Wehrle | Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

Wehrle Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus

Neue Geschichten aus dem Büroalltag
12001. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8437-0335-2
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Neue Geschichten aus dem Büroalltag

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

ISBN: 978-3-8437-0335-2
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Martin Wehrle ist erneut dem Irrsinn in deutschen Firmen auf der Spur. In deutschen Betrieben herrschen unverändert haarsträubende Zustände: Die eine Firma verheimlicht ihren Mitarbeitern eine Bombendrohung; die nächste verschickt ihre Kündigungen im selben Umschlag wie die Weihnachtspost. Martin Wehrle hat nach Ich arbeite in einem Irrenhaus Tausende von Rückmeldungen bekommen. Der erste Band hat durch einige Schlüssellöcher gelugt - der zweite Band bringt den wahren Irrsinn ans Licht.

Martin Wehrle war Führungskraft in einem Konzern, ehe seine Erfolgsstory als Karrierecoach begann. Heute leitet er die Karriereberater-Akademie in Hamburg und bildet Karrierecoachs aus. Er hat über ein Dutzend Bücher veröffentlicht, bei Econ zuletzt den aktuellen Bestseller 'Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus' (2012).
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Das ABC des Wahnsinns

Was muss eine Firma tun, um als Irrenhaus zu gelten? Welches sind die typischen Dummheiten, die Mitarbeiter in den Irrsinn treiben? Dieses Irrenhaus-Alphabet vermittelt Ihnen einen Überblick, von welchen Unternehmen, welchen Macken, welchen Chefs in diesem Buch die Rede sein wird.

Angeberei: Der höchste Lobgesang auf ein Irrenhaus kommt immer aus demselben Mund: vom Irrenhaus selbst. In Stellenausschreibungen nennt es sich »expandierend«, auch wenn nur noch die Schulden wachsen. »Spannende Aufgaben« verspricht es, auch wenn den Bewerber so viel Routine erwartet, dass jedes Schlafmittel daneben wie Red Bull wirkt. Und die versprochene »Innovationsfreude« kann sich nur auf eines beziehen: frei erfundene Entlassungsgründe.

Besserwisserei: Die erste Lerneinheit, die ein Irrenhaus-Neuling durchlaufen muss, ist eine Gehirnwäsche: Sein Kopf wird von Erfahrungen aus anderen Firmen gereinigt, ein Vollwaschgang, bei dem der Irrenhaus-Direktor schäumt. Auf andere Firmen will er nicht verwiesen werden; es darf nur eine geben! Die beiden Lieblingsantworten: »Das machen wir schon immer so« oder »Das funktioniert bei uns nicht«. Und wehe, der neue Insasse hakt nach: »Woher wissen Sie, dass es nicht funktioniert, ohne es je probiert zu haben?« Solche Fragen in der Probezeit wirken sich auf die Dauer des Arbeitsverhältnisses aus wie eine Kreissäge auf die Länge einer leichtsinnigen Hand.

Chefsache: Wie auf einigen Medikamenten der Warnhinweis steht, sie dürften nicht in die Hände von Kindern gelangen, so beschriften Irrenhäuser wichtige Aufgaben mit dem Warnhinweis »Chefsache«. Die größten Gehälter, die größten Einzelbüros und die größten Dummheiten bleiben den Chefs vorbehalten. In rührender Ahnungslosigkeit, wie Kinder mit einer Spielzeuglok hantieren, setzen sie Entscheidungen aufs Gleis (Chefsache eins). Und wenn dieser Zug dann aus der nächsten Kurve fliegt, brüllen sie ihre Mitarbeiter als Schuldige zusammen (Chefsache zwei). Das nächste halbe Jahr sind sie dann damit beschäftigt, ihre hausgemachte Idiotie als ausgemachte Strategie zu verkaufen (Chefsache drei).

Diplomatensprache: Sagt ein Irrenhaus, wenn es tausend Mitarbeiter rauswerfen will, dass es tausend Mitarbeiter rauswerfen will? Ach was, das heißt dann: »Rationalisierung unserer überalterten Mitarbeiterstruktur« (Börsenkurs steigt!). Sagt ein Irrenhaus, dass es keine Tariflöhne mehr bezahlen, sondern billige Zeitarbeits-Sklaven durch die Hintertür ins Unternehmen peitschen will? Ach was, das heißt dann: »Wir gründen eine hauseigene Personal Service GmbH.« Mitarbeiter werden nicht »entlassen«, sondern »freigesetzt«. Sogar die eigene Pleite kommt noch als »vorübergehendes Liquiditätsproblem« daher. Klartext wird niemals geredet; denn die Wahrheit täte weh!

