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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 400 Seiten

Reihe: Inka Luhmann ermittelt

Welter/Gantenberg / Welter / Gantenberg Lang sind die Schatten

Inka Luhmann ermittelt im Sauerland
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-10-402842-2
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Inka Luhmann ermittelt im Sauerland

E-Book, Deutsch, Band 2, 400 Seiten

Reihe: Inka Luhmann ermittelt

ISBN: 978-3-10-402842-2
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Spannend, bodenständig, echt: Der zweite Sauerlandkrimi mit der sympathischen Kommissarin Inka Luhmann Schock beim Stock-Car-Rennen im schönen Sauerland: im hohen Bogen fliegt beim Finish eine Leiche aus dem Kofferraum des Siegerautos. Der Tote war im Autoclub Hesborn sehr beliebt. Aber wie Kommissarin Inka Luhmann bald herausfindet, war er auch bekannt als Bordellbesitzer und Zuhälter. Und deswegen schon verurteilt. Damaliger Ermittler: Inkas Mann, Hauptkommissar Hendrik Luhmann, aktuell in Elternzeit. Auf Inkas Fragen antwortet ihr Mann ausweichend. Verschweigt er etwas? Was wissen seine alten Kollegen? Als ein weiterer Mord geschieht, muss sich Inka fragen, wem sie bei der Jagd nach dem Täter noch vertrauen kann... »Das Autorenduo Welter und Gantenberg hat mit Inka Luhmann eine sympathische Ermittlerin erschaffen, die zwar aus dem Ruhrgebiet kommt, sich aber ihrer Wahlheimat angepasst hat - sie ist unkompliziert und bodenständig.« Westdeutsche Zeitung

Michael Gantenberg (geboren 1961) war WDR-Radiomoderator, Gastgeber des Satiremagazins ?Extra 3? und schrieb u.a. für DIE ZEIT und die FAZ. Für die RTL-Komödie ?Ritas Welt? erhielt er den Grimme-Preis und den Deutschen Fernsehpreis. Er entwickelte ?Alles Atze? und ?Nikola? und schrieb als TV-Autor für den ?Großen Deutschtest? (mit Hape Kerkeling) und die Krimireihe ?Unter Verdacht?. Im Jahr 2009 erschien sein Romandebüt ?Neuerscheinung?, 2010 ?Zwischen allen Wolken?. Michael Gantenberg lebt mit seiner Familie in der Nähe des Sauerlandes.
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2


Samstag, 19:04 Uhr

»Einmal Sex On The Beach.«

Inka sah über das üppig mit Früchten, Zuckerkristallen und Strohhalmlametta verzierte Cocktailglas vor sich auf das Grinsen des Barkeepers dahinter.

»Ist nicht von mir, sondern von dem Herrn dahinten«, fügte er hinzu und deutete mit dem Kopf den Tresen der prächtigen hölzernen Bar entlang.

Was blieb Inka übrig, als den Blick zu heben? Er fiel auf einen dicklichen Halbglatzenträger im Anzug mit Fliege. Sein zurückgegeltes, zu langes Resthaar und das aufgesetzte Verführerlächeln unter einem schmalen Clark-Gable-Bärtchen ließen Inka ungläubig blinzeln. Was für ein Schmacko, dachte Inka. Zwei Cocktailkirschen und ein Papierschirmchen hinters Ohr und der Kerl ging in seiner Lächerlichkeit selbst als Longdrink durch. Was ihn offenbar nicht davon abhielt, Frauen ohne Begleitung als Freiwild zu betrachten.

Inka schob den Cocktail weg und winkte den Barkeeper heran.

»Die Cocktailidee ist nicht schlecht, aber ich trinke Mai Thai. Und ich zahle selbst«, sagte sie.

Der Barkeeper lächelte, nahm den Cocktail und gab ihn seinem rechtmäßigen Besitzer zurück. Der Schmacko lächelte jovial, und Inka ahnte, was kam. Typen, die Frauen in Hotelbars mit zweideutigen Cocktails anmachten, hatten ein Problem. Sie kannten die Bedeutung des Wortes »Nein« nicht. Wie zum Beweis kam der Typ jetzt auf Inka zu.

