Wilhelm / Corvo | Dorian Hunter 72 - Das Herz des Hexers | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 72, 200 Seiten

Reihe: Dorian Hunter

Wilhelm / Corvo Dorian Hunter 72 - Das Herz des Hexers


1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-95572-072-8
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 72, 200 Seiten

Reihe: Dorian Hunter

ISBN: 978-3-95572-072-8
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Dorian Hunter ist noch immer auf der Suche nach dem Herz des Hexers Edwin Jong. Mithilfe des von Jong erbeuteten Schädelorakels kommt er seinem Ziel langsam näher. Doch der Hexer ist vorbereitet. Denn es wird immer deutlicher, dass Dorian im Jahr 1776 als der Sklave Eno dasselbe schon einmal versucht hat - und auf grauenhafte Weise gescheitert ist. Der 72. Band der legendären Serie um den 'Dämonenkiller' Dorian Hunter. - 'Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ?Dorian Hunter? und sein Spin-Off ?Das Haus Zamis? vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction.' Kai Meyer enthält die Romane: 264: 'Das kalte Herz' 265: 'Das Herz des Hexers'

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2. Kapitel


Immer noch Demerara, im Jahre 1776

Da wäre mir diese kleine Sklavenbratze doch beinahe gefährlich geworden. Unfasslich, dass so ein dummes Kind solchen Ärger verursachen kann. Wie ist dieses kleine Ungeziefer überhaupt hereingekommen? Zum Glück hatte ich mir den Geistwächter erschaffen. Da er noch nicht ganz fertig war, hat mir das widerliche Sklavenbalg den Spaß ein wenig verdorben. Ich müsste noch einmal ganz von vorn mit der Beschwörung anfangen. Durch den Unfall mit dem Herzen habe ich die Essenz nicht länger binden können, und der schöne Spuk hat sich zerfasert.

Habe diesen Sklaven unterschätzt. War wohl doch kein glücklicher Zufall, dass er Daniek erledigt hat. Werde in Zukunft mehr Vorsicht walten lassen müssen. Wahrscheinlich warnt mich das Schicksal auf diese Weise davor, zu arrogant zu werden. Wenn so ein Kind mich zum Narren halten kann.

Kleiner, ich werde dich erwischen, irgendwann. Und dann werde ich dafür sorgen, dass man dir den Hals herumdreht. So schmerzhaft wie möglich!

Ich frage mich erfolglos, welche Sturheit den Jungen treibt. Sollte er nicht seine neu gewonnene Freiheit nutzen, um ans andere Ende der Welt zu fliehen? Er weiß, über welche Kräfte ich verfüge, und dennoch rennt er mir nach.

Zwei Triebkräfte halte ich für die stärksten Schmiedefeuer menschlichen Strebens. Die Gier und die Furcht. Die Gier lässt wollen, die Furcht zurückweichen. Da dieser unscheinbare Junge noch immer nicht zurückweicht, muss er also etwas wollen.

Doch was? Nun, ich kann es mir in gewisser Weise denken.

Daniek hat er vernichtet, nachdem sie die kleine Sklavenschlampe verheizt hatte. Vermutlich ist diesem Blag die Kleine wichtig gewesen, vielleicht hat er sie besprungen oder wollte es. Die Gier nach der Wollust. Nun da er sie nicht mehr haben kann, weil sie wie eine faule Frucht unterm Zuckerrohr verrottet, giert seine Seele nach anderer Süße. Rache. Er hat sogar das ganze Dorf dazu gebracht, den Aufstand zu proben.

Für mich kann ich daraus nur den Schluss ziehen, dass es Menschen, selbst solchen armseligen Exemplaren wie ein paar verschüchterten Sklaven, nicht egal ist, was mit ihresgleichen geschieht. Sie sind wie Unkraut. Rupft man sie aus, wachsen sie besonders schnell nach und machen Ärger.

Aber ich hoffe doch, dass ich diese bedauernswerte Eigenschaft der menschlichen Natur, jene sogenannte Sorge um andere, für mich zu nutzen vermag.

