E-Book, Deutsch, Band 351, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
Wickenhäuser Perry Rhodan Neo 351: Das Geisterschiff
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8453-5551-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Staffel: Imprint
E-Book, Deutsch, Band 351, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
ISBN: 978-3-8453-5551-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Im 25. Jahrhundert: Nach einer langen Zeit des Exils kehren die Menschen zur Erde zurück und bauen ihr Sternenreich wieder auf. Auch bei den anderen galaktischen Zivilisationen herrscht neue Zuversicht, Perry Rhodan stellt die Weichen für eine friedvolle Zusammenarbeit der verschiedenen Völker. Doch dann werfen die Regierung der Erde sowie die Öffentlichkeit ausgerechnet Rhodan und seinen Gefährten terroristische Anschläge und Hochverrat vor. Sie müssen fliehen, um ihre Unschuld beweisen zu können. Treiben die undurchschaubaren Hamamesch, die seit einiger Zeit in der Milchstraße tätig sind, ein falsches Spiel? Perry Rhodan beschließt, dem Geheimnis der Schneckenwesen nachzuspüren und in ihre rund drei Millionen Lichtjahre entfernte Heimatgalaxis zu reisen. Dafür benötigt er jedoch ein geeignetes Raumfahrzeug und eine Mannschaft. Er entscheidet sich für DAS GEISTERSCHIFF ...
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1.
Perry Rhodan
Entkommen!
Der Geist ist wieder da! Er kommt uns holen, einen nach dem anderen. Ich habe Angst.
Tagebuch der Matriarchin Tara Klerana, undatiert
Die Maxi-Space-Disk fiel aus dem Hyperraum.
»Umgebungsortung?«, fragte Perry Rhodan.
»Nichts Außergewöhnliches«, sagte Atlan da Gonozal. »Wir nähern uns dem Castorsystem. Was auch immer NATHAN getan hat, um uns zu schützen, unsere Verfolger wissen anscheinend nicht, wohin wir transitiert sind. Sonst würde es hier vor Suchschiffen nur so wimmeln.«
Neben ihnen hielten sich Reginald Bull, Ras Tschubai, John Marshall, Thora Rhodan da Zoltral sowie der Mausbiber Gucky in der Zentrale des Diskusraumboots auf.
Auf einem der Kontursessel des Leitstands dämmerte zudem in einem unruhigen Halbschlaf eine schwarzhaarige, in schwarze Kleidung gehüllte Frau, die ein ebenfalls schwarzes Make-up aufgetragen hatte: Aveline Celestaris. Sie gab Rhodan Rätsel auf. Sondereinsatzkommandos und Kampfgleiter der Solaren Abwehr hatten Rhodan und seine Gefährten auf dem Zivilraumhafen von Terrania verhaften wollen. Dann war unvermittelt eine riesige, wolkig schwarze Gestalt aufgetaucht, hatte fürchterlich unter den Angreifern gewütet und Rhodans Gruppe die Flucht ins All ermöglicht.
Celestaris war die Quelle dieses Phänomens gewesen, hatte Gucky bestätigt. Nun hing der Ilt kraftlos in einem der Sessel und starrte traurig vor sich hin. Was er in den Gedanken der seltsamen Frau gefunden hatte, belastete ihn offenbar schwer.
»Würdest du Miss Celestaris in eine Kabine bringen?«, fragte Atlan, an Marshall gewandt. »Nachdem wir das Castorsystem erreicht haben, besteht hoffentlich keine akute Gefahr mehr. In einem Quartier kann sie sich besser ausruhen.«
Marshall nickte und half ihr in den Antigravschacht zum Passagierdeck des Raumboots hinunter.
»Sie ist sofort eingeschlafen«, berichtete Marshall, als er kurz darauf zurückkam.
»Was haltet ihr von unserem Gast?«, fragte Atlan in die Runde.
