E-Book, Deutsch, Band 512, 64 Seiten
Weber Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 512
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7517-0100-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Verletzte Frauenehre
E-Book, Deutsch, Band 512, 64 Seiten
Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler
ISBN: 978-3-7517-0100-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Der berühmte Romanschlager aus der goldenen Zeit der Unterhaltung - komplett als Trilogie in der BASTEI-Reihe 'Die Welt der Hedwig Courths-Mahler'! Lesen Sie jetzt den dritten Teil des spannenden, großen Familienromans unter dem Titel:
Verletzte Frauenehre Beim Notar trafen sie sich wieder. Ragnhild saß schon im Vorzimmer, als ihr Mann, Professor Hilmer Imhoff, eintrat. Sie stand auf, ging ihm ein paar Schritte entgegen und neigte grüßend den Kopf. Ihm die Hand zu bieten, vergaß sie. 'Dr. Wilhelmi erwartet uns', sagte sie nur. 'Bitte.' Der Professor öffnete seiner Frau die Tür. Er glaubte zu wissen, weshalb sie ihn herbestellt hatte: Ragnhild würde die Scheidung einreichen. Es sprach nicht für sie, dass sie ihm keine Gelegenheit zu einer Aussprache gegeben hatte, aber Professor Imhoff konnte es ihr eigentlich nicht übel nehmen.
Auch Sie werden den Ausgang dieser Ehetragödie, den Schluss der großen Romantrilogie voller Ergriffenheit lesen.
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Verletzte Frauenehre Alles Geld brachte Ragnhild kein Glück
Dritter abgeschlossener Teil An diesem Tage heiratet Ragnhild den Mann ihrer Träume, Professor Hilmer Imhoff, und sie ist die glücklichste Braut der Welt. Einfach entzückend sieht sie aus in ihrem Brautkleid, doch noch auf der Feier stürzt sie vom Gipfel der Glückseligkeit in ein tiefes Tal bitterer Tränen. Ihrer Widersacherin Ella Kampe gelingt es, Misstrauen zwischen den Eheleuten zu säen und das gegenseitige Vertrauen und die Liebe durch einen geschickten Schachzug zu zerstören. Wo soeben noch Zärtlichkeit und Liebe regierten, gibt es nur noch Kälte und Zurückweisungen. Ein tiefer Abgrund tut sich zwischen den Frischvermählten auf, und es sieht nicht so aus, als könnten sie diese Kluft jemals wieder überwinden … Die Kampesche Villa lag weit von der Straße ab und war im Sommer durch Bäume und Büsche neugierigen Blicken verborgen. Jetzt, im Herbst, konnte man sie sehen, besonders dann, wenn die Räume so hell erleuchtet waren wie an diesem Abend. Es wurde eine Hochzeit gefeiert, und in den großen Räumen der Villa wurde getanzt. Die älteren Herrschaften saßen in den kleineren Nebenräumen bei ihren Zigarren und genossen reichlich die erlesenen Getränke, die in unbegrenzter Menge angeboten wurden. Der Hausherr, Lüder Kampe, war stolz auf diesen wirklich gelungenen Abend, und man sparte nicht an Worten der Anerkennung, die er, wie er wohl wusste, redlich verdient hatte. „Großartig“, lobte auch seine Frau Therese ihn, als er neben ihr stehen blieb. „Ich wünschte nur, unsere Ella wäre heute die glückliche Braut.