Wenzel | Lilly und die Zwölfen 2, Schabernack im Elfenland | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Wenzel Lilly und die Zwölfen 2, Schabernack im Elfenland


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-440-50180-1
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-440-50180-1
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die 9-jährige Lilly träumt davon, Elfen zu sehen. Stattdessen lernt sie aber die Zwölfen kennen, die ungeliebten Verwandten der Elfen. Mit diesen Zauberwesen wird es nie langweilig: Sie sind rund, fröhlich, frech und singen für ihr Leben gern. Mit ihren Stummelflügeln können die Zwölfen zwar nicht sehr hoch fliegen, aber dafür haben sie das Herz am rechten Fleck. Bei ihnen lernt Lilly, dass es nicht wichtig ist, wie man aussieht, es zählt nur, was man tut!

Lilly und das Zwölfenmädchen Flimm sind beste Freundinnen geworden. Doch dann braut sich Unheil zusammen. Bauer Gräuerling will den Wohnbaum der Zwölfen fällen, um genau dort seinen neuen Kuhstall zu bauen. Was kann das moppelige Zaubervolk tun, um sein Zuhause zu retten? Etwa die arroganten und humorlosen Elfen am Seeufer um Hilfe bitten? Auf keinen Fall! Jetzt braucht Lilly einen guten Plan ...

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Auf dem Wipfel der Glückseiche


Als Lilly – mit Jacke und Mütze, wie Flimm gesagt hatte – in den Garten lief, dachte sie über ein Geburtstagsgeschenk für Kurt nach. Leider hatte sie keine Idee. Ob sie ihn einfach fragen sollte, was er sich wünschte? Doch dann würde er bestimmt so etwas sagen wie: „Dass du weiter so fröhlich bist“, also nichts, was sie weiterbrachte. Zum Glück hatte sie noch Zeit. Ihr würde schon was einfallen …

Inzwischen hatte Lilly den Maschendrahtzaun erreicht, hinter dem die alte Eiche stand, in der die Zwölfen wohnten. Daneben wuchsen andere Bäume und ein paar Büsche. Trotzdem blickte Lilly sich kurz um, ob auch niemand sie beobachtete, bevor sie in die Hocke ging und dreimal auf eine bestimmte Wurzel klopfte.

Kurz darauf kletterte Flimm aus einem Astloch. „Na endlich“, rief sie und flog über den Zaun. „Ich warte schon eine Ewigkeit.“ Damit griff sie in ihren Beutel und streute etwas Zauberstaub über Lilly.

„Ich dachte, wir bleiben draußen?“, rief Lilly, als ihr ein bekannter Geruch in die Nase stieg: Kaninchenpups. Gleich darauf spürte sie ein Kribbeln im ganzen Körper und begann zu schrumpfen. „Ich sollte doch extra Jacke und Mütze anziehen“, sagte sie, da hatte sie auch schon Zwölfengröße erreicht und blickte direkt in Flimms türkisfarbene Augen.

„Wir gehen ja auch raus“, erwiderte Flimm und grinste geheimnisvoll.

Jetzt erst sah Lilly, dass auch sie sich warm eingepackt hatte. Flimm trug einen dick gefütterten, schwarzen Parka. Eine Mütze schien bei ihren dichten Strubbelhaaren nicht nötig zu sein. „Aber trotzdem müssen wir erst mal reingehen. Und zwar da drüben!“

Jetzt verstand Lilly gar nichts mehr. Doch bevor sie fragen konnte, war Flimm schon über eine Wurzel geflattert und zeigte auf ein Loch im Holz. „Mir nach!“, rief sie und sprang hinein.

Lilly kletterte hinterher und blickte auf das Loch. Zweifellos der Eingang zu einer Wurzelrutsche, aber wo führte sie hin?

Sie wartete, bis Flimms Vorsprung groß genug war, dann sprang sie hinterher. Zunächst ging es geradeaus und dann in eine scharfe Linkskurve, bei der Lilly fast ihre Mütze verlor. Es folgte wieder eine Gerade und schließlich eine sehr lange Rechtskurve. Lilly glaubte schon, dass sie gar nicht mehr enden würde, da sah sie das Licht am Ende der Röhre – und landete in einem zitronengelben Ecksofa. Daneben wartete Flimm.

