E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
Willingham Winterhochzeit auf Burg Laochre
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-4291-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Digital Edition
E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-4291-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Bald schon werden die schöne Spanierin Adriana und Liam MacEgan auf Burg Laochre Mann und Frau! Doch bei aller Vorfreude quält Adriana die Angst. Denn in der Hochzeitsnacht kann sie ihr demütigendes Geheimnis nicht länger verbergen ...
Michelle schrieb ihren ersten historischen Liebesroman im Alter von zwölf Jahren und war stolz, acht Seiten füllen zu können. Und je mehr sie schrieb, desto mehr wuchs ihre Überzeugung, dass eines Tages ihr Traum von einer Autorenkarriere in Erfüllung gehen würde. Sie besuchte die Universität von Notre Dame im Bundesstaat Indiana, da sie mit dem Gedanken spielte, Medizin zu studieren. Jedoch musste sie diesen Gedanken bald wieder verwerfen, da sie kein Blut sehen konnte. Stattdessen studierte sie Englisch und schloss mit summa cum laude, der besten Benotung, ab. Daraufhin kam sie auf die Idee Lektorin zu werden. Ihr erster Teilzeitjob bestand darin, Hypothekenhandbücher zu bearbeiten, was sie umgehend zurück zur Uni fliehen ließ, um Lehrerin zu werden. Michelle unterrichtete 11 Jahre lang, bevor sie aufhörte, um zu Hause bei ihren Kindern zu sein und sich voll und ganz dem Schreiben widmen zu können. Zahlreiche ihrer Romane erschienen in der Reihe Harlequin Historical. Michelle ist mit einem Raketenwissenschaftler verheiratet und lebt zusammen mit ihm in Virginia. Neben dem Schreiben kocht und liest sie gerne und vermeidet sportliche Aktivitäten um jeden Preis.
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2. KAPITEL
Es war gerade hell geworden, als Liam am nächsten Morgen über das Burggelände wanderte. Schwacher Rauchgeruch lag in der Luft, und die meisten Bewohner von Laochre schliefen noch. Wahrscheinlich würden viele der jungen Paare, die die Nacht zusammen verbracht hatten, im kommenden Herbst Nachwuchs begrüßen können.
Im Gegensatz zu Adriana und ihm. Er hatte die ganze Nacht wachgelegen und nachgedacht. Es war Adrianas Wunsch gewesen, Zeit mit ihm allein zu verbringen, doch als er sie berührt hatte wie ein Liebender, war sie in Tränen ausgebrochen. Und ihre Aufforderung, sie zu nehmen, hatte ihn erst recht befremdet. Als sei er ein Tier, dem ihr Vergnügen gleichgültig war.
Und als wolle sie keinerlei Vergnügen empfinden.
Das alles ergab keinen Sinn für ihn. Mit weit ausgreifenden Schritten marschierte er zu dem Sandplatz, auf dem die Kampfübungen stattfanden. Er musste sich körperlich verausgaben, um mit dem Gefühl fertig zu werden, dass etwas nicht stimmte. Oder hatte er Adriana ohne es zu wollen verletzt?
Sein Onkel Trahern kam auf ihn zu. Morren, seine Frau, begleitete ihn. Sie trug ihren schlafenden kleinen Sohn auf den Armen.
Der Anblick der kleinen Familie versetzte Liam einen schmerzhaften Stich. Das war es, was er sich mit Adriana wünschte.
Trahern begrüßte ihn mit einem herzlichen Lächeln. „So früh schon auf, Liam? Solltest du nicht bei deiner Braut liegen um diese Zeit?“
Als er statt einer Antwort mit den Achseln zuckte, wandte Trahern sich zu seiner Frau. „Lauf schon einmal los. Ich komme gleich nach.“ Morren küsste ihn und eilte in Richtung des Burgfrieds davon.
„Lass uns ein paar Schritte gehen, mein Junge.“
Liam nickte und schloss sich seinem Onkel an. „Du siehst aus, als würde dir ein Übungskampf guttun“, sagte Trahern. „Oder irre ich mich?“
„Ich hätte nichts dagegen.“ Liam nahm ihm gegenüber Aufstellung und zog sein Schwert. Trahern, zu dessen Vorfahren Wikinger zählten, überragte ihn um Haupteslänge und begann ihn mit wachsamem Blick zu umrunden.
