E-Book, Englisch, Deutsch, Multiple languages, Band Band 1, 827 Seiten, Gewicht: 10 g
Wiegand / Beißwenger / Gouws A - C
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-11-022611-9
Verlag: De Gruyter
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
E-Book, Englisch, Deutsch, Multiple languages, Band Band 1, 827 Seiten, Gewicht: 10 g
Reihe: Wörterbuch zur Lexikographie und Wörterbuchforschung
ISBN: 978-3-11-022611-9
Verlag: De Gruyter
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Das vierbändige Wörterbuch versammelt erstmals die Fachtermini der Wörterbuchforschung in ca. 5.600 Stichwörtern, 7.200 Verweisstichwörtern und 50.000 Stichwortäquivalenten in neun Sprachen und bildet so das Fundament einer zukünftigen Lexikographie. Es wendet sich an Wissenschaftler, Studenten und Übersetzer und dient der Lektüre sowie dem Verfassen und Übersetzen von Fachtexten. Neben einer deutsch- und englischsprachigen Einführung in das Fach bietet es zweisprachige Definitionen und Umtexte sowie mehrsprachige Übersetzungen der Stichwörter.
Zielgruppe
Wissenschaftler, Bibliotheken, Institute / Academics, Libraries, Institutes
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Inhalt Table of Contents;6
2;Systematische Einführung;72
3;Systematic Introduction;194
4;A;314
5;B;706
6;C;816
3 Wie sind Wörterbücher beschaffen? (S. 21-22)
§ 12 Konstitutive Eigenschaften, genuine Zwecke und Wörterbuchfunktionen
Die Lexikographie in allen ihren Ausprägungen verdankt ihre über vier Jahrtausende währende Existenz dem anthropologischen Faktum, dass ein einzelner nicht alles wissen kann, sowie der historischen Erfahrung, dass es Situationen gibt, in denen Personen ein bestimmtes abgrenzbares Wissen geringeren Umfangs fehlt, aber rasch benötigt wird, um mit begonnenen Handlungen fortfahren zu können. Solche Situationen treten vor allem auf während der Textlektüre, bei der Textproduktion und bei der Übersetzungstätigkeit. Weiterhin gibt es von der Arbeit mit Texten unabhängige Situationen, in denen es um die vorgängige Aneignung von größeren Ausschnitten zusammenhängenden Wissens geht, von denen man annimmt, dass sie bei später auszuführenden Handlungen benötigt werden (z.B. Vorbereitung eines Fachreferats). Um in solchen Situationen, in denen ein bestimmtes Wissen fehlt, als gut geeignetes textuelles Hilfsmittel dienen zu können, gilt für alle gedruckten Sprachwörterbücher Folgendes: Die textuell präsentierten lexikographischen Daten, besonders die zur Ausprägung von Eigenschaften bei sprachlichen Ausdrücken (wie z.B. Aussprache, Schreibung, Wortartenzugehörigkeit, Bedeutungshaftigkeit) und seltener auch solche zu Eigenschaften der Wörterbuchbasis sowie weiterhin auch Daten zu nichtsprachlichen kulturellen Phänomenen sind auf bestimmte Teiltexte des Wörterbuchs verteilt (vgl. § 16).
Diese lexikographischen Teiltexte (vor allem Wörterbuchartikel, aber auch andere akzessive Wörterbucheinträge, wie z.B. die Paragraphen einer Wörterbuchgrammatik) sind anhand jeweiliger Leitelemente geordnet (z.B. alphabetisch). Die Leitelemente sind Eigenschaften oder Teile des Leitelementträgers; dieser ist ein obligatorischer Teil aller lexikographischer akzessiver Einträge, in denen lexikographische Daten zugriffsbereit präsentiert werden, die vom Benutzer gesucht werden müssen. Diese heißen akzessive lexikographische Einträge; es sind Teiltexte mit Leitelementträger. Durch deren Anordnung (z.B. durch die alphabetische Anordnung der Wörterbuchartikel, vgl. § 22) entsteht ein Teiltext mit äußerer Zugriffsstruktur (z.B. ein Wörterverzeichnis). Ein Benutzer, der die Ordnungskriterien dieser Zugriffsstruktur kennt unddamit auch weiß, wie die akzessiven Einträge angeordnet sind, kann rasch und gezielt auf diese zugreifen.
In modernen alphabetischen Wörterbüchern ist der Leitelementträger eines Wörterbuchartikels meistens ein Lemma, mit dem z.B. ein Wort oder ein Affix genannt wird. Das Leitelement ist dann in den Wörterbüchern der Neuzeit meistens die gesamte Folge von Buchstaben, die das Lemma aufweist. Im Mittelalter beispielsweise war häufig nur die Buchstabenfolge der ersten Silbe das Leitelement. In systematisch geordneten Wörterbüchern können die Zugriffstextelemente beispielsweise folgende Form aufweisen: § 1 , § 2 , § 3 , … Die Leitelemente sind hierbei nur die Ziffern. Das Leitelement ist also immer diejenige Eigenschaft oder derjenige Teil eines Zugriffstextelements, anhand dessen dieser aufgrund einer vorgängigen Ordnung geordnet und gefunden werden kann.
Jedes Printwörterbuch weist drei konstitutive Eigenschaften auf. Die beiden ersten konstitutiven Eigenschaften, die alle gedruckten Sprachwörterbücher – je nach Wörterbuchtyp – in unterschiedlicher Ausprägung aufweisen, können wie folgt angegeben werden:
1. Die erste konstitutive Eigenschaft ist eine der Wörterbuchform; sie besteht darin, dass ein Wörterbuch mindestens eine äußere Zugriffsstruktur aufweist (vgl. § 23).
2. Die zweite konstitutive Eigenschaft ist eine des Wörterbuchgegenstands; sie besteht darin, dass die allermeisten lexikographischen Daten der jeweiligen Teiltexte solche zur Ausprägung von Eigenschaften bei sprachlichen Ausdrücken sind, so dass die Voraussetzungen gegeben sind, dass auf die Sprache bezogene Informationen erschließbar sind.
Die erstgenannte Eigenschaft teilen gedruckte Sprachwörterbücher mit nichtlexikographischen Nachschlagewerken, wie z.B. Telephonbüchern und Bibliographien, aber auch mit Sachwörterbüchern. Für die zweitgenannte Eigenschaft gilt dies nicht. Sie ist daher ein Kriterium, um nichtlexikographische von sprachlexikographischen Nachschlagewerken abzugrenzen.