E-Book, Deutsch, 821 Seiten
Wellen / Arden / Seul Küsse wie funkelnde Sterne - Drei Romane in einem eBook
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96655-544-9
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
"Sternschnuppenwünsche" von Jennifer Wellen, "Der kleine Laden der großen Träume" von Pippa Arden und "Liebe mit Wellengang" von Michaela Seul
E-Book, Deutsch, 821 Seiten
ISBN: 978-3-96655-544-9
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Jennifer Wellen lebt mit ihrer Familie im Ruhrgebiet und arbeitet als Dozentin im Pflegebereich. Wenn sie neben ihrer Tochter und ihren Tieren noch Zeit findet, schreibt sie mit Begeisterung witzige Romane für Frauen, die wissen, wie das Leben spielt. Die Autorin im Internet: jenniferwellen.com instagram.com/jenniferwellen_autorin/ Bei dotbooks veröffentlichte Jennifer Wellen ihre Liebesromane »Honigkuchentage«, »Sternschnuppenwünsche«, »Kiss me like a Star« und »How (not) to Kiss your Neighbor«. Ihr Roman »Drei Küsse für ein Cottage« erscheint bei dotbooks als eBook- und Printausgabe und als Hörbuch bei Saga Egmont. Ihre »Schottische Herzen«-Trilogie ist bei dotbooks im eBook erhältlich und bei Saga Egmont im Hörbuch: »Das Rosencottage am Meer« »Das Veilchencottage am Meer« »Das Magnoliencottage am Meer« Ihre »Hollywell Hearts«-Reihe erscheint bei dotbooks im eBook und bei Saga Egmont als Printausgaben und Hörbücher: »Hollywell Hearts - Die kleine Farm am Meer« »Hollywell Hearts - Die Glückspension am Meer« »Hollywell Hearts - Der Strickladen am Meer«
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
Die Geister, die ich rief
Zwei Jahre zuvor, als alles begann
»Überraschung!«, ertönte es. Gleichzeitig hefteten sich geschätzt 20 Augenpaare an mir fest. Ich blieb stehen, ließ meine Tasche fallen und sondierte die Lage. Rund die Hälfte der Leute, die in meinem Wohnzimmer standen und mich musterten, kannte ich nicht. Bei der anderen Hälfte konnte ich mich nur vage an die Namen erinnern. Lediglich das indische Mädel im lindgrünen Sari, das in vorderster Front stand und mich anstrahlte, kannte ich besser, als mir lieb war. Leise seufzte ich auf.
Verdammt. Warum konnte Padmaja mir eigentlich nie zuhören? Tausendmal hatte ich sie gebeten: alles, nur bitte keine Überraschungsparty.
Während der bunte Konfettischauer auf mich herabregnete, setzte sie mir eines dieser Papphütchen auf.
»Freust du dich?«, jauchzte sie. Die anderen wandten sich nach dem Gratulieren wieder von mir ab, um sich über das Buffet herzumachen.
»Freuen ist stark untertrieben«, gab ich ironisch zurück und riss mir den Hut vom Kopf, auf dem ein Tempo-30-Schild prangte. Schon auf dem Weg vom Auto in meine Wohnung waren mir überall diese Dinger begegnet. Sicher auch so eine geniale Idee von ihr.
Genervt warf ich den Papphut auf den Couchtisch. »Verdammt, Padme, ich wollte das nicht. Das hatte ich dir aber auch gesagt. Und zwar nicht nur einmal.«
Sie verdrehte die Augen. »Schätzchen, du wirst heute 30. Das wird man nicht alle Tage, also muss man da auch mal ordentlich die Korken knallen lassen.«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber nicht bei mir zu Hause mit Leuten, die ich zum größten Teil nicht einmal kenne. Ehrlich, du solltest mir langsam meinen Ersatzschlüssel wiedergeben.« Den ich ihr auch nur gegeben hatte, damit sie nach dem Rechten sieht, während ich auf Fortbildung bin.
