Welsh | In einer stürmischen Sommernacht | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1721, 144 Seiten

Reihe: Bianca

Welsh In einer stürmischen Sommernacht


1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-86295-291-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 1721, 144 Seiten

Reihe: Bianca

ISBN: 978-3-86295-291-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In einer stürmischen Sommernacht wird Abby von ihrer Vergangenheit eingeholt. Colin McCarthy - ihre große Jugendliebe - taucht aus heiterem Himmel in ihrem Hotel in Hopetown auf. Und mit ihm sind sofort all die widerstreitenden Gefühle von damals wieder da: Wut, Zärtlichkeit, überwältigende Sehnsucht. Warum nur hat er sie nach ihrer ersten Liebesnacht ohne ein Wort des Abschieds verlassen? Auch wenn er sie jetzt um Verzeihung bittet, wehrt Abby sich gegen seine Anziehungskraft. Sie will sich nicht wieder in ihn verlieben. Zu groß ist ihre Angst, erneut verletzt zu werden ...

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1. KAPITEL

Colin McCarthy war nach Hopetown zurückgekehrt!

Abby Hopewell glaubte, sie würde den Boden unter den Füßen verlieren. Es hatte sie so viel Mühe gekostet, ihr Leben neu zu ordnen – und jetzt das!

Da stand er nun im Cliff Walk, mitten im frisch renovierten Hotelfoyer. Das Regenwasser tropfte von seinem Mantel auf ihren schönen Holzfußboden. Und er sah noch genauso umwerfend aus wie damals, als er die Stadt verlassen hatte.

Dasselbe dichte mahagonifarbene Haar, dieselben verwegenen blauen Augen. Und sofort verspürte Abby wieder ein erregendes Kribbeln und wollte sich in seine Arme schmiegen.

Unter dem Tresen ballte sie die Fäuste. Dies war der Mann, in den sie einmal unsterblich verliebt gewesen war und der sich binnen Sekunden in einen kaltherzigen Fremden verwandeln konnte.

„Abby!“ Colin starrte sie an, während sich auf seinem Gesicht die unterschiedlichsten Empfindungen spiegelten. Zuerst blickten seine Augen liebevoll, dann sah sie darin heißes Verlangen, so wie damals … Und plötzlich presste er die Lippen zusammen und musterte sie eiskalt. „Was macht denn eine Hopewell in einem zweitklassigen Provinzhotel hinter dem Tresen?“

Der abrupte Wandel in seinem Verhalten verstörte sie heute genauso wie früher. Und seine Stimme traf sie mitten ins Herz und erinnerte sie an die schmerzlichste Phase ihres Lebens.

Nachdem sie ihm damals ihre Liebe gestanden und ihm alles gegeben hatte, war er plötzlich vollkommen verändert gewesen. Noch ganz erfüllt von seiner Zärtlichkeit, war sie ihm aus seinem Schlafzimmer in die Küche gefolgt, in der er sich mit einem Freund unterhalten hatte. Sein herablassender Blick und seine verletzenden Bemerkungen hatten sie völlig unvorbereitet getroffen.

Seither hatte sie sich oft vorgestellt, wie es wäre, ihn wiederzusehen. Allerdings hätte sie nie im Leben damit gerechnet, dass er unverhofft in ihrem Hotel aufkreuzen würde. Trotz ihrer Verwirrung gelang es ihr, Haltung zu bewahren.

In reserviertem Ton erwiderte sie: „Das Cliff Walk ist ein angesehenes und sehr gut gehendes Hotel. Da ich zufällig Geschäftsführerin und Teilhaberin bin“, fuhr sie etwas schärfer fort, „habe ich das Recht, dich aus meinem Hotel zu verweisen. Gute Nacht.“

Zwar waren die Hopewells nicht mehr so wohlhabend wie zu Lebzeiten ihres Vaters: Durch den Prozess nach seinem Tod hätten sie beinahe Bankrott anmelden müssen. Dennoch konnte Abby es sich durchaus leisten, einen unangenehmen Gast abzuweisen.

