Wiggs | Die Buchhandlung zum Glück | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Reihe: HarperCollins

Wiggs Die Buchhandlung zum Glück


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7499-5007-2
Verlag: HarperCollins
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Reihe: HarperCollins

ISBN: 978-3-7499-5007-2
Verlag: HarperCollins
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Eine besondere Buchhandlung, über Familie, das Älterwerden und gerettete Träume
Nach einem schweren Schicksalsschlag ändert sich für Natalie Harper alles. Um für ihren Großvater da zu sein, zieht sie in das kleine Apartment über der Buchhandlung in San Francisco. Am vernünftigsten wäre es, das Geschäft aufzugeben. Doch als Natalie sieht, wie viel die Buchhandlung ihrem Großvater und den Stammkunden bedeutet, übernimmt sie den Laden. Und zwischen den Wänden, an denen noch Schwarz-Weiß-Fotografien hängen, findet Natalie, was sie völlig verloren geglaubt hatte: echte Nähe, Hoffnung und einen ungeahnten Schatz, der Träume wahr machen kann.
»Mit Liebe geschaffen, wartet diese Geschichte nur darauf, im Lieblingssessel gelesen zu werden. [...] ein verschachteltes Patchwork aus alten Wunden und Neuanfängen, Liebe und der heilenden Kraft von Freundschaft, umsäumt von einer herrlichen Kleinstadtgemeinde, die ihre eigenen Geheimnisse birgt.« SPIEGEL-Bestsellerautorin Lisa Wingate über »Wie Sterne am Himmel«
»Meisterhaft beschreibt Susan Wiggs die Eigenheiten menschlicher Beziehungen.« SPIEGEL-Bestsellerautorin Jodi Picoult
»Klug, kreativ und genial, hier hat sich Susan Wiggs selbst übertroffen. Ich habe das Buch verschlungen und so schnell umgeblättert, dass ich mich am Papier geschnitten habe.« SPIEGEL-Bestsellerautorin Debbie Macomber über »Dich im Herzen«



Susan Wiggs hat an der Harvard Universität studiert und ist mit gleicher Leidenschaft Autorin, Mutter und Ehefrau. Ihre Hobbys sind Lesen, Reisen und Stricken. Sie lebt mit ihrem Mann, ihrer Tochter und dem Hund auf einer Insel im nordwestlichen Pazifik.

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2

Eine Dusche und frische Sachen halfen ein bisschen, aber Natalie war von dem, was sie unfreiwillig mit angehört hatte, noch immer verstört. Verstört, aber trotzdem irgendwie nicht überrascht. Sie würde niemals leugnen, dass sie gewissenhaft war. Ordentlich. Anspruchsvoll – sich und anderen gegenüber.

Und wenn sie sich in ihrer bescheidenen Wohnung so umsah, erkannte sie einen gewissen Hang zur Reinlichkeit.

Aber machte sie das zu einem furchtbaren Menschen?

Sie fuhr sich mit den Fingern durch die dunklen, lockigen Haare, die vermutlich das einzig Unordentliche an ihr waren, und dachte über ihr stets sauberes, abbezahltes Hybrid-Auto nach. Über ihr aufgeräumtes Zuhause, ihr sicheres kleines Leben … und – flüsterte eine kaum hörbare Stimme in ihr – die Leere.

Sie wusste nicht, womit sie diese Leere füllen sollte. Sie hatte sich das Zuhause geschaffen, das ihr als Kind gefehlt hatte – berechenbar, überschaubar und sauber. Die Wohnung war zwar hübsch, doch es mangelte ihr an etwas Wesentlichem, was Natalie nicht genau benennen konnte. Sie befand sich in einem pinkfarbenen Altbau und war so klein und süß wie ein Cupcake. Die Wohnung war zwar nicht üppig, aber recht gemütlich eingerichtet mit bequemen Sesseln, mit Büchern vollgestopften Regalen und einem weichen Bett, in dem es sich gemütlich lesen ließ.

Eigentlich passte die Wohnung zu ihr. Eigentlich hätte es sich wie ein Zuhause anfühlen müssen, wie der Ort, an den sie gehörte. Doch trotz des idyllischen Flairs der Stadt, die von Weinbergen und Apfelplantagen umgeben war, verspürte sie diese gähnende Leere. Es fühlte sich eben nicht wie ihr Zuhause an.

Ihre Arbeit war da gewiss auch keine Hilfe, auch wenn ihr Engagement für Pinnacle etwas anderes vermuten ließ. An den meisten Tagen war ihr Job eine einzige Schufterei. Sie hatte irgendwann angefangen, ihn zu hassen. In Kombination mit dem deprimierenden Gedanken, dass sie und Rick beziehungstechnisch auf das Ende zusteuerten, führte diese Erkenntnis dazu, dass eine neue Welle der Übelkeit sie überkam.