»Adriana, mach doch bitte kein Drama draus, es ist nur eine Party und keine Hinrichtung.«
»Ich hasse aber Partys.« Meine Stimme wies einen gänsehauterregenden Unterton auf. »Und fremde Menschen auch.«
Padme seufzte. »Aber das ist kein Grund, die Wiedergeburt deines Jivas nicht zu feiern.« Daraufhin drückte sie mir einfach ein kleines Paket in die Hand. »Hier, Frau Physiotherapeutin, alles Gute zum Geburtstag.«
Ich atmete tief durch, schluckte meinen Missmut herunter und wog das Päckchen ab. Aufgrund seiner Größe tippte ich spontan auf Tarotkarten. Meine Freundin versuchte leider immer wieder, mich esoterisch zu bekehren. Zum letzten Weihnachtsfest waren es Räucherstäbchen gegen schlechte Schwingungen gewesen, an Ostern statt eines traditionellen Hasen ein Schokobuddha, dem ich vor dem Essen unbedingt den Bauch streicheln und mir etwas wünschen sollte. Habe ich natürlich nicht gemacht, sondern das Ding einfach so verdrückt.
Aus diesem Grund tippte ich nun auf buntbedruckte Karten und war umso überraschter, als ich nach dem Auspacken des Geschenkes ein Fachbuch über Faszientraining in der Hand hielt. Hatte sie mir also doch zugehört und nur meinen Einwand zur Party schlichtweg ignoriert.
Ich legte das Buch zu dem Papphut auf den Tisch. »Du bist echt die Beste.« Schnell drückte ich ihr einen fetten Schmatzer auf die Wange.
Sie lachte auf und schlang ihre Arme um meine Taille. Eine Zeit lang standen wir so da, bis ich mich seufzend von ihr löste. Meine Freundin war wirklich extrem flippig. Sie mochte alles, was bunt und quietschig war, stand total auf diese megaschnulzigen Bollywoodfilmchen und liebte es, mit indischem Mangoschnaps unverhofft mitten in der Woche vor meiner Tür zu stehen und mir den Schlaf zu rauben. Außerdem ging sie mir, seitdem wir uns kannten, mit ihrem spirituellen Gequatsche auf den Senkel. Aber trotzdem war sie meine beste Freundin. Um ehrlich zu sein sogar meine einzige und das nicht, weil ich kontaktarm war, sondern fand, dass es unter 100 Freundinnen nur eine richtige gibt.
»Gern geschehen. Du hast das Buch bestimmt hundertmal erwähnt, also muss es gut sein.«
»Komisch«, erwiderte ich grinsend, »dass ich keine Party will, habe ich bestimmt auch hundertmal erwähnt. Das hast du aber anscheinend nicht mitbekommen, was?«
Padme lachte auf. »Doch, aber geflissentlich ignoriert und jetzt komm und genieß die Party.«
Zehn Minuten lang fragte mich Yanni, der Schulfreund von Padme, bereits aus, wobei in mir der Verdacht aufkeimte, er hätte einen Fragebogen entworfen ? quasi Herzblatt für Arme.
»Stell dir mal vor, wir beide sitzen beim Italiener und ich schubse das Rotweinglas um. Wie reagierst du?«
»Ähm … ich bestell dir einfach ein neues?« Er zog die Stirn kraus. »Oder … ähm … ich werde rot und entschuldige mich?« Sofort hellte sich seine Miene auf.
Ich sah mich verzweifelt um. Verdammt! Gab es denn niemanden, den ich noch begrüßen konnte? Oder zumindest so tun als ob? Moment, das Mädel da hinten mit dem Glas in der Hand. Sie hing doch öfter in der Buchhandlung ab, wo Padme arbeitete. »Sorry, Yanni, bin gleich wieder da.« Mit einem entschuldigenden Lächeln ließ ich ihn einfach stehen und eilte zu dem Mädchen rüber. »Hey, bist du nicht«, mein Gehirnkasten rotierte. Komm schon, Ria, denk nach. Julia, Jessica, Jacqueline?
»… Jana?«
Das Mädel grinste mich an. »Nein, ich bin Liane. Jana steht da vorn.«
»Aber du bist die mit den medialen Kräften, oder?« Da war ich mir hundertprozentig sicher.
Liane prustete los. »Nein, das ist Agneta.« Mist! Bei Padmes ganzen Freunden verlor ich immer den Überblick.
»Du hast echt keinen blassen Schimmer, gell?«, fragte sie.
»Äh … ehrlich gesagt … nein.« Ich zuckte mit den Schultern.
»Ich bin Padmes Nachbarin, die mit dem Hund.«
»Ach ja, stimmt.« Nun erinnerte ich mich an sie. Oder besser gesagt, ich erinnerte mich deutlich an ihren Handtaschenfiffi Marke Paris Hilton, der Terror machen konnte wie ein Rottweiler. Leider wusste ich nicht, worüber ich mich mit Liane unterhalten sollte. Von Hunden hatte ich keine Ahnung.
