E-Book, Deutsch, Band 3, 296 Seiten
Reihe: BeziehungsReich
Wecker / Puls Beziehungsgrenzen neu denken
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-347-56956-0
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Nebenbeziehungen: Nur Problem oder auch Lösung?
E-Book, Deutsch, Band 3, 296 Seiten
Reihe: BeziehungsReich
ISBN: 978-3-347-56956-0
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Buch über Beziehungsgrenzen und die Gründe, die zu einer Öffnung führen könnten. Geschrieben mit Respekt vor allen bedeutsamen Beziehungen und der Überzeugung, dass mehr als eine Lösung möglich sein kann. Die entscheidende Frage: Welche Auswirkungen hat eine Nebenbeziehung für die beteiligten Menschen? Wie hoch ist der 'Gewinn', wie hoch der 'Preis' (und wer zahlt ihn)? Mittels dieses Buches kann ich die Kräfte erforschen, die mich sowohl an meinen Partner binden, als auch mich zu Begegnungen mit anderen anziehenden Menschen motivieren. Wo stehe ich in diesem Kraftfeld gerade persönlich? Ausführlich betrachtet werden verschiedene Formen von Nebenbeziehungen und die jeweiligen Perspektiven: Wie geht es mir jeweils in der aktiven Rolle, als betroffener Partner und wie als die dritte Person? Und wo bleibt die Moral?
Frank Wecker, Diplom-Psychologe und Psychotherapeut (Verhaltenstherapie, Familientherapie), war mehr als drei Jahrzehnte in der Beratung von Kindern, Jugendlichen und Eltern tätig; zuletzt als Leiter einer großen Beratungsstelle im Ruhrgebiet. Als Autor hat er maßgeblich an der Erstellung mehrerer landesweit eingesetzten Handreichungen und einem Buch über den Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten in KITAS mitgewirkt. Aktuell begleitet er eine Praxis für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie und betätigt sich als Buch-Blogger. Die Reihe "BeziehungsReich" ist sein bisher größtes und anspruchsvollstes Buchprojekt.
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Weitere Infos & Material
I. Einleitung In dieser Einführung in die Thematik erfahren Sie etwas über unsere Haltung zu Beziehungen im Allgemeinen und Nebenbeziehungen im Besonderen. Wir stellen auch dar, mit welchen Sorten von zwischenmenschlichen Beziehungen wir uns befassen und unter welchen Fragestellungen und Perspektiven wir das tun. Nach dem Lesen dieses Kapitels sollten Sie entscheidungsfähig sein: Könnte dieser Text für Sie einen Zugang zu diesem schwierigen und mit vielen Tabus versehenen Thema bieten? Mögen Sie einen Schreibstil, der versucht, zugleich seriös und unterhaltsam zu sein (manchmal auch provozierend direkt)? Nebenbeziehungen als Lösung!? Das hört sich mutig und vielleicht sogar etwas verrückt an. Auf jeden Fall provokativ. Wollen wir vielleicht irgendein ausgeflipptes Beziehungskonzept aus den wilden Zeiten des letzten Jahrhunderts aufwärmen? Jede mit jedem – wild durcheinander? Alles ist erlaubt? Nein – das wollen wir ganz bestimmt nicht! Ganz abgesehen davon, dass diese Fantasien mit der damaligen Realität nur am Rande zu tun hatten – wir wollen in diesem Buch nicht die monogame Zweierbeziehung oder die bürgerliche Ehe sturmreif schießen, wir wollen nicht zu hemmungslosen Experimenten aufrufen oder alle gängigen Moralbegriffe über den Haufen werfen. In gewisser Weise wollen wir sogar das Gegenteil: Es geht uns in diesem Buch um den Respekt vor Beziehungen, um ihre Bedeutsamkeit und den Wunsch, sie auch unter schwierigen Umständen zu erhalten. Reiben Sie sich gerade die Augen? Hatten Sie nicht ein Buch über Nebenbeziehungen in die Hand genommen? Ist nicht jeder beziehungsmäßige Nebenschauplatz