Einheitsmeinung: Wie ein Trinker immer Durst hat, hat ein Chef immer recht. So besoffen seine Argumente auch klingen mögen! Je hochprozentiger die Dummheit seiner Aussagen, desto lieber schließt er sie mit dem Satz: »Dazu kann es keine zwei Meinungen geben!« Wer dennoch abweichende Meinungen vertritt, etwa zwei mal zwei ergebe in der Gewinnprognose vier (und nicht 40, wie vom Direktor behauptet), der macht sich in Tateinheit mehrerer Delikte schuldig: Majestätsbeleidigung, Befehlsverweigerung, Denkverbots-Überschreitung. Die Köpfe der Irrenhaus-Mitarbeiter sollen wie Rundfunkempfänger in einem totalitären Staat sein: Sie haben alle dasselbe zu empfangen. Wer eigene Gedanken ausstrahlt, schlimmstenfalls vernünftige, wird schnell als Feindsender stillgelegt – durch Entlassung.

Flaschenzug: Irrenhäuser verfügen über einen starken Selbsterhaltungstrieb. Wie der Vampir das Licht meidet, so meiden sie die Vernunft. Aber wie verhindert man, dass ein Vernünftiger in die Irrenhaus-Direktion aufsteigt? Mit dem Flaschenzug. Sobald ein Irrer befördert ist, zieht er andere Irre nach oben, bevorzugt noch größere Dummköpfe als sich selbst. Sie dienen ihm als Kontrastmittel und lassen seine relative Intelligenz aufscheinen wie die Nacht ein Streichholz.

Großraumbüro: Alles, was die Arbeit behindert, steht in Irrenhäusern hoch im Kurs. An erster Stelle: das Großraumbüro. Die Mitarbeiter werden wie eine Tierherde zusammengepfercht. Als Wachhunde dienen direktorentreue Insassen, die sofort anschlagen, wenn jemand rechtzeitig in den Feierabend aufbrechen, ein privates Telefonat führen oder schlecht über die Irrenhaus-Direktion reden will. Ein Großraumbüro ist ein Treibhaus für Ideen, etwa wie man dem Sitznachbarn, der immer ins Telefon brüllt, seine Stimmbänder verknoten könnte. Niemand lenkt hier mehr die Arbeit – alle lenken sich von der Arbeit ab.

Husten: Ein absichtsvolles Geräusch, das Mitarbeiter von sich geben, wenn sie am nächsten Tag eine Krankmeldung einreichen und sich einen schönen Tag machen wollen. Aus Direktoren-Sicht leiden Mitarbeiter ohnehin nur an einer Krankheit: dem Schwindelanfall, der einer (gelogenen) Krankmeldung vorangeht. Als Kranker anerkannt wird nur, wer mindestens an einer Beatmungsmaschine hängt oder eine amtliche Sterbeurkunde vorlegen kann. Das Wort »Burnout« wird in Irrenhäusern übersetzt mit: »Feuer ihn raus, er will nicht arbeiten!«

Interna: Als Willkommensgruß schieben Irrenhäuser dem Neuling einen Knebel in den Mund. Ähnlich wie bei der Mafia wird er zu absolutem Schweigen über sein Gehalt und das Geschäftsmodell verpflichtet. Eine »Wettbewerbsklausel« soll ihn bis zur nächsten Eiszeit (die angesichts des Betriebsklimas nicht allzu fern ist!) an die Firma fesseln. Und alles, was er bei der Arbeit sieht, darf er nicht gesehen haben.

Als Interna gelten vor allem: die wahren Geschäftszahlen (die immer zwei Etagen tiefer wohnen als die veröffentlichten), die Ausraster der Führungskräfte (weil sie für Amnesty International interessant wären) und die strategischen Überlegungen des Managements, die sich mit Abstand am leichtesten verschweigen lassen: Es gibt sie nicht!

Ja-Wort: Das Ja-Wort hat in Irrenhäusern eine doppelte Bedeutung. Zum einen will sogar die hässlichste Firma vom Bewerber wie eine hübsche Braut umworben sein. Er hat sich vor ihr im Vorstellungsgespräch auf die Knie zu werfen (»Warum sollen wir gerade Sie einstellen?«), ihr seine Liebe zu erklären (»Was reizt Sie an unserer Firma?«) und jeden Fußtritt, den man ihm per Stressfrage verpasst (»Welche schlechten Eigenschaften würde Ihnen Ihr letzter Chef nachsagen?«), mit einer unverdächtigen Antwort zu kontern.

Ebenso bedeutend ist das Ja-Wort im Alltag, denn es gilt als einzige richtige Antwort auf Fragen des Managements. »Ist der Projekttermin einzuhalten?« – »Ja!« »Sind Sie mit meiner Entscheidung einverstanden?« – »Ja!« Doch Achtung: Sollte der Irrenhaus-Direktor einmal fragen, »Haben Sie eine bessere Idee als ich?«, lautet die einzige lebenserhaltende Antwort: »Nein!«

Kommunikation: Wer reden nicht will, aber schweigen nicht kann, der »kommuniziert«. Am liebsten per E-Mail, damit genug Raum für Missverständnisse bleibt und möglichst viele Unbeteiligte per CC mit ins Unglück gerissen werden können. Das Wort »Mail« kommt von »Müll«, und Irrenhaus-Mails sind oft Giftmüll.

