E-Book, Deutsch, Band 1838, 160 Seiten
Reihe: Julia
West Ring aus Feuer
1. Auflage 2008
ISBN: 978-3-86349-296-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1838, 160 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-86349-296-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Ich bin gekommen, um den Ring zurückzubringen.' Stavros Denakis ist Tessas Traummann. Vor vier Jahren hat der Milliardär ihr das Leben gerettet und ein wertvolles Schmuckstück in ihrer Obhut zurückgelassen. Jetzt ist der Tag gekommen, an dem Tessa ihre Schulden begleichen kann. Doch entsetzt muss sie erkennen, dass Stavros völlig verändert erscheint. Eiskalt fordert er, dass sie seine Geliebte wird. Nacht für Nacht führt er sie in eine Welt voller Leidenschaft - nur um sie tagsüber mit Verachtung zu strafen. Verzweifelt fragt Tessa sich: Warum ist Stavros so verändert? Hat er vergessen, was der Ring einst versprach?
Annie verbrachte ihre prägenden Jahre an der Küste von Australien und wuchs in einer nach Büchern verrückten Familie auf. Eine ihrer frühesten Kindheitserinnerungen besteht darin, nach einem Mittagsabenteuer im bewaldeten Hinterhof schläfrig ins Bett gekuschelt ihrem Vater zu lauschen, wie er The Wind in the Willows vorlas. So bald sie lesen konnte, entdeckte sie die Welt der Romane für sich. Sie verschlang Abenteuerromane und bestaunte die Märchen Illustrationen. In ihren Gedanken, war sie eine der tanzenden Prinzessinen, Rapunzel, eine schlafende Schönheit und natürlich Cinderella. Ausflüge in die Bücherei wurden zu einem regelmäßigen Vergnügen, bei dem sie ferne Welten entdecken und sich in tagträumen verlieren konnte, in denen sie die Heldin in einer der Geschichten spielt. Durch ihre Familie wurde Annie nicht nur ermutigt eine Leidenschaft für Bücher zu entwickeln, sondern sie brachten ihr auch bei das Reisen und den australischen Busch zu lieben. Oft schaffte sie es alle drei Dinge zu kombinieren. Auf ihren Wanderungen und beim Zelten hatte sie immer einen Roman mit im Gepäck. Schon früh wurde sie verrückt nach Liebesromanen. In ihrer Jugend verbrachte sie viele lange Nachmittage damit mit ihrem besten Freund Tennis zu spielen. Zwischen den schier endlosen Sätzen auf kochend heißem Kies, wankten sie zu dem Haus ihres Freundes, um sich wieder zu erholen. Dieses Haus war vollgestopft mit Büchern. Alle mit der markanten Rose auf dem Cover. So geschah es, dass Annie Liebesromane für sich entdeckte und seitdem nicht mehr davon loskam. Glücklicherweise fand sie ihren eigenen romantischen Helden, während sie auf der Universität studierte. Trotz dieser schönen Ablenkung vollendete sie ihr Studium mit Auszeichnung. Außerdem hatte sie weiterhin das Glück viel reisen zu können. Als Rucksacktourist durchstreifte sie Ägypten und Griechenland, trampte durch Neuseeland, bestaunte Sehenswürdigkeiten in Europa und lebte eine Zeit lang in Deutschland. Annie verließ die Universität ohne konkreten Karriereplan in der Tasche zu haben und nahm eine Stelle im öffentlichen Dienst an. Die beste Vorbereitung für einen Autor! In ihrem ersten dauerhaften Job, verbrachte sie sechs Wochen damit den Regierungs Beschaffungsleitfaden Korrektur zu lesen. Jedes. Einzelne. Wort. Davon. Den Text eines Romans zu kontrollieren macht eindeutig mehr Spaß. Für mehrere Jahre schrieb, berichtigte, änderte und verbesserte Annie Regierungspläne, Kabinettentwürfe und Berichte für das ...
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL
Stavros Denakis ließ seinen Blick über die Menschenmenge vor seiner Villa schweifen. Ein selbstzufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen.
Die Verlobungsfeier war perfekt, genau wie geplant.
Es war ein prächtiger Abend für eine solche Feier. Der samtschwarze ägäische Himmel war mit strahlenden Sternen übersät, und eine schwache Brise machte die immer noch warme Luft erträglicher. Das Gemurmel und Gelächter der Gäste setzte sich von der Livemusik im Hintergrund ab. Eisgekühlter Champagner floss in Strömen.
Mit sicherem Blick entdeckte Stavros den Rollstuhl seines Vaters auf der Steinterrasse, die dem Haus am nächsten war. Der alte Mann lächelte, während er mit einem seiner Bekannten sprach. Selbst aus dieser Entfernung war seine neu gewonnene Energie nicht zu übersehen.
Ja. Stavros hatte mit der Ankündigung an diesem Abend die richtige Entscheidung getroffen.
