Ein Merkmal protestantischen Denkens besteht darin, aktuelle Fragen und anstehende Probleme ‚auf reformatorischer Grundlage‘ beantworten und lösen zu wollen. Auch in der Zeit der Weimarer Republik versuchten zahlreiche Theologen und Pädagogen, ihre religionspädagogischen Konzepte mit dieser Programmformel zu begründen. Die an der Jenaer Theologischen Fakultät 1930 prämierte und hier erstmals publizierte Preisschrift des Theologen Heinrich Winkler kann daher als ein frühes Dokument gelten, die vielfältigen Anliegen einer „Religionspädagogik auf reformatorischer Grundlage“ in historischer und systematischer Perspektive darzustellen. Darüber hinaus ist die Preisschrift aufschlussreich für die religionspädagogische Rezeption des bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts bedeutenden, heute aber nahezu vergessenen Pädagogen Friedrich Wilhelm Foerster für die verfassungsrechtliche Begründung des Religionsunterrichts und für die Zeit- und Krisenwahrnehmung damaliger Studenten und Absolventen. Die Edition gewährt daher nicht nur aufschlussreiche Einblicke in eine Theologenbiographie, sondern versteht sich auch als ein forschungsmethodischer Beitrag zu einer Fakultäts- und Disziplingeschichte ‚von unten‘: Denn die Preisschrift, ihre Aufgabenstellung und die Korrekturanmerkungen lassen erkennen, welchen Anspruch die Jenaer Theologen an die Praxis akademischer Religionslehrerbildung richteten.
Wermke / Käbisch
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