E-Book, Deutsch, Band 9, 64 Seiten
Reihe: Lore-Roman
Weber Lore-Roman - Folge 09
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7325-5241-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Vom Leben verwöhnt
E-Book, Deutsch, Band 9, 64 Seiten
Reihe: Lore-Roman
ISBN: 978-3-7325-5241-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Lorena Kronbergers glitzerndes Leben ändert sich schlagartig, als sie auf einem Flug nach New York den charmanten Flugkapitän Bartel Radloff trifft. Er ist anders als alle Männer, die Lorena bisher kennengelernt hat. Er schaut nicht nach ihrem Vermögen, sondern sieht durch ihre schöne Fassade hindurch. Bisher war Lorena nichts weiter als die verwöhnte Tochter eines reichen Vaters, doch jetzt erkennt sie, dass jeder Mensch im Leben eine Aufgabe zu erfüllen hat. Bartel lehrt Lorena, das Leben mit anderen Augen zu sehen. Und sie erkennt, dass der Mann sie um ihrer selbst willen liebt. Doch Bartel ist nicht frei, auf ihn wartet ein Mädchen, dem er sein Wort gab. Und ein Mann wie Bartel Radloff steht zu seinem Wort ...
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Lorena Kronberger erhob sich lässig, als die Stimme aus dem Lautsprecher die Passagiere für den Flug nach Frankfurt am Main aufforderte, sich an den Abfertigungsschalter zu begeben. Für sie war solch eine Reise über den Atlantik nichts Neues mehr, man konnte fast sagen, sie sei in den großen viermotorigen Maschinen zu Hause. Die Stewardess begrüßte die Fluggäste mit herzlichem Lächeln, nahm die Flugscheine entgegen, und auch für Lorena hatte sie das gleiche nette Wort der Begrüßung übrig. Das muss die Eggebrecht sein, dachte Fräulein Kronberger. Sie ist neu auf dieser Route. Sie war gespannt, wie die Stewardess ihre Pflichten erledigen würde. Leicht war es nicht, den vielfältigen Wünschen der Gäste nachzukommen. Zehn Minuten später erhob sich der silberglänzende Leib der riesigen Maschine anscheinend leicht von der Rollbahn. Im Dunst verschwanden bald die Häuser und Wolkenkratzer New Yorks unter ihnen, und auch Lorena, die dieses Panorama gut kannte, schaute aus dem Fenster hinaus. Die Blicke der männlichen Passagiere, die immer wieder auf ihr ruhten, ließen sie völlig unberührt. „Möchten Sie eine Erfrischung, gnädige Frau?“, riss die angenehme Stimme der Stewardess sie aus ihren Gedanken. Lorena hob unmutig den Kopf. „Danke, nein. Wenn ich etwas wünsche, werde ich mich schon melden.“ Ihr Ton war nicht gerade hochfahrend, aber knapp und selbstbewusst. Dass sie damit manchmal Menschen kränkte und verletzte, ahnte sie nicht. Das Leben hatte sie verwöhnt, ihr alle Wünsche erfüllt und neben reichen Eltern auch eine ungewöhnliche Schönheit als Geschenk mitgegeben. Sie schaute sich unauffällig um. Acht Stunden würde sie noch fliegen müssen, und sie beschloss, die Besatzung zu begrüßen. Zwar war es den Passagieren strengstens verboten, durch die vordere Tür zu gehen, aber für sie, die Tochter des Chefs der Luftfahrtgesellschaft, galten solche Vorschriften selbstverständlich nicht. Die Stewardess Ursula Eggebrecht sah sie von ihrer winzigen Küche aus, in der sie gerade frischen Kaffee aufgoss, durch den langen Mittelgang nach vorn gehen. Sie runzelte leicht die Stirn. Im Unterricht hatte man ihr eingeschärft, Fluggäste wie ein rohes Ei zu behandeln, andererseits verlangte man von ihr, dass sie sich ihnen gegenüber durchsetzte. Ein wenig hilflos starrte das schwarzhaarige