Leiharbeiter: Stamm-Insassen reagieren oft unsportlich, zum Beispiel mit Kündigungsschutzklagen, wenn das Irrenhaus sie aus einer Laune heraus feuert. Dagegen ist der Leiharbeiter wie ein Hütchen beim Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel: fürs Rauswerfen bestimmt. Zwei Gelegenheiten bieten sich an, um ihn aus dem Spiel zu kegeln: wenn der Mohr seine Schuldigkeit getan hat. Oder wenn er – dieser faule Hund! – sie nicht getan hat (natürlich wurde er nie eingelernt …). Damit ihn dieses Schicksal nicht überrascht, versetzt man ihm schon vorher einmal pro Monat einen Schock – per Gehaltszettel!

Meeting: Was tut ein ratloser Irrenhaus-Insasse, um ein Problem zu lösen? Er trommelt elf weitere Insassen zu einem Meeting zusammen. Damit hat er die Ratlosigkeit verzwölffacht, aber das Problem nicht gelöst. Wer aus dem Meeting geht, hat zwar keine Sorge weniger als zuvor, aber ein Dutzend Feinde mehr. Schätzungsweise die Hälfte aller Mordpläne werden in Meetings geschmiedet. Die andere Hälfte in den fünf Minuten danach.

Nein: Die einzige Vokabel, die ein Irrenhaus-Direktor benötigt, um mit seinen Mitarbeitern zu reden. Sie ist die passende Antwort auf alle Wünsche des Mitarbeiters – ob er mehr Gehalt, eine Beförderung oder einen neuen Bleistift will. Der unerfahrene Direktor wartet ab, was der Mitarbeiter zu sagen hat, und schleudert ihm sein »Nein« dann entgegen. Der erfahrene Direktor dagegen agiert wie ein Westernheld beim Duell: Ehe der Mitarbeiter den Mund aufmachen und einen Wunsch äußern kann, zieht er schon seine Waffe und sagt vorauseilend: »Die Antwort lautet: NEIN

Oberboss: Jeder Irrenhaus-Direktor hat noch einen Direktor über sich, einen Oberboss. Der IQ (Irrsinns-Quotient) steigt mit der Höhe der Hierarchie, was aber nicht bedeutet, dass der Fisch vom Kopf her stinkt; die Oberbosse zeichnen sich vor allem durch Kopflosigkeit aus. Erfolgreiche Manager erkennt man daran, dass sie die Strategie des Unternehmens öfter als ihre Socken wechseln. Ihre Mitarbeiter...


Wehrle, Martin
Martin Wehrle war Führungskraft in einem Konzern, ehe seine Erfolgsstory als Karrierecoach begann. Heute leitet er die Karriereberater-Akademie in Hamburg und bildet Karrierecoachs aus. Er hat über ein Dutzend Bücher veröffentlicht, bei Econ zuletzt den aktuellen Bestseller „Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus“ (2012).

Meissner, Dirk
Dirk Meissner lebt und arbeitet als freier Cartoonist in Köln. Nach einem VWL-Studium erschienen seine ersten Cartoon-Bände als Bücher. Seit 2006 arbeitet er regelmäßig für die Süddeutsche Zeitung. Dirk Meissner wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a mit dem Deutschen Karikaturenpreis. In Köln betreibt er die Galerie Der Rote Pinguin, die zeitgenössische Karikatur und Cartoons präsentiert.

Bechtoldt, Myriam
Myriam N. Bechtoldt, Prof. Dr., Dipl.-Psych., ist systemische Psychotherapeutin und Professorin für Leadership an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht. Vor ihrem Psychologie-Studium hat sie als Redakteurin im Print-Journalismus gearbeitet. Nach ihrer Promotion im Bereich Arbeits- und Organisationspsychologie war sie Assistant Professor an der Universiteit van Amsterdam (Niederlande) und Gastwissenschaftlerin an der Sungkyungkwan University in Seoul (Süd-Korea). Sie habilitierte 2011 an der Goethe-Universität Frankfurt und hat bis zum Sommer 2017 als Professorin für Organizational Behavior an der Frankfurt School of Finance & Management gelehrt. Ihre Forschungsinteressen beziehen sich auf Emotionen am Arbeitsplatz, insbesondere auf emotionale Intelligenz und Emotionsarbeit im Dienstleistungsbereich, Stress und Gesundheit am Arbeitsplatz sowie auf Kreativität und Innovation. Mit Organisationen beschäftigt sie sich nicht nur wissenschaftlich, sondern auch beratend

Martin Wehrle war Führungskraft in einem Konzern, ehe seine Erfolgsstory als Karrierecoach begann. Heute leitet er die Karriereberater-Akademie in Hamburg und bildet Karrierecoachs aus. Er hat über ein Dutzend Bücher veröffentlicht, u.a. den Bestseller 'Ich arbeite in einem Irrenhaus'.



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