Weißberg | Drei Freundinnen am Meer - oder: Winterfreundinnen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 339 Seiten

Weißberg Drei Freundinnen am Meer - oder: Winterfreundinnen

Ein St.-Peter-Ording-Roman - Ein Neuanfang an der Nordsee
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98952-843-7
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein St.-Peter-Ording-Roman - Ein Neuanfang an der Nordsee

E-Book, Deutsch, 339 Seiten

ISBN: 978-3-98952-843-7
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Eine turbulente Frauenfreundschaft zwischen Watt und sternenfunkelndem Himmel ... Die exzentrische Dörthe wird von ihrem Freund auf Abnehmkur geschickt - die erfolgreiche Reisejournalistin Esther kehrt widerwillig heim für den Geburtstag ihrer Mutter - die elegante, aber frisch geschiedene Maj-Britt kann gerade so sich selbst und ihr renovierungsbedürftiges Pfahlbau-Restaurant »Seeschwalbe« über dem Nordseewasser halten. Nach vielen Jahren treffen sich die drei alten Schulfreundinnen wieder in ihrem Heimatort Sankt Peter-Ording und helfen einander mit ganz viel Herz und noch mehr Chaos, ihre jeweiligen Päckchen zu tragen, Wunden der Vergangenheit zu heilen, Hürden der Gegenwart zu meistern und gemeinsam eine neue, glücklichere Zukunft anzusteuern ... Ein Freundinnenroman voller Humor und Gefühl - Fans von Dora Heldt und Tanja Janz werden begeistert sein!

Clara Weißberg studierte Germanistik und Ethnologie in Bonn und Hamburg und promovierte in Europäischer Ethnologie über die italienische Stadt Siena. Nach vielen Jahren mit ihrer Familie in einem Dorf bei Buxtehude, am Rand des Alten Lands, lebt sie heute in Lübeck. Das passt, denn ihre Romane spielen fast immer am Meer. Sie veröffentlicht auch unter den Namen Valerie Pauling und Anna Warner und tritt mit musikalischen Lesungen auf. Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihre Romane »Das Leuchten der Zitronenbäume - oder: Toskanafrühling«, »Der Sommerhof am Meer - oder: Meerhimmelblau« und »Drei Freundinnen am Meer - oder: Winterfreundinnen«. Die Website der Autorin: annawarner.de
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Kapitel 1


Dörthe steckte fest. Im Schlick und in ihrem Leben. Nur die Finger konnte sie bewegen. Vorsichtig tastete sie nach dem eigenen Körper. Alles noch da, Beine, Hüften, Letztere etwas runder, jetzt, ein paar Wochen nach Weihnachten.

In Zeitlupe rann ihr ein Schweißtropfen über die Stirn.

Die Prospekte der Klinik kamen ihr in den Sinn mit all diesen schönen entspannten Menschen in sanften Farben. Schwitzen taten die eigentlich nie, und übergewichtig waren sie auch nicht.

Der Tropfen, der an ihrer Augenbraue hängen geblieben war, kribbelte. Nein, sie hatte keine Chance, den Arm zu heben. Wie eine Kegelrobbe lag sie in diesem Badezuber, verpackt in gesunden Meeresschlick, eingewickelt in Folie und anschließend ins heiße Wasser geschoben. 40 Grad Celsius.

Dörthe schloss die Augen und versuchte, das Kribbeln auszublenden. Stattdessen positiv zu denken. Sich vorzustellen, wie die Giftstoffe sich lösten und sanft ausgeschwemmt wurden, mit dem Badewasser auf Nimmerwiedersehen gurgelnd im Abfluss verschwanden. Pralinen, Marzipankartoffeln, na gut, ein paar Mandarinen – alle Gifte der letzten Zeit und all die Schlacken, die sich über Jahre in ihrem Körper angesammelt hatten, noch dazu. All die hässlichen Schlacken, die angeblich einfach da waren, ob man wollte oder nicht. Sie hatte dabei immer das Bild einer schwarzen unappetitlichen Masse vor Augen, giftig, zu nichts zu gebrauchen, bereit für den Sondermüll.

Deshalb war sie hier. Damit das alles weniger wurde. Damit sie weniger wurde. Hier in der Klinik durfte sie nichts Süßes essen, gar nichts durfte sie mehr essen, nicht heute, nicht morgen, nicht übermorgen. Nur trinken, Gemüsesäfte, Kräutertees und Brühe. DETOX war das Zauberwort.

Dörthe seufzte tief, ihr Brustkorb hob sich, das Wasser schwappte.

Sie hatte das Gefühl, kaum noch Luft zu bekommen. Vielleicht würde es ja ganz schnell gehen, vielleicht würden die Pfunde einfach schmelzen und – schwups! – verschwinden.