»Wenn Sie keinen Sex On The Beach möchten, können wir den Strand auch weglassen. Zimmer Hundertvier«, hauchte er Inka zu, als er an ihr vorbei in Richtung Gastraum schlenderte.

Inka beschloss, nicht mal den Kopf darüber zu schütteln. Zumal der Barkeeper gerade ihren Mai Thai servierte. Sie bedankte sich, nahm das Glas, sog am Strohhalm und spürte, wie der erste Schluck sie sofort entspannte. Sie sah sich um.

Die Bar des »Landhaus Reinecke« war, wie das gesamte Haus, ein Musterbeispiel für Sauerländer Understatement. Zum einen, weil der Titel »Landhaus« eine echte Untertreibung für das elegante Vier-Sterne-Hotelrestaurant war. Und zum anderen, weil man hier keine phantasievollen Kunstnamen brauchte, um Kunden anzulocken. Das Hotel nannte sich schlicht nach dem Ort, vor dessen Toren es sich malerisch an die Uferlandschaft des Möhnesees schmiegte: Reinecke.

Inka stellte ihr Glas ab. Sie hatte ihre Handtasche über die Lehne des Barhockers gehängt und rutschte etwas unwohl auf der Sitzfläche herum. Irgendwie vertrug sich ihr langes schwarzes Abendkleid nicht mit der Architektur des Stuhles. Bei jeder Bewegung drohte es sich an den Fußrasten des Hockers oder an den hohen Absätzen ihrer neuen Peter-Kaiser-Pumps zu verfangen, die sie sich nach monatelangem Überlegen gegönnt hatte. Sie sah sich beim ersten Versuch, hier wieder aufzustehen, schon undamenhaft zu Boden gehen. Der Barkeeper schien ihre Gedanken zu erraten.

»Falls Sie Hilfe benötigen, lassen Sie es mich wissen«, lächelte er.

»Brauche ich in der Tat«, sagte Inka. »Würden Sie eine Minute auf meinen Platz achten?«

Sie stand auf, kontrolliert, aber elegant. Manchmal war es echt eine Plage, eine Dame zu sein. Aber der Anlass lohnte sich.

Inka schritt aus der Bar über leicht knarzenden Parkettboden in Richtung Speiseraum, wo sich an etwa zwanzig Tischen Paare, kleinere Gesellschaften oder Geschäftsleute regionale Köstlichkeiten schmecken ließen. Inkas Blick blieb an einem gutaussehenden blonden Hünen hängen, der mit einigen Männern an einem Tisch saß. Sein sympathisch gepflegter Holzfäller-Look wirkte in seinem eleganten Anzug seltsam deplatziert. Der hätte ihr mal einen Cocktail spendieren sollen, dachte Inka. Bei dem hätte sie auch zu »Sex On The Beach« nicht nein gesagt. Jedenfalls nicht zweimal.

Sie bog nach rechts in die Hotellobby. Die großzügige Eingangshalle präsentierte sich in beigefarbenem Marmor, erhellt von einem glitzernden Kronleuchter. Inka wusste, wie herrlich kühl es hier im Sommer war. Und im Winter ließ der Duft eines prächtig prasselnden Kaminfeuers kein Frösteln aufkommen.

Mit einem kurzen Blick zur Rezeption wandte sich Inka nach rechts, vorbei an einer scheinbar unzerstörbaren ledernen Sitzgruppe zu einer Marmortreppe neben dem Eingang. Die Toiletten lagen im Kellergeschoss. Sie raffte ihr Kleid und machte sich mit klackernden Absätzen leicht seitenversetzt an den Abstieg.

Die Treppe endete in einem Vorraum. Ein Display an der Wand versorgte Touristen mit Infos zu sämtlichen Sehenswürdigkeiten der näheren Umgebung auf Scheckkartengröße. Der Blickfang allerdings war ein alter Holzschrank direkt daneben, der sich als antike Telefonvermittlung entpuppte. Inka gefiel, wie würdig und zugleich uneitel das gute Stück hier unten an alte Zeiten erinnerte.

Links des Treppenabsatzes führte eine Tür zu den Toilettenräumen. Eine leichte Zitrusnote in der stickigen Luft hatte ihre liebe Mühe mit einem deutlichen Hauch Modergeruch. Ein Schild an einem großen weißen Heizkörper enthüllte den Grund: »Heizung bitte nicht abstellen. Schwitzwände.« Der hohe Grundwasserspiegel und unterirdisches Sickerwasser waren wohl der Preis für die exklusive Seelage des Hotels, dachte Inka. Auch solche Dinge nannte man im Sauerland beim Namen.

