E-Book, Deutsch, Band 2, 355 Seiten
Reihe: Hollywell Hearts
Wellen Hollywell Hearts - Die Glückspension am Meer
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98952-135-3
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Roman. Hollywell Hearts 2 | Cosy-Small-Town-Liebesgeschichte mit Single Dad
E-Book, Deutsch, Band 2, 355 Seiten
Reihe: Hollywell Hearts
ISBN: 978-3-98952-135-3
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Jennifer Wellen lebt mit ihrer Familie im Ruhrgebiet und arbeitet als Dozentin im Pflegebereich. Wenn sie neben ihrer Tochter und ihren Tieren noch Zeit findet, schreibt sie mit Begeisterung witzige Romane für Frauen, die wissen, wie das Leben spielt. Die Autorin im Internet: jenniferwellen.com instagram.com/jenniferwellen_autorin/ Bei dotbooks veröffentlichte Jennifer Wellen ihre Liebesromane »Honigkuchentage«, »Sternschnuppenwünsche«, »Kiss me like a Star« und »How (not) to Kiss your Neighbor«. Ihr Roman »Drei Küsse für ein Cottage« erscheint bei dotbooks als eBook- und Printausgabe und als Hörbuch bei Saga Egmont. Ihre »Schottische Herzen«-Trilogie ist bei dotbooks im eBook erhältlich und bei Saga Egmont im Hörbuch: »Das Rosencottage am Meer« »Das Veilchencottage am Meer« »Das Magnoliencottage am Meer« Ihre »Hollywell Hearts«-Reihe erscheint bei dotbooks im eBook und bei Saga Egmont als Printausgaben und Hörbücher: »Hollywell Hearts - Die kleine Farm am Meer« »Hollywell Hearts - Die Glückspension am Meer« »Hollywell Hearts - Der Strickladen am Meer«
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 1
Ava – Warum nicht?
Ich stand am Rande der Dünen und ließ meinen Blick über die Bucht wandern. Dabei wehte der Wind mir einige Strähnen in mein Gesicht, während die salzige Meeresluft mich in der Nase kitzelte. Was für ein fantastischer Anblick, wie ein Bild aus einem Reiseführer: Das tiefblaue Meer schlug sanfte Wellen, der breite Sandstrand schimmerte gülden in der untergehenden Sonne und die fluffigen Wolken ließen hin und wieder Schatten über die Hollywell Bay wandern. Direkt vor mir thronten zwei große Felsen im Wasser, von denen der eine ein bisschen Ähnlichkeit mit einem Hundekopf hatte. Ich musste unweigerlich lächeln.
Schon bei meinem ersten Besuch in Cornwall hatte ich hier gestanden und den faszinierenden Anblick wie ein trockener Schwamm in mich aufgesogen. Aber dieses Mal begeisterte mich die Aussicht umso mehr. Plötzlich kam mir der Gedanke, wie schön es sein musste, hier zu wohnen und dies jeden Tag genießen zu können. Nicht, dass ich meine Heimatstadt London nicht mochte. Das geschäftige Treiben, die zahlreichen historischen Gebäude und die netten Menschen waren toll, doch in den letzten Monaten war so viel passiert, dass mein Körper nun nach etwas idyllischer Ruhe lechzte. Deshalb hatte ich mich kurzerhand nach der Arbeit ins Auto gesetzt und war hierhergefahren. Denn alles war derzeit besser, als am Wochenende in London zu auszuharren.
Während ich mir eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht strich, spürte ich mein Handy in der Jackentasche vibrieren. Ich zog es heraus – Tamlyn. Erleichtert tippte ich auf Annehmen.
»Keine Sorge, Tamy, Liebes, ich bin schon fast bei euch. Ich habe nur schnell einen Stopp am Strand eingelegt, um etwas frische Meeresluft zu schnuppern.«
Am anderen Ende lachte meine Freundin auf. »Dann ist ja gut, ich hab schon gedacht, du hast es dir womöglich anders überlegt und bist wieder auf dem Heimweg.«
Mit dem Telefon am Ohr warf ich seufzend einen letzten Blick auf die malerische Bucht, drehte mich um und lief durch die Dünen zurück Richtung Auto. »Keine Sorge, ich habe nicht vor, euch und die Ziegen vor Sonntagabend wieder zu verlassen.«
»Super, dann beeil dich, Scott hat schon die Würstchen auf dem Grill.« In dem Moment knurrte mein Magen los und ich lief ungleich schneller.