Ärgerlich seufzend wandte sie sich ihrem Stapel Quittungen zu. Durch den Luftzug, den Colin hereingebracht hatte, war alles durcheinandergewirbelt worden. Während sie die Belege von Neuem sortierte, ignorierte sie Colin ganz einfach. Sie hoffte nur, dass er ihre zitternden Hände nicht bemerkte.

Plötzlich drang ein zartes Stimmchen an ihr Ohr: „Oh, Daddy! Das ist ja wirklich ein Schloss. Und das da ist Schneewittchen.“

Als Abby aufsah, entdeckte sie ein süßes kleines Mädchen von etwa vier Jahren, das unter Colins tropfendem Regenmantel hervorlugte. Sogleich lief das Kind los und sauste quer durch das Foyer auf den alten viktorianischen Tresen zu, hinter dem Abby wie erstarrt auf ihrem Stuhl saß.

Genau wie Abby hatte die Kleine rabenschwarzes schulterlanges Haar, aber ihres hatte anscheinend seit einer Woche keinen Kamm mehr gesehen. Im Gegensatz zu Abbys zarter, heller Haut hatte sie einen sanft olivfarbenen Teint, und ihr Gesicht war mit undefinierbaren Essensresten beschmiert. Ihre Sachen waren zerknittert, regennass und passten eher zu einem Jungen als zu einem Mädchen. Mit ihren großen dunklen Augen starrte die Kleine Abby ehrfurchtsvoll an.

Abby war hingerissen.

Dies könnte ihr Kind sein, wenn Colin sich damals nicht wie ein Schuft benommen hätte. Neun Jahre waren seit jener verhängnisvollen Nacht nach ihrem Highschoolabschluss vergangen – und noch heute konnte Abby den Juni kaum ertragen.

„Wohnst du in dem Schloss?“, fragte Colins Tochter. Sie schien Abby wirklich für Schneewittchen zu halten.

Colin trat neben sie und legte schützend die Hand auf ihre Schulter. „Jessie, die Dame arbeitet nur in diesem Hotel. Sie wohnt in einem großen vornehmen Haus am Fluss.“

„Nein, ich lebe tatsächlich hier“, sagte Abby zu dem Mädchen und freute sich, dass sie Colin widersprechen konnte. „So bin ich immer da, falls ein Gast mich braucht. Das Haus, von dem dein Vater gesprochen hat, heißt Hopewell Manor. Dort bin ich aufgewachsen. Es liegt etwa eine halbe Meile von eurem Haus, Torthúil, entfernt. Wir sind also Nachbarn.“

Die Kleine verschränkte die Arme. „Daddy sagt immer Torhool. Das ist ein irisches Wort, stimmt’s, Daddy?“

Colin nickte.

Abby fand die kleine Jessie bezaubernd. Plötzlich verspürte sie jedoch einen Stich. Sicher gab es auch eine Mutter zu dem Kind. Eine Ehefrau? Sie schaute zur Tür, aber niemand war den beiden gefolgt.

„Torthúil bedeutet ‚fruchtbar‘“, erklärte Jessie und zog damit wieder Abbys Aufmerksamkeit auf sich.

„Ja, als es noch eine Farm war, ist es das auch gewesen“, stimmte Abby zu. „Früher habe ich oft Erdbeeren von deinen Großeltern gekauft. Und Brombeeren. Manchmal habe ich einen saftigen Apfel oder einen Pfirsich geschenkt bekommen, den ich dann auf dem Nachhauseweg gegessen habe.“ Mit einem Mal kamen die Erinnerungen zurück. Den langen Weg hatte sie damals nur deshalb auf sich genommen, um Colin zu sehen …

Und in jener Juninacht hatte sie ihm das alles erzählt.

„Mir gefällt’s da nicht“, meinte Jessie. „Da ist es gruselig. Ich will hierbleiben. Dann kann ich Prinzessin sein, so wie du.“

„Aber ich bin gar keine Prinzessin“, gab Abby zurück.

„Das habe ich ganz anders in Erinnerung“, murmelte Colin.

Abby blickte ihn an. Offenbar glaubte er allen Ernstes, sie wäre diejenige, die sich damals falsch verhalten hatte. Dabei hatte er sie nicht nur gedemütigt. Außerdem war er auch schuld daran, dass ihre Freundschaft zu seiner Schwester Tracy zerbrochen war.

