E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Werning / Picht Brennpunkt Nordkorea
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-95841-555-3
Verlag: edition berolina
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wie gefährlich ist die Region? Berichte, Daten und Fakten
E-Book, Deutsch, 128 Seiten
ISBN: 978-3-95841-555-3
Verlag: edition berolina
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt um die Koreanische Halbinsel heizt sich seit Monaten zu einer den Weltfrieden bedrohenden Auseinandersetzung auf. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un testet Atomwaffen und Raketen, und US-Präsident Donald Trump droht dafür mit der totalen Vernichtung dieses Landes. Erschrocken mahnen Politiker aus aller Welt, vom deutschen Außenminister über den UNO-Generalsekretär bis zum russischen Präsidenten, eine friedliche Lösung des Konflikts an, denn ein atomarer Weltbrand droht! Doch was wissen wir eigentlich über den Konflikt, seine Vorgeschichte,
seine aktuelle Brisanz und die handelnden Akteure?
Die drei im vorliegenden Band versammelten Experten, die Koreanistikprofessorin Helga Picht, der Asienkenner Rainer Werning und der politische
Publizist und Philosoph Arnold Schölzel, bringen Klarheit in die Problematik. Gegen die einseitigen Berichte in den westlichen Medien setzen sie eine umfassende Betrachtung aller Aspekte. Denn: Nur wer die Hintergründe versteht, kann sich selbst ein reales Bild machen. Ein kluges Buch genau zur rechten Zeit und eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich Aufklärung statt Propaganda wünschen.
Weitere Infos & Material
Arnold Schölzel Vorkrieg Die Gefahr eines militärischen Konflikts in Korea ist ein Resultat der Politik des Westens im vergangenen Vierteljahrhundert. Wenige Tage vor seiner Amtseinführung als US-Präsident verwendete Donald Trump im Interview mit Bild und Londoner Times Mitte Januar 2017 markige Worte, um die außenpolitische Hinterlassenschaft seiner Vorgänger zu charakterisieren. So erklärte er zum Irak-Krieg von 2003 und seine Folgen: »Schauen Sie, diese ganze Geschichte hätte nie passieren dürfen. Der Irak hätte gar nicht erst angegriffen werden dürfen, stimmt’s? Das war eine der schlechtesten Entscheidungen, möglicherweise die schlechteste Entscheidung, die in der Geschichte unseres Landes je getroffen wurde. Wir haben da etwas entfesselt – das war, wie Steine in ein Bienennest zu schmeißen. Und nun ist es einer der größten Schlamassel aller Zeiten.« Sein erstes Amtsjahr nutzte Trump dazu, nicht nur Steine in ein Bienennest zu werfen, um sein Bild zu verwenden, sondern mit ständig größeren Brandfackeln eine Horde von Flugsauriern zu reizen. Im Klartext: den US-Kurs auf Krieg und Weltkrieg beschleunigt fortzusetzen. Eine Woche nach Amtsantritt beginnend, verschärfte er mit Militärschlägen in Jemen und im April in Syrien internationale Spannungen, stopfte systematisch weiter das Pulverfass im Mittleren Osten und zündete mit der von ihm auf den Weg gebrachten Kündigung des Iran-Abkommens in der Region die Kriegslunte. Er weitete den Afghanistan-Krieg aus, drohte ziemlich vielen Staaten zwischen Südostasien und Venezuela mit militärischen Interventionen und ließ den US-Rüstungsetat nicht, wie angekündigt, um zehn Prozent aufstocken, sondern um etwa das Doppelte: Das US-Repräsentantenhaus verabschiedete am 15. November einen Gesetzentwurf, der Militärausgaben in Höhe von rund 692 Milliarden US-Dollar (586,5 Milliarden Euro) erlauben würde. Die Zustimmung des Senats galt als wahrscheinlich. Korea-Krise Das alles ist nahtlose Fortsetzung der US-Außenpolitik seit dem Ende der Sowjetunion 1991. Die permanente Führung neokolonialer Kriege ist