Als Lilly aufgestanden war, sah sie sich um. Sie waren in einem kleinen Raum gelandet, in dem sich außer dem Sofa nichts befand außer einer geöffneten Tür, über der ein Schild hing. „Aufzug zum Wipfel“ stand groß darauf und etwas kleiner darunter: „Vor der Benutzung unbedingt die Windstärke prüfen!“ Das Wort „unbedingt“ war doppelt unterstrichen.

„Tataa!“, rief Flimm strahlend. „Das ist meine Überraschung. Wir fahren zum Wipfel! Das hast du dir doch schon lange gewünscht!“

„Oh, ja!“, erwiderte Lilly begeistert, doch dann fiel ihr etwas ein. „Aber warte mal. Der Wetterbericht hat für heute Sturmböen angesagt.“ Sie deutete auf das Schild. „Vielleicht sollten wir das besser verschieben?“

„Ach was, mit ein bisschen Wind wird es doch gerade lustig! Außerdem gibt es oben Halteleinen. Damit kann uns gar nichts passieren.“ Plötzlich musste Flimm kichern. „Obwohl, da fällt mir ein: Bei Uropa Zwiebelbart ist wohl mal die Leine gerissen. Er wurde von der Plattform gepustet und flog hunderte Meter weit. Der Wind war so heftig, dass er seine Flügel kaum benutzen konnte und abstürzte.“

Lilly sah sie erschrocken an. „Und – hat er sich verletzt?“

Flimm winkte lachend ab. „Ein Mäusebussard hat ihn mitten im Fall in der Luft gepackt und zu seinen Jungvögeln ins Nest verschleppt! Laut Paps war es der Kampf seines Lebens.“

Auch Lilly musste grinsen. Trotzdem atmete sie tief durch, bevor sie Flimm in den Aufzug folgte. In der Kabine war es düster, nur eine winzige Funzel an der Decke spendete etwas Licht. Lilly sah sich verwundert um. Es gab weder einen Knopf noch einen Schalter wie in normalen Aufzügen. Wie wollte Flimm ihn starten?

Schon wollte sie fragen, da holte das Zwölfenmädchen einen Trichter aus einer Ecke hervor. Er war aus Metall und etwa so lang wie ihr Arm. „Das kann jetzt etwas laut werden“, warnte Flimm, bevor sie den Trichter an den Mund hob und hineinpustete. Tititi machte es sehr laut und etwa in der Tonlage von Lillys Wecker. Rasch hielt Lilly sich die Ohren zu.

Einen Moment lang passierte gar nichts, dann ertönte ein weiteres Tititi, diesmal von außerhalb des Stammes und deshalb deutlich gedämpfter. Kurz darauf ruckelte es kräftig und der Aufzug bewegte sich langsam nach oben.

„Was war das denn?“, fragte Lilly, während sie die Hände von den Ohren nahm.

„Das war der Ruf eines Baumläufers. Baumläufer sind Vögel, die einfach so den Stamm hochlaufen können. Ich habe ihm gerade Bescheid gegeben, dass er loslegen kann, und er hat geantwortet“, erklärte Flimm. „Wir haben nämlich mit ein paar von ihnen eine Abmachung: An kalten Wintertagen geben wir ihnen Futter, und dafür sorgen sie dafür, dass unser Aufzug fährt. Praktisch, was? Und ganz ohne Zauberstaub.“

Lilly nickte. Eine ähnliche Vereinbarung hatten die Zwölfen mit den Amseln, die ihnen erlaubten, längere Flugstrecken auf ihrem Rücken zurückzulegen.

„Das kann jetzt ’ne Weile dauern“, sagte Flimm und lehnte sich an die Aufzugwand.