Inka betrat die leere Damentoilette und sah in eine Spiegelwand über zwei Waschbecken, die die gesamte Front des Vorraumes einnahm. Sie legte ihre Handtasche ab, schloss die Tür und betrachtete sich nicht ganz unzufrieden. Das dezente Make-up, die schicke Hochsteckfrisur, das neue Kleid … Ein ungewohnter, aber kein schlechter Anblick, selbst für einen Jeanstyp wie sie. Das freie Wochenende würde ihr guttun. Und noch wichtiger: Sie würde es auch genießen können, weil die Mutter in ihr wusste, dass alle ihre Lieben erstklassig versorgt waren. Mia und Tom, ihre beiden sieben- und fünfjährigen Kinder, waren bei »Omma und Oppa Brilon« untergebracht. Wie im gesamten westfälischen Großraum hatten die Kinder irgendwann angefangen, ihre Großeltern nicht nach ihren Namen zu benennen, sondern nach den Orten, in denen sie lebten. Inkas eigene Eltern waren deshalb nicht Lisbeth und Horst Hensler, sondern Omma und Oppa Dortmund, und Hennes Eltern eben Omma und Oppa Brilon, statt Brigitte und Alfons Luhmann. Und die würden sich heute Abend gewohnt übertrieben um ihre Enkelkinder und Inkas großen, unerzogenen, aber umso liebenswürdigeren Hund »Böse« kümmern. Henne, Inkas Mann Hendrik, würde ihr eigener Job sein. Sie spürte, wie sich bei dem Gedanken an die Verheißungen des Abends ein wohliges Ziehen in der Leistengegend ausbreitete. Sie verdrängte ihre Vorfreude und wandte sich in Richtung der Toilettenkabinen, als sie plötzlich stutzte. Da klangen Schritte draußen auf der Treppe. Männerschritte, nicht die etwas staksigen Schritte einer Frau im Abendkleid. Inka hielt inne und horchte. Die Schritte kamen näher und stoppten vor der Verbindungstür zum Toilettenvorraum. Vielleicht jemand, der die Telefonanlage zum ersten Mal sah. Aber dann schwang die Tür zum Vorraum auf und schloss sich wieder. Stille. Das Gluckern eines Heizungsrohrs wirkte plötzlich unnatürlich laut. Inka hörte leicht keuchenden Atem. Eine Gänsehaut kroch ihren Rücken hinunter. Der Mann draußen machte keine Anstalten, die Tür zur Herrentoilette zu öffnen. Also suchte er etwas anderes. Was, wurde Inka klar, als sich zu ihrem Entsetzen die Tür zur Damentoilette öffnete. Plötzlich stand der Schmacko aus der Bar vor ihr!

»Dachte ich mir doch, dass ich dich hier treffe«, sagte er klebrig lächelnd.

»Selber schuld, das hättest du auch angenehmer haben können.«

Inka wollte etwas erwidern, aber der Kerl machte einen entschlossenen Schritt auf sie zu. Inka sah sich angsterfüllt um. Hinter ihr der Waschtisch, neben ihr der Toilettenraum, vor ihr der Schmacko. Flucht war unmöglich. Und ihre polizeilichen Kampfsporterfahrungen nützten ihr in einem engen Abendkleid so viel wie ein Wassergutschein in der Wüste. Fieberhaft tasteten ihre Hände nach einer Waffe. Da war nur ihre Handtasche. Der Typ kam einen weiteren Schritt auf sie zu.

»Wie wäre es, wenn du dich einfach ein bisschen entspannst?«, fragte er.

Inka ging in Abwehrposition, sie spürte schon seine schwitzigen Pfoten auf ihrer Schulter. Vielleicht konnte sie wenigstens einen Tritt landen. Doch plötzlich wurde der Schmacko von einer Naturgewalt nach hinten gerissen! Inka sah erschrocken auf. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass die Tür sich noch einmal geöffnet hatte und hinter dem Schmacko wie aus dem Nichts der blonde Hüne aus dem Gastraum stand. Er fackelte nicht lange, packte den Schmacko an Gürtel und Sakkokragen und schleuderte den quiekenden Mann zur Tür, von wo er ihn mit einem gekonnten Tritt in den Hintern in den Toilettenvorraum beförderte. Man hörte stolpernde Schritte, den dumpfen Aufprall von Fleischmasse auf Metall und einen wimmernden Fluch.