Hör auf, ermahnte sie sich selbst. Die Beförderung hatte eine saftige Erhöhung ihres Gehalts und firmeninternen Marktwerts mit sich gebracht. Wenn sie so weitermachte, hätte sie ausgesorgt. Früher im Buchladen – als Kind mit einer flatterhaften Mutter – hatte ihr dieses Gefühl von Sicherheit und Kontinuität gefehlt.

Meistens war das Grund genug, an ihrem Job bei Pinnacle festzuhalten.

Während sie gegen die Übelkeit ankämpfte, zog sie sich eine weit geschnittene Hose, ein gestreiftes Jerseytop und Canvas-Sneakers an. In dem Versuch, das beunruhigende Gefühl abzuschütteln, das sie erfüllte, sah sie auf ihr Telefon. Ihre Mom hatte noch immer nicht auf ihre Nachricht geantwortet. Und Rick schien sich noch immer in der Luft zu befinden.

Dafür hatte sie eine Mitteilung von ihrer Freundin Tess, die sie zu sich einlud. Ein Sonnenstrahl an einem ansonsten beschissenen Tag.

Sie sprang in ihr kleines Hybridauto und fuhr zu Tess’ Wohnung. Unterwegs hielt sie an einem Straßenstand vor einem Haus, um ein Glas Honig zu kaufen. Jamie Westfall, der der Stand gehörte, war Imkerin und erst vor wenigen Jahren in die Gegend gezogen – allein und schwanger. Inzwischen war sie nicht mehr allein. Jetzt hatte sie einen kleinen Jungen namens Ollie.

Als Natalie sich ein Glas mit einem RETTET DIE BIENEN-Label ausgesucht und fünf Dollar in die Büchse gesteckt hatte, stand Ollie plötzlich neben ihr. »Hallo, Miss Natalie«, sagte er.

»Selber hallo. Wie geht’s?«

Ein Schulterzucken. Er war auf goldige Art verlegen. »Ich soll meiner Mom was vorlesen. Hausaufgabe.«

»Und? Wie läuft es?«

Noch ein Schulterzucken. Seine Mutter kam auf die Terrasse. Sie war zierlich und trug eine Latzhose und eine bestickte Bauernbluse. »Er kann gut lesen, aber er ist superwählerisch. Das letzte Buch, das Sie uns mitgebracht haben, fand er toll. One Family

»Freut mich, dass es dir gefallen hat. Ich wünschte, das Buch hätte es schon gegeben, als ich so alt war wie du, Ollie. Unsere Familie – das waren nur ich, meine Mom und mein Opa. Ich glaube, es hätte mich sehr glücklich gemacht, von all den unterschiedlichen Familien zu lesen, die es gibt. Nicht nur Familien, die aus Mom, Dad, Kindern und einem Hund bestehen.« Sie zählte die Mitglieder einer typischen Bilderbuchfamilie an den Fingern ab.

Er zupfte an seiner Unterlippe. »Ich lese gerne Geschichten mit Hunden.«

»Beim nächsten Mal bringe ich dir ein neues Buch mit. Das ist richtig gut und heißt Smells Like a Dog. Habe ich dir schon mal erzählt, dass meine Mom einen Buchladen hat? Früher habe ich dort gearbeitet, und das hat mir eine Superkraft verliehen: Ich kann für jedes Kind genau das richtige Buch auswählen.«

»Und wieso arbeitest du da jetzt nicht mehr?«, fragte Ollie.

»Nach dem heutigen Tag frage ich mich das auch«, entgegnete Natalie. »Ich bin auf dem Weg zu Tess. Ich brauche dringend einen Tee und etwas Mitgefühl.«

»Ich mag keinen Tee«, sagte Ollie. »Wie schmeckt denn Mitgefühl?«

Natalie lachte und zauste ihm die Haare. Dann stieg sie wieder ins Auto. »Wie geschmolzener Mäusespeck mit Schokosoße.«

»Vielleicht gibt es das heute Abend bei uns zum Nachtisch«, sagte Jamie. Sie standen nebeneinander auf der Veranda und winkten zum Abschied.

Während sie Jamie und ihren Sohn betrachtete, fiel Natalie auf, wie glücklich die zwei wirkten. Hin und wieder dachte sie über eigene Kinder nach und verspürte ein sehnsüchtiges Ziehen. Alles zu seiner Zeit, sagte sie sich.