Lilly machte es ihr nach, da fiel ihr etwas ein. „Oh, ich muss dir noch was erzählen“, sagte sie. „Ich habe gestern von meinem Opa eine Truhe bekommen, die von meiner Oma stammt.“

„Von Thesi?“, fragte Flimm verblüfft. „Das ist ja cool. Und was war drin?“

„Was ganz Tolles! Ich habe dir doch erzählt, dass Thesi mit den Elfen befreundet war. Und in dieser Truhe hat sie alles gesammelt, was sie über sie wusste!“

„Hört sich spannend an“, sagte Flimm. Es klang wenig begeistert. „Da hast du ja jetzt richtig viel zu lesen.“

Lilly nickte ernüchtert und sagte nichts mehr.

Was hatte sie auch erwartet? Sie wusste doch, dass die Zwölfen nicht gern über die Elfen redeten.

Seit die beiden Zaubervölker sich vor über dreißig Jahren zerstritten hatten, ignorierten sie einander – und das, obwohl sie so nahe beieinander wohnten und sich andauernd über den Weg flogen. Lilly hatte in der Zwischenzeit schon des Öfteren herauszufinden versucht, was damals genau passiert war, doch keiner der Zwölfen hatte darüber sprechen wollen …

Plötzlich ruckelte es heftig, und die Kabine kam zum Stehen.

„Wir sind oben“, rief Flimm aufgeregt und riss die Tür auf. Sofort pfiff der Wind herein. „Jetzt geht’s los! Gleich links, wenn du aussteigst, sind die Leinen.“

Lilly blinzelte in die Herbstsonne, während sie Flimm nach draußen folgte. Sie gelangten auf eine runde Aussichtsplattform, die von einem Geländer gesäumt war. Daran waren mehrere Leinen befestigt. Flimm griff nach einer und hakte sie in einen breiten Gürtel ein, den sie Lilly umband. Dann nahm sie eine weitere Leine und machte dasselbe bei sich selbst.

„So“, schrie Flimm gegen eine Böe an. „Jetzt kannst du dich in Ruhe umsehen!“

Obwohl es heftig wehte, fühlte sich Lilly mit der Leine um den Bauch sicher. Sie musste sich ganz schön gegen den Wind stemmen, als sie über die Plattform zum Geländer ging. Direkt unter dem Rand hing ein Kranz herbstlich verfärbter Eichenblätter, die noch nicht weggepustet worden waren.

Und dahinter befand sich die ganze Welt.

„Wie weit man sehen kann!“, rief Lilly begeistert. „Guck mal, da hinten liegt die Stadt, in der ich früher gewohnt habe!“

„Gut, dass du da nicht mehr hinmusst“, brüllte Flimm ihr zu.

„Finde ich auch!“, rief Lilly.

Sie dachte nicht gern an ihr Leben in der Stadt zurück. Sie war dort einsam gewesen und unglücklich, weil ein paar Kinder in ihrer Klasse sie dauernd gehänselt hatten. Seit dem Sommer ging sie im Nachbardorf zur Schule. Hier gefiel es ihr viel besser. Zwar hatte sie noch keine großen Freundschaften geschlossen, aber dort war wenigstens niemand gemein zu ihr.

„Guck mal, da unten am Badesteg ist deine Mutter!“, schrie Flimm und deutete auf das Ufer des Sees, der direkt vor ihnen lag.

Lilly reckte den Hals, um besser sehen zu können. Tatsächlich, da stand Henni und stellte die Liegestühle zusammen. Schade, dass sie nicht wusste, wo sie gerade war. Sie würde ganz schön Augen machen!

Vom Seeufer schlängelte sich ein Weg an der Grundstücksgrenze der Liebigs entlang an dem Baum vorbei, auf dessen Wipfel sie gerade standen. Fast parallel dazu floss ein kleiner Bach. Der Weg führte weiter bis zu dem Bauernhaus, in dem Lilly mit Kurt und Henni wohnte. Daran schloss sich das rote Dach der Gaststätte mit der großen Terrasse an. Lilly konnte sehen, dass Kurt die Sonnenschirme, die sonst gelb in der Sonne leuchteten, bereits zusammengeklappt hatte. Gut so, sonst hätte der Wind sie bestimmt weggeweht.

Vor der Terrasse lag der Garten der Liebigs. Das war Kurts Reich. Mitten auf der Rasenfläche blitzte das Glasdach des Gewächshauses in der Sonne, in dem...



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