»Zwanzig Kilo weniger«, hatte Fred gescherzt und sie in die Hüfte gezwickt. Wenn Dörthe nicht gewusst hätte, dass er ihre üppigen Hüften mochte, wäre sie eingeschnappt gewesen. Zu lustvoll packte er sie an genau dieser Stelle, wenn sonst keiner im Büro war. Und Dörthe ihrerseits kam gut damit zurecht, dass Fred selbst, nun ja, eher gedrungen war, was den Körperbau betraf, und nicht allzu groß.

Doch, bisher hatten ihre Rundungen sich bestens ergänzt.

Bis Fred nach einem Squash-Match mit ein paar Kollegen, das nicht eben zu seinen Gunsten ausgefallen war, seine sportliche Ader entdeckte. Plötzlich verbrachte er viel Zeit im Fitnessstudio und versuchte sie, Dörthe, von seinem neuen Konzept vom guten Leben zu überzeugen. »Wie gut das tut, wenn du wüsstest! Wir werden alle nicht jünger, nicht wahr?«

Dörthe interessierten Freddys sportliche Ambitionen zunächst wenig. Sie schaltete auf stur, sollte er doch ins Studio rennen, sie machte es sich auf dem Sofa bequem, zu gern kam er später dazu, ausgepowert und zufrieden, und massierte ihr zärtlich die Füße. Darauf konnte sie sich verlassen.

Doch jetzt war da die neue Stelle in der Behörde. Mehr Verantwortung, mehr Entscheidungsfreiheit, vor allem eine höhere Gehaltsstufe. Im Herbst hatte sie sich beworben, und jetzt hatte es grünes Licht gegeben.

»Abteilungsleiterin!« Fred hatte sich vergnügt die Hände gerieben. »Du schaffst das, Purzelchen, oder?« Als ihr Vorgesetzter hatte er sich für sie eingesetzt und freute sich über den Erfolg; dass sie seit Langem ein Verhältnis hatten, war nicht weiter pikant, alle wussten es, und es störte niemanden.

Natürlich würde sie es schaffen. Wieso auch nicht? Auch wenn es Dörthe manchmal graute vor noch mehr Akten, Umläufen mit allerlei Vermerken, vor Schubladen, in denen sich Heftstreifen und Haribo stapelten, vor der Zimmerlinde, die die eine Kollegin zu Tode pflegte, während die andere sie wieder aufpäppelte – vor alldem. Aber sie hatte sich vor vielen Jahren für diesen Weg entschieden, und zwar aus gutem Grund.

Zu Weihnachten hatte Fred sie mit einem Gutschein für diese »Schönheitskur« überrascht. So nannte er es beharrlich, obwohl auf der Anmeldebestätigung der Klinik Gesundheits- und Fastenkur stand.

»Zweieinhalb Wochen«, Fred hatte gestrahlt, »danach siehst du aus wie das blühende Leben! Wobei du das auch jetzt schon tust, ich geb’s ja zu. Und was die Kilos betrifft, da wollen wir mal auf dem Teppich bleiben«, seine Nase näherte sich ihrer, und er verpasste ihr einen zarten Stüber, »zehn reichen.«

Fred zuliebe hätte Dörthe die Qual einer solchen Kur nicht auf sich genommen. Niemals. Aber sie wollte die Gelegenheit ergreifen und im neuen Job eine gute Figur machen, und zwar von Anfang an. Fred hatte recht, die Zeichen standen auf Neubeginn. Und ein paar Kilo leichter zu sein, das wünschte sie sich genau genommen, seitdem sie zwölf Jahre alt war.

»Übergewicht«, hatte der Arzt, der sie nach ihrer Ankunft in der Klinik untersucht hatte, konstatiert und sie stirnrunzelnd angesehen. »Sonst sind Sie, hm, gesund?« Kerngesund, hatte Dörthe versichert, und er hatte nichts Gegenteiliges feststellen können. »Wir arbeiten also an einer, hm, Gewichtsreduzierung.« Damit hatte er sich abgewandt und den Maßnahmenkatalog in den Computer gehackt: Aquafitness, Strandwalken, Gymnastik. Yoga. Und – Entschlackung.

»Ein paar Fastentage. Das bringt immer noch am meisten, Sie sind ja lange genug hier. Eine Woche, würde ich sagen, danach eine Aufbauzeit.« Sein Blick streifte sie noch einmal, nahezu verachtungsvoll, vielleicht hatte er diese leidende, entsagende Miene aber auch immer.

