E-Book, Deutsch, Band 17, 180 Seiten
Reihe: Until Us
Williams Until Us: Knight
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-903413-70-2
Verlag: Romance Edition
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, Band 17, 180 Seiten
Reihe: Until Us
ISBN: 978-3-903413-70-2
Verlag: Romance Edition
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Melissa Williams lebt und arbeitet in Toronto, Ontario, und liebt es, süchtig machende Lovestorys zu schreiben. Sie schaut für ihr Leben gern schlechtes Reality-TV, trinkt Wein oder sitzt lesend in ihrem bequemen Lieblingsstuhl mit einer Tasse Kaffee.
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1
Leighton-Rose
Eine Champagnerflöte baumelt achtlos zwischen meinen Fingern, während ich beobachte, wie der Mann, mit dem ich angeblich zusammen bin, einer anderen Frau eine platinfarbige Hotelzimmerkarte reicht. Ich rolle mit den Augen. Mittlerweile versucht er nicht einmal mehr, seine Indiskretionen zu verbergen. Meine Lippen zucken. Ich bin mir nicht sicher, ob vor Belustigung oder vor Abscheu.
Es ist mir egal, was Nigel macht. Obwohl ich wünschte, es wäre anders. Was würde ich nicht dafür geben, irgendwelche Gefühle für diesen Mann zu empfinden. Doch das Einzige, was ich gerade verspüre, ist Erleichterung. Ich bin froh, dass er sich seine Befriedigung bei einer anderen sucht. Der Gedanke, ihn zu berühren, lässt die Galle in meiner Kehle hochsteigen. Je eher er mit dieser Frau im Hotelzimmer verschwindet, desto schneller kann ich von hier weg. Und alle werden annehmen, dass wir die Party zusammen verlassen haben.
Leider ist es nur eine Frage der Zeit, bis ich seine Berührung ertragen muss. Es könnte jeden Tag so weit sein, dass er mir einen Antrag macht. Da bin ich mir sicher. Wahrscheinlich auch noch auf eine besonders reißerische Art und Weise, die mich innerlich in Verlegenheit bringen wird. Nach außen hin werde ich mich zu einem Lächeln zwingen und seinen Antrag strahlend annehmen. Zumindest die Tränen werden echt sein, wenn ich mich von meinem Singledasein, das einzige Stück Freiheit, das ich je hatte, verabschieden muss.
Ich war so naiv anzunehmen, mein Liebesleben wäre allein meine Angelegenheit. Jeder andere Aspekt in meinem Leben wird mir diktiert. Ich wohne in einem Penthouse, weil mein Vater das für angemessen hält. Ein persönlicher Stylist kümmert sich um meine Garderobe, als könnte ich nicht selbst entscheiden, was am besten an mir aussieht. Mein Freundeskreis besteht ausschließlich aus den Kindern der engsten Geschäftspartner meiner Familie, denn das ist für alle von Vorteil. Natürlich ist das alles Jammern auf hohem Niveau. Luxusprobleme, das ist mir schon klar. Und bei all dem fremdbestimmten Irrsinn gab es diese eine Sache, an die ich mich klammern konnte. Mein Liebesleben. Doch jetzt wurde mir sogar dieses kleine Stück Unabhängigkeit genommen.
Ich lasse meinen Blick durch den sanft beleuchteten Ballsaal schweifen und betrachte die Menschen. Einige sitzen in kleinen Gruppen zusammen, andere stehen an der Bar. Sie alle befinden sich auf der Jagd, sind gierig nach dem neuesten Klatsch und Tratsch. Wer mit wem, Modefauxpas und so weiter. Das ist auch das Einzige, was diese Leute verbindet, abgesehen von finanziellem Wohlstand. Eine Veranstaltung gleicht der anderen. Extravagante Kleidung, ein falsches Lächeln und lose Zungen sind immer in Mode. Mit einem Designerkleid und einer verdrehten Version der Wahrheit fügt man sich hier gut ein.
