Ziegelsteinen gepflasterten Weg zum Eingang ging, legte sie sich eine Entschuldigung zurecht. Ihr Finger lag schon auf der Klingel, doch dann sah sie, dass die Tür einen Spalt offen stand.

Sie drückte sie ein wenig weiter auf.

»Hallo?«, rief sie. »JiffyMaids!«

Keine Antwort.

Auf halber Höhe stand ein Holzspan vom Rahmen ab. Rachel berührte ihn zaghaft. Der Span war so lang wie ihr Finger und ragte aus einer Bruchstelle. Allem Anschein nach war die Tür eingetreten worden.

»Hallo?«, rief sie noch einmal und drückte auf die Klingel. Irgendwo im Haus ertönte ein Summen, doch sie bekam keine Antwort.

Rachel zitterte in ihrem feuchten Kleid. Sie machte einen Schritt zurück in die Sonne und blickte die Straße rauf und runter. Nichts. Nur der Verkehr und ein paar bellende Hunde.

Mit zusammengepressten Lippen holte sie ihr rosarotes Handy aus der Plastiktüte.

Der Anruf wurde nach dem zweiten Klingeln entgegengenommen.

»Polizeinotruf. Was möchten Sie melden?«

»Hallo?«, sagte Rachel unsicher. »Ich stehe vor … äh … 36 Eden Drive in Conway Heights. Ich bin gerade erst angekommen. Die Tür ist eingetreten, und niemand reagiert auf mein Rufen.«

Sie hörte das leise Klicken einer Tastatur, dann meldete sich die Telefonistin wieder.

»Gut, ich schicke Ihnen einen Streifenwagen. Wie heißen Sie, bitte?«

Die Frau klang freundlich und gelassen. Ihr Waage-Trällern hatte etwas Beruhigendes.

»Rachel Wells.«

»Wohnen Sie dort?«

»Nein«, erklärte Rachel. »Ich arbeite für JiffyMaids. Ich soll hier putzen.«

»Okay, Rachel. Es dauert ungefähr acht Minuten, bis die Kollegen eintreffen. Bis dahin muss ich Ihnen noch ein paar Frage stellen, in Ordnung, meine Liebe?«

Meine Liebe. Definitiv eine Waage.

»Natürlich, klar«, erwiderte sie.

»Okay. Beschreiben Sie mir bitte, wie Sie aussehen, damit die Kollegen Sie erkennen können.«

»Ich bin ungefähr eins achtundsiebzig groß, habe blondes Haar und trage ein blaukariertes Kleid mit einer weißen Schürze. Reicht das?«

Sie wartete, bekam aber keine Antwort.

»Hallo?«, fragte sie.

Einen Moment lang dachte sie, die Verbindung sei abgebrochen, aber da war diese Stimme … Sie nahm das Handy vom Ohr. Ja, tatsächlich. Irgendwo in der Nähe sprach ein Mann.

Links vom Haus befand sich eine von blühenden Kletterpflanzen überwucherte Gartenmauer mit einem schmiedeeisernen Tor, dessen weiße Farbe abblätterte. Wieder diese Männerstimme. Tiefe Erleichterung durchflutete sie. Der Kunde saß im Garten, deshalb hatte er nicht auf ihr Rufen reagiert. Alles in bester Ordnung. Sie ging zum Tor und drückte den Riegel nach unten. Als es aufschwang, trat sie hindurch und vergewisserte sich, dass sich ihr Pferdeschwanz nicht gelockert hatte.

»Hallo?«, rief sie. »Mr. Williams?«

Sie folgte einem Weg an einem Blumenbeet vorbei und durch einen geflochtenen Bogen, der mit sterbenden Weinranken überzogen war. Man hatte das Haus an einem Hügel gebaut, der Rasen führte einen Hang hinab und gab den Blick auf die Stadt frei. Die Aussicht war beeindruckend und teuer. Sie konnte bis zum WSCR-Tower sehen.

Gleich hinter dem Haus befand sich ein leerer Swimmingpool. Im Boden daneben war ein Graben ausgehoben, und die Pflasterplatten hatte man an der hinteren Wand des Hauses gestapelt.

»Hallo? Rachel?« Die Stimme der Telefonistin. Rachel hob ihr Handy wieder ans Ohr.

