Wegener | Gesammelte Expeditionsberichte der Grönlandreisen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 696 Seiten

Wegener Gesammelte Expeditionsberichte der Grönlandreisen

E-Book, Deutsch, 696 Seiten

ISBN: 978-3-7519-6392-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Alfred Wegeners Expeditionsberichte seiner vier Grönlandreisen. Die erste fand 1906 statt, die letzte, auf der er starb, im Jahr 1930.

lfred Wegener wurde 1880 als Sohn eines märkischen Geistlichen in Berlin geboren. Er studierte Astronomie, Physik und Meteorologie in Heidelberg, Berlin und Innsbruck. Schon als Student trieb es ihn, seine Wissenschaft praktisch im Freien zu erproben. Mit Ballonfahrten fing es an; 1906-08 nahm er als Meteorologe an der dänischen Grönlandexpedition von Mylius-Erichsen teil; 1912-13 durchquerte er Grönland zusammen mit Hauptmann Koch. Daneben veröffentlichte er schon Anfang 1912 den ersten Entwurf seiner Verschiebungstheorie der Kontinente. Im Herbst 1913 heiratete er Else Koppen, die Tochter des Meteorologen der Deutschen Seewarte in Hamburg, und ließ sich als Privatdozent in Marburg nieder. 1914 wurde er Soldat und war ab 1916 Leiter mehrerer militärischer Wetterwarten. 1919 wurde er Nachfolger seines Schwiegervaters in Hamburg, 1924 Professor für Meteorologie in Graz. 1930 zog er als Leiter einer großen deutschen Expedition noch einmal nach Grönland. Auf der Rückreise von der Station Eismitte, der er in letzter Minute den rettenden Nachschub zuführte, erlag Wegener den unerhörten Anstrengungen. Im ewigen Eis hat ihm sein Eskimobegleiter das Grab gegraben.
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I
VON DER STORMBUCHT BIS ZUM
RANDE DES INLANDEISES
Landung in der Stormbucht – Jagd auf entlaufene Pferde – Während Koch und Larsen mit dem Motorboot das Gepäck befördern, ziehen Wegener und Vigfus mit den Pferden an der Küste entlang – Übergang über den Laxelv – Mörkefjord – Pustervig – Helle fjord – Vereinigung bei Kap Stop 7. Juni 1912. Nun sind wir mit der »Godthaab« in See, ohne Lundager. Er war auf der Islandreise den Anstrengungen nicht mehr recht gewachsen und wünschte daher selbst zurückzutreten. Es ist noch unsicher, ob wir einen Matrosen als vierten Mann mitnehmen. Wir haben auch einen isländischen Hund für zehn Kronen gekauft. Er heißt Gloë. Vigfus liegt seekrank im Bett, so daß Koch und ich die Pferde besorgen müssen. Vormittags sind wir auch etwas seekrank. Wir richten eine Dunkelkammer ein. 11. Juli. Gestern abend trafen wir das erste Eis. Anscheinend eine nach Osten vorgeschobene Zunge. Nur zerstreute Schollen, so daß wir unseren Kurs nach Norden beibehalten. Der Seegang hat aufgehört, Vigfus erscheint wieder aus der Unterwelt; leider regnet es weiter. Ich arbeite dauernd photographisch. 13. Juli. Der 26-jährige Matrose, der sich als vierter Mann gemeldet hat, heißt Lars Larsen. Er macht einen sehr guten Eindruck. 16. Juli. Dienstag. Seit Sonntag sinken die Aktien. Bis Sonntag früh kamen wir gut vorwärts. Da trafen wir auf dichtes gepacktes Eis und mußten zurück. Seitdem versuchen wir es immer weiter südlich, treffen aber die Grenze dieses Eises immer weiter östlich. Wir haben nun endlich beschlossen, in dies Eis hineinzugehen, da es nur aus sehr kleinen, wenn auch eng gepackten Schollen besteht. 