Wie konnte ich nur zulassen, dass sich mein Leben in diese Richtung entwickelt? Mittlerweile bin ich kurz davor, den Verstand zu verlieren. Jede sogenannte Bitte, Verpflichtung und jedes gesellschaftliche Ereignis, das zu besuchen mir aufgedrängt wird, bringt mich einen Schritt näher an den Rand des Wahnsinns. Wenn es so weitergeht, breche ich bald zusammen. In einem Monat, einer Woche, vielleicht schon morgen. Und es ist zum Teil meine Schuld, denn ich habe es zugelassen. Meine Familie hat mich so lange unterdrückt, dass ich stumm geblieben bin, als es an der Zeit war, für mich selbst zu sprechen. Ich fürchte mich davor, sie zu verärgern. So schwer es auch ist, ich will den Kontakt zu ihnen nicht gänzlich verlieren. Wir stehen uns ohnehin nicht sehr nahe.
Es scheint albern zu sein, doch ich versuche, ihnen zu gefallen. Gerade auf Veranstaltungen wie dieser. Immerhin sind es die einzigen Gelegenheiten, um wirklich Zeit in einem Raum mit ihnen zu verbringen. Ich kann mich nicht erinnern, wann wir uns zuletzt privat getroffen haben. Oder eine richtige Unterhaltung geführt haben. Meist interessieren sie sich erst für mich, wenn es etwas gibt, das ich für die Familie tun kann. Dann rufen sie mich an. So war es auch, als sie mir erklärten, dass ich mit Nigel ausgehen werde. Meine Eltern haben diese Beziehung eingefädelt, denn eine Verbindung mit den Blackhorns festigt unseren Platz in der New Yorker Elite. Ich habe nie zugestimmt ... aber ich habe auch nicht Nein gesagt.
Jetzt bin ich hier und blicke auf eine lieblose Zukunft mit einem Mann, der nicht weiß, was Diskretion heißt. Es gibt nicht genug Erdnussbuttertörtchen auf der Welt, um mir zu helfen, meine Gefühle angesichts dieser Zwangsehe hinunterzuschlucken.
Den Rest meines Champagners schütte ich regelrecht in meine Kehle und tausche die Flöte gegen eine neue aus, da ein weiß gekleideter Kellner wie aus dem Nichts auftaucht und mir ein ganzes Tablett voll anbietet. Meine Mutter wäre entsetzt, wenn sie mich so schnell trinken sehen würde. Eine Dame sollte ihr Getränk immer in kleinen Schlucken genießen. Ich presse die Lippen zusammen und unterdrücke einen Seufzer.
Wie sonst soll ich den heutigen Abend überstehen, wenn nicht mit einer großzügigen Menge Alkohol? Die ich auch brauchte, nachdem mein Vater vor seinen sogenannten Freunden damit geprahlt hatte, dass seine Tochter ein Auge auf den begehrtesten Junggesellen New Yorks geworfen habe. Er brüstete sich damit, dass er, wenn Nigel und ich heiraten, über ungeahnten Reichtum und Beziehungen verfügen würde. Dieser Mann kann nur an Geld denken. Offenbar hat er sich kein einziges Mal Gedanken darüber gemacht, warum die Blackhorns so begierig darauf sind, unsere Familien zu vereinen. Dabei liegt es auf der Hand. Nigel ist ein ekelhafter Perverser, der sein Ding nicht in der Hose behalten kann. Doch alles, was mein Vater sieht, wenn er Nigel anschaut, sind Dollarzeichen.
»Ich nehme an, die nächste Verlobungsparty, für die ich in die Staaten reise, wird deine sein. Wenn ich bis dahin nicht vor Langeweile gestorben bin.«
Mein Körper bewegt sich nicht, aber mein Blick wandert zu meiner Großmutter.
»Grandmère, darüber macht man keine Witze.«
»Über welchen Teil?«, entgegnet sie, hebt ihre Champagnerflöte und nimmt einen Schluck. Ihre hellblauen Augen, die den meinen so ähnlich sind, funkeln vor Humor.