ein Angriff auf den Kern einer Partnerschaft? Zeugen nicht unzählige Beziehungstragödien davon, dass kaum etwas mehr Chaos, Leid und Unglück in das Leben der Menschen bringt als der Versuch, eine bestehende Beziehung um einen weiteren bedeutsamen oder gar geliebten Menschen zu erweitern? Reicht es dann nicht, möglichst eindeutig vor solchen Versuchen zu warnen? Muss man zu diesem Thema ein ganzes Buch schreiben? Die mit diesen Fragen verbundene Haltung ist uns nicht fremd; wir verstehen sie. Wir wissen und respektieren die Unsicherheiten und Ängste, die das Thema auslöst. Auch davon handelt dieses Buch. Wenn Sie sich auf dieses kleine Lese-Abenteuer einlassen, werden Sie erleben, dass wir alles andere als blind sind gegenüber den Risiken und den emotionalen Zumutungen von Nebenbeziehungs-Konstellationen. Dass wir insgesamt eher davor warnen, als Sie unvorbereitet in eine Situation zu schicken, in der Sie oder Ihre Beziehung(en) durchaus auch scheitern könnten. Mit einer – vielleicht ungewohnten – Sachlichkeit und Neutralität wollen wir uns den ganz unterschiedlichen Facetten dieses Phänomens nähern. Nicht mit dem Ziel, sowieso bekannte Verurteilungen zu wiederholen, sondern mit dem Vorhaben, bisher im Dunkeln liegende Ecken auszuleuchten und damit das Bild zu vervollständigen. Wir wollen schauen, was da warum, auf welchem Weg und mit welchen Folgen für wen passiert, wenn ein Partner sich zusätzlich einem neuen Menschen zuwendet. Dass es passiert, ist nicht unsere Schuld und auch nicht unser Bestreben. Sich damit in Ruhe und mit der notwendigen Differenziertheit auseinanderzusetzen, falls es passiert, ist unser Anliegen und unser Angebot in diesem Buch. Und damit es für Sie interessanter und persönlicher wird, haben wir dafür gesorgt, dass Sie aktiv im Geschehen sind. Zu allen wichtigen Überlegungen bieten wir Ihnen Selbst-Analysen in Form von kurzen Fragebogen an. Mit dem Wissen über Ihre eigene Position können Sie aus der vorgeschlagenen Reise einen ganz individuellen Trip machen. Dabei sind uns alle Positionen und ihre unterschiedlichen Perspektiven gleich wichtig. Egal, ob Sie derjenige sind, der – trotz seiner Paarbeziehung – zu einem zweiten Menschen eine engere Beziehung eingeht, ob Ihr Partner – vermutlich ohne Ihre Zustimmung – eine solche Entscheidung gefällt hat oder ob Sie – auf der anderen Seite – dieser Nebenbeziehungs-Partner sind (und selbst eine oder auch keine Basis-Beziehung haben). Unsere Parteinahme gilt nicht vorrangig einer dieser Rollen, wir sprechen nicht von Opfern und Tätern. Unser Verständnis und unsere Empathie gelten allen Personen, die sich im komplexen Feld der Liebesbeziehungen um ihr ganz persönliches Glück bemühen oder es verteidigen wollen. Vielleicht ist das eine Art Kernüberzeugung, die uns beim Schreiben dieses Buches begleitet hat: In den allerwenigsten Fällen werden in Liebesdingen Entscheidungen aus dem Motiv und mit dem Ziel gefällt, jemandem zu schaden. Die meisten Menschen, die irgendwann auf dem Weg zum eigenen Glück andere, sehr bedeutsame Menschen gekränkt oder verletzt haben, hätten das gerne irgendwie vermieden. Aber wir wissen auch, dass sich das für die andere – betroffene – Seite in bestimmten Momenten ganz anders anfühlt bzw. dass selbst dieses Wissen nicht ohne weiteres über sehr schmerzhafte Erfahrungen hinweghilft. Kann man in diesem Feld wirklich neutral sein? Ist nicht schon eine mehr oder weniger nüchterne Betrachtung der Geschehnisse rund um Nebenbeziehungen eine Art Einladung, zumindest eine Kapitulation vor einem moralischen Versagen? Auch wenn in diesem