Weitze | Der Turm des Wissens | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 5, 508 Seiten

Reihe: Sturmfels-Akademie

Weitze Der Turm des Wissens

Sturmfels-Akademie - Band 5
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98896-055-9
Verlag: Torsten Weitze
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Sturmfels-Akademie - Band 5

E-Book, Deutsch, Band 5, 508 Seiten

Reihe: Sturmfels-Akademie

ISBN: 978-3-98896-055-9
Verlag: Torsten Weitze
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Niri und ihren Freunden läuft die Zeit davon. Beben erschüttern das Land und noch immer sitzen die Gefährten im Krater fest. Während sie einen Plan schmieden, den vierten Ankerstein zu bergen und einen Weg zurück an die Sturmfels-Akademie zu finden, drohen die Splitterlande, von einem Bürgerkrieg zerrissen zu werden. Adlige und Ordenskrieger scharen sich in blutigen Scharmützeln um den Krater, und Malkar steht kurz davor, der Falle zu entrinnen, die ihm Wianari und der Unstete Gott gestellt haben. Inmitten dieses Chaos muss Niri mit ihren Freunden einen Weg finden, endlich in den Palast von Aelderheym zu gelangen und die verschmähte Sigille Shalvinhurs zu vernichten, bevor sie in die Hände eines gierigen Adligen, eines machtvollen Monsters oder gar eines gewalttätigen Gottes fällt...

Torsten Weitze wurde in Krefeld geboren, wo er noch heute zusammen mit seiner Frau wohnt. Nach langer Erfahrung als Leiter einer Pen & Paper-Gruppe begann er, sich selbst ganze Welten auszudenken und sie, nun als Autor, zu Papier zu bringen. Nach dem Erfolg seiner High-Fantasy-Debutreihe 'Der 13. Paladin'folgt, neben der Fortführung der 'Nebula Convicto'-Reihe, sein nächstes großes Projekt: Die Romane über die Streitenden Götter, deren Auftakt die 'Sturmfels-Akademie' darstellt. Entspannung sucht Torsten Weitze im Praktizieren des Jiu-Jitsu und in der Handhabung traditioneller japanischer Waffen wie dem Katana oder dem Bo.
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Kapitel 1

Das ist schon das dritte heute.« Caldenhus rückte seine Augengläser zurecht und hielt sich am klappernden Holztisch fest, während er gemeinsam mit Niri darauf wartete, dass sich die bebende Erde beruhigte.

»Man sollte meinen, sie würden irgendwann enden«, brummte sie und trat zum Eingang des Spähpostens, um hinaus in den Frühnebel zu blicken. Die Kombination aus Erdstößen und einer Sichtweite von unter zehn Schritt, und das inmitten des monsterverseuchten Kraters, ließ ihre Nerven stärker erzittern, als es das gepeinigte Land tat.

Caldenhus seufzte hinter ihr. »Du kennst meine Meinung zu diesem Thema. Die Erschütterungen werden erst aufhören, wenn deren Ursprung enträtselt wird.«

Niri drehte sich um und sah zu dem kruden Anhänger hinüber, den der Daekhan um seinen Hals trug. In das aus einer Vielzahl von Bronzelöffeln zusammengeklöppelte Rund waren die drei Ankersteine eingefasst worden, deren Zusammenführen jenes erste verheerende Beben ausgelöst hatte. Dieses hatte den Eisernen Schinder und einen Teil jener Klippe einstürzen lassen, auf der die Sturmfels-Akademie in den Himmel ragte, was der Grund war, warum die Gefährten bereits den gesamten Frühling über im Krater festsaßen.

»Ihr sagt das so leicht«, murrte Niri. »Doch in Anbetracht der ständigen Beben gestaltet sich jeder Versuch, die Klippen zu erklimmen, als unmöglich. Zugleich können wir, ohne in die Akademie zu gelangen und weiter nach Informationen über die Ankersteine zu suchen, die Beben nicht beenden.«

»Danke, dass du nicht müde wirst, uns unser Dilemma vor Augen zu führen«, erwiderte Caldenhus in jenem übertrieben förmlichen Tonfall, in dem er gerne Sarkasmus auszudrücken pflegte. »Ich gebe zu, ich hätte es ansonsten ob seiner Komplexität vergessen.«

Niri seufzte und winkte ab. Ihrer aller Nerven lagen blank. »Ich wünschte nur, die anderen würden endlich zurückkommen.«