„Hast du etwas gelernt im Heiligen Land? Die Sarazenen sind hervorragende Kämpfer, sagt man.“
„Es ist wahr. Ich kann froh sein, dass ich noch lebe.“
„Darüber sind wir alle froh. Besonders deine Mutter.“ Trahern machte einen Ausfall, den Liam mühelos parierte. „Aber der Krieg verändert einen, nicht wahr?“
Liam nickte und schwang sein Schwert. Die Erfahrungen, die er im Heiligen Land gemacht hatte, waren vollkommen anders gewesen, als er es erwartet hatte. „Es war, als kämpften wir mitten im Feuer“, stimmte er zu und führte einen Streich, den sein Onkel abwehrte. „Der Sand brannte uns in den Augen, und die Hitze brachte unsere Rüstungen zum Glühen. Nicht einmal Polsterungen halfen.“
„Und deine Verlobte? Wie kam sie ins Heilige Land?“
„Adriana war Berengarias Kammerfrau und Leibwache. Sie begleitete die Königin.“
„Ist Richards Gemahlin noch dort?“
Liam schüttelte den Kopf, seine Schwertklinge klirrte gegen Traherns. „Sie kehrte nach Frankreich zurück, wo sie König Richard später treffen wollte. Adriana blieb und wartete auf mich.“
Trahern ging zum Gegenangriff über, und Liam hatte Mühe, sich der Hiebe zu erwehren, die auf seinen Schild herabregneten. „Ich nehme an, das war nicht einfach für sie.“
„Du hast recht.“ Ungebeten stiegen die Sorgen der vergangenen Nacht wieder in Liam auf. „Sie verhält sich sonderbar, seit wir das Heilige Land verließen. Sie zuckt jedes Mal zurück, wenn ich sie berühre.“
Trahern senkte sein Schwert und schob es in die Scheide. Er warf einen Blick in die Richtung, in die Morren verschwunden war. „Hat sie Angst davor?“
Liam nickte und schob sein Schwert ebenfalls in die Scheide. „Sie versucht es zu verbergen, aber mir kommt es vor, als könne sie es nicht ertragen.“
Trahern machte eine besorgte Miene. „Wenn du willst, bitte ich Morren, mit ihr zu reden. Manchmal hilft ein Gespräch von Frau zu Frau.“
„Morren hat nicht gesehen, was wir gesehen haben. Sogar Kinder wurden abgeschlachtet.“ Bei der Erinnerung biss Liam die Zähne zusammen. „Was für ein König ist das, der Unschuldige tötet?“ Sein Blick wanderte zu Morren, die wartend auf den Steinstufen zum Burgfried stand, ihren vierjährigen Sohn auf der Hüfte. „Könntest du das Schwert gegen ein Kind erheben?“
„Nein.“
Liam atmete langsam aus. „Ich könnte es auch nicht. Deswegen ließ Richard mich in den Kerker werfen.“ Sie gingen ein paar Schritte, und Trahern legte ihm die Hand auf die Schulter. „Dann wurde ich plötzlich freigelassen, und Adriana und ich durften nach Hause reisen. Ich weiß bis heute nicht, warum.“
„Jetzt bist du hier, Liam. Und dein Vater braucht dich. Umso mehr, da Isabel …“
Trahern unterbrach sich erschrocken wie jemand, der zu viel preisgegeben hatte. Liam blieb stehen. „Da meine Mutter was?“
„Nichts. Patrick wird mit dir reden, wenn die Zeit reif ist.“
Das klang nicht gut. Tatsächlich fand er, dass seine Mutter neuerdings schlecht aussah. Ob sie womöglich ernsthaft krank war?
„Aber als Erstes bitte ich Morren, mit Adriana zu reden.“ Trahern sah ihn mitfühlend an, und obwohl Liam bezweifelte, dass ein Gespräch helfen würde, nahm er an, dass es auch nicht schadete.
Sie gingen in Richtung Burgfried, als Trahern ihn auf einen Trupp Lochlannach hinwies, die im inneren Burghof standen. Die Männer waren aus Gall Tír gekommen, um eine Unterredung mit ihnen zu führen. Am Fuß der Treppe verabschiedete Liam sich von seinem Onkel, um sich auf die Suche nach Adriana zu machen.