»Entschuldigung, ich dachte, ich hätte etwas gehört.«

»Im Haus?«

»Nein, im Garten. Ich dachte, da wäre jemand, aber hier ist nichts zu sehen.«

»Rachel, hören Sie zu«, sagte die Telefonistin. »Gehen Sie bitte wieder vors Haus, damit die Kollegen wissen, dass sie richtig sind.« Ihre Stimme klang bestimmt, doch Rachel, die eine gute Menschenkenntnis hatte, hörte noch etwas anderes heraus. Angst vielleicht.

Sie warf einen letzten Blick in den Garten und drehte sich abrupt um, als sie ein Geräusch hörte. Es klang wie ein gequältes Röcheln, gerade eben hörbar. Sie erstarrte. Nach einigen Sekunden hörte sie es erneut, der Laut kam aus dem Graben am Pool.

»Da ist jemand«, rief sie panisch.

»Rachel«, erwiderte die Telefonistin scharf, »gehen Sie bitte sofort zurück zur Straße.«

Aber Rachel war bereits zum Graben geeilt.

»Oh Gott«, stammelte sie, »oh Gott. Oh Gott. Oh Gott.«

»Rachel?«

Der Mann im Graben war ungefähr fünfzig Jahre alt. Er hatte kurzes weißes Haar, trug eine schwarze Hose und ein langärmeliges weißes Hemd, das hinten voller Erde und vorne voller Blut war. Er konnte sie gerade noch ansehen, ehe sich seine Augen verdrehten. Über seinem Mund pappte Klebeband, und aus einem Nasenloch rann Blut. Rachel ließ ihre Plastiktüte fallen.

»Ich brauche einen Krankenwagen!«, schrie sie. »Oh Gott, schnell, einen Krankenwagen!«

Die Telefonistin blieb die Ruhe selbst. »Gibt es einen Verletzten, Rachel?«

»Einen alten Mann. Sein Bauch ist aufgeschlitzt. Seine Eingeweide, oh Gott, ich kann seine Eingeweide sehen, ich dachte, das wäre ein Schlauch oder so was. Die liegen da in der Erde …«

Ein fauliger Geruch stieg ihr in die Nase. Sie würgte. Die Gedärme des Mannes waren durchlöchert. Sie trat einen Schritt zurück und holte tief Luft. Bislang hatte sie immer gedacht, durchaus in der Lage zu sein, mit einem Notfall klarzukommen. Schließlich wusste sie, was Vorrang hatte. Menschen zuerst. Sie inhalierte die frische Luft und trat wieder einen Schritt vor. Der Mann unter ihr krümmte sich und schien kaum Luft zu bekommen. Seine Hände und Beine waren mit Klebeband gefesselt.

»Hallo! Bleiben Sie bitte am Apparat, ja?«, sagte die Telefonistin jetzt.

»Ich bin noch da«, antwortete Rachel, die versuchte, sich zusammenzureißen. »Er ist gefesselt und geknebelt. Und da ist überall Blut.«

»Okay, sprechen Sie einfach weiter mit mir, ja? Ich helfe Ihnen da durch. Wir müssen die Blutung stoppen, bis die Sanitäter kommen.«

»Ich habe eine Tüte mit Kleidung dabei.«

»Ist die sauber?«

»Nein, aber die Schürze, die ich trage, habe ich gerade erst gewaschen …«

»Perfekt, die können wir nehmen. Am besten, Sie falten Sie zu einem langen Streifen. Ich sage Ihnen, wo Sie ihn anlegen müssen. Der Krankenwagen ist in Kürze da, aber Sie müssen die Blutung unbedingt stoppen.«

Rachel band ihre Schürze los und zog sich den Träger über den Kopf. Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr. Im Inneren des Hauses war es vollständig dunkel, aber es sah aus, als würde hinter dem cremefarbenen Vorhang an der Schiebetür jemand stehen. Sie erstarrte.

»Oh Gott.«

»Was ist los, Rachel?«

»Ich glaube, da ist jemand im Haus.«

Die Telefonistin schwieg. Man hörte nur das Knistern der Verbindung.

»Hallo?«, fragte Rachel.

In der Leitung knackte es, als hätte die Telefonistin mit jemandem gesprochen und sich erst jetzt wieder mit ihr verbunden.

»Rachel,...


Wilson, Sam
Sam Wilson wurde in London geboren, zog noch als Kind in seine neue Heimat Zimbabwe. Seinen Studiengang, Kreatives Schreiben, schloss er mit Auszeichnung ab. 2011 wurde er unter den Top 200 der vielversprechendsten Südafrikaner gelistet. Heute arbeitet er als Regisseur in Kapstadt. Im Zeichen des Todes ist sein Debüt.



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