“ Ihr Blick suchte die Tochter, die neben ihrem Verlobten Frank Hübner in der Nähe einer Säule stand und sehr heftig und offensichtlich wütend auf den gut aussehenden Mann einsprach, dessen Miene nicht in diese festlichen Räume hineinpasste. Er sah aus wie ein Mensch, der gerade einen großen Verlust erlitten hatte und ihn nicht verwinden konnte. „Ja, du denkst immer an Ella“, sagte der alte Herr, während sein Blick die Hauptperson dieses Festes umfing, die kleine Ragnhild Nielsen, die heute ihren Namen gewechselt hatte. Sie war die Frau des berühmten Arztes Professor Hilmer Imhoff geworden, und es gab nur wenige weibliche Gäste, die sie nicht um den attraktiven Arzt beneideten. Der Frack stand ihm vorzüglich, er konnte tanzen wie ein junger Gott, aber das war, wie die Herren neidisch feststellten, mit solch einer entzückenden Frau auch kein Wunder. Ragnhild war ein Mädchen, von dem jeder Mann träumte. Es lag nicht allein an ihrer Schönheit, die in dem aparten Brautkleid besonders hinreißend wirkte, sondern vielmehr an dem Charme, den sie ausstrahlte. „Die beiden sind glücklich“, sagte Lüder Kampe und nickte zufrieden. Ragnhild hatte als arme Verwandte in seinem Hause gelebt und kein beneidenswertes Dasein geführt, weil seine rothaarige Tochter Ella sie mit ihrem Hass und Neid verfolgt und ihr das Leben zur Hölle gemacht hatte. Aber jetzt war sie glücklich, sie hatte den besten Mann der Welt. Lüder Kampe traute sich schon zu, den Wert eines Mannes beurteilen zu können. Ragnhild strahlte, wie man es von ihr erwartete. Sie gab ihren Tänzern witzige Antworten und wanderte von einem Arm in den anderen. Und niemand, nicht einer von all den vielen, die mit ihr für die Dauer eines Walzers oder Tangos über das Parkett glitten, ahnte, dass ihr Herz weinte, während ihr Mund lachte. Sie war so glücklich gewesen, die kleine Ragnhild, noch am Morgen dieses Tages hätte sie mit niemandem auf der Welt getauscht. Sie hatte sich für ein armes Mädchen gehalten und geglaubt, dass Hilmer Imhoff sie nur aus Liebe heiratete, und vor ein paar Stunden hatte Ella ihr lässig mitgeteilt, dass sie in Wirklichkeit eine reiche Erbin war. Sieben Millionen Dollar warteten auf sie, und Hilmer hatte es gewusst, während sie ahnungslos an das Glück an seiner Seite geglaubt hatte. Er hatte es gewusst und sie gefragt, ob sie seine Frau werden wolle. Sie kannten sich schon länger, und er war immer freundlich und zuvorkommend gewesen, aber ihres Geldes wegen hatte er sie nun zu seiner Frau gemacht. Er wollte seine Klinik ausbauen und brauchte riesige Summen, die ihm die Banken verweigerten. Ella hatte angedeutet, dass Imhoff nicht zögern würde, eine reiche Erbin zu heiraten. Und wie glücklich war Ragnhild gewesen, als seine Wahl auf sie gefallen war, das vermeintlich arme Mädchen, und wie tief ihre Enttäuschung und Erbitterung, als sie die Wahrheit erfahren hatte. Aber sie lächelte. Niemand brauchte schließlich zu wissen, wie es in ihr aussah, sie war viel zu stolz, um der Welt ein Schauspiel zu geben. Ragnhild Imhoff lächelte, aber nicht mit ihren Augen. Die waren groß und dunkel, und manchmal suchten sie den Professor, dessen Pflicht es war, mit anderen Damen zu tanzen, und manchmal trafen sich ihre Blicke. Der Mann senkte die Lider jedoch nicht und hielt ihrem Blick stand, als brauchte er sich nicht zu schämen, sie so gemein getäuscht zu haben. Es wurde gemunkelt, dass er früher häufig mit einem Fräulein Brandenburg zusammen gewesen sei, und sie besaß Millionen. Aber natürlich nicht so viel, wie Ragnhild selbst zu erwarten hatte. Und deshalb hatte der kluge Rechner Hilmer Imhoff sie gewählt und keine andere. Und er war sogar so klug gewesen, von Liebe zu ihr zu