Buch die Moralkeule tatsächlich nicht zu unserem Handwerkszeug gehört, leben und argumentieren wir nicht in einem moralfreien Raum. Wir haben einen großen Respekt vor Beziehungen, auch und nicht zuletzt vor bestehenden, gewachsenen und tragenden Beziehungen. Beziehung leben heißt auch und immer, Verantwortung und Verbindlichkeit einzugehen. Wir lassen nur zu, dass diese Werte in bestimmten Lebens- und Beziehungszeiten in Konflikt geraten können mit anderen Zielen, Prioritäten und Bedürfnissen. Wir sprechen dieser anderen Seite nicht von vorneherein ihre Berechtigung ab und begegnen auch ihr mit einem einfühlenden Respekt. Mit dem gleichen Verständnis dürfen auch die mitbetroffenen Partner rechnen, deren Beziehungskonzept und -leben mehr oder weniger stark durcheinandergewirbelt werden. Und auch den entstandenen Nebenbeziehungen und den dort involvierten Menschen – da schließt sich der Kreis – gelten unsere Aufmerksamkeit und unser Wohlwollen. Wem das schon zu weit geht, wer nicht neugierig darauf ist, sich mit uns auf eine Reise durch das unübersichtliche Gelände der Nebenbeziehungslandschaft zu begeben, wer zu allen dort lauernden Fragen schon jetzt seine Antwort weiß – der möge bitte dieses Buch gleich wieder aus der Hand legen. Dann ist er bei uns falsch. Wenn Sie sich mit uns auf den Weg machen, stellen Sie sich auf Umwege, Serpentinen, Mautstrecken und Baustellen ein. Nur Sackgassen wollen wir vermeiden – so gut es eben geht. Wir versprechen Ihnen alles andere als einen Rosengarten. Oder besser: Den Rosengarten, den wir Ihnen hier vorstellen, verlassen Sie nicht ohne deutliche Spuren der Dornen in Ihrer Kleidung und – so ehrlich wollen wir sein – auch auf Ihrer Haut. Wollen Sie immer noch weiterlesen? Wenn ja, versprechen wir Ihnen eine anregende und an manchen Stellen auch herausfordernde Lektüre. Ganz sicher aber bieten wir Ihnen keinen Seitensprung-Ratgeber! Wir nehmen Beziehungen ernst und betrachten sie nicht als Spielwiese – obwohl (oder vielleicht auch gerade weil) wir über die Eine (bestehende) Beziehung hinausschauen. Willkommen im Reich(tum) der Beziehungen! Bevor wir uns unserem Hauptthema zuwenden – den unterschiedlichen Erweiterungs-Formen der klassischen monogamen Beziehung – möchten wir ein paar Dinge unmissverständlich klarstellen: Auch wir freuen uns über jede stabile Beziehung, die von den beiden Beteiligten als glücklich, erfüllend oder auch nur insgesamt befriedigend erlebt wird. Glückwunsch! Auch das ist ein beziehungsreiches Leben, in dem die Schätze, die ein Beziehungsleben bereithält, ganz bewusst und ohne ein nennenswertes Defizitgefühl dauerhaft mit einem Partner gelebt und geteilt werden. Machen Sie weiter so! Genauso haben wir volles Verständnis dafür, dass die meisten Menschen im Falle einer grundlegenden Unzufriedenheit auf die Suche nach einer Alternative gehen – manche schon, während sie noch in der Beziehung leben, manche erst nach einem klaren Ende. Das Ziel ist dann eine neue, möglichst bessere Beziehung. Dieses Muster, das von der Mehrheit der Menschen bevorzugt wird, nennt man bekanntlich serielle Monogamie. In der Regel durchlaufen junge Erwachsene einige solcher Beziehungs-Zyklen, bevor sie sich dann – oft im Zusammenhang mit einer Familiengründung – dauerhaft binden; die meisten auch in einem formalen Rahmen. Andere halten diesen Sprung von einer zur nächsten Beziehung als lebenslanges Muster bei. Geschieht das in eher längeren Einheiten, können dabei die inzwischen sprichwörtlichen Lebensabschnittspartnerschaften herauskommen. Natürlich führen auch diese Menschen...