»Klingt super. Dann reservier mir doch schon mal einen Platz neben dir. Bis gleich.« Ohne ein weiteres Wort drückte ich das Gespräch weg, stieg ins Auto und legte das Telefon vorn in die Ablage. In dem Moment, als ich den Motor startete, vibrierte das Handy erneut. Hatte Tamy noch was vergessen?
Aber ein Blick aufs Display zeigte mir: Connor ruft an. Drei Worte, die meinen Magen binnen dem Bruchteil einer Sekunde dazu brachten, den Würstchen abzuschwören. Verdammt!
Hastig tippte ich mit einem Kloß im Hals auf Gespräch abweisen. Doch direkt danach vibrierte es wieder.
Und wieder.
Und wieder.
Tränen der Verzweiflung stiegen in mir auf.
Da ich wusste, dass Connor nun keine Ruhe mehr geben würde, schaltete ich das Telefon einfach aus. Wer Ruhe haben will, muss sie sich bekanntlich nehmen.
***
Fünfzehn Minuten später hatte ich einen Teller mit Würstchen und Nudelsalat vor mir. Ein Stück vom Tisch entfernt belagerten Logan und Scott den Grill, während Abby in ihrem Rollstuhl über die Rampe aus dem Stall gerollt kam. Tamy dagegen ließ sich neben mir auf den Stuhl plumpsen.
»Schön, dass du mal wieder da bist.« Sie lächelte mich an.
Ich erwiderte es. »Finde ich auch. Seit du hier in Cornwall lebst, sehen wir uns viel zu wenig.« Tamy und ich waren schon seit der Schule beste Freundinnen und hatten Jahre lang zusammen in London bei wephone communications gearbeitet, bis sie unverhofft von ihrem verstorbenen Vater, dessen Identität sie bis dato nicht gekannt hatte, die Ziegenfarm hier in Cornwall erbte. »Aber jetzt erzähl mal, wie läuft es denn so mit der Modernisierung hier?«
Nach reiflicher Überlegung hatte Tamy tatsächlich das Erbe ihres Vaters angenommen und war von London nach Hollywell gezogen. Jedoch nicht, ohne der Ziegenfarm einen neuen Anstrich zu geben, was Ideen anging. Einer der Pläne war, eine Frühstückspension aufzuziehen und Führungskräfteseminare anzubieten.
Tamy seufzte auf. »Ach, eigentlich ganz gut. Montag findet die endgültige Abnahme für den Anbau ans Haupthaus statt, und dann geht es ans Renovieren, damit Abby und ich endlich umziehen können.« Abby war Tamys Halbschwester, von der sie bis zu dem besagten Erbe ebenfalls keine Kenntnis gehabt hatte. Aber Abby war ein weiterer Grund für Tamys Entscheidung für Cornwall gewesen. Sie wollte sie mit der Farm nicht im Stich lassen. »Nur der Umbau des Haupthauses zur Pension liegt irgendwie brach. Da wäre ich am liebsten schon viel weiter, aber ich habe auch nur zwei Hände, und die Tatsache, dass Abby gerade viel mit ihrem Online-Studium zu tun hat, erschwert das Ganze.« Nachdem Tamy die Farm geerbt hatte, war ihr recht schnell klar geworden, dass noch viel mehr Potenzial in Hollywell Heaven und den Ziegen steckte. So war sie auf die Idee gekommen, aus dem Haupthaus eine Pension zu machen und einen behindertengerechten Anbau in Auftrag zu geben, wo sie und ihre Halbschwester Abby wohnen wollten. Abby saß seit einem Unfall als Kind mit Querschnittslähmung im Rollstuhl. Und obwohl sie recht selbstständig war, hatten sich mit Tamys Eintreffen auf der Farm einige neue Möglichkeiten ergeben. Ich freute mich, dass sie ihren Wunsch von einem Fernstudium nun so zielstrebig verfolgte.
»Und was wäre, wenn du dir Hilfe suchst?«, schlug ich vor und schnitt nachdenklich mein Würstchen klein. »Eine Art Geschäftsführer zum Beispiel, der sich um die Dinge kümmert, die du nicht schaffst?«
Meine Freundin schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt, kann ich mir keinen Geschäftsführer leisten, ehe nicht die Sache mit der Pension und den geplanten Workshops angelaufen ist. Und das kann erst anlaufen, wenn das Haus renoviert ist, verstehst du? Außerdem weißt du, wie ich bin. Jemanden zu finden, der es mir zu hundert Prozent recht macht, wird schwer werden.«
Ich musste unweigerlich grinsen. Schon aus unserer Zusammenarbeit in London wusste ich, wie perfektionistisch und bestimmt Tamlyn in ihren Meinungen war. Sie war dort unter ihren Angestellten nicht umsonst mit dem Spitznamen Generalyn bezeichnet worden.
