E-Book, Deutsch, Band 2, 324 Seiten
Reihe: Bridge Reihe
E-Book, Deutsch, Band 2, 324 Seiten
Reihe: Bridge Reihe
ISBN: 978-3-7363-0631-8
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Vanessa Hawkins braucht dringend eine Auszeit. Sie arbeitet Tag und Nacht, und ihren letzten Urlaub hatte sie vor einer Ewigkeit - von ihrem letzten Date ganz zu schweigen. Auf der Hochzeit ihrer besten Freundin kommt sie dem attraktiven Darren Bridge näher. Noch nie hat jemand ein solches Verlangen in ihr geweckt. Doch alle warnen Vanessa vor dem Bad Boy, der ein Frauenherz nach dem anderen bricht und nur für seinen Job beim New York Fire Department lebt. Dabei könnte es Vanessa sein, die Darrens Welt ins Wanken bringt ... Band 2 der Erfolgsreihe von Spiegel-Bestseller-Autorin Meredith Wild
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1. Kapitel
Darren »Runter von mir, verdammt noch mal!« Nur Sekunden zuvor hatte Pauly die Augen aufgerissen – Dank dem Naloxon und dem Sauerstoffbeutel, die er jetzt von sich stieß. Eine Flut übelster Beschimpfungen war unsere Belohnung dafür, dass wir ihn wieder zu Bewusstsein gebracht hatten. Sein Rauschzustand war abrupt beendet worden, und das gefiel ihm gar nicht. »Bridge, halt ihn fest!« Bevor ich reagieren konnte, traf Pauly, der wütend um sich schlug, Ian ins Gesicht. Ian drückte ihn härter als nötig auf den Gehweg zurück. Mittlerweile hatten wir unsere Doppelschicht fast hinter uns, und auch meine Geduld neigte sich langsam dem Ende zu. Pauly war ein Dauerkunde. Wenn er bei Bewusstsein und guter Laune war, fuhr der Rettungswagen ihn ins Krankenhaus, wo man ihn überwachte, bis er wieder runterkam. Heute jedoch hatten wir weniger Glück. »Lass das, Pauly, sonst bekommst du das nächste Mal sofort das Naloxon, egal wie toll dein Trip gerade ist«, knurrte Ian. Es war zwar nur eine leere Drohung, doch das verstand Pauly in seinem Zustand nicht. Er kniff die Augen zusammen und richtete seinen trüben Blick auf mich. Ich schüttelte den Kopf und hielt seine Arme weiter fest. Er war überraschend stark, wenn man bedachte, wie dünn er in letzter Zeit geworden war. »Schau mich nicht so mitleidheischend an, Mann. Wieso schlägst du uns? Wir versuchen nur, dir zu helfen. Beruhige dich, okay?« Pauly war ein Junkie, einer von Tausenden in dieser Stadt. Wir waren zwei von ein paar Dutzend Feuerwehrmännern, die regelmäßig checkten, ob er noch atmete, wenn ihn wieder jemand völlig weggetreten auf der Straße gefunden hatte. Manchmal schien es, als läge uns mehr an seinem Leben als ihm selbst. Doch so erschütternd es auch war, ich durfte Paulys Schicksal und das von so vielen anderen, die ich über die Jahre kennengelernt hatte, nicht zu nah an mich heranlassen. Nicht in diesem Job. Sonst machte es einen mit der Zeit fertig. Jetzt wollte ich bloß zurück auf die Wache. Immer wieder waren wir diese Nacht rausgerufen worden. Kaum hatten wir uns hingelegt, ging erneut der Alarm. Mittlerweile hätte ich alles für ein paar Stunden ungestörten Schlaf getan. Je eher Pauly und ich zu einer Einigung kamen, desto früher konnte ich Feierabend machen und nach Hause fahren. Endlich schien er nachzugeben, denn seine Muskeln wurden schlaff. »Gute Entscheidung.