Der Junge mag ja sein eigenes Leben aufs Spiel setzen, aber ihm dürfte es nicht ganz egal sein, was mit anderen Menschen geschieht.

Ich denke, ich werde noch in dieser Stunde eine neue Studie beginnen. Das Eno-Experiment.

PS: Ich sollte mir endlich abgewöhnen, mein ganzes Herz in die Experimente hineinzulegen. (Aber es macht solchen Spaß! Alles wird so viel reizvoller, wenn das Herz dran hängt.)

PPS: Besseres Versteck finden! (WICHTIG!)

PPPS: Bei Gelegenheit den Kapitän hinrichten, der sein Schiff so liederlich führt, dass hier anscheinend jeder hereinkommt.

Gez. Edwin Jong, Menschenversteher

Müde und abgeschlagen kletterte Eno zurück in die schützende Umgebung der Albatros. Da er keine andere Kleidung besaß als das wenige, das er am Leib trug, verkroch er sich in den Frachtraum, wo er sie zum Trocknen aufhängte. Dann lag er nackt in einer Hängematte in der Dunkelheit des Schiffsrumpfes und genoss die Ruhe und das sanfte Plätschern der Wellen, die gegen die Planken schlugen.

Um sich zu beruhigen, verspeiste er eine stibitzte Avocado, dann streichelte er Schatten, die sich lautlos herangeschlichen hatte und sich an seinen Bauch schmiegte.

Dennoch wollte der Ärger nicht weichen. Eno kämpfte mit Tränen der Wut. Er war so nahe daran gewesen, Hand an das Herz zu legen. Doch seine eigene Unbedachtheit hatte ihm einen gründlichen Strich durch die Rechnung gemacht. Sicherlich würde der Dämon seine Schwachstelle nun an einem anderen Ort verstecken, und das Spiel ging von vorne los. Zu allem Übel lief ihm auch noch die Zeit davon. Die Flussschiffe schipperten zwar mit der Gemächlichkeit alter Damen den Demerara hinab, aber es waren nur noch wenige Tage Zeit, bis Edwin Jong den Hafen von Borselen erreichte. Der Junge konnte sich die Insel kaum vorstellen. Außer dass sie riesig sein musste und dass dort die eine Hauptstadt lag. Das Wort klang bereits Ehrfrucht gebietend.

Auf eines konnte er immerhin zählen. Der Demerara war nicht sonderlich dicht besiedelt. Beide Schiffe reisten etwa gleich schnell und würden abends sicher am selben Hafen liegen. Die nächste Nacht würde ihm also hoffentlich eine weitere Gelegenheit zu einem Besuch auf dem Schiff der Weißen liefern. Allerdings schwor er sich, sich diesmal nur aufs Spionieren zu beschränken. Nie wieder durfte er die Macht des Dämons so unterschätzen.

Er musste das neue Versteck durch geschicktes Beobachten herausbekommen, bevor er zuschlagen konnte. Den folgenden Tag verbrachte er wieder auf der Jagd. Er erbeutete trotz seiner kunstvoll ausgelegten Schlingen nur eine kleine Ratte. Ihre Zahl war tatsächlich gesunken. Aber die Biester wurden auch vorsichtiger. Schatten hatte mehr Glück. Die kleine Katze erwies sich als schnell und gerissen. Inzwischen genoss er ihre Nähe und ihr Schnurren. Er kraulte sie zärtlich hinter den Ohren.

Sobald die Schiffe im Hafen lagen und er seinen Tagespflichten entkommen konnte, schwamm er wieder hinüber zum verhassten Segler und kletterte so weit zur Reling hinauf, dass er gerade so einen Blick auf das Oberdeck werfen konnte. Mit angespannten Muskeln klammerte er sich an das Holz, krallte sich daran fest wie eine Miesmuschel.

Edwin Jong schlenderte tatsächlich über das Oberdeck. Er suchte die Gesellschaft der jungen Frau, schnell verfielen die beiden in ein angeregtes Gespräch.

Eno wünschte sich sehnlichst, der Hexer möge doch etwas Interessanteres unternehmen. Seine Arme waren von der verkrampften Haltung, in der er verharrte, schwer wie Mahlsteine, und lange würde er sich nicht mehr halten können.

