E-Book, Deutsch, 127 Seiten
Wells / Schulze Die Zeitmaschine
Überarbeitete Fassung
ISBN: 978-3-95418-928-1
Verlag: Null Papier Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 127 Seiten
Reihe: Science Fiction & Fantasy bei Null Papier
ISBN: 978-3-95418-928-1
Verlag: Null Papier Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Herbert George Wells (21. September 1866 - 13. August 1946) war ein englischer Schriftsteller und Vorreiter der Science-Fiction-Literatur. Als ausgebildeter Historiker und Soziologe schrieb er Romane, Kurzgeschichten und wissenschaftliche Abhandlungen. Seine größten Erfolge waren die beiden Science-Fiction-Romane'Der Krieg der Welten' und 'Die Zeitmaschine'.
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Einführung
Der Zeitreisende (denn so werde ich am besten von ihm reden) setzte uns eine geheimnisvolle Sache auseinander. Seine grauen Augen leuchteten und zwinkerten, und sein meist blasses Gesicht war gerötet und belebt. Das Feuer brannte hell, und die weichen Strahlen des Glühlichts in den Silberlilien trafen die Bläschen, die in unseren Gläsern aufblitzten und vergingen. Unsere Stühle – von ihm erfundene Patente – umarmten und liebkosten sich eher, als dass sie auf sich sitzen ließen, und es herrschte jene üppige Nach-Tisch-Atmosphäre, da die Gedanken anmutig und frei von den Fesseln der Präzision hinlaufen. Und er stellte es folgendermaßen dar – indem er einzelnen Punkten mit einem hageren Zeigefinger Nachdruck verlieh – während wir dasaßen und träge seinen Ernst bei diesem neuen Paradoxon (wofür wir es hielten) und seine Fruchtbarkeit bewunderten.
»Sie müssen mir aufmerksam folgen. Ich werde die eine oder andere Vorstellung bekämpfen müssen, die fast allgemein angenommen ist. Die Geometrie zum Beispiel, die man Sie auf der Schule gelehrt hat, gründet sich auf einen Irrtum.«
»Ist damit anzufangen nicht etwas zu viel von uns erwartet?«, sagte Filby, ein streitliebender Mann mit rotem Haar.
»Ich will von Ihnen nicht verlangen, dass Sie irgendetwas ohne vernünftigen Grund annehmen, Sie werden bald so viel zugeben, wie ich von Ihnen nötig habe. Sie wissen natürlich, dass eine mathematische Linie, eine Linie von einer Dicke , in Wirklichkeit nicht existiert. Das hat man Sie gelehrt? Ebensowenig eine mathematische Fläche. Das sind bloße Abstraktionen.«
»Das stimmt«, sagte der Psychologe.
»Auch ein Würfel kann, da er nur Länge, Breite und Tiefe besitzt, in Wirklichkeit nicht existieren.«
»Da erhebe ich Einspruch«, sagte Filby. »Natürlich kann ein fester Körper existieren. Alle wirklichen Dinge – –«
»Das glauben die meisten Menschen. Aber warten Sie einen Augenblick. Kann ein Würfel existieren?«
»Verstehe Sie nicht«, sagte Filby.