Nach dem verheerenden Ausgang ihrer Begegnung in seinem Schlafgemach gestern Abend hatte er sie zu ihrer Kammer begleitet. Sie war am Boden zerstört gewesen, und er fragte sich nicht zum ersten Mal, ob er sie zu sehr gedrängt hatte. Beinahe wünschte er sich, die gestrige Begegnung ungeschehen machen zu können, denn seitdem schien es eine unüberwindliche Mauer zwischen ihnen zu geben.
Traherns Frage, ob sie Angst vor seiner Berührung habe, ging ihm nicht aus dem Kopf. In der Tat schien diese Angst erst in den letzten Monaten in Adriana entstanden zu sein. Ähnlich wie ihre Albträume. Was war ihr Schlimmes zugestoßen? Liam konnte sich an keine Situation erinnern, in der sie schutzlos gewesen wäre. Die Leibgarde der Königin hatte sie und Berengaria nie aus den Augen gelassen.
Aber die Möglichkeit bestand. Je länger er darüber nachdachte, desto deutlicher wurde ihm, wie wenig sie ihm traute.
Adriana setzte sich auf eine der unteren Treppenstufen und lehnte sich an die Mauer. Es war noch früh am Morgen, aber sie konnte nicht schlafen. Sie hatte geglaubt, dass sie ihre Ängste besiegen würde, wenn sie sich dem Mann, den sie liebte, hingab – ein Irrtum, wie sie inzwischen wusste.
Im Gegenteil, ihre Ängste hatten sie besiegt, und Liams Mitgefühl und seine Geduld machten alles nur schlimmer. Sie würde die Wahrheit nicht vor ihm verbergen können – dass sie keine Jungfrau mehr war. Und wenn er es herausfand, konnte er sich weigern, sie zu heiraten. Ihr Verlöbnis war nicht von ihren Eltern ausgehandelt worden. Es würde leicht sein für Liam, es zu lösen, solange sie keine Verträge unterzeichnet hatten.
Bei der Vorstellung, ohne ihn nach Spanien zurückzukehren, brach ihr schier das Herz. Sie würde die Trennung von ihm nicht ertragen und alles tun, um ihn nicht zu verlieren.
Sie brach in Tränen aus. Als sie versuchte, das Schluchzen zu unterdrücken, vernahm sie plötzlich Schritte und hob den Kopf. Ein hochgewachsener Mann, den sie nicht kannte, stand vor ihr. Mit seinem blonden Haar und den hellblauen Augen sah er keinem der MacEgans ähnlich.
„Verzeihung.“ Hastig wischte sie sich die Tränen ab und stand auf. „Ich mache Platz.“
„Ich wollte nicht hinaufgehen. Ich hörte das Weinen.“
Adriana errötete. Wem sonst noch war ihr hemmungsloses Schluchzen an die Ohren gedrungen? „Verzeihung“, wiederholte sie und senkte den Blick. „Es ist nichts Ernstes.“
Sie wollte an ihm vorbeigehen, doch der Mann machte keine Anstalten, zur Seite zu treten. Es verstörte sie, dass er einen Punkt zu fixieren schien, der oberhalb ihres Kopfes lag, anstatt ihr ins Gesicht zu sehen.
„Du bist keine MacEgan“, stellte er fest.
Genauso wenig wie er, seinem fremdartigen Akzent und der Direktheit nach zu urteilen, mit der er sprach. „Noch nicht“, erwiderte sie. „Aber ich bin mit Liam MacEgan verlobt. Mein Name ist Adriana de Manzano.“
Sie trat auf die unterste Stufe und blieb vor dem blonden Riesen stehen. Diesmal heftete er den Blick auf ihr Gesicht. „Ich heiße Kaall Hardrata.“
Ein Wikinger also. Sie hatte gehört, dass es eine Siedlung der Nordmänner in der Nähe gab.
„Ist er so schrecklich, der Mann, den du heiraten willst?“, setzte er hinzu, als sie schon an ihm vorbei war.
„Nein. Er ist wundervoll. Und viel zu gut für mich.“ Sie wusste nicht, warum sie das sagte. Die Äußerung kam ihr über die Lippen, ohne dass sie es wollte.
„Ich kenne das Gefühl.“
„Wirklich?“
„Die Frau, die ich heiraten wollte, wies mich zurück.“
Dann sprach er die Wahrheit. War es nicht genau das, wovor sie Angst hatte? Dass Liam sie nicht mehr haben wollte, wenn er herausfand, welchen Preis sie gezahlt hatte?
Aber wenn er sich deswegen von...




