Wiehn | Jüdische Gemeinde Kreuzlingen | Buch | 978-3-86628-271-1 | sack.de

Buch, Deutsch, 212 Seiten, KART, Format (B × H): 150 mm x 210 mm, Gewicht: 250 g

Wiehn

Jüdische Gemeinde Kreuzlingen

70 Jahre Geschichte, Erinnerungen, Dokumente 1939-2009
1., 2009
ISBN: 978-3-86628-271-1
Verlag: Hartung-Gorre

70 Jahre Geschichte, Erinnerungen, Dokumente 1939-2009

Buch, Deutsch, 212 Seiten, KART, Format (B × H): 150 mm x 210 mm, Gewicht: 250 g

ISBN: 978-3-86628-271-1
Verlag: Hartung-Gorre


"Gedenke der vorigen Zeit bis daher und betrachte, was er getan hat an den alten Vätern. Frage deinen Vater, der wird dir's verkündigen, deine Ältesten, die werden dir's sagen." (5 Mose 32,7, Luther-Übersetzung) 70 Jahre Jüdische Gemeinde in Kreuzlingen (Thurgau) sind wenig im Vergleich zur jüdischen Geschichte von fast 4.000 Jahren. Doch diese 70 Jahre haben es durchaus in sich. Die Jüdische Gemeinde Kreuzlingen hatte mit der Gründung der "Jüdischen Friedhofs-Gemeinschaft" im Jahre 1936 ihren Anfang genommen, und der Jüdische Friedhof auf der Anhöhe von Kreuzlingen-Bernrain wurde anlässlich der ersten Bestattung (Rechtsanwalt Dr. Sigmund Fuchs aus Konstanz) am 1. Dezember 1937 eingeweiht. Schon seit 1934 wurden Gottesdienste in Kreuzlinger Privatwohnungen abgehalten; als die Konstanzer Synagoge nach einem ersten Anschlag 1936 dann am 9./10. November 1938 total zerstört worden war, fanden erste Gottesdienste an den Hohen Feiertagen im Herbst 1938 in Kreuzlingen statt. Die am 23. August 1939 gegründete "Israelitische Gemeinde Kreuzlingen" (seit 1965 Jüdische Gemeinde Kreuzlingen) hatte die liberal-konservative jüdische Tradition aus Konstanz übernommen und Erev Rosch Haschana, den Beginn des jüdischen Neujahrsfestes, sowie Rosch Haschana und Jom Kippur, den Versöhnungstag, im September 1939 (5700) im neuen Betsaal in der Kreuzlinger Hafenstrasse gefeiert.
Bis zur Gründung der Kreuzlinger Gemeinde waren Angehörige jüdischer Familien aus Kreuzlingen und dem Thurgau Mitglieder der Israelitischen Gemeinde Konstanz, die nach zeitweiliger Blütezeit zwischen Mitte des 13. und Mitte des 15. Jahrhunderts und nach jahrhundertelangem Verbot anno 1862/67 wiedergegründet worden war, ihre repräsentative Synagoge in der Sigismundstrasse 19 im Jahre 1883 einweihen konnte und im Jahre 1910 genau 575 See-len zählte, darunter 90 Schülerinnen und Schüler. Nach kräftiger Abwande-rung seit Anfang der 1930er Jahre wurden die letzten 108 Konstanzer Jüdinnen und Juden am 22. Oktober 1940 in das französische Internierungslager Gurs am nordwestlichen Fuss der Pyrenäen "abgeschoben", wo manche durch die unsäglichen Lebendbedingungen schon bald verstarben. Noch im Herbst 1940 begann die Israelitische Gemeinde Kreuzlingen mit ihrer überlebenswichtigen materiellen und moralischen Unterstützung der Menschen in Gurs, und zwar bis Sommer 1942, als die dort noch Verbliebenen nach Auschwitz-Birkenau deportiert und ermordet wurden. Danach blieb noch viel zu tun für jüdische Flüchtlinge in der Schweiz, und zwar mit der ständigen Sorge vor einer möglichen deutschen Invasion der Schweiz, zumindest bis zum Jahre 1943. Nach dem Ende der NS-Herrschaft in Deutschland und Europa war dann die Hilfe der Kreuzlinger in Konstanz gefragt, wo Hunderte von überlebenden jungen Juden eintrafen, die aus verschiedenen deutschen KZ-Aussen-lagern in Süddeutschland befreit worden waren.