Ich lächelte verlegen und sah mich beiläufig um. »Hast du Padme vielleicht irgendwo gesehen?«
Mit dem Kopf nickte sie in Richtung Diele. »Die ist vor fünf Minuten mit Agneta im Schlafzimmer verschwunden.«
Mein Kopf ruckte herum. Was bitte wollte meine beste Freundin mit Agneta mediale in meinem Schlafzimmer? Wenn es um diesen Raum ging, war ich ziemlich pingelig.
»War nett, dich mal wiederzusehen«, rief ich ihr hastig über die Schulter zu und eilte davon.
»Was ist denn hier los?« Eigentlich hätte ich gar nicht fragen brauchen. Das Ouija-Board auf dem Boden direkt neben meinem Bett war eindeutig. Zudem stank es nach abgekokelten Räucherstäbchen. »Ihr tut doch wohl nicht das, was ich vermute, das ihr hier tut, oder?«
»Um ehrlich zu sein …«, gab meine Freundin zögernd zurück.
Ich stampfte mit dem Fuß auf. »Herrgott, Padme. Eine Séance in meinem Schlafzimmer? Bist du eigentlich von allen guten Geistern verlassen?«
»Tja«, meldete sich Agneta mediale spontan zu Wort, die im Schneidersitz auf dem Boden saß. »Sobald jemand den Raum betritt, huscht alles Spirituelle den Bach herunter.«
Für ihren Kommentar warf ich ihr einen ungehaltenen Blick zu, woraufhin sie stillschweigend zum Ouija-Board griff und vom Boden aufstand.
Während die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, stand Padme auf. Der Stoff ihres Saris raschelte leise. »Jetzt entspann dich, Süße, wir haben keinen Kontakt herstellen können. Also ist nix passiert.«
Ich stemmte die Hände in die Hüften. »Doch, du hast mein Schlafzimmer esoterisch entjungfert. Das ist schlimm genug.«
Der penetrante Geruch von angekokelten Kräutern schwebte im Raum. Ich lief zum Fenster, um es einen Spalt zu öffnen. Schließlich drehte ich mich wütend wieder um. »Ich fasse es einfach nicht. Meine beste Freundin schafft es nicht einmal an meinem 30. Geburtstag, ihre Finger von Esoterik zu lassen.«
Padme verschränkte die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn, wodurch ihr roter Bindi eine ovale Form annahm. »Was soll das denn jetzt heißen?«
Ich schüttelte verständnislos den Kopf. »Ich weiß ja, dass Esoterik dein Leben ist, aber warum musst du ausgerechnet mich damit nerven?« Padme war schon immer ein esoterischer Freak. Doch seit dem Tod ihrer Mutter drehte sich ihr ganzes Leben plötzlich nur noch um Liebesrituale, Horoskope oder Kartenlegen. Mit ihr war kein vernünftiges Wort zu wechseln, und sie ging nicht einmal mehr aus dem Haus, ohne morgens ihrem geheiligten Buddha über den Bauch zu streicheln. Für mich war das aber nichts. Ich glaubte grundsätzlich nur an das, was ich auch sehen konnte.
»Warum lehnst du eigentlich alles Spirituelle so ab?«
Nun verschränkte ich ebenfalls die Arme vor der Brust und reckte mein Kinn vor. »Weil es genug wissenschaftliche Beweise gibt, die gegen Esoterik sprechen.«
Padme stöhnte auf. »Nur weil du keine medialen Antennen hast, heißt das nicht, dass es Übernatürliches nicht gibt.«
Seufzend schüttelte ich den Kopf. »Blödsinn«, erklärte ich schließlich. »Beim Pendeln zum Beispiel fließt dein eigener Puls der Finger, die das Pendel halten, mit ein. Das bewegt das Ding und nicht irgendwelche Geister.« Vielleicht konnte ich sie endlich mal mit vernünftigen Argumenten in ihre Schranken weisen.
Aufgeregt griff ich zu meinem Zopf und zupfte an den Haarspitzen herum. Das tue ich immer, wenn ich angespannt bin.
»Oder beim Kartenlegen – Herrgott, die Aussagen sind so wischiwaschi, das könnte auf jeden Menschen der Welt zutreffen.« Padme zog augenblicklich einen Flunsch und setzte sich auf mein...