Dörthes Blick fiel auf die gelblichen Rückstände in den Kachelfugen. Warum hatte Freddy ihr diese »Schönheitskur« nicht in einem Hotel geschenkt? Es gab einige recht schicke, mit viel Glas und Meerblick, das DünenResort zum Beispiel, direkt an der Seebrücke gelegen. Sie würde sich beißen, wenn es dort keine Wellnessangebote gab, und überhaupt, das Hotel sah aus, als würde man sich sofort schlank fühlen allein dadurch, dass man dort eincheckte.

Nein, sie war in der Föhrenklinik gelandet. Der Billigvariante. Daran konnten auch wohlmeinende Begriffe nichts ändern. Ein Sparangebot. In der auslastungsarmen Zeit, im Winter, wenn nur Hartgesottene auf die Idee kamen, sich in Sankt Peter-Ording aufzuhalten.

Ihre Haut fühlte sich an, als würde sie gleich platzen. Auf der Wasseroberfläche schwammen braune Schlieren.

Von ihrer Haut schwärmte Freddy immer. »Oh, diese Haut ... einfach zum Anbeißen! Wie machst du das nur?«

Schweinchenhaut, dachte Dörthe grimmig. Schweine suhlen sich auch im Schlamm. Damit es nicht mehr juckt.

Der Schweißtropfen auf ihrer Augenbraue machte sich wieder bemerkbar, noch unangenehmer als zuvor.

Dörthe kniff die Augen zu, holte Luft, ließ sich samt Schlickpackung tiefer in die Wanne gleiten – und tauchte unter.

***

Die letzte Kurve, bevor der Zug Sankt Peter-Ording erreichte. Esther raffte Reisetasche, Wolltuch und Mütze zusammen. Während der Zug durch die vernebelte Landschaft gezuckelt war, hatte sie geschlafen, außer ihr war niemand im Wagen. Eine ganze Stunde dauerte die Fahrt von Husum aus, was ihr immer wieder wie ein Beweis erschien: Sankt Peter-Ording lag am Ende der Welt.

Kaum hundert Meter weit konnte man sehen. Nichts als Gräben, durchnässte Wiesen, vereinzelte Zaunpfähle, struppiges Schilf. Die Silhouetten von Schafen, so grau und verloren, dass Esther bei ihrem Anblick fröstelte. Eiderstedt war nur im Sommer grün.

Sie stellte sich an die Tür. Nach kurzem Halt in Sankt Peter Bad, der Endhaltestelle, würde der Zug dieselbe Strecke zurück nehmen, vorbei an einigen Bedarfshaltestellen – den Hinweis auf sie per Lautsprecherdurchsage würde kein Fremder je verstehen –, bis er wieder in Husum war.

Als Esther auf den Bahnsteig trat, verschlug die Kälte ihr den Atem. Sie wickelte das Wolltuch in zwei Lagen um den Hals. Warum war es in Sankt Peter gefühlt immer fünf Grad kälter als in Hamburg? Der Wind blies so scharf, dass sie es unwillkürlich persönlich nahm.

Nur vereinzelt begegneten ihr Touristen, die in Funktionsjacken durch den Ortsteil Dorf schlenderten. Während die Gäste das Seebad im Sommer förmlich fluteten, die Strandmuscheln bunte Tupfen auf die Sandbank malten, die Segel der Kitesurfer über das Meer tanzten und die Fahrradfahrer die Deiche entlang rollten, während der Ort sogar in den Weihnachtsferien belebt war, wirkte Sankt Peter-Ording in den Wochen zwischen Neujahr und Ostern recht leer.

Esther fragte sich einmal mehr, wie ihre Mutter Edith die Wintermonate hier aushielt. Ohne kulturelles Angebot, ohne die Möglichkeit, unter Menschen zu sein, ohne die beruhigende Geschäftigkeit einer Großstadt. Sankt Peter- Ording hatte nicht mehr als viertausend Einwohner. Dazu kamen jährlich knapp 2,5 Millionen Übernachtungen von Touristen. Aber machten die ganzen Gäste ein heimatliches Lebensgefühl aus?

Nach wenigen Minuten hatte sie die kleine Villa ihrer Mutter erreicht und lauschte dem vertrauten Klang der Türglocke. Innerlich wappnete sie sich. »Nach Hause« zu kommen, sowohl in den Ort als auch in ihr Elternhaus, war nicht leicht für Esther. Sie hatte abgeschlossen mit dem Leben hier, schon vor langer Zeit.

»Da bist du ja endlich. Hatte dein Zug Verspätung?« Ihre Mutter küsste sie förmlich auf die Wangen, nahm ihr die Tasche ab und schob sie hinein. »Häng erst einmal deine Jacke auf!« Sie wies auf ein Paar Hausschuhe und stand in der Küche, noch bevor Esther etwas gesagt hatte. »Du nimmst doch Tee?«

Esther nickte, die ersten Minuten waren immer angespannt zwischen ihnen. Im...



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