im vergangenen Vierteljahrhundert zur Existenzweise der USA und ihrer Verbündeten geworden. Diese Feldzüge, die zumeist ohne Legitimation durch den UN-Sicherheitsrat geführt werden oder ohne die Einschränkungen von dessen Mandat zu respektieren, bargen und bergen stets die Gefahr eines größeren Krieges in sich, zumal nicht wenige gegen Russland und China gerichtet sind. Am Ende des Jahres 2017 ist allerdings eine neue Situation eingetreten: Mit der von Trump systematisch angeheizten Krise in Korea findet sich die Welt akut in einem Vorkriegszustand, es droht ein Weltkrieg. Die Hauptverantwortung dafür liegt in Washington, das seit dem Beginn des Korea-Krieges vor fast siebzig Jahren auf der ostasiatischen Halbinsel eine unheilvolle Rolle spielt. Was damals durch China und die Sowjetunion verhindert wurde – die Wiederherstellung des kolonialen oder halbkolonialen Status ganz Koreas –, sollte nach 1991 im Zeichen des Triumphs im Kalten Krieg durch »Regime Change« nachgeholt werden. Was in Jugoslawien, in Afghanistan, dem Irak und Libyen gelang, scheiterte aber bislang in Syrien, dem Iran und in der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK). In Syrien gelang es dem Westen und seinen Verbündeten, in den Golfdiktaturen einen verheerenden »Bürgerkrieg« zu beginnen und anzuheizen, bis die russischen Streitkräfte am 30. September 2015 eingriffen und maßgeblich die Dschihadisten zurückdrängten. Das Abkommen über das iranische Atomprogramm, das im selben Jahr vereinbart wurde und dem Land etwas Luft verschaffte, will Trump torpedieren. Im Fall der DVRK scheint er aufs Ganze zu gehen. Wer daher nur die Atombomben- und Raketentests der DVRK anführt, ignoriert die treibende Kraft dieses Konflikts. Die USA trainieren in jährlichen Militärmanövern in Südkorea die Invasion des Nordens einschließlich eines Atomwaffenangriffs. 2016 bot die DVRK Friedensverhandlungen an, und China schlug im März 2017 vor, dass die USA auf diese Übungen verzichten, im Gegenzug würde Nordkorea seine Atomwaffentests einstellen. Das blieb unbeantwortet, wie alle vom Norden seit 1953 gemachten Vorschläge. Stattdessen trieb die Trump-Administration die von US-Präsident Barack Obama initiierte Stationierung des THAAD-Raketenabwehrsystems (Terminal High Altitude Area Defense) voran, das China als Angriff auf seine nationalen Interessen bezeichnet. Im März ließ Trump Außenminister Rex Tillerson verkünden, die »Zeit der strategischen Geduld« sei beendet. Zu diesem Zeitpunkt waren die Vorbereitungen für die Raketenabwehr bereits im vollen Gang. So fand der Test von vier Raketen in der DVRK am 6. März statt, am gleichen Tag lieferten die USA Südkorea zwei THAAD-Raketenwerfer. Anfang Mai meldeten die Südkoreanischen Streitkräfte die eingeschränkte Einsatzbereitschaft des Waffensystems, bis Ende 2017 solle es voll einsatzfähig sein. Im Oktober berichtete das US-Außenministerium im Übrigen, die USA hätten sich mit Saudi-Arabien auf die Lieferung des THAAD-Systems im Wert von 15 Milliarden US-Dollar geeinigt. Frieden schaffen mit stets mehr Waffen und zum Nutzen der Rüstungsindustrie. Militärische Eskalation Im Herbst 2017 steigerte Washington erneut die rhetorische und militärische Eskalation. Trump erklärte im Oktober, sein Außenminister Rex Tillerson »verschwendet seine Zeit« mit dem Versuch, bei DVRK-Staatschef Kim Jong-un etwas zu erreichen. Dem folgte ein US-Militärmanöver nach dem anderen vor und über der Koreanischen Halbinsel: •Einen Tag vor der Abreise Trumps zu einer zwölftägigen Asien-Reise, die ihn zunächst nach Japan, Südkorea und China führte, hielten die USA mit Südkorea und Japan am 2. November eine gemeinsame Luftwaffenübung ab. Dabei überflogen