»Es geht mir genauso.« Caldenhus sah sie mitfühlend über den Rand seiner Augengläser an. »Doch ich muss darauf bestehen, dass du entweder die Tür schließt oder aufmerksamer Wache hältst.«

Ertappt drehte sich Niri wieder dem Ausgang zu und griff nach Vasdram, der nahe der Tür an der Wand gelehnt hatte. Wie immer, wenn sie ihre Waffe packte, machte sich ein merkwürdiges Gefühl in ihr breit, als wäre Niri erst jetzt vollständig, als würde ein elementarer Bestandteil ihres Selbst fehlen, wenn sie Vasdram nicht bei sich trug. Gedankenverloren strichen ihre Finger über die Linien auf dem Klingenblatt, welche erst vor wenigen Monden ihre wahre Natur offenbart hatten: Sie bildeten die Sigille der Gegenwart. Niri als deren Trägerin war somit eine Aethrim, eine Gottesanwärterin. Alles, was sie dafür tun müsste, wäre, zwei weitere Sigillen zu finden …

Sie schüttelte unwirsch den Kopf und riss sich von dem Anblick der Linien im Metall los. Die Wahrheit ließ sich noch immer schwer fassen, egal, wie oft Niri sie auch in ihrem Verstand drehte und wendete. Hätte ihr geheimnisvoller Verbündeter, der Junge im Zimmer, der am Rande der Zukunft sein Dasein fristete, ihr jene Offenbarung nicht unmissverständlich klargemacht, Niri würde noch immer nicht glauben, dass sie eine der wenigen Sigillen trug, die noch nicht von Malkar in seiner Siegelkammer weggesperrt worden waren. Zumal Malkar sämtliche Sigillen und ihre Träger jagte und bei dieser Jagd bisher weder vor Aethrim noch vor anderen Göttern Halt gemacht hatte.

Ein Harrasch flog mit sirrenden Libellenflügeln so plötzlich aus dem Nebel hervor, dass er Niri beinahe erreicht hätte, bevor diese begriff, dass sie in Gefahr war. Das Mischwesen aus Echse und Insekt schoss geradewegs auf ihre Kehle zu, und reflexhaft strömte Niri den Fluss der Zeit hinab. Diese neue Stufe der Meisterschaft ihrer magischen Gabe erlaubte es ihr, verlangsamt Handlungen durchzuführen, während sie eine geringe Zeitschuld auf sich lud. Obwohl für den Harrasch drei Herzschläge vergingen, in denen er die Distanz bis zu Niri überwand, hatte sie nur einen zur Verfügung und nutzte jenen kostbaren Moment, um Vasdram so weit vor sich zu bewegen, dass seine Schneide ein Bollwerk zwischen ihrer Kehle und den bissbereiten Mandibeln des Harrasch bildete. Das Wesen reagierte mit einem kleinen Schlenker seiner Flugbahn, um sie stattdessen seitlich in den Hals zu beißen, und gerade als es Niris Haut durchbohren wollte, tauchte sie aus den Tiefen des Flusses der Zeit auf. Ihre Zeitschuld war nur von minimaler Länge, doch sie reichte, um einen Schritt nach hinten zu tun und ihre Waffe zu einem seitlichen Hieb anzusetzen. Das Manöver schien Niri leicht und mühelos von der Hand zu gehen, fast so, als wäre es Vasdram, der sie führte, anstatt umgekehrt. Sobald der Fluss der Zeit sich wieder in normalen Bahnen bewegte, flog der überraschte Harrasch geradewegs in Niris Attacke hinein und klatschte im nächsten Moment in zwei unappetitlichen Haufen zu Boden.

»Urgh!«, machte Niri angewidert und wischte sich die besudelten Unterarme ab.

»Das machst du gefälligst sauber«, rüffelte Caldenhus sie. »Und beeil dich besser. Bevor unser Unterschlupf tagelang nach Harrasch-Innereien stinkt.«

Niri wusste, dass die groben Äußerungen des Daekhans vor allem seiner Angst geschuldet waren. Mondelang umzingelt von Monstren in einem provisorisch hergerichteten Bauwerk festzusitzen, das bei jedem Beben Gefahr lief, einzustürzen … Für Niri und ihre Freunde war die Situation schon schwer zu bewältigen, aber für einen Mann des Geistes wie Daekhan Caldenhus musste jeder Tag eine Qual sein. Der Gelehrte vergrub sich tagtäglich in einem anderen Folianten, die den Einsturz des Spähpostendaches unbeschadet überstanden hatten, und war höchstens ein halbes Dutzend Mal vor die Tür getreten, seit sie hier im Krater gestrandet waren.