19. Juli. Auch ein zweiter Versuch, nach Westen vorzustoßen, endigte wie der erste mit Umkehr. Wir sind dann, ohne aus dem Eise herauszugehen, erheblich weiter nach Süden gegangen und haben hier endlich günstigere Verhältnisse getroffen. Auch das Wetter ist jetzt schön, so daß wir gut avanciert sind. Die Hälfte des Eisstromes liegt nun hinter uns, und in der schwachen Luftspiegelung, die heute nachmittag sichtbar war, glaubten wir bereits die große Koldewey-Insel zu sehen. Wir müssen uns nun aber wieder nach Norden heraufarbeiten, wenn wir zum Danmarkshavn kommen wollen. 20. Juli. Heute früh um 6 Uhr, als Koch und ich noch schliefen, fuhren wir an einem Bären vorbei, ohne aber haltzumachen. Wir treffen nun in der Nähe des Landes immer weniger Eis, zuletzt ein förmlich eisfreies Meer, das wir mit »Vollkraft« durcheilen. So kommen wir ganz unerwartet schnell am 21. Juli, 5 Uhr nachmittags, zum Danmarkshavn. Kapitän Kjöller, Gustav Thostrup 9, Koch, Vigfus und ich gingen gleich an Land und zur »Villa«, die wir in ziemlich trauriger Verfassung vorfanden. Wir baten hauptsächlich aus diesem Grunde den Kapitän, uns doch in der Stormbucht an Land zu setzen. In seiner Instruktion stand zwar ausdrücklich, er dürfe nicht weiter in den Fjord hineingehen als bis zum Danmarkshavn, aber in letzterem lag noch soviel Eis, daß er nicht an das Ufer, an dem die »Villa« liegt, herankonnte, und so glaubte er, das Risiko übernehmen zu können. Noch am selben Abend ankerten wir in der Mündung des Stormelv 10. Am nächsten Morgen wurden zunächst die Heusäcke mit dem Prahm an Land gebracht. Inzwischen probierten wir den Motor unseres Bootes aus, der nach kurzer Zeit havarierte. Im Laufe des Tages gelang es, das Motorboot so weit auf das Land hinaufzuziehen, daß die Maschinisten der »Godthaab« den Schaden reparieren konnten. Mit der zweiten Ladung folgten die Pferde. Um ihnen nach der langen Seereise ein wenig Bewegung zu verschaffen, ließen wir sie los. Leider machten sie von ihrer Freiheit einen zu reichlichen Gebrauch, denn sie liefen nicht nur bis zum nächsten Moor, wie wir erwartet hatten, sondern »über alle Berge«. Drei Pferde hatten wir vorsichtigerweise gebunden. Der ganze Tag verging mit Suchen. Umsonst, die andern waren weg. Sie mußten weit gelaufen sein, und es wurde beschlossen, daß Vigfus und ich auf eine sechstägige Tour gehen sollten, um sie wieder zu fangen, während Koch und Larsen schon einen Teil des ausgeladenen Gepäcks soweit wie möglich mit Motorboot und Prahm ins Innere der Dovebucht bringen wollen. Restliche Lasten wollen wir mit den Pferden über Land dorthin schaffen. 24. Juli. Mittags 2 Uhr brachen Vigfus und ich mit den drei Pferden, über die wir im Augenblick verfügen, auf. Gloë folgte mit. Nach etwa einer Stunde trafen wir einen Moschusochsen, an dem wir nicht vorbei konnten, ohne einen Umweg zu machen. Er stand gerade auf unserem Wege. Obwohl wir im Augenblick nur wenig Verwendung für das Fleisch hatten, beschlossen wir aus verschiedenen Gründen, ihn zu schießen. Vigfus schoß einmal ohne Resultat, dann erlegte ich ihn mit zwei Kugeln. Wir häuteten dann den Ochsen, der sich als außergewöhnlich groß erwies, und schnitten nur die vier Schenkelstücke ab, legten drei in ein – wegen Zeitmangels wenig solide angelegtes – Depot und nahmen einen Schenkel mit. Gloë bekam reichliches Futter. Die Jagd, das Zerlegen und Anlegen des Depots nahm im ganzen 1 1/2 Stunde in Anspruch. Beim Passieren des Stormelv mußte Gloë von Vigfus getragen werden. Der Elv hat heute nicht mehr so viel Wasser wie gestern. Um 7 Uhr erreichten wir das Depot, wo wir das Zelt aufschlugen und uns mit Proviant für sechs Tage versahen. 