Weißberg | Der Sommerhof am Meer - oder: Meerhimmelblau | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 307 Seiten

Weißberg Der Sommerhof am Meer - oder: Meerhimmelblau

Roman - Ein Neuanfang in Huseby!
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98952-894-9
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman - Ein Neuanfang in Huseby!

E-Book, Deutsch, 307 Seiten

ISBN: 978-3-98952-894-9
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Sommerfrische und Herzklopfen an der Schlei - ein sonniger Feelgood-Liebesroman! Als ihr Mann sich nach über zwanzig Jahren Ehe als Künstler in Venedig selbst verwirklichen will - zusammen mit einer blutjungen Frau natürlich - platzt der chronisch überarbeiteten Liane endgültig der Kragen. Kurzerhand packt sie ihre Koffer und bietet sich ihrer Freundin Nele als Haus-Sitterin an für den alten Hof ihres Großvaters Ole Svenson, der gerade auf Reha ist. An der malerischen Schlei bekommt Liane es nicht nur mit Schafen, Schweinen und einer irischen Wolfshündin zu tun, sondern auch mit einem chaotischen Pfarrer und dessen quirliger Tochter, einem hinterhältigen Bäcker, der auf den Hof spekuliert - und dem charmanten Restaurator Fabian, der ihr nicht nur die Ostsee zeigt, sondern auch ihr Herz höherschlagen lässt ... »Ein unbeschwerter Sommerroman für den Strand oder heiße Tage auf Balkonien.« Luzerner RundschauEin lebensbejahender Wohlfühlroman für Fans von Jane Hell und Svenja Lassen.

Clara Weißberg studierte Germanistik und Ethnologie in Bonn und Hamburg und promovierte in Europäischer Ethnologie über die italienische Stadt Siena. Nach vielen Jahren mit ihrer Familie in einem Dorf bei Buxtehude, am Rand des Alten Lands, lebt sie heute in Lübeck. Das passt, denn ihre Romane spielen fast immer am Meer. Sie veröffentlicht auch unter den Namen Valerie Pauling und Anna Warner und tritt mit musikalischen Lesungen auf. Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihre Romane »Das Leuchten der Zitronenbäume - oder: Toskanafrühling«, »Der Sommerhof am Meer - oder: Meerhimmelblau« und »Drei Freundinnen am Meer - oder: Winterfreundinnen«. Die Website der Autorin: annawarner.de
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Kapitel 1
Venedig


»Vielleicht.« Liane beugte sich nach rechts und schob das Buch schwungvoll ins Regal. »Vielleicht, vielleicht, vielleicht.« Sie beugte sich nach links und feuerte den nächsten Band in die Reihe. »Vielleicht.«

Stieg eine Stufe höher auf der Leiter. Vielleicht.

Liane legte den Kopf zurück und kniff die Augen zusammen, um die Signatur besser zu erkennen. Möglicherweise sollte sie doch einmal zum Optiker gehen. Sie brauchte eine Brille. Jeder brauchte mit fast fünfzig eine Brille, eigentlich wusste sie das. Dass das Datum näher rückte, wusste sie auch. Und verdrängte es. Noch konnten ihre Augen die Sehschwäche ausgleichen, zumindest redete sie es sich ein. Gleitsichtbrillen wurden überschätzt, sie hatte keine Lust darauf.

Vielleicht.

Hier unten im Magazin hörte sie keiner. Sie hätte auch Chinesisch lernen können oder Hiphop tanzen, es würde niemanden interessieren. Solange sie ihre Arbeit erledigte. Und das bedeutete in diesem Moment, die alten Bände wegzusortieren, nachdem sie im Sonderlesesaal eingesehen worden waren. Normalerweise erledigte das Franz, aber Franz war heute nicht da, und sie war eingesprungen, bevor die alten Bücher sich allzu lange stapelten.

Liane warf einen Blick auf die Uhr. Sieben Minuten hatte sie noch, bevor ihre Schicht im Lesesaal begann. Jetzt aber schnell. Dort oben gehörte das nächste Buch hin. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen. Die Leiter wackelte bedenklich.

Vielleicht.

Vielleicht wäre er in sie verliebt, vielleicht auch nicht, hatte Jochen gesagt und keinen Zweifel daran gelassen, dass ihm Carolin in Venedig willkommen wäre.

Venedig. Wohin Jochen und Liane vor fast 21 Jahren ihre Hochzeitsreise gemacht hatten. Seitdem hatten sie immer vorgehabt, noch einmal hinzufahren, doch dazu war es nie gekommen.

Und jetzt machte Jochen den Plan wahr.

Aber ohne sie.