Caldenhus räusperte sich. »Nun?«

Niri unterbrach ihre Grübeleien, und mit zwei geübten Bewegungen spießte sie nacheinander die Harrasch-Hälften auf und schleuderte sie weit vor die Tür des Spähpostens. »Für den Rest brauche ich Eimer und Lappen«, murmelte sie und besah sich dann die offenstehende Tür. »Haltet Ihr so lange Wache, bis ich –«

Caldenhus’ Stuhl fiel um, so schnell erhob der Gelehrte sich. »Ich gehe schon. Behalte du den Nebel im Auge.«

Niri hatte ein schlechtes Gewissen. Das kleine Scharmützel mit dem Harrasch hatte nur geschehen können, weil sie unbedingt bei offener Tür auf Harduul und die anderen hatte warten wollen. Sie waren für eine gewöhnliche Jagd spät dran, selbst wenn man bedachte, wie tückisch die Suche nach Beutetieren sein konnte, da man ständig auf der Hut sein musste, nicht selbst zur nächsten Mahlzeit einer Gruppe Cruh-emdrals oder eines Rudels von Hetzwölfen zu werden.

Keuchend kam Caldenhus die Treppe hinab, die zum nahezu vollständig verschütteten Obergeschoss führte. »Wir opfern hier unser Trinkwasser, nur weil du unbedingt deiner Ungeduld nachgeben musstest«, grummelte er und stellte den halb vollen Holzeimer neben ihr ab.

»Tut mir leid«, erwiderte Niri aufrichtig und machte sich daran, den Steinboden vom Blut des Harrasch zu befreien, wobei sie stets ein Auge auf das wallende Grau jenseits der Tür gerichtet hielt. Vielleicht sollte sie ihre Sturheit zügeln und die Tür einfach schließen …

»Buh!« Apllut sprang Niri regelrecht vor die Nase, seine Hände zu Fächern links und rechts seines Gesichts an die Schlappohren gelegt, die Augen schielten an seiner Nase vorbei. »Erwisch– … AUA!«

Niri rieb sich die Knöchel ihrer rechten Hand. Sie war stolz auf ihre Reflexe. »Hast du etwas anderes erwartet als einen Fausthieb, wenn du mich derart erschreckst?«, fauchte sie den Pri-emdral an. »Du kannst froh sein, dass ich Vasdram nicht zur Hand hatte …«

Nun blickte Apllut ein wenig betreten drein. »Ich habe gedacht, du würdest eintauchen und mich rechtzeitig erkennen, ohne dass du handgreiflich wirst«, schmollte er.

Niri biss sich auf die Lippen. Ihr Freund sprach da einen Punkt an, der ihr bereits aufgefallen war.

Seit sich die Sigille der Gegenwart auf Vasdram manifestiert hatte, fiel ihr der Einsatz ihrer Gabe viel leichter – aber nur, während sie die Waffe bei sich trug. Ohne sie war Niri viel schwerfälliger im Umgang mit ihrer Magie geworden. Sie hatte keine Ahnung, ob dies ein normaler Nebeneffekt ihres neuen Status als Aethrim war. Und da sie bisher keine Silbe über die Sigille verloren hatte, waren ihre Gefährten ebenso wie Caldenhus ahnungslos ob der Veränderungen, die Niri durchmachte. Seit Wochen überlegte sie, wann sie es wie zur Sprache bringen sollte, aber solange sie hier gemeinsam einen Überlebenskampf im Krater führten, wollte sie sich nicht einer alles verändernden Unterhaltung stellen, die mit den Worten begann: Übrigens, ich bin nun eine Aethrim, und das ist meine Sigille.

»Ich habe dir gesagt, dass das eine blöde Idee ist«, erscholl Harduuls Stimme aus dem Nebel. Er klang angestrengt, und Niris Puls beschleunigte sich. War er etwa verletzt?

Seine muskulöse Gestalt löste sich aus dem Nebel, und Niri schalt sich leise selbst. Er trug lediglich einen erlegten Dornhirsch auf seinen Schultern, eine Last, die sicherlich nicht leicht zu stemmen war. Stattdessen war sie direkt davon ausgegangen, dass ihm etwas Schlimmes widerfahren war....



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