Teilnahmslos beobachtete er Angela, während sie die breite Treppe zur unteren Terrasse herabschritt. Selbst unter diesen reichen und schönen Menschen zog sie alle Aufmerksamkeit auf sich. Sie war souverän, elegant gekleidet und trug das teure Diamantenkollier mit absoluter Selbstverständlichkeit. Nicht umsonst hatte er es ihr vor vier Wochen geschenkt. Ihre schlanken Hüften hatten gerade eben den richtigen Schwung, um einem Mann ein stummes, sinnliches Versprechen zu geben.
Die perfekte Verlobte.
Sie gesellte sich zu einer kleinen Gruppe, die weder aus Verwandten noch aus engen Freunden bestand. Es waren Geschäftspartner.
Er griff nach einem neuen Glas Champagner, während er sie weiter beobachtete. Angela wusste, wie wichtig diese Leute für ihn waren. Zwar waren sie nicht unersetzlich für ihn – niemand war das – aber um der Geschäfte willen mussten sie stets bei Laune gehalten werden. Und niemand konnte das besser als Angela. Er konnte sehen, wie sie schon jetzt die Gruppe mit ihrem Charme, ihrer Schönheit und ihrer Ausstrahlung verzauberte. Sie war mit der richtigen Mischung aus Geist und Sex-Appeal gesegnet. In ihr vereinten sich Intelligenz und Sinnlichkeit, Leidenschaft und Verständnis für seine Wünsche. Sie war die perfekte Braut für den Geschäftsführer von Denakis International.
„Kyrie Denakis.“
Stavros drehte sich auf dem Absatz um und sah seinen Sicherheitschef auf sich zukommen. Ihm fiel auf, dass der andere Mann einen leicht nervösen Eindruck machte. Vermutlich hatte es einen weiteren Versuch der Presse gegeben, sich auf die Veranstaltung zu schleichen. Es musste sich um einen aggressiveren Übergriff handeln, wenn Petros ihn jetzt damit belästigte.
Wochenlang waren Stavros’ Angestellte damit beschäftigt gewesen, aufdringliche Fotografen in ihre Schranken zu weisen. Immer wieder hatten die Presseleute versucht, sich Zugang zur Verlobungsfeier zu verschaffen. Um seine Privatsphäre zu schützen, war Stavros nicht davor zurückgeschreckt, ein Flugverbot über der Insel zu erwirken.
„Gibt es ein Problem?“
Ein flüchtiger Ausdruck von Besorgnis huschte über Petros’ Gesichtszüge. Das war einmalig. Sofort wurde Stavros unruhig und bereitete sich innerlich darauf vor, dass etwas Schlimmes geschehen war.
„Es gibt einen Zwischenfall, kyrie.“
Stavros nickte. So viel hatte er sich schon gedacht.
„Eine junge Frau ist auf dem Anwesen aufgegriffen worden.“
„Und?“
„Sie besteht darauf, mit Ihnen zu sprechen.“
Für den Bruchteil einer Sekunde weiteten sich Stavros’ Augen. Die Tatsache, dass jemand es wagte, auf diese Weise seine Aufmerksamkeit zu erzwingen, war ihm vollkommen neu. Genau wie der Umstand, dass sein gut ausgebildeter Mitarbeiterstab nicht in der Lage war, dieser impertinenten Person schlicht die Tür zu weisen. Ganz gleich, was sie verlangte!
Seine Neugier wuchs. „Wer ist sie?“
„Sie weigert sich, ihren Namen zu nennen, kyrie.“
Stavros zog eine Augenbraue hoch. „Möglicherweise eine Journalistin?“
„Sie sagt Nein. Kein Presseausweis, und sie hat auch nicht die richtige Haltung.“
An diesem Urteil zweifelte Stavros nicht. Seine Sicherheitskräfte waren Profis, die ihr Fach verstanden.
Würde Stavros Denakis sich für jedermann Zeit nehmen, der ihn unbedingt sehen wollte, hätte er überhaupt keine Freizeit mehr. Und auch nicht die Zeit, das exklusivste Juwelierunternehmen der Welt zu führen.
Die Familie Denakis führte seit Generationen das weltweit bekannteste Juweliergeschäft. Nur die Reichsten der Reichen konnten sich diese außerordentlich kunstvollen Schmuckkreationen leisten.
Mühsam zügelte er seine Ungeduld, als Petros ihm einen winzigen tragbaren Monitor reichte. Auf dem Bildschirm erschien eine junge Frau, die auf einem Lehnstuhl in einem leeren Raum saß. Ihr Rücken war der Kamera zugewandt, aber Stavros konnte erkennen, dass sie eine verwaschene Jeans und ein T-Shirt trug. Sie war dünn und hatte ihre dunklen Haare mit einer Spange hochgesteckt.
Ihre Körperhaltung erregte seine Aufmerksamkeit. Sie saß kerzengerade in fast königlicher Haltung auf dem harten Stuhl und strahlte ein überzeugendes Selbstbewusstsein aus.