Colins Eltern hatten irgendwie herausgefunden, was in der Nacht passiert war. Vielleicht hatten sie zufällig mitgehört, als Colin seinem Freund Harley Bryant erklärt hatte, Abby habe sich ihm an den Hals geworfen. Wie auch immer: Sie hatten ihrer Tochter jedenfalls verboten, sich jemals wieder mit Abby zu treffen.

Offenbar hatte Tracy genauso darunter gelitten, dass sie ihre beste Freundin verloren hatte: Danach war es mit ihr stetig bergab gegangen, und ein Jahr später war sie tödlich verunglückt. Colin war nicht zur Beerdigung gekommen – sonst hätte Abby ihm an den Kopf geworfen, dass er für den Tod seiner Schwester verantwortlich sei.

Am liebsten hätte sie ihm auf der Stelle gesagt, was sie von ihm hielt, aber sie wollte seine süße Tochter nicht verschrecken. Außerdem sollte er nicht wissen, wie sehr die Vergangenheit sie noch beschäftigte.

Colin ging in die Knie, um auf Augenhöhe mit seiner Tochter zu sein. „Kleines, willst du dir nicht inzwischen das Zimmer da anschauen?“ Er zeigte auf den angrenzenden Salon. „Aber nichts anfassen, hörst du?“

„Okay“, sagte die Kleine und hüpfte davon.

Colin sah ihr nach, dann drehte er sich Abby zu. „Mir war nicht klar, wie baufällig unser Haus ist, sonst hätte ich mir rechtzeitig eine Unterkunft besorgt.“

Abby hatte Colins Vater gemocht und wollte wenigstens ihr Bedauern über seinen Tod ausdrücken. „Es tut mir sehr leid, dass dein Vater gestorben ist. Er war ein großartiger Mensch.“

Er nickte. „Dass dein Vater gestorben ist, tut mir ebenfalls leid. Der Tod meines Vaters ist der Grund, weshalb ich zurückgekommen bin. Ich habe Torthúil geerbt und möchte gern dort wohnen. Aber so wie es im Moment aussieht, kann ich unmöglich mit Jessie dort einziehen. Wir könnten natürlich in die Stadt gehen …“

Ein tagheller Blitz erleuchtete das Foyer, gefolgt von einem lauten Donnerschlag. Jessie schrie auf und lief schnell zu ihrem Vater zurück, der sie auf den Arm nahm und an sich drückte. „Keine Angst, Jess. Dir passiert nichts“, beruhigte er die Kleine.

Unwillkürlich musste Abby daran denken, wie Colin sie auf eine ganz andere Weise im Arm gehalten hatte. Rasch schaute sie weg, als Colin sie ansah.

Sie seufzte. „Bei diesem Wetter jagt man keinen Hund vor die Tür. Da kann ich unmöglich ein Ehepaar mit Kind wegschicken. Ist deine Frau im Auto?“

Abbys Frage überraschte Colin. Seine Familie und seine Freunde kannten natürlich die Geschichte von seiner gescheiterten Ehe. Er und Jessie lebten schon so lange alleine. Oft kam es ihm gar nicht in den Sinn, dass jemand nach der Mutter des Kindes fragen könnte.

„Nein, ich bin mit Jessie alleine. Wir sind Partner, nicht wahr, mein Schatz? McCarthy und Tochter.“ Liebevoll drückte er das Kind an sich.

Jessie gab ihm einen Kuss auf die Wange und blickte Abby strahlend an. „Ja, Daddy und ich sind Partner. Wir machen alles zusammen.“

Nach kurzem Schweigen nickte Abby. „Ich habe ein Zimmer mit einem großen Bett.“ Sie lächelte Jessie an. „Ich nehme an, Jessie möchte in einer solchen Nacht nicht von ihrem Partner getrennt sein.“

Für einen Moment dachte Colin nach. „Kannst du uns das Zimmer zeigen? Dann bringe ich Jessie ins Bett und hole anschließend unsere Sachen aus dem Auto.“

„Willst du sie etwa ganz allein auf dem Zimmer lassen?“ Sie...



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