Himmel, wieso waren die Bestände nicht vernünftig sortiert? H135 hinter H137, H139-2 vor H139-1. Liane beugte sich wieder nach rechts. H138 gab es nicht. Dafür ein weiteres falsch eingestelltes Buch. Sie balancierte die Bücher auf der linken Hand und zog mit der rechten das Buch heraus, um es an der richtigen Stelle wieder einzuschieben.

Wahrscheinlich eine der studentischen Hilfskräfte, die nach der Party nicht ausgeschlafen gewesen war. Sie würde jemanden herschicken müssen, der alles sortierte. Und mit den Hilfskräften reden. Die würden sie ungerührt anschauen. ›Chill mal‹, würden sie ihr wortlos signalisieren. Drei waren es zurzeit. Sie verstanden sich bestens, während Liane öfter dachte, dass sie den Bezug zur Generation der Zwanzig- bis Dreißigjährigen langsam verlor.

Noch vier Minuten. Allmählich wurde es knapp.

Venedig. Ein Sabbatical. Und die junge Referendarin käme zu Besuch. »Mit uns hat das nichts zu tun«, hatte Jochen behauptet. Wer wollte das glauben? Ein 56-jähriger Oberstudienrat bandelt mit einer 30-Jährigen an, lässt seine Ehefrau zurück und macht anschließend weiter, als ob nichts wäre? Arrivederci, ich brauch mal eine Auszeit? Irgendetwas hatte sie offenbar nicht begriffen.

Liane fing den Band, der ihr entgegenkippte, gerade noch auf. Die dicken Rücken ragten hervor wie Kraut und Rüben. Liane versetzte ihnen einen Stoß mit der Handkante, damit sie bündig standen. Er fiel unerwartet kräftig aus.

»Du bist zu verbissen, Liane«, hatte Jochen mit seiner wohlklingenden Baritonstimme gesagt. »Sieh mal«, dabei hatte er sich eine ihrer Haarsträhnen um den Finger gewickelt und sie angeschaut. »Ich brauche Luft. Verstehst du? Der Schulalltag, das immer Gleiche, die Schüler, die keine Ahnung haben vom Guten, Wahren und Schönen, das laugt mich aus. Äpfel in drei Farben auf DIN A3, jedes Schuljahr; und dann ist der Tuschkasten leer, ›Herr Fröhlich, ich hab die Farbe vergessen‹; Max sticht Moritz mit dem Pinsel ab, beide brüllen, bis ich sie an die Luft setze, und am Ende nur Kritzelei auf dem Papier. Talentlos, uninspiriert. Das hält kein großer Geist aus.«

Sonst amüsierte es Liane, wenn Jochen vom Schulalltag erzählte und die Schüler nachahmte, wenn er Anekdoten aus dem Lehrerzimmer zum Besten gab. Normalerweise lachten sie gemeinsam.

Diesmal konnte sie nicht lachen.

Sie verspürte immer eine leichte Anspannung, wenn Jochen eine neue Referendarin erwähnte, womöglich wohlwollend, konnte aber damit leben. Es war offensichtlich, dass die Anwärterinnen sich nur zu gern in die Obhut des älteren Kollegen begaben. Jochen war eine imposante Erscheinung, fast jede Frau fühlte sich geschmeichelt, wenn er sich ihr zuwandte. Und Ratschläge brauchte man immer, Tipps für den Umgang mit dem Direktor und den Eltern, von denen viele in ihren Kindern den neuen Picasso sahen und, wenn sie schlechte Noten bekamen, mit gerichtlicher Klage drohten. Es wunderte Liane also nicht.

Von den meisten dieser Kolleginnen hörte sie nach einer Weile auch nichts mehr, sie verliefen sich quasi im Schulalltag. Nur einmal, da war dies ein schlechtes Zeichen gewesen, da gestand Jochen ihr erst ein Jahr später, dass er mit der »Indianerin« eine Affäre gehabt hätte. Indianerin, so hatte er die Referendarin wegen ihrer Perlenarmbänder und ihrer schwarzen Haare genannt. Aber dieser Seitensprung hatte nicht lange gedauert, wie Jochen immer wieder versicherte. Mit viel Mühe gelang es ihm, Liane, die ziemlich verletzt gewesen war, zu besänftigen.

Damit war die Sache für Liane anschließend erledigt, denn Misstrauen war etwas, was sie ablehnte, weil es ihr zerstörerisch erschien, erst recht in einer Ehe. Und Jochen hatte ihr keinen Anlass mehr gegeben, eifersüchtig zu sein.

Gut, er flirtete immer. Das wusste Liane und nahm es hin. Sonst hätte sie sich von Jochen trennen müssen. Flirten gehörte einfach zu ihm wie sein gestikulierendes Reden, seine große Gestalt. Solange es bei einem Flirt blieb, sah Liane keine Probleme in seinem Umgang mit anderen Frauen. Zumal er ihr immer wieder zeigte, dass sie diejenige war, die er liebte: Sie war seine Frau.

