Wetekam | ... und am Dornbusch fällt ein Schuss | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

Reihe: Ostseekrimi

Wetekam ... und am Dornbusch fällt ein Schuss


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-356-02200-1
Verlag: Hinstorff
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

Reihe: Ostseekrimi

ISBN: 978-3-356-02200-1
Verlag: Hinstorff
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der prominente Klimaforscher und Buchautor Sven Larsson vertritt in der Zingster Bibliothek seine Thesen zum kommenden Anstieg der Meeresspiegel. Unter anderem führt er bei seinem Vortrag aus, dass weite Teile auf Fischland-Darß-Zingst und Hiddensee in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts aufgegeben werden müssten. Dieses Szenario stößt nicht nur bei Immobilienbesitzern auf scharfen Protest, haben sie doch auch weiterhin Interesse daran, Grundstücke und Häuser lukrativ an den Mann zu bringen. Einige Wochen nach diesem Erscheinen wird Larsson auf dem Leuchtturm am Dornbusch auf Hiddensee ermordet. Was hat sich bei der Geburtstagsfeier des streitbaren Autors wirklich abgespielt? Tom Brauer, Ex-Redakteur der Ostsee-Zeitung, der gemeinsam mit seiner Verlobten dem Vortrag zugehört hatte, findet sich plötzlich in den Ermittlungen wieder und verfolgt die Spuren auf die benachbarte Insel Hiddensee, wo er schließlich selbst ins Visier gerät.