Obgleich es seit 1934 Gottesdienste und seit 1939 ein gewisses Gemeindeleben in Kreuzlingen gab, konnte sich erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein normales jüdisches Leben mit regelmässigen Schabbat- und Feiertagsgottesdiensten sowie mit Religionsunterricht, kulturellen und sozialen Aktivitäten entwickeln und zur Blüte gelangen. Doch spätestens seit den 1980er Jahren begann die Abwanderung nicht nur junger Leute aus Kreuzlingen. Angesichts dessen, dass keine jüngeren Familien hinzukamen, nahm die biologische Entwicklung mit Alterung, Überalterung und Todesfällen ihren Lauf, bis die Mitgliederzahl derart geschrumpft war, dass der Betsaal in der Hafenstrasse nach den Hohen Feiertagen im September 2009 (5770!) leider aufgegeben werden musste. Nach einstimmigem Beschluss der Mitgliederversammlung vom 21. Juni 2009 werden zwei Thorarollen einer geeigneten jüdischen Institution als Dauerleihgabe überlassen und der Thoraschmuck dem Jüdischen Museum Basel. Das Mobiliar unseres Betsaals wird ebenfalls durch Beschluss der Mitgliederversammlung dem "Verein für jüdische Geschichte Gailingen e.V." geschenkt, der beabsichtigt, im früheren jüdischen Schulhaus von Gailingen eine Gesamtpräsentation des Kreuzlinger Betsaals zu errichten, womit der 70-jährige Betsaal wohl bestens "verewigt" wäre. In gewisser Weise schliesst sich damit ein Kreis, wenn man bedenkt, dass die Israelitische Gemeinde Konstanz im 19. Jahrhundert nicht zuletzt durch Zuzug aus den jüdischen Gemeinden Gailingen, Randegg und Wangen entstanden und die Jüdische Gemeinde Kreuzlingen 1939 wiederum durch Mitglieder der Israelitischen Gemeinde Konstanz gegründet worden war.
Diese neue Lage wird die weiterbestehende Jüdische Gemeinde Kreuzlingen jedoch nicht daran hindern, in anderen Räumlichkeiten weiterhin Gottesdienste sowie andere religiöse und gesellige Zusammenkünfte abzuhalten. Somit kann man sagen, dass die Jüdische Gemeinde Kreuzlingen über genau 70 Jahre ihre Aufgaben voll erfüllt und ihren erstaunlichen Lebenszyklus eines biblischen Menschenalters vollendet hat (Psalm 90,10). - Die Zahl 70 ist ein Symbol für diese Welt und wird im Hebräischen durch den Buchstaben Ajin ausgedrückt, der auch Auge, Brunnen, Quell bedeutet, nach Friedrich Weinreb "ein Brunnen lebendigen Wassers" - Die kleine schweizerisch-jüdische Gemeinde Kreuzlingen war durch ihre Gründungsmitglieder und durch ihre geopolitische Lage direkt und stark vom nationalsozialistischen Grossdeutschen Reich, von der NS-"Endlösungs"-Politik, vom Zweiten Weltkrieg und von der NS-Herrschaft in Europa geprägt, hat ihre zunächst vor allem damit zusammenhängenden und danach ganz typischen Aufgaben mehr als erfüllt und sich durch ihre äusserst engagierten langjährig führenden Mitglieder hoch verdient gemacht, was nicht zuletzt durch die vorliegende Jubiläumsschrift dokumentiert werden soll. Die Im Jahre 2003 gegründete Stiftung zur Erhaltung und Pflege des Jüdischen Friedhofs – sichert den Bestand des Friedhofs und damit nach Regeln der jüdischen Tradition die "ewige Ruhe" der Toten.

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