Rhodan wies mit der offenen Handfläche auf Gucky. »Diese Frage würde ich gern unserem Mausbiber stellen.«
Gucky blickte unglücklich drein. »Stellt euch vor, es regnet jeden Tag. Es ist kalt und dunkel, überall ist nur schroffes Gestein. So fühlen sich die Gedanken von Aveline an.« Ein tiefer Seufzer entrang sich seiner Brust. »Ich kann es sehr gut nachempfinden. Genauso habe ich mich gefühlt, während ich dreieinhalb Jahrhunderte allein auf der Erde zugebracht habe ... Manchmal gibt es keine Hoffnung mehr, und man findet keinen Weg, damit fertigzuwerden! So muss sich ein Tier fühlen, das in einem Käfig eingesperrt ist und weiß, dass es sein Gefängnis erst im Tod verlassen wird.«
Gucky schüttelte sich und holte tief Luft. »Als sie wieder zu Bewusstsein gekommen ist, waren ihre Gedanken fast fröhlich. Wie ein klarer Sommermorgen, würdet ihr Terraner vielleicht sagen. Aber dann hat sie Schuldgefühle bekommen wegen dem, was auf dem Terrania Interstellar Spaceport geschehen ist. Sie hat diese schwarze Wolkenkreatur Eidolon genannt. Es graut ihr vor den Dingen, die Eidolon tut. Das Ding scheint die Manifestation all ihrer düsteren Gedanken zu sein. Ich habe sie aber bisher noch nicht gut genug kennengelernt und möchte nicht zu tief in ihren Verstand vordringen. Deshalb kann ich vorerst nur Vermutungen anstellen.«
»Du meinst, ihre Depression wächst immer weiter an, und an einem bestimmten Punkt bricht sie in Gestalt von Eidolon aus?«, fragte Rhodan. »Mit diesem Eidolon verlassen alle negativen Gedanken ihren Kopf und lösen sich auf – aber zu einem furchtbaren Preis, durch den sie Gewissensbisse bekommt, die neue negative Gedanken auslösen?«
»Das klingt wie bei einem Drogenkranken«, meinte Marshall. »Den Süchtigen geht es immer schlechter, bis sie ihren Schuss bekommen. Dann sind sie für einen Moment glücklich, aber anschließend geht es ihnen noch schlechter als vorher. Sie verzehren sich wieder nach dem nächsten Kick und so weiter. Ein Teufelskreis, der sich beständig aufschaukelt.«
»Ja, vielleicht kann man es damit vergleichen«, stimmte ihm Gucky zu. »Zumindest ein bisschen.«
»Nur dass ihr Kick sich in einem Amok laufenden Geistwesen äußert«, merkte Bull knurrig an. »Stellt euch vor, was passieren würde, wenn sie dieses Ding hier drin freilässt.«
»Dann hoffe ich auf unsere drei Mutanten«, sagte Atlan. »Und damit es gar nicht erst dazu kommt, sollten wir sie sicherheitshalber isolieren.«
Bull nickte. »Das denke ich ebenfalls.«
»Wartet, wartet!« Gucky hob die Pfoten. »Da ist noch was anderes. Als wir mit der Maxi-Space-Disk von der Erde fliehen wollten, hat sie Eidolon zu kontrollieren versucht. Deswegen ist Aveline jetzt so erschöpft. Sie hat die Wolkenkreatur mit aller Kraft davon abhalten wollen, jemanden zu töten. Völlig verhindern konnte sie den Gewaltexzess zwar nicht, und es gab Tote. Aber bei Weitem weniger, als es ohne ihr Eingreifen gegeben hätte. Sie wäre sogar so weit gegangen, sich selbst zu opfern.«
»Das spricht für sie«, sinnierte Rhodan. »Sie hat also starke moralische Grundsätze. Wie wir es auch drehen und wenden – wir haben vermutlich nur ihr unsere Freiheit zu verdanken. Deshalb bin ich dafür, ihr eine Chance zu geben. John, Gucky, könnt ihr sie im Auge behalten und uns vorwarnen, falls sie erneut die Kontrolle zu verlieren droht? Denn so halte ich das Risiko für vertretbar. Ich schlage vor, dass wir sie erst mal kennenlernen. Wenn wir unsere Annäherung an Olymp verlangsamen, kann sie vor unserer Landung erwachen. Vielleicht wird sie uns dann etwas mehr über ihr Schicksal und ihre ungewöhnliche Fähigkeit erzählen.«
»Mach dir keine Sorgen«, sagte Gucky. »Ich kümmere mich um sie.«
Atlan und Bull waren nicht völlig überzeugt, beharrten aber nicht auf ihrer Forderung. Von den anderen kam ebenfalls kein Widerspruch.