sprechen, und sie war so dumm gewesen, ihm alles zu glauben. Ihr Gesicht wurde blass, als sie sich erinnerte, ihm ins Ohr geflüstert zu haben, was er ihr bedeutete. Wie mochte er innerlich gelacht haben, als er gehört hatte, dass seine kleine Braut ihn liebte. Wie mochte er sich die Hände gerieben haben, wenn er allein war, weil alles so prächtig klappte. „Der Walzer gehört uns beiden“, sagte ihr Mann, verneigte sich vor ihr und zog ihren Arm unter seinen. „Wie gut du das alles weißt“, sagte seine Frau bitter. „Du bist wirklich außerordentlich klug.“ Hilmer hatte ebenfalls große Mühe, die Maske der Freundlichkeit zu wahren, aber genau wie seiner jungen Frau gelang es ihm, das Spiel mitzumachen. Auch er hatte heute Morgen erst aus Ellas Munde erfahren, dass seine junge Frau eine reiche Erbin war, aber Ragnhild schien ihm nicht zu glauben, dass die Tochter des Hauses ihre Eröffnung so sehr hinausgezögert hatte. Sie waren vom Standesamt gekommen, zwei glückliche, verliebte junge Menschen, und während Ragnhild sich für die kirchliche Trauung umgekleidet hatte, war Ella zu ihm in den Salon gekommen. „Meinen Glückwunsch, Professor, Sie haben es geschafft, die reichste Erbin zu ergattern“, hatte sie gesagt. Für Imhoff war es zu spät gewesen, die Konsequenzen zu ziehen, denn ein stolzer Mann wie er eignete sich nicht zum Prinzgemahl. Er wollte selbst für seine Frau sorgen. „Du tanzt gut“, stellte Ragnhild gelassen fest. „Aber was machst du nicht gut“, setzte sie sofort bitter hinzu. „Wir müssen uns aussprechen. Du befindest dich in einem schrecklichen Irrtum“, stieß der Arzt hervor. „Vergiss doch nicht, dass wir beide uns …“ „Spar dir deine Worte, du brauchst dich wirklich nicht zu bemühen, die anstrengende Komödie aufrechtzuerhalten.“ Die anderen Gäste waren an den Rand der Tanzfläche zurückgetreten und schauten bewundernd auf das elegante Paar, das den Wiener Walzer vollendet tanzte. Niemand hörte, was die beiden sprachen. „Du glaubst mir nicht?“, fragte Hilmar drohend, während sein Mund lächelte. „Du hältst mich für einen Mitgiftjäger?“ „Ja“, bestätigte Ragnhild, und auch sie lächelte. „Aber das braucht dich nicht zu betrüben, mir genügt es, deinen Namen zu tragen.“ Der Professor blieb mitten im Takt stehen, verneigte sich, bot ihr den Arm und führte sie an das Büfett. „Wir müssen anstoßen, Schatz“, schlug er vor. „Worauf?“ „Auf unser Glück“, gab Ragnhild zurück. Ihre Worte waren bittere Ironie, aber niemand von den Umstehenden, die sie hörten, ahnte es. Die Gäste fanden es selbstverständlich, dass eine junge, strahlende Braut mit ihrem jungen, strahlenden Mann auf ihr Glück anstoßen wollte. Die beiden stießen miteinander an, und ließen die Gläser klingen. Dann ließ sich Ragnhild von einem anderen Herrn zur Tanzfläche geleiten. Sie hatte Pflichten, und sie erfüllte sie selbstverständlich. Es ging niemanden etwas an, dass Hilmer sie nur ihres Geldes wegen geheiratet hatte, es genügte vollkommen, wenn sie es wusste. „Das Herz wird einem richtig weit, wenn man die beiden sieht“, stellte Vater Lüder fest, und sogar seine Frau wischte sich verstohlen eine Träne aus den Augenwinkeln. „Ellas Hochzeit wollen wir auch so groß feiern“, sagte sie leise. Ihr Mann ließ sie stehen, ohne zu antworten. Er machte sich keine Illusionen mehr über den Charakter seiner ältesten Tochter, die vollkommen missraten...