Buch, Deutsch, Band 38, 80 Seiten, PB, Format (B × H): 134 mm x 213 mm, Gewicht: 135 g
Reihe: Reihe Lyrik
Buch, Deutsch, Band 38, 80 Seiten, PB, Format (B × H): 134 mm x 213 mm, Gewicht: 135 g
Reihe: Reihe Lyrik
ISBN: 978-3-937445-66-3
Verlag: Kookbooks
Es geht mir mit den Gedichten nicht um die Wirklichkeit an sich, noch sollen sie nur in einem Hirn oder einem Text stattfinden. Sie nehmen ihren Ausgang von den Teilen der Wirklichkeit, die zu schnell ihre Gestalten wechseln, die mir, das heißt uns, zu nahe stehen, als dass sie eine begriffliche Form annehmen könnten – oder wir darüber sprechen wollten. Ein Vogel im Flug: Ich versuche ihm beizukommen, indem ich seine reale Bewegung durch eine Bewegung des Textes ersetze. Ich muss das nicht tun. Es bleibt bloß jenseits von Erkenntnis und Handeln noch Sprache übrig. Das Flügelflattern wird als Wort synchron, im Satz beginnt es wieder zu flattern (wir sagen: Oh guck mal). Würde man Flattern und ‚Flattern‘ gegeneinander ausspielen, wäre das Spiel vorbei. -- Linus Westheuser
Weitere Infos & Material
ich bin verliebt in die großen vögel
besonders wenn es warm ist in der nacht, gehen sie
ein und aus bei mir. ich liege mit den geschlossenen augen
an ihren krallen, ich saufe die architektur.
was bin ich geworden, dass ich hier bin
ohne stöße in der luft und verliebt?
jede wand ist ein schirm für bilder in meinem park
steht ein vergoldeter hirsch auf kunstrasen, sein fell ist bedeckt
mit der scheiße der vögel. was bin ich geworden?
meine fühler gehen ins erdreich, ich versuche nur betrunken
mich gerade zu denken. ich suche das stampfen im boden.
ich liege in meinem bett, ein schirm sind die wände, ich schreibe
F U C K an jede einzelne. in der stadt fällt der schnee,
dann die streu, dann räumen sie den schnee, dann saugen sie
die streu, die straßen sind leer und warm und überall
kreisen die vögel. sie nisten in haufen von trockenen
krusten an den häusern, es geht ein wind so sanft und böse,
dass einem die gedanken schlingern.
was bin ich geworden, ich will mich gerade denken, aber
es wuchert mir überm kopf, die sonne gibt sich hin in quadraten
aus obst, die flecken kleben in der ganzen stadt. ich will sie
lieben die stadt, aber ich liebe die großen vögel und wie es
wuchert aus den leeren häusern. das licht ist eine kruste
auf den leuten im bus und ich liege im bett und ich
warte auf den tag ich warte auf die nacht.
ich halte mein fenster weit offen an allen tagen,
denn ich bin verliebt in die großen vögel.
immer nachts sind sie bei mir.