Persönchen mit der keck nach oben strebenden Nase dem schlanken, hübschen Mädchen nach. Sie würde doch nicht etwa in das Allerheiligste des Flugzeuges eindringen wollen? Zwischen der Pilotenkanzel und dem Raum für Fluggäste lag die Aufenthaltskabine der dienstfreien Besatzungsmitglieder. In der Tür stieß Lorena fast mit dem Flugkapitän zusammen. Sie erkannte ihn sofort an den Ärmelstreifen auf seiner blauen Jacke. Auch er war neu, sie hatte ihn zwar ein paar Mal gesehen, aber er musste bisher eine andere Route geflogen sein. Der Mann lächelte sie freundlich an. „Das, was Sie suchen, ist ganz hinten“, erklärte er lächelnd. Lorena bekam einen roten Kopf. „Woher wollen Sie wissen, was ich suche?“, fragte sie in dem scharfen Tonfall, den sie Angestellten gegenüber nun einmal anschlug. „Sie werden staunen, ich kann lesen.“ „Ich hatte es nicht bezweifelt, gnädiges Fräulein. Das Betreten der Kanzel ist den Passagieren verboten. Es steht an der Tür.“ „Ich bin Lorena Kronberger. Vielleicht haben Sie den Namen schon einmal gehört?“ „Es wäre nicht ausgeschlossen“, gab der Mann zurück, ohne dass sich sein Lächeln verlor. „Aber die Vorschriften in einem Flugzeug gelten für alle.“ „Ich werde mich bei meinem Vater über Sie beschweren. Wie heißen Sie?“ Ursula Eggebrecht verstand in ihrer Pantry kein Wort, aber an der Haltung der jungen Dame sah sie, dass der Flugkapitän sie offenbar gereizt hatte. Wenn sie sich beschwert, muss ich es ausbaden, dachte sie flüchtig. „Würden Sie so freundlich sein und mir den Weg freigeben?“ Bartel Radloff nahm sie einfach bei den Armen und schob sie sanft, aber energisch zurück. Dann schloss er die Tür und ließ seinen Blick lächelnd über die Gesichter der Passagiere gleiten. Es gehörte zu seinen Aufgaben, sich den Gästen so bald wie möglich vorzustellen. „Meine sehr verehrten Damen und Herren, im Namen der Luftfahrtgesellschaft begrüße ich Sie an Bord eines unserer modernsten Verkehrsflugzeuge. Mein Name ist Radloff, und ich bin heute Ihr Kapitän.“ „Ihren Namen werde ich mir merken“, zischte Lorena ihm zu. Er trug eine kleidsame Uniform, sein Gesicht war männlich, tief braungebrannt, seine Augen unwahrscheinlich blau. In solche Männer verlieben sich Frauen schnell, Lorena wusste es, wenn ihr selbst auch dieser Typ nicht gefährlich werden konnte. „Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit, die Sie mir geschenkt haben“, verabschiedete sich Radloff von den ihm anvertrauten Menschen. „Ich habe ein Wörtchen mit Ihnen zu reden, mein Lieber.“ Lorena legte ihre Hand leicht auf seinen Arm. „Und zwar dort drinnen.“ Mit einer leichten Kopfbewegung wies sie auf die geschlossene Tür, durch die er gekommen war. Radloffs Lächeln blieb, nur der Ausdruck seiner Augen änderte sich. „Falls Sie die Tochter unseres Chefs sein sollten, werden Sie wissen, dass jeder Angehörige der Besatzung gehalten ist, sich nach einer sehr strengen und gut durchdachten Dienstvorschrift zu richten.“ „Ich nicht!“ Bevor der Flugkapitän ahnte, was sie vorhatte, war sie an ihm vorbeigegangen und im engen Aufenthaltsraum der Besatzung verschwunden. Der Navigator lag in einem bequemen Sessel, hatte die Beine auf den Tisch gelegt, sein Jackett ausgezogen und las eine New Yorker Morgenzeitung. „Angenehme Gesellschaft diesmal, Kapitän?“ Er sprach, ohne den Kopf zu heben. „Das wird sich erst noch herausstellen.