Sie und Rick hatten mal über Kinder gesprochen. Korrektur: Rick hatte über Kinder gesprochen. Sie hatte zugehört. Und gezweifelt. Danach hatten sie das Thema umschifft.

Auf dem Weg zu Tess stiegen Zweifel in ihr auf. War Tess überhaupt ihre Freundin, oder hatte sie Natalie wie eine streunende Katze aufgenommen? Nach dem, was sie im Büro zufällig mitbekommen hatte, war Natalie sich nicht mehr so sicher. Sie war sich in keiner Hinsicht mehr sicher.

Bei den Schildern Richtung Rossi Vineyards und Angel Creek Winery bog sie ab und folgte der langen Schotterstraße. Genau wie Natalie war auch Tess Delaney Rossi nur bei ihrer Mutter aufgewachsen und hatte vor ihrem Umzug nach Archangel in San Francisco gelebt. Aber im Gegensatz zu Natalie war Tess der Liebe und nicht der Karriere wegen in die kleine Stadt gezogen.

Natalie parkte vor dem rustikalen Bauernhaus, in dem Tess mit ihrem Ehemann, Kindern, Stiefkindern und zwei einstigen Straßenhunden lebte – einem in die Jahre gekommenen, stupsnasigen Italian Greyhound und einem bulligen Mischlingshund, der, soweit man wusste, halb Akita, halb Bernhardiner war. Die Hunde fläzten sich mitten auf dem Weg zwischen Auffahrt und Haus.

Tess kam heraus, um sie zu begrüßen. Sie hatte die roten Haare mit einem Schal zurückgebunden und trug eine mit Weintraubenflecken übersäte Latzschürze über ihren Klamotten.

»Hey, Nat!«, rief sie. »Ich dachte mir, wir könnten den Tag gemütlich gemeinsam ausklingen lassen.«

»Klingt himmlisch. Danke.«

»Dominic und die Kinder sind alle hinten. Große Traubenlese auf unserem kleinen Weinberg.« Mit einer Geste wies Tess den Weg zu einer sonnigen Stelle neben einem großen Schuppen. Das Ernteteam lud gerade die Kisten mit frisch geernteten Trauben ab und kippte sie auf den langen Sortiertisch aus Edelstahl. An einem Ende vibrierte der Tisch und sortierte so unreife oder verdorbene Trauben aus. Auf der gegenüberliegenden Seite wurden die Früchte auf einem Förderband transportiert, um entstielt zu werden.

Die Familie versammelte sich um den Tisch, verlas die Trauben zusätzlich per Hand, lachte und redete, während der Saft überall Flecken hinterließ.

Natalie ließ den Anblick der Kinder und herumlaufenden Hunde auf sich wirken. Tess’ pfeifender Ehemann, die älteren Kinder, die Dominic mit geübten Handgriffen halfen. Alles wirkte so normal. Eine Familie, der das Beisammensein Freude machte.

»Hallo zusammen«, sagte sie.

»Hallo, Natalie«, erwiderte Dominic. »Willkommen zum Freitagabend auf Angel Creek.«

Dominic Rossi war die Sorte Ehemann, die den Ruf von Ehemännern aufpolierte. Der Typ Mann, für den die Beschreibung groß, dunkelhaarig und gut aussehend gemacht worden war. Der Typ Mann, der Humor, Wärme und eine Wir-schaffen-das-Haltung ausstrahlte. Früher war er Präsident der Bank von Archangel gewesen, doch seine Leidenschaft war der Wein.

Und offensichtlich Kinder machen mit seiner hübschen Frau. Natalie blickte verstohlen auf Tess’ Schürze. Von der Seite war der Bauch unmöglich zu übersehen. »Bist du wieder schwanger?«, fragte sie leise.

Tess antwortete, indem sie erst errötete und dann zu strahlen begann.

»Sie hat mir eine Schwester versprochen«, sagte Trini. Dominics Tochter, die mittlerweile zur Highschool ging, warf ihrem Bruder Antonio einen Blick zu. Der hatte sich vom Tisch entfernt und spielte mit Tess’ beiden Söhnen, indem er sie mit seinen traubenverschmierten Händen jagte. Die kleinen Jungs mit den Spitznamen Nummer Eins und Nummer Zwei reagierten mit vergnügtem Kreischen.

»Wie schön«, sagte Natalie. »Herzlichen Glückwünsch.«

Bei den Rossis sah die Sache mit der Patchworkfamilie so einfach aus. Eine Illusion, wie Tess ihr versichert hatte. Natalie wusste, dass es nicht immer einfach war mit...



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