So war das bisher gewesen.

Jetzt sah die Sache anders aus. Und Liane spürte, wie sich verdrängte Gefühle, Zorn und Ohnmacht, in ihrem Bauch zusammenballten.

Zuerst hatte Jochen sie mit Venedig überrascht. Dass er ein Sabbatical plante, hatte sie gewusst, ja, irgendwann in seinem Lehrerdasein wollte er eine Auszeit nehmen. Aber nun war es konkret geworden, und zwar schneller als erwartet.

»Ich kann das Sabbatical antreten, Liane, und zwar sofort im nächsten Halbjahr. Die Schulleitung hat den Antrag bewilligt, was dahintersteht, ist kompliziert, normalerweise dauert so was länger. Ich habe natürlich zugestimmt«, hatte er hinzugesetzt.

Jochen hatte sofort angefangen, Stadtpläne zu studieren, und Liane versuchte sich an den Gedanken von Jochens Abwesenheit zu gewöhnen.

Wen er erst später erwähnt hatte, nämlich am Abend zuvor, eher beiläufig, war Carolin gewesen. »Sie hat Verwandte in Treviso und kommt mal vorbei.« Und dann hatte Liane es erfahren. Dass Carolin eine neue Referendarin war. Und Performance-Künstlerin. Dass er Carolin schon zwei Mal auf einen Kaffee getroffen hatte. Dass sie seit Februar an der Schule war. Dass Jochen sie attraktiv fand.

Ob er in sie verliebt war? Jochen hatte eine vage Handbewegung gemacht. Vielleicht.

H135. Irgendwo hier musste es doch sein!

Liane starrte auf die Buchrücken, die vor ihren Augen flimmerten. Sie fühlte sich auf einmal grässlich müde. Für einen Moment lehnte sie die Stirn gegen das Regal. Metallene Kühle.

Sie gab sich einen Ruck und machte weiter. H134-3. Das Ordnungssystem hatte sie im Griff. Alles hatte sie im Griff.

Mit einem Ruck zog Liane den nächsten Band heraus und lehnte sich mit gerunzelter Stirn zurück, um die Signatur scharfzustellen.

Die Leiter begann zu wackeln, der Bücherstapel auf ihrer Hand kippte. Wie in Zeitlupe neigte er sich nach vorne, bevor er endgültig stürzte und krachend auf den Boden fiel.

»Liane? Liane!« Aus weiter Ferne hörte sie eine Stimme. Liane dachte, dass sie in ihrem Bett aufwachte. Sie versuchte sich zu rühren. Ihr Ellbogen schmerzte. Und ihr Kopf.

Dann schlug sie die Augen auf. Schemenhaft erkannte sie das besorgte Gesicht von Nele, einer jungen Kollegin. Dahinter Bücherregale. Das war nicht ihr Bett, sie war in der Bibliothek.

»Geht’s wieder? Na komm, ich helf dir hoch.« Fürsorglich nahm Nele sie am Arm. Liane stöhnte auf. »Tut das weh? Du musst dir den Arm verrenkt haben.« Neles grüne Augen, ganz aufmerksam.

»Was ist eigentlich passiert?« Liane erinnerte sich nicht.

»Ich weiß es nicht. Keine Ahnung. Als ich herkam, lagst du ohnmächtig auf dem Boden. Zwischen denen hier.« Nele wies auf die Bücher, die kreuz und quer auf dem Boden verstreut waren. »Glück hast du gehabt, würde ich sagen. So was geht nicht immer gut aus.«

Nele hatte eine Ausbildung zur Physiotherapeutin gemacht, diese aber abgebrochen, um Bibliotheks- und Informationsmanagement zu studieren. Nebenbei hatte sie in einer Bar gejobbt und dabei ihre Liebe zur Musik entdeckt, insbesondere zum Jazzpop. Wie man das alles unter einen Hut bekommen konnte, war Liane schleierhaft. Irgendwie war die junge Generation flexibler und immer wieder bereit, sich auf Neues einzustellen, um das Beste für sich herauszuholen. Dafür arbeitete sie hart. Bücher würde sie mögen, hatte Nele erklärt. Und sie brauche einfach eine geregelte Tätigkeit, damit sie genug Geld verdiente und eine Sicherheit hätte, falls es mit der Musik nicht klappte. Nele nahm nämlich Gesangsunterricht und spielte Cello und Klavier. »Ich habe mich an der Musikhochschule beworben«, hatte sie Liane verraten. »Und wenn ich angenommen...



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