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3
Sylke hatte sich nie sonderlich für Hiddensee interessiert, also auch nicht für die Frage, wie man auf diese Insel gelangt und sich dort fortbewegt. Vor einigen Jahren hatte das Polizeirevier in Barth einen Betriebsausflug dorthin unternommen. Aber das war etwas anderes gewesen. Sie hatten es nicht eilig gehabt, schon auf der Fähre hatten sie die Biervorräte geplündert und viel gelacht. Die Zeit war wie im Flug vergangen. Auf der Insel hatten sie das nächstbeste Lokal mit einem akzeptablen Getränkeangebot aufgesucht. Es lag nicht weit vom Hafen entfernt. Sylke hatte mit einem Polizeianwärter geflirtet, der inzwischen nach Neubrandenburg versetzt worden war und geheiratet hatte. Sie seufzte. Endlich schaltete die Ampel an der Abzweigung zur Rostocker Chaussee auf Grün. Die kürzeste Fährverbindung nach Hiddensee startete in Schaprode auf Rügen – aber um die zu nutzen, musste man erst einmal nach Schaprode kommen. Die Autokolonne setzte sich träge in Gang und schob sich wenig später auf die Rügenbrücke. In Gedanken trug die Kriminalpolizistin die spärlichen Fakten über den Fall zusammen, die sie dem Dossier entnommen hatte, das ihr kurz nach dem Gespräch mit Anke Sikorski zugeschickt worden war. Volker Flosbach, Professor der Geografie in Flensburg, lebte zumindest zeitweise in einer Villa auf Hiddensee. Seine Frau hieß Greta Evani und besaß als Chanson-Sängerin eine gewisse lokale Bekanntheit. Außerdem hatte Flosbach eine Tochter aus erster Ehe, die aber nicht mehr zu Hause wohnte. Der Geograf und Klimaforscher war bekannt durch seine provokativen Veröffentlichungen zum Thema Klimawandel – er hielt es für eine ausgemachte Sache, dass die Welt vor einer apokalyptischen Zukunft stünde. Ein Zeitungsbericht schilderte tumultartige Szenen während eines Vortrags, den Flosbach einige Wochen zuvor in Zingst gehalten hatte. Dabei hatte er offenbar Berechnungen zum zukünftigen Küstenschutz vorgestellt, in deren Konsequenz er empfahl, den Badeort im Laufe der nächsten ein bis zwei Generationen zu räumen. Sylke hatte mit dem Kopf schütteln müssen, als sie das gelesen hatte. Selbst wenn der Meeresspiegel noch so dramatisch steigen würde, konnte es doch nicht angehen, dass ein einzelner Wissenschaftler sich hinstellte und die Aufgabe ganzer Ortschaften forderte. Sie hatte so etwas noch nie gehört. Gerade fuhr sie über die Rügenbrücke. Die Sonne hatte eine Lücke in der Wolkendecke gefunden und brachte das tiefblaue Ostseewasser zum Leuchten. Sylke versuchte über ihre Schulter einen Blick auf Stralsund zu erhaschen. Sie sah weiße Segel auf dem Strelasund und zwischen den Hafengebäuden den eigenwilligen Baukörper des Ozeaneums, ein weißer Wal, der auf der Hafeninsel gestrandet war. Kaum vorstellbar, dass sich an dieser Landschaft irgendwann etwas Grundlegendes ändern würde. Eine halbe Stunde später traf sie am Hafen von Schaprode ein. Sie hatte Glück: Die Fähre würde bald ablegen, die Zufahrt war geöffnet und Platz auf dem Fahrzeugdeck gab es auch noch. Ein Kaugummi kauender Angestellter der Fährgesellschaft bedeutete ihr anzuhalten. Er machte ein Gesicht, als sei ihm das Mittagessen schlecht bekommen. »Hiddensee ist autofrei. Sie müssen Ihren Wagen hier lassen.« Sylke zeigte ihm ihren Dienstausweis. »Ich bin Ermittlungsbeamtin im Dienst.« »Haben Sie eine Sondergenehmigung?« »Es ist ein kurzfristiger Einsatz.« »Die Sondergenehmigung kriegen Sie im Rathaus in Vitte.« »Da will ich ja nachher noch hin.« »Erst brauchen Sie die Sondergenehmigung.« Sylke holte ihr Telefon aus der Tasche. »Warten Sie, ich rufe den Kollegen auf der Insel an.« »Wir legen aber jetzt ab.« »Ich werde das klären, und dann …« »Nö. Wir legen jetzt ab.« Sie hätte dem Mann eine Ohrfeige verpassen können. Wütend setzte sie ihren Kleinwagen zurück und parkte ihn am Rand der Zufahrt. Sie riss die Kofferraumhaube auf und holte ihre Sporttasche heraus. Der missgelaunte Fährmann spuckte sein Kaugummi knapp an Sylkes Füßen vorbei. »Besonders gut steht Ihr Wagen da ja nicht. Hoffen wir mal, dass das gutgeht!« Der Himmel hatte sich wieder zugezogen und ein frischer Westwind wehte ihnen entgegen. Die Fähre schob sich ächzend und leicht schaukelnd durch das Fahrwasser zwischen Rügen und Hiddensee. Sylke suchte die Nummer von Kalle Strohbach aus ihrem Notizbuch und rief ihn an. »Ja, bitte?« »Kollege Strohbach? Hauptkommissarin Bartel hier, ich wurde aus Barth abgeordnet, um vorläufig die Ermittlungen bei euch zu koordinieren. Leider durfte ich mein Auto nicht mitnehmen. Können Sie mich am Hafen von Vitte abholen?« »Ähh … nein.« »Warum nicht?« »Ähh … der Streifenwagen ist nicht einsatzbereit.« »Dann nehmen Sie ein Ersatzfahrzeug!« »Haben wir nicht.« »Kollege Strohbach – wie Sie das lösen, ist mir egal, ich möchte am Hafen abgeholt werden. 12 Uhr 15 bin ich vor Ort. Und noch etwas: Ich benötige ein Zimmer zum Übernachten.« »Die Insel ist um diese Zeit mehr oder weniger ausgebucht.« »Herrgott, irgendetwas wird es doch geben!?« »Vielleicht – vielleicht aber auch nicht.« »Wir benötigen Räume für die Ermittlungskommission.« »Da überlasse ich Ihnen gerne mein Büro.« »Na, wenigstens etwas – wir sehen uns dann gleich am Hafen.« Inzwischen hatte die Fähre auf einen nördlichen Kurs gedreht und fuhr eine Weile parallel zum Ufer. Die lang gestreckte Insel ragte als braungrüner Streifen knapp über die Wasserfläche. Sylke kämpfte gegen das bedrückende Gefühl an, dass sie vom äußersten Rand der Zivilisation nicht mehr allzu weit entfernt war. Nach einer Dreiviertelstunde Fahrt verlor die Fähre an Geschwindigkeit und schlich auf das Hafenbecken von Vitte zu, wo sie in einer umständlichen Prozedur anlegte. Die Zeit schien sich mit jeder Minute zu dehnen, ein Kaugummi, das sich von einer Landzunge zur anderen spannte, von einer Mole zur nächsten. Auf dem Hafenplatz sah Sylke Touristen in Regenjacken, viele Fahrräder, noch mehr Handwagen, sogar eine schwarze Hochzeitskutsche, die mit Blüten, Fähnchen und einer bunten Girlande verziert war. Alles wirkte friedlich, niemand schien sich mit einem Mord zu beschäftigen, der nur wenige Kilometer weiter nördlich begangen worden war. Sylke sah sich nach einem Polizisten um. Es gab keinen. Sie hatte einen Fluch auf den Lippen, als ihr jemand auf die Schulter tippte. Vor ihr stand ein großer, blonder Kerl mit einem bubenhaften Gesicht. Er trug Jeans und eine blaue Flanelljacke mit einem aufgenähten Logo, dass einen lächerlich grinsenden Seefahrer mit Rauschebart und Tabakpfeife zeigte. »Frau Kollegin Bartel? Ihr Wagen ist da.« Sylke nickte ihm säuerlich zu. »Tragen Sie keine Uniform?« »Ist gerade in der Wäsche. Außerdem hat das Vorteile, wenn man hier sozusagen inkognito unterwegs ist.« Wenn Kalle Strohbach lachte – und er schien gerne zu lachen – zeigte er seine schiefen Schneidezähne. Sylke sah sich um und konnte kein motorisiertes Fahrzeug entdecken. »Wo ist denn …?« Der blonde Riese zeigte auf die Hochzeitskutsche. Zwei hellbraune Pferde warteten geduldig auf einen Auftrag, auf dem Kutschbock kauerte ein weißhaariger Mann in Lederweste. »Das ist nicht Ihr Ernst, oder?« »Ich hab ja gesagt, dass …« »Wenn Ihr Dienstfahrzeug kaputt ist, dann müssen Sie es reparieren lassen!« »Es ist gar nicht kaputt. Wir betreiben hier das einzige Elektrofahrzeug der Polizei von MV.« »Und?« »Ich habe gestern Abend leider versäumt, es an den Strom anzuschließen. Wir müssen noch etwa zwei Stunden warten, dann könnten wir …« Sylke betrachtete voller Widerwillen die schwarz glänzende Kutsche mit dem bunten Blumenschmuck. »Und warum muss es ausgerechnet so ein Gefährt sein?« »Wir haben noch Hochsaison, Frau Bartel. Die anderen Kutschen sind ausgebucht.« »Ach, hören Sie doch auf!« Sylke warf ihre Sporttasche in die Kutsche und stieg ein. Kalle setzte sich neben sie. Wahrscheinlich gaben sie das merkwürdigste Hochzeitspaar ab, das die Insel seit Langem gesehen hatte. »Wir fahren...



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