« Ich stieß einen sowohl erleichterten als auch erschöpften Seufzer aus und wies mit dem Kopf auf die Kollegen vom Rettungsdienst, die sich gerade mit einer Trage näherten. »Diese Jungs da werden sich jetzt um dich kümmern. Bitte sei nett zu ihnen, okay?« »Okay.« Er zog eine Grimasse und schloss die Augen. Bis zum nächsten Mal, Pauly. Ein paar Stunden später trat ich durch die Glastüren von Bridge Fitness. Das Sportstudio, das meinem Bruder gehörte und in dem ich manchmal aushalf, war zu meiner zweiten Heimat geworden. Seit Wochen schob Cameron Überstunden, um sich für seine Hochzeit eine Auszeit nehmen zu können, und ich unterstützte ihn, so gut ich konnte, bei jeder Schicht. Heute jedoch wollte ich mich einfach nur so auspowern, dass ich anschließend schlafen konnte. Ich betrat den Hauptraum, in dem die Geräte standen, und entdeckte Maya, Camerons Verlobte, auf einem Laufband. Sie hatte Kopfhörer in den Ohren und bemerkte mich nicht. Wegen dieser hübschen Blondine war mein Bruder jahrelang total neben der Spur gewesen. Es war schlimm gewesen, das Elend mit ansehen zu müssen. Doch jetzt, da sie wieder zusammen waren, wirkte er glücklicher denn je. Ich winkte ihr im Vorbeigehen zu und steuerte das Büro im hinteren Teil des Studios an, wo ich Cameron zu finden hoffte. Wie erwartet saß er an seinem Schreibtisch. Aber er war nicht allein. Raina, unsere Yogalehrerin, lehnte mit der Hüfte an der Tischkante. Gerade ließ sie ihren lasziven Blick von Camerons unbehaglicher Miene weiter seinen Körper hinunter wandern und schob sich näher an ihn heran. Wenn mich nicht alles täuschte, würde sie jeden Moment auf seinen Schoß klettern. Als sie sich anzüglich die Lippen leckte, wandte Cameron den Blick ab. »Hi, Leute«, sagte ich laut. Raina richtete sich auf und trat vom Schreibtisch weg. »Hi, Darren.« »Was gibt’s?« Sie zuckte die Achseln. »Nichts Besonderes. Ich wollte gerade los.« Als sie an mir vorbeiging, drückte sie die Brust leicht raus. »Bis dann«, sagte ich und gönnte mir einen Blick auf ihren hin und her schwingenden Hintern. Cameron runzelte die Stirn und wandte sich wieder den Papierbergen vor ihm zu. Ich lehnte mich gegen den Türpfosten und versuchte einzuschätzen, in welcher Stimmung er war. »Was ist denn mit Raina los? Hat sie nicht mitgekriegt, dass du um Mayas Hand angehalten hast?« Er kratzte sich mit dem Stift am Kinn. »Ich glaube, sie ist einfach so. Ich will da nicht zu viel interpretieren.« Ich lachte. »Solche Signale zu verstehen und sie zu meinem Vorteil zu nutzen ist für mich wie ein zweiter Job. Die steht auf dich, alter Mann. Mach dich auf was gefasst, wenn Maya das mitkriegen sollte. Besser, du sorgst dafür, dass es aufhört, bevor Maya die Sache in die Hand nimmt.« Seufzend lehnte Cameron sich auf dem Bürostuhl zurück, der bei jeder Bewegung quietschte, und strich sich das dunkle Haar aus der Stirn. »Du hast ja recht. Als hätte ich nicht schon genug zu tun. In zwei Tagen geht’s los nach Grand Cayman, und ich habe dieses Angebot für die Investoren immer noch nicht fertig.« Ich nickte und musterte abschätzend die Unterlagen, die sich ständig auf seinem Schreibtisch stapelten, vor allem jetzt, da er plante, zu expandieren und ein neues Studio zu eröffnen. »Wie wäre es, wenn ich mit ihr rede?