»Ups, der Heizkörper, nehme ich an«, sagte der Hüne und hielt Inka breit grinsend seine Pranke hin.

»Hendrik Luhmann. Meine Freunde nennen mich Henne.«

»Inka«, entgegnete Inka mit trockenem Mund. »Inka äh … Hensler.« Aber noch bevor sie seine Hand ergreifen konnte, brachen die beiden in schallendes Gelächter aus. So laut, dass der Schmacko wieder in der Tür erschien.

»Kann ich dann wieder kellnern gehen?«, fragte er ächzend.

»Können Sie. Und Sie waren spitze«, sagte Henne und drückte dem Mann einen Fünfziger in die Hand. Inka musterte ihn mitleidig.

»Und ich verspreche, beim nächsten Kennenlernjubiläum ist mein Mann etwas zurückhaltender.«

»Versprochen«, sagt Henne und wandte sich an Inka. »Darf ich Sie vielleicht auf einen Cocktail...


Welter/Gantenberg
Das Autorenduo Oliver Welter und Michael Gantenberg kennt sich aus mit Spannung: Michael Gantenberg (geboren 1961) war Radio- und TV-Moderator (WDR,VOX, NDR) und schrieb u.a. für DIE ZEIT und die FAZ. Mit dem Grimme-Preis und dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet, schrieb er zahlreiche Folgen für die Krimireihen ›Unter Verdacht‹ (ZDF), ›Nord Nord Mord‹ (ZDF), ›Henker & Richter‹ (ARD) sowie einen ›Tatort‹. Michael Gantenberg lebt mit seiner Familie in der Nähe des Sauerlandes.
Oliver Welter (Jahrgang 1969) arbeitete als Autor für ›TV total‹, schrieb zahlreiche Folgen von TV-Serien wie ›Mein Leben & Ich‹, ›Alles was zählt‹ sowie für die Krimiserie ›Morden im Norden‹ (ARD) und wurde mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Selbst großmütterlicherseits Sauerländer, lebt er mit seiner Familie im Rheinland.

Gantenberg, Michael
Michael Gantenberg (geboren 1961) war WDR-Radiomoderator, Gastgeber des Satiremagazins ›Extra 3‹ und schrieb u.a. für DIE ZEIT unddie FAZ. Für die RTL-Komödie ›Ritas Welt‹ erhielt er den Grimme-Preis und den Deutschen Fernsehpreis. Er entwickelte ›Alles Atze‹ und ›Nikola‹ und schrieb als TV-Autor für den ›Großen Deutschtest‹ (mit Hape Kerkeling) und die Krimireihe ›Unter Verdacht‹. Im Jahr 2009 erschien sein Romandebüt ›Neuerscheinung‹, 2010 ›Zwischen allen Wolken‹. Michael Gantenberg lebt mit seiner Familie in der Nähe des Sauerlandes.

Welter/GantenbergDas Autorenduo Oliver Welter und Michael Gantenberg kennt sich aus mit Spannung: Michael Gantenberg (geboren 1961) war Radio- und TV-Moderator (WDR,VOX, NDR) und schrieb u.a. für DIE ZEIT und die FAZ. Mit dem Grimme-Preis und dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet, schrieb er zahlreiche Folgen für die Krimireihen ›Unter Verdacht‹ (ZDF), ›Nord Nord Mord‹ (ZDF), ›Henker & Richter‹ (ARD) sowie einen ›Tatort‹. Michael Gantenberg lebt mit seiner Familie in der Nähe des Sauerlandes.
Oliver Welter (Jahrgang 1969) arbeitete als Autor für ›TV total‹, schrieb zahlreiche Folgen von TV-Serien wie ›Mein Leben & Ich‹, ›Alles was zählt‹ sowie für die Krimiserie ›Morden im Norden‹ (ARD) und wurde mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Selbst großmütterlicherseits Sauerländer, lebt er mit seiner Familie im Rheinland.



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