“ Lorena nahm ihm die Zeitung fort und warf sie auf den Tisch. „Beim Eintritt einer Dame dürfen Sie sich ruhig erheben, Miller.“ Der Navigator starrte sie an, schnellte hoch und griff gleichzeitig nach seinem Jackett. „Bitte tausendmal um Verzeihung, gnädiges Fräulein, hatte Sie nicht hereinkommen sehen.“ Er machte eine eckige Verneigung. „Bleiben Sie sitzen, Miller.“ Bartel wies mit dem Daumen auf den Sessel. „Ich werde Fräulein Kronberger nämlich auf allerschnellstem Weg wieder hinausbefördern.“ „Herr Kapitän, sie ist …“, wollte Miller erklären, aber Radloff fiel ihm mit schroffer Handbewegung ins Wort. „Ich weiß, ein weiblicher Passagier. Darf ich Sie nun bitten, sich wieder nach hinten zu begeben, gnädiges Fräulein?“ Auch seine Stimme konnte scharf klingen, wenn es sein musste. Schließlich war er an Bord dieses Luftkreuzers eine Autorität. „Bitten dürfen Sie mich, mein Lieber, aber ich denke nicht daran, mich von Ihnen schikanieren zu lassen. Sie sind der Erste, der sich herausnimmt, mir Vorschriften machen zu wollen.“ „Das tut mir leid. Für meine Kollegen.“ Bartel verzog die Mundwinkel. „Es spricht nicht für sie, dass sie nicht imstande sind, sich durchzusetzen. Es tut mir leid, aber jetzt haben Sie zu gehen.“ „Ich werde Sie melden. Sie bilden sich ein, nur, weil mein Vater Sie zum Flugkapitän ernannt hat, wären Sie ein kleiner Herrgott. Aber so etwas kann man wieder rückgängig machen. Es gibt genug Leute, die ein Flugzeug fliegen können. Wir sind nicht auf Sie angewiesen.“ „Haben Sie sonst noch etwas auf dem Herzen?“ Radloff packte ihren Arm. Mit der freien Hand öffnete er die Tür und schob sie mit Gewalt hinaus. Lorena hörte, dass er den Schlüssel von innen herumdrehte. Sie atmete schwer vor Empörung. *** Nach der Landung in Frankfurt lief Lorena auf ihren Vater zu. „Paps, wie schön, dass du da bist. Du musst diesen Radloff rauswerfen. Er ist ein ganz unverschämter Patron!“ Sofort erschienen ein paar Falten auf Vater Haralds Stirn. „Was hat er angestellt?“, fragte er knapp, denn als Chef der Luftlinie duldete er keine Nachlässigkeiten. „Er hat mir verboten, die Mannschaftskabine zu betreten! Und als ich ihm sagte, ich sei deine Tochter, hat er nur gelacht. Dort hinten kommt er, der mit der Aktentasche. Du kannst ihm gleich sagen, was du von ihm hältst.“ „Hm.“ Der alte weißhaarige Herr rieb sich mit der flachen Hand das Kinn. Er kannte schließlich seine Tochter. Es war besser, er hörte sich, bevor er ein Urteil fällte, auch Radloffs Darstellung des Zwischenfalls an. Als der Flugkapitän den Chef bemerkte, verneigte er sich, ohne sich aber aufhalten zu lassen. Er kam selten mit Kronberger in Berührung, denn der alte Herr thronte wie ein Gott über den Wolken, unerreichbar und in seinen Entschlüssen unerforschlich. „Herr Radloff!“ Kronbergers Stimme klang belegt. Er hielt viel von diesem jungen Mann, dem die Ausbilder nur allerbeste Zeugnisse mitgegeben hatten. Der Kapitän kam sofort näher und blieb abwartend vor seinem Chef stehen. Lorena würdigte er keines Blickes. Sie ging ihn schließlich nichts an. „Habe gehört, dass Sie eine kleine Differenz mit meiner Tochter hatten, lieber Radloff“, brachte Vater Harald hervor. „Tut mir leid, dieser Zwischenfall. Ich denke, mit einer Entschuldigung ist er aus der Welt geschafft.“ „Meinetwegen braucht Ihr Fräulein Tochter sich nicht zu entschuldigen“, erklärte Radloff ahnungslos. Lorena hielt seine Worte für offenen Hohn, während ihr Vater einen roten Kopf bekam. „Ich...