« Cam warf mir einen argwöhnischen Blick zu. Mir konnte er nichts vormachen. Ich war zwar der Ältere von uns beiden, aber aus irgendeinem Grund glaubte Cameron, die Last des Lebens ganz allein tragen zu müssen. »Ernsthaft, es wäre doch für alle einfacher, wenn ich das übernehme«, sagte ich. »Ich mache keine große Sache draus, sorge aber dafür, dass sie die Botschaft versteht.« Es verging ein Moment, bevor sich die Sorgenfalte auf seiner Stirn glättete. »Na gut. Aber stoß sie nicht allzu sehr vor den Kopf. Ich brauche sie hier, während wir weg sind. Ich kann im Moment auf niemanden verzichten.« »Schon kapiert.« Ich ging zu meinem Spind und verstaute Tasche und Jacke. Auf dem Weg von der Arbeit hierher hatte ich den dritten oder vierten Energieschub des heutigen Tages bekommen, so bald würde ich sicher keinen Schlaf finden. Immerhin musste ich für eine Weile keine Typen wie Pauly versorgen oder in brennende Gebäude laufen. Ich überließ Cameron seiner Arbeit und ging den Flur hinunter zum Yogaraum, in der Erwartung, Raina dort zu treffen, die erst später am Morgen ihre erste Stunde geben würde. Der große Raum war kühl und leer. Raina schob gerade einen Stapel zusammengerollter Matten zurecht. Als die Tür hinter mir zufiel, blickte sie auf. Ich setzte ein Lächeln auf. »Wie geht’s, wie steht’s?« »Gut. Und selbst?« »Kaputt von der Arbeit. Lange Schicht. Ich will nur ein bisschen runterkommen, bevor ich mich aufs Ohr lege.« Sie grinste und warf einen Blick auf die Matten. »Willst du eine private Yogastunde?« Dieses Mal war mein Lächeln nicht gezwungen. Als sich unsere Blicke trafen, blickte sie mich aus schmaleren Augen an. Ich lachte leise. »Hmm, klingt entspannend. Aber wenn ich mich einmal hinlege, komme ich so schnell nicht wieder hoch.« Schulterzuckend machte sie sich erneut an die Arbeit, während ihre Einladung weiter im Raum hing. Cameron wusste nichts davon, aber sie hatte mir schon einmal eine »private Yogastunde« gegeben, vor ein paar Wochen, als ich einen schwachen Moment gehabt hatte. Da ich zu solch einem Angebot selten Nein sagte, ertappte ich mich dabei, wie ich es mir tatsächlich durch den müden Kopf gehen ließ. Nein, ich war aus einem anderen Grunde hier. Ich räusperte mich und kam gleich zur Sache. »Was läuft da zwischen dir und Cam?« Raina erstarrte, und ihr Gesichtsausdruck wurde wachsam. »Was meinst du?« »Ich meine … du stehst doch auf ihn, oder?« Ihr Körper versteifte sich. Sofort ging sie in die Defensive. »Was willst du damit andeuten?« »Hör zu, ich habe dich eben bei ihm im Büro gesehen. Deine Körpersprache … Ich meine, kann es sein, dass du dich zu ihm hingezogen fühlst?« Ihr Mund öffnete sich, aber es kamen keine Worte heraus. Offenbar hatte ich sie kalt erwischt. Mit langsamen Schritten ging ich auf sie zu, während ich sie von oben bis unten musterte. Kein Zweifel, sie hatte einen hübschen Körper. Fit und schlank, kein Gramm Fett zu viel, was deutlich zu sehen war, wenn sie wie jetzt nur einen Sport-BH und eine enge Yogahose trug. Ich selbst arbeitete zwar auch hart an meinem Körper, aber sie war nicht mein Typ. Ich bevorzugte Frauen, die ins Studio kamen, um straffer zu werden, aber noch ein bisschen Fleisch auf den Rippen ließen. Kurz vor ihr blieb ich stehen. »Willst du mir etwa weismachen, dass du nicht bei der erstbesten Gelegenheit mit Cameron schlafen würdest? Sag mir die Wahrheit.« »Ich fühle mich nicht im Geringsten zu deinem Bruder hingezogen«, sagte sie mit Nachdruck. »Ach ja?« Ich legte herausfordernd den Kopf schief....