Als Jong der Frau seinen Arm anbot und die beiden plaudernd das Schiff verließen, seufzte Eno dankbar. Geschickt ließ er sich zurück ins Wasser gleiten, schwamm ein Stück, obwohl sich seine Arme längst wie warmes Wachs anfühlten, und kroch im Schutze hohen Ufergrases ein paar Schritte von den Ausläufern der Hafenanlage entfernt an Land.

Dann spionierte er seinem Ziel hinterher. Der Ort, wo sie angelegt hatten, war nicht groß. Eno war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt einen Namen besaß. Ein kleiner Fleck Schlamm mit Hütten drauf, irgendwo im großen, grünen Nichts des Dschungels.

Eine aus Brettern zusammengezimmerte Taverne, die ein paar schmutzige Zimmer anbot, ein paar Marktstände und drei heruntergekommene Indianer, die um Alkohol bettelten und den Reisenden ihre Dienste als Wildführer anboten.

Edwin Jong führte seine Eroberung in die Taverne. Sie setzen sich auf die windschiefe Holzterrasse. Die Frau wirkte seekrank. Sie war noch blasser, als es selbst für ihre helle Haut angemessen war, und ihren Bewegungen war eine unnatürliche Schwere zu eigen.

Mit mechanischen Bewegungen schlürfte sie einen Tee, den Jong für sie bestellte.

Er selbst ließ sich eine kräftige Fischsuppe bringen. Sie duftete würzig und ließ Enos wenig verwöhnten Magen knurren.

Jong sah auf, als habe er das Geräusch gehört. Mit verengten Augen blickte er sich um. Hastig duckte sich Eno tief in das Gebüsch, das er sich als Spähplatz ausgesucht hatte. Sein Herz schlug Wirbel wie die Trommeln der Alten, die zum Zaubertanz riefen.

Erst als sich der Hexer abwandte und schulterzuckend wieder seiner Mahlzeit widmete, beruhigte es sich.

Beim Dessert angekommen, nahm Jong die Hand der jungen Frau und küsste sie sanft. Sie erwiderte die Annäherung mit einem schwachen Lächeln. Doch obwohl sie nicht übermäßig verliebt wirkte, leistete sie keinen Widerstand, als er sie auf die Füße zog und mit ihr im Inneren der Taverne verschwand. Eno wartete geduldig. Doch selbst, als das wenige Leben im Dorf erlosch und die drei Indianer berauscht von Tequila und lautstark miteinander streitend im Dschungel verschwanden, zeigten sich der Hexer und seine Begleitung nicht mehr.

Argwöhnisch und noch immer auf Heimlichkeit bedacht verließ Eno sein Versteck. Er pirschte näher zur Taverne hin, um schließlich flink wie ein Gecko am Geländer der Veranda auf einen Balkon im oberen Stockwerk zu klettern. Von dort gelangte er mühelos aufs Dach, um durch die Ritzen des mit Palmblättern bedeckten Gerüstes zu spähen.

Einem kräftigen Regenguss hatte das nachlässig gedeckte Dach nicht viel Widerstand zu bieten, kein Wunder, dass die Taverne langsam verrottete. Aber Edwin Jong schien der Ort gerade recht, um sich der Leidenschaft hinzugeben.

Es dauerte nicht lange, bis der Junge das Zimmer gefunden hatte, in dem der Dämon wohl offensichtlich die Nacht verbringen wollte. Jong saß mit geöffnetem Hemd und halb herabgezogener Hose auf einer einfachen Bettstatt. Die junge Frau hockte breitbeinig auf seinem Schoß. Und die Art ihres gemeinsamen Stöhnens ließ keinen Zweifel über ihre Beschäftigung zu.

Angewidert wandte sich Eno ab. Er hatte genug gesehen. Dennoch blieb er auf seinem Posten in der Hoffnung, noch mehr zu erfahren, falls die beiden ihr schmutziges Treiben beendeten.

Aber die nachlässige Bauweise forderte ihren Preis. Noch bevor der Dämon seine Lust...



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