Ich führe mein eigenes Glas an die Lippen und halte inne, bevor ich antworte, damit die glitzernde Flüssigkeit meinen verzogenen Mund verdecken kann.
»Beides. Ich kann den Gedanken kaum ertragen, dass du mich in ein paar Wochen verlässt und wieder nach Paris fliegst. Ganz zu schweigen von der anderen Sache«, erkläre ich kopfschüttelnd.
Dass sie den Sommer in New York verbringt, ist das Einzige, was mich bei Verstand hält, seit ich mit Nigel ausgehe. Ohne ihre trockenen Witze und ihre humorvolle Lebenseinstellung wäre ich schon längst zu einer Hülle von mir selbst geworden. Außerdem ist es schön, nicht in ein leeres Penthouse zurückkehren zu müssen, wie es sonst der Fall ist. Das allein hat mich durch die schlimmsten Zeiten gebracht. Ich liebe meine Grandmère mehr als alles andere auf der Welt. Der Gedanke an ihre Rückkehr nach Paris, die Stadt, in der sie geboren wurde und meinen Großvater kennengelernt hat, erfüllt mich mit Traurigkeit. Ich werde sie wahrscheinlich erst wiedersehen, wenn ... wenn die Hochzeit stattfindet.
Aus den Augenwinkeln nehme ich eine Bewegung wahr und drehe mich leicht in die Richtung. Nigel lehnt sich viel zu auffällig an eine andere Frau –anscheinend ist er zu seinem nächsten Opfer weitergezogen. Er wirkt betrunken und seine lauten Worte schallen durch den Ballsaal, als er Fawn Vanderhout – einer Frau, die mein ganzes Leben lang versucht hat, mit mir zu konkurrieren – erzählt, was für tolle Brüste sie hat. In meiner Kehle steigt Galle hoch und meine Wangen werden heiß, als mich die umstehenden Partygäste mitleidig anstarren.
So weiterzumachen, ist kaum auszuhalten. Ich bin gefangen in einem goldenen Käfig und dazu gezwungen, für die Schaulustigen aufzutreten.
»Ich kann das nicht«, flüstere ich mir zu, um die Worte laut auszusprechen, die mir seit langem auf der Zunge brennen. Irgendetwas muss ich mir einfallen lassen. Mein Herzschlag beschleunigt sich und Panik setzt ein. Nach außen hin wirke ich vielleicht cool, ruhig und gefasst, aber innerlich zerreißt es mich gerade. Ich bin mir fast sicher, dass ich gleich meine Seele in Fetzen vor mir liegen sehe.
»Nein, das kannst du nicht«, stimmt Grandmère mir zu, und mein Kopf ruckt vor Schreck in ihre Richtung.
»W-Was?«
»Ich werde ganz gewiss nicht zulassen, dass du dich an so einen furchtbaren Mann bindest.« Sie blickt in Nigels Richtung. »Ich habe lange genug geschwiegen, weil ich dachte, dass du ihn willst. Oder zumindest das Leben, das du durch die Heirat mit ihm bekommen würdest. Aber in dir steckt zu viel Temperament, chère. Du musst gehen.«
Ihre Worte treffen mich wie ein Schlag ins Gesicht. Was zum Teufel?
»Was sagst du da? Ich kann doch nicht einfach ... gehen.« Ich versuche, unser Gespräch leise zu halten, aber mein Gesichtsausdruck muss die Aufmerksamkeit der einzigen anderen Person erregt haben, die mich wirklich kennt – die meines älteren Bruders, der überhaupt nur wegen mir diese lächerliche Veranstaltung besucht.
»Leighton? Geht es dir gut? Du wirkst, als wäre dir heiß.«
Ich drehe mich zu Thorston um, mein Mund öffnet sich, aber es kommen keine Worte heraus. Keine Ahnung, was ich sagen oder wie ich antworten soll. Mein Gehirn versucht, all die Informationen zu verarbeiten, die Grandmère gerade auf mich losgelassen hat.
»Ich habe...