Die Maxi-Space-Disk fügte sich unauffällig in den Strom der vielen Raumfahrzeuge ein, die Olymp anflogen oder von dort starteten. Es war normal, dass Schiffe sich länger in Wartesektoren aufhielten, bevor sie landeten oder transitierten. Die Außenbeobachtungsholos zeigten außerdem ein Kosmisches Kontor der Hamamesch im Castorsystem, das selbst auf die große Entfernung gut zu erkennen war. Seine Werbeflächen ließen es in allen Farben des Regenbogens schillern und empfingen jeden, der neu im System ankam, mit holografischen Rabattangeboten.
Rhodan nutzte die Wartezeit und forschte im Mesh, dem interstellaren Kommunikationsnetz der Terranischen Union, nach Meldungen über ihre Flucht.
»Wir sind noch berühmter als vorher«, kommentierte Bull, der ihm bei der Suche über die Schulter schaute. »Schwere Verbrechen gegen die Menschheit legen sie uns zur Last. Oh, und diese Schlagzeile ist gut: Rhodan will den Menschen ihre Hoffnung nehmen. Seine Forderung, das Ilixier zu verbieten, ist moralische Hybris – außerirdische Völker sollen bevorzugt werden. Hybris – dass ich nicht lache! Und da: Angeblich wollen wir die Hamamesch aus dem Markt drängen, damit Arkon den Handel auf der Erde diktieren kann ... Wie kommen die nur auf solchen Blödsinn? – Ist Rhodan von seiner arkonidischen Frau zum Terrorismus gegen Terra verführt worden? Der Verdacht erhärtet sich. Auch nicht schlecht. Thora, hast du Rhodan zum Terrorismus verführt?«
»Das ist eine ernste Sache, Reg«, entgegnete Rhodan. »Für unsere Ohren mag das nach völligem Unsinn klingen. Aber ich fürchte, die Botschaft verfängt: Perry Rhodan geht über Leichen, um den Menschen das Ilixier und damit ihre letzte Freude zu nehmen.«
»Das glaubt doch niemand, der noch bei Verstand ist!«, protestierte Bull.
»Doch«, widersprach Marshall. »Vertrau mir! Es schürt Angst und benennt einen klaren Schuldigen für alles, was schiefläuft. Die immer stärker um sich greifende Ilixiersucht tut ihr Übriges. Die Leute wollen das glauben.«
Nach einer Weile beschlossen sie, ebenfalls eine Ruhepause einzulegen. Rhodan konnte etwas Schlaf dringend gebrauchen, zumal sie nicht wussten, wann sie auf Olymp eine sichere Unterkunft finden würden.
Nachdem sich einige Stunden später alle wieder in der Zentrale versammelt hatten, kam Celestaris ebenfalls dazu. Rhodan begrüßte sie herzlich und bot ihr einen Sessel an. Ihr Gast wirkte noch immer übermüdet, abgespannt und zutiefst traurig.
Gucky ging sofort zu ihr.
»Das ist unser Mausbiber.« Rhodan grinste. »Jeder sollte einen haben.«
»Oh, und er kann Gedanken lesen«, fügte Bull hinzu. »Das Wüten von Eidolon hat Sie abgestoßen, und Sie konnten das Ding in seine Schranken weisen, wenn auch leider erst nach einigen Todesopfern. Sie wollen nicht, dass Eidolon jemandem Schaden zufügt. Deshalb nehmen wir an, dass wir Ihnen vertrauen können.«
Celestaris starrte sie verwirrt an.
»Die reden natürlich Quatsch.« Gucky legte seine Pfote auf ihre Hand. »Es kann gar nicht jeder einen Mausbiber haben, weil es nur einen gibt. Mich. Und nein, mir fehlt kein Zahn. Ich habe nur einen Nagezahn. Schließlich bin ich kein Biber.« Gucky lächelte breit und präsentierte das angesprochene Prachtstück. »Schon okay. Du brauchst nichts zu sagen. Entschuldigung angenommen! Außerdem bin ich's gewohnt.«
»Du hast meine Gedanken gelesen!«, begriff Celestaris, die ihre Bitte um Entschuldigung noch gar nicht ausgesprochen hatte.
Gucky nickte. »Ich spüre deine Trauer um Tessa Corben und die anderen Frauen von der TREASURE CAMP«, sagte er.
Sie...