Etwas an ihr berührte ihn. Kannte er sie etwa? Waren sie sich schon einmal begegnet?
Er zuckte die Achseln. Es spielte ohnehin keine Rolle. Sie war nicht eingeladen, also dachte er gar nicht daran, mit ihr zu sprechen.
„Erteile ihr Hausverbot!“, befahl er und reichte seinem Sicherheitschef den Monitor zurück. „Sie verschwendet nur meine Zeit.“
Doch Petros rührte sich nicht von der Stelle, sondern räusperte sich lediglich.
Ungeduldig hob Stavros eine Augenbraue.
„Da ist noch etwas, kyrie. Sie werden sich vielleicht doch mit ihr unterhalten wollen.“
„Und warum sollte ich das?“
Mittlerweile war Petros sein Unbehagen deutlich anzumerken. „Sie besitzt Ihren Ring. Den mit dem Familienwappen.“
Stavros erstarrte. Dies war offenbar kein harmloser Scherz. Dieser Ring war etwas Besonderes, und Petros war durchaus in der Lage, das Schmuckstück zu identifizieren. Selbst wenn der Ring seit nunmehr vier Jahren verschwunden war …
„Hast du ihn bei dir?“, fragte Stavros und streckte erwartungsvoll seine Hand aus. Doch Petros schüttelte den Kopf.
„Aber ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen und gründlich untersucht. Sie trägt ihn an einer langen Kette um den Hals. Allerdings weigert sie sich, ihn herauszugeben. Sie will erst mit Ihnen sprechen. Natürlich könnte ich den Ring mit Gewalt an mich nehmen, aber ich wollte mich vergewissern, dass Sie nicht anderer Ansicht sind.“
Ich muss wissen, wer diese Frau ist, schoss es Stavros durch den Kopf. Seine gewaltige Neugier war ihm selbst unheimlich.
In seinem Leben gab es keine unwillkommenen Überraschungen. Er bezahlte eine Armee von Angestellten dafür, eben dafür zu sorgen. Selbst sein Berufsleben folgte einem strikt festgelegten Plan, den er persönlich aufgestellt hatte. Es gab Herausforderungen, Ziele und Gelegenheiten – aber aufgrund seines hervorragenden Geschäftssinns, seines extremen Reichtums und allem voran seiner wilden Entschlossenheit war der Erfolg buchstäblich vorprogrammiert.
Der Ring.
Langsam atmete er aus und spürte den Druck unterdrückter Gefühle, die sich nun den Weg zurück an die Oberfläche bahnten.
Es war seine Pflicht, das Schmuckstück zurückzuholen und es an die nächste Generation weiterzugeben. Einer seiner Vorfahren hatte diesen Ring schon auf dem Schlachtfeld getragen. Aber der Ring barg auch viele jüngere Erinnerungen – an eine Zeit, die Stavros beinahe vergessen hatte, an sein großes Versagen …
„Komm mit!“ Er wandte der lebhaften Verlobungsgesellschaft den Rücken zu. „Zeig mir diese Frau, die mein Eigentum mit sich herumträgt!“
Energisch kämpfte Tessa gegen die Erschöpfung an, die sie nun überfiel, nachdem sie endlich hier angekommen war. Sie straffte die Schultern, hob das Kinn und wartete. Nur noch eine kleine Weile, dann war es vorüber – dann konnte sie endlich ausruhen.
Sie starrte die weiße Wand vor sich an. Den blanken Tisch, den leeren Stuhl. Wofür war dieser Raum eigentlich gedacht? Er sah aus wie eine Verhörzelle.
Die unangenehme Erinnerung an ein anderes fensterloses Zimmer ließ sie zusammenfahren. Nicht ganz so schlicht oder so ruhig. Die Farbe an jenen Wänden war schon lange Zeit abgeblättert gewesen und hatte so den Blick auf brüchigen Putz und billige alte Mauersteine freigegeben.
Und dieser Gestank. Tessa rümpfte unbewusst die Nase. In jenem anderen Raum hatte der Geruch von Angst und Schmerzen gehangen.
Entschlossen wandte sie sich wieder der Gegenwart zu. Schließlich war sie buchstäblich eine Weltreise von diesem Ort entfernt, und der Raum war schon vor einer Ewigkeit von einem Bulldozer eingestampft worden.
Leider konnte man Erinnerungen nicht so einfach zerstören wie Gebäude.
Sie atmete tief durch und griff automatisch nach dem Talisman an ihrer Kette. Sein Gewicht lag tröstend zwischen ihren Brüsten. Der Ring hatte sie bereits durch wahrhaft schwere Zeiten begleitet und barg für sie einen Schimmer der Hoffnung, wann immer sie zutiefst verzweifelt war.
Und jetzt war sie hierhergekommen, um das Schmuckstück zurückzugeben. Sie brauchte es nicht mehr.
Es war ein Schock für sie...