25. Juli. Aufgestanden 6 Uhr morgens, abmarschiert 8.10 Uhr morgens. Es zeigte sich leider, daß man der Spur der anderen Pferde nicht folgen konnte. Im steinigen Terrain verschwindet sie. Wir ritten die Uferberge an ihrem Osthang entlang, ohne auf Spuren zu treffen, bis wir plötzlich drei Pferde vor uns an einem kleinen See sahen. Nachdem wir sie eingefangen hatten, ritt Vigfus noch eine kleine Rundtour und entdeckte dabei noch fünf. Bei der weiteren Suche gingen wir möglichst systematisch vor, um uns zu vergewissern, daß die Pferde nicht über die Bergkette gelaufen sind. Um 9 1/2 Uhr abends machten wir halt an einem Elv, in dessen unmittelbarer Nähe wir die Pferde gefunden hatten, und an dem die Spuren aufwärts führen. Wir nehmen an, daß sich die sechs fehlenden schon früher abgezweigt haben, und hoffen, sie morgen, wenn wir dem Elv abwärts folgen, zu finden. 26. Juli. Unsere Hoffnung von gestern ist fehlgeschlagen. Das Terrain rückwärts bis zum Depot enthält offenbar keine Pferde mehr. Wir kamen um 1 Uhr mittags ohne weitere Resultate dort an. – Die Nacht, die wir ohne Zelt im Schlafsack verbrachten, war sehr unangenehm. Über jedem Schlafsack stand eine Wolke von Mücken, die rücksichtslos eindrangen. Vigfus schlief nur wenige Stunden, ich gar nicht. Als um 5 Uhr morgens die Pferde trotz ihrer Fußfesseln einen Versuch machten auszureißen, gaben wir die Sache auf und rüsteten zum Aufbruch. Wir brachten zunächst alle erbeuteten Pferde mit Fußfesseln auf dem großen Moos an, wo sie hoffentlich stehen bleiben werden. Dann zogen wir, ohne neue zu sehen, zu den Moschusochsenbergen und schlugen in einem Tal zwischen zwei Parallelketten unser Nachtquartier auf. 27. Juli. Heute nacht habe ich ausgezeichnet geschlafen, da der Wind die Mücken verjagte. Vigfus dagegen schlecht. Er ist infolgedessen etwas mitgenommen. Wir gingen über die Hauptkette der Moschusochsenberge und fanden jenseits derselben im Winkel an der Lumskebucht zahlreiche Spuren von anscheinend mindestens vier Pferden. Wir waren heute von 8.15 Uhr morgens bis 10.15 Uhr abends unterwegs; 12 Uhr nachts im Schlafsack. 28. Juli. Sonntag. Feierten Sonntag damit, daß wir morgens statt Hafergrütze Pemmikan aßen und uns wuschen. Schlecht geschlafen wegen Mücken und zu großer Wärme. 5 1/2 Uhr aufgestanden, 7 Uhr Abmarsch. Wir ritten, meist auf getrennten Routen, bis zum Laxelv, ohne eine Spur von den Pferden zu sehen. Es bleibt also nur übrig, daß sie wieder die Moschusochsenberge hinaufgegangen sind. – Kamen abends noch ein Stück bergauf auf unserer früheren Abstiegsroute, machten um 9 Uhr abends halt. 29. Juli. Auf 5.50 Uhr früh, ab 7.15 Uhr morgens. Über den Paß auf den Moschusochsenbergen zurück. Auf dem Rückweg fand Vigfus Kochs Reitpferd. Am Depot hatten sich zwei andere angefunden; sie waren von selbst zurückgelaufen. Koch und Larsen waren am Depot und bewirteten uns sehr zuvorkommend. Sie hatten viel Havarien gehabt, bis sie hier angekommen waren. Einen kleinen Bären haben sie geschossen, von dem wir etwas Fett für die Stiefel und eine Keule als Hundefutter nahmen. – 11 Uhr im Schlafsack. 30. Juli. Dienstag. Heute mittag dampften Koch und Larsen mit Motorboot und Prahm ab. Vigfus hat sich in aller Eile noch als...


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