»Dann wirst du dich wohl oder übel weiterhin zweiteilen müssen.« Ich schob mir ein Stück Würstchen in den Mund und kaute.
Sie nickte. »Wohl war. Aber irgendwie bekomme ich das schon gewuppt.« Auch da war ich mir sicher. Wenn einer alles unter einen Hut bekam und aus der Farm ein florierendes Unternehmen machen würde, dann Tamy.
Seufzend griff sie zu ihrem Bier und nahm einen Schluck. »Und bei dir? Wie läuft es mit Connor? Macht er nun eine Therapie?«
Allein bei Erwähnung seines Namens blieb mir beinahe das Essen im Halse stecken. »Ehrlich gesagt …«, ich zögerte kurz, »… will er die Trennung einfach nicht akzeptieren. Ständig ruft er auf dem Handy an oder steht bei Grace und Joe vor der Tür.«
Nach der Trennung von Connor war ich vorübergehend bei unseren Freunden Grace und Joe untergekommen. Das war eben der Nachteil, wenn man zusammenwohnte und alles den Bach runterging. Einer zog den Kürzeren, und das war ich gewesen.
»Hast du denn schon ein eigenes Apartment gefunden? Wenn er nicht weiß, wo du wohnst, kann er auch nicht mehr vor der Tür stehen und dich belästigen.«
Ich seufzte auf. »Du weißt, wie schwer es ist, in London eine hübsche und bezahlbare Wohnung zu finden. Auch wenn ich nur zu gerne aus Grace’ und Joes Gästezimmer ausziehen würde. Charlotte ist nämlich ein kleiner Schreihals.« Natürlich war ich den beiden dankbar, dass sie mich aufgenommen hatten. Keine Frage. Aber gerade weil sie erst letztes Jahr Eltern geworden waren, kam ich mir in ihrer kleinen Familie ein wenig wie das fünfte Rad am Wagen vor. Und dass Connor wusste, wo sie wohnten und mit Joe zusammenarbeitete, machte es auch nicht leichter.
Tamy nickte. »Tja, das ist in der Tat vertrackt. Aber sieh es positiv. Der erste Schritt ist geschafft. Du hast dich endlich getrennt. Ich habe ehrlich gesagt nicht mehr daran geglaubt.«
Ich schwieg betreten und schob nachdenklich das restliche Würstchen auf dem Teller herum. Mein Leben war tatsächlich nicht mehr das, was es mal war. Noch im letzten Jahr hatte ich gedacht, Connor und ich würden irgendwann selbst heiraten und Nachwuchs bekommen. Wir hatten sogar gemeinsam ein Haus in Notting Hill in der Nähe von Grace und Joe gemietet und waren noch kurz vor der Trennung umgezogen. Aber das gemeinsame Leben, von dem ich geträumt hatte, war gegen zwei Dinge nicht angekommen: Connors Alkoholabhängigkeit – und seine körperliche Übergriffigkeit, wenn er mal wieder zu viel intus hatte. Ich hatte lange durchgehalten, bis es mir am Ende unmöglich geworden war, weiter mit ihm zusammenzubleiben. Jahrelang hatte ich es ertragen und versucht, ihn dazu zu bewegen, seine Probleme mit professioneller Hilfe anzugehen. Hatte zuletzt alles probiert, damit er einen Entzug machte und sich um eine Antiaggressionstherapie bemühte. Aber vergeblich. Connor wollte keine Hilfe annehmen. Und er sah auch nicht, dass ich Hilfe brauchte. Dass ich alles nicht mehr hinnehmen konnte und wollte.
Schließlich hatte ich mir eingestehen müssen, dass ich machtlos war. In den Augen meiner Freunde natürlich viel zu spät – was sicher auch stimmte. Aber es hatte auch bei mir gedauert, bis ich es geschafft hatte, es als das zu benennen, was es war: eine toxische Beziehung. Und meine Versuche, es irgendwie besser zu machen, war ein ewiger...