US-Kriegsflugzeuge vom Typ B-1B Südkorea. Das Training sei Teil einer Mission »ständiger Bomberpräsenz« im Pazifik und keine Reaktion auf ein aktuelles Ereignis gewesen, teilte die U.S. Air Force offiziell mit. •Am 11. November begann östlich der Koreanischen Halbinsel ein gemeinsames Seemanöver der USA und Südkoreas, an dem auch drei amerikanische Flugzeugträger beteiligt waren. Nach Angaben Seouls sollte die viertägige Übung die »erweiterte Abschreckung« gegen die DVRK stärken. Die Verbände der Flugzeugträger »USS Ronald Reagan«, der »USS Nimitz« sowie der »USS Theodore Roosevelt« fuhren am 12. November in Formation in das sogenannte militärische Einsatzgebiet Südkoreas im Japanischen Meer. Washington hatte zuvor angekündigt, dass die Flugzeugträger vom 11. bis zum 14. November in »internationalen Gewässern« des westlichen Pazifiks ein Manöver durchführen würden. Nach Angaben aus Seoul nahmen sieben südkoreanische Marineschiffe, einschließlich Zerstörern und Begleitschiffen, daran teil. •Die Streitkräfte der USA und Südkoreas starteten am 4. Dezember ihr bis dahin größtes gemeinsames Luftwaffenmanöver. An der fünftägigen Übung »Vigilant Ace« (»Wachsames Ass«) vom 4. bis zum 8. Dezember 2017 in der Pazifikregion waren mehrere Zehntausend Soldaten sowie mehr als 230 Militärflugzeuge beteiligt. Auch US-Tarnkappenbomber vom Typ F-22 Raptor kamen zum Einsatz. Trainiert wurden unter anderem Präzisionsangriffe auf nordkoreanische Nuklearanlagen. Die DVRK erklärte am 3. Dezember, das Manöver sei eine »offene und umfassende Provokation«, die jederzeit zu einem Atomkrieg führen könne. Wenige Tage vor Beginn der Übung, am 28. November 2017, hatte Pjöngjang den 19. Raketentest des Jahres durchgeführt und gab an, nun in der Lage zu sein, das gesamte Festland der USA mit Atomsprengköpfen anzugreifen. Trump reagierte darauf für seine Verhältnisse relativ gelassen mit der Bemerkung: »Wir werden uns darum kümmern.« Allerdings hatte er in einer Rede unmittelbar zuvor Kim Jong-un als »kranken jungen Hund« (»sick puppy«) bezeichnet. Von den Verbündeten der USA ließ er den Rückzug ihrer Botschafter aus Pjöngjang fordern, was vor allem die Bundesrepublik betraf. Sie hat als eines von wenigen westlichen Ländern in der DVRK eine Vertretung. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel erklärte am 30. November nach einem Gespräch mit Tillerson, Berlin werde in Pjöngjang einen Diplomaten, aber nicht den Missionschef abziehen. Eine Schließung der deutschen Botschaft in der DVRK-Hauptstadt habe Tillerson nicht verlangt. Die Bundesregierung hatte bereits seit dem Sommer signalisiert, dass sie vermitteln wolle. Im September schlug Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Beispiel vor, dass die Sechs-Mächte-Gespräche, die zu einem Abkommen mit dem Iran führten, um seine Nuklearaktivitäten zu begrenzen, ein Modell für den Umgang mit dem koreanischen Konflikt sein könnten. »Europa, und insbesondere Deutschland, sollten bereit sein, eine sehr aktive Rolle zu spielen«, sagte Merkel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Deutsche Diplomaten ließen sich wiederholt mit der Auffassung zitieren, Deutschland könne gemeinsam mit Russland und China auf eine diplomatische Lösung hinarbeiten. In Washington warf nach dem nordkoreanischen Raketentest am 28. November die zweite Reihe des Establishments die mediale Hysteriemaschine an. Der republikanische Hardliner, Senator Lindsey Graham, beeilte sich, über CNN und CBS anzukündigen, beim nächsten Atomtest der DVRK werde es einen »präemptiven« Krieg geben. Er empfahl per TV den in Südkorea stationierten 28.500 US-Soldaten, sie sollten ihre Familien nach Hause schicken. Der nationale...