»Kann ein Würfel, der überhaupt keine Zeit dauert, existieren?«
Filby wurde nachdenklich. »Offenbar«, fuhr der Zeitreisende fort, »muss jeder wirkliche Körper in Dimensionen Ausdehnung haben: er muss Länge, Breite, Tiefe und – Dauer haben. Aber infolge einer natürlichen Schwachheit des Fleisches, die ich Ihnen im Moment erklären will, neigen wir dazu, diese Tatsache zu übersehen. Es gibt wirklich vier Dimensionen; wir nennen sie die drei Ebenen des Raumes, und eine vierte, die Zeit. Es herrscht jedoch die Neigung, zwischen den ersten drei Dimensionen und der vierten einen unwirklichen Unterschied zu machen, weil sich zufälligerweise unser Bewusstsein intermittierend vom Anfang unseres Lebens bis zum Ende der vierten Dimension entlang bewegt.«
»Das«, sagte ein sehr junger Mann, der krampfhafte Anstrengungen machte, seine Zigarre über der Lampe anzuzünden, »das … ist wahrhaftig ganz klar.«
»Nun ist es sehr merkwürdig, dass dies in so ausgedehntem Maße übersehen wird«, fuhr der Zeitreisende mit einem leichten Anfall von Heiterkeit fort. »In Wirklichkeit meint man dies mit der vierten Dimension, obgleich manche, die von der vierten Dimension reden, nicht wissen, dass sie es meinen. Es ist nur eine andere Art, die Zeit anzusehen. . Aber einige Narren haben diese Idee auf der verkehrten Seite zu fassen bekommen. Sie haben alle gehört, was sie über diese vierte Dimension zu sagen haben?«
» nicht«, sagte der Bürgermeister aus der Provinz.
»Es liegt einfach so. Vom Raum im Sinne unserer Mathematiker spricht man als von etwas, was drei Dimensionen hat, die man Länge, Breite, Tiefe nennen kann, und was stets mit Hilfe dreier Ebenen, deren jede im rechten Winkel zu den beiden anderen steht, definierbar ist. Aber einige philosophische Leute haben gefragt, warum gerade Dimensionen? – warum nicht noch eine Richtung, die im rechten Winkel zu den drei anderen steht? – und sie haben sogar versucht, eine vierdimensionale Geometrie zu konstruieren. Professor Simon Newcomb hat das erst vor einem Monat oder so der New-Yorker Mathematischen Gesellschaft auseinandergesetzt. Sie wissen, dass man auf einer Fläche, die nur zwei Dimensionen hat, die Figur eines dreidimensionalen Körpers darstellen kann, und ebenso, meinen Sie, könne man durch Modelle von drei Dimensionen einen von vier darstellen – wenn man nur der Perspektive der Sache Herr werden könnte. Sehen Sie?«
»Ich glaube«, murmelte der Bürgermeister aus der Provinz; und indem er die Brauen zusammenzog, versank er in sich, und seine Lippen bewegten sich wie bei einem, der mystische Worte wiederholt. »Ja, ich glaube, jetzt sehe ich’s«, sagte er nach einiger Zeit und hellte vorübergehend auf.
»Nun, ich will Ihnen nicht vorenthalten, dass ich seit einiger Zeit an dieser Geometrie der vier Dimensionen gearbeitet habe. Einige meiner Resultate sind sonderbar. Hier, zum Beispiel, sehen Sie das Porträt eines Mannes im Alter von acht, ein zweites im Alter von fünfzehn, ein drittes im Alter von siebzehn, ein viertes im Alter von dreiundzwanzig Jahren, und so weiter. All das sind offenbar gleichsam Lektionen, dreidimensionale Darstellungen seines vierdimensionalen Seins, das ein festes und unveränderliches Ding ist.«
»Wissenschaftler«, fuhr der Zeitreisende nach einer Pause fort, wie sie zur rechten Assimilation seiner Worte erforderlich war, »wissen recht gut, dass die Zeit nur eine Art von Raum ist. Hier sehen Sie eine beliebte wissenschaftliche Risszeichnung, einen Wetterbericht. Diese Linie, der ich mit meinem Finger folge, zeigt die Bewegungen des Barometers. Gestern stand es so hoch, gestern Abend ist es gefallen, heute Morgen wieder gestiegen und dann langsam bis hier herauf. Das Quecksilber hat doch diese Linie in keiner der allgemein anerkannten Raumdimensionen gezogen? Aber sicherlich hat es eine solche Linie gezogen, und diese Linie, müssen wir also folgern, lief die Zeitdimension entlang.«
»Aber«, sagte der Arzt, indem er eine Kohle...