E-Book, Deutsch, Band 3, 400 Seiten
Reihe: Ruinous Love
Weaver Scythe & Sparrow - Die große Liebe erscheint manchmal im finstersten Moment
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-641-32321-9
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman - Das Finale der spicy Dark-RomCom und Bestsellerserie
E-Book, Deutsch, Band 3, 400 Seiten
Reihe: Ruinous Love
ISBN: 978-3-641-32321-9
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Fionn Kane flieht vor seinem gebrochenen Herzen in eine Kleinstadt in Nebraska, weit weg von seiner Ex-Verlobten und seiner entgleisten Karriere als Chirurg. Es ist ein einfacheres Leben: Kopf einziehen, hart arbeiten und keine romantischen Beziehungen. Motorradartistin Rose ist seit einem Jahrzehnt mit dem 'Silveria Circus' unterwegs, und ihr Leben auf der Überholspur gefällt ihr: das Rampenlicht, der Ruhm - und gelegentliches Blutvergießen. Doch als ein Mordversuch schiefläuft, sie mit einem gebrochenen Bein in Nebraska festsitzt und auf die Hilfe des liebenswert-pflichtbewussten Fionn angewiesen ist, ändern sich ihre Prioritäten. Je länger sie in dem kleinen Ort bleibt, desto mehr verliert sie ihr Herz. Fionn gehörte nie zu ihrem Plan - und er hat keine Ahnung, welche dunklen Abgründe in ihr lauern ...
Die sinnlich-spannende Dark RomCom endlich auf Deutsch! TikTok made me buy it!
Die Ruinous-Love-Serie:
Teil1: Butcher & Blackbird - Selbst die dunkelsten Seelen sehnen sich nach Liebe
Teil 2: Leather & Lark - Hass und Liebe liegen nah beieinander
Teil 3: Scythe & Sparrow - Die große Liebe erscheint manchmal im finstersten Moment
Brynne Weaver ist Nummer-1-NEW YORK TIMES-Bestsellerautorin. Ihre Romane wurden weltweit in über 15 Länder verkauft. Brynne ist bereits um die Welt gereist, hat mehr streunende Tiere aufgenommen, als ihrem Mann lieb ist, und ihre Liebe zu schwarzen Komödien, Horror und Romance durch Literatur und Film genährt. Bei all ihren Abenteuern hat sich das Schreiben wie ein roter Faden durch Brynnes Leben gezogen. Ihre Romane sind eine unwiderstehliche Mischung aus Dark RomCom, spicy Romance und fesselnder Spannung, die Brynne mit Geschichten verbindet, die Genres sprengen und Leser*innen begeistern.
Weitere Infos & Material
ASS DER KELCHE
Rose
Wenn man jemanden nur hart genug auf den Hinterkopf schlägt, springen ihm die Augäpfel aus den Höhlen.
Zumindest habe ich das irgendwo gelesen. Und daran denke ich, während ich meine Tarot-Karten mische und finster zu dem zwielichtigen Arsch starre, der sich zehn Meter entfernt Alkohol aus einem Flachmann in seine Limo gießt und einen großen Schluck trinkt. Er wischt sich sein tropfendes Kinn mit dem Ärmel seines karierten Hemds ab. Dann rülpst er kurz und schiebt sich die Hälfe seines Hotdogs in die hässliche Fresse, bevor er noch einen Schluck trinkt.
Ich könnte ihm so hart gegen seinen dumpfen Schädel prügeln, dass seine Murmeln ihm einfach so aus ihren Höhlen ploppen würden.
Und die Frau, die mir gegenübersitzt? Der wäre das sicher scheißegal.
Ich unterdrücke ein grimmiges Grinsen und hoffe nur, sie hat nicht das gefährliche Glitzern in meinen Augen bemerkt. Doch trotz der mörderischen Schwingungen, die ich wahrscheinlich aussende, und der Ablenkungen des Silveria Circus vor meinem Tarot-Zelt gilt ihre Aufmerksamkeit nur den Karten. Ihr Blick klebt geradezu an ihnen, während ich sie mische. Ihre Augen, von denen eines mit einem verblassenden Bluterguss umrahmt ist, wirken wie erloschen.
Mir kocht das Blut, und ich muss mich zwingen, nicht wieder zu dem Mann zu starren. Ihrem Mann.
Als sich ihr Blick schließlich doch von der Bewegung meiner mischenden Hände löst und sie sich nach ihm umschauen will, höre ich abrupt auf zu mischen und knalle das Kartendeck auf den Tisch. Sie schreckt heftig zusammen, was ich schon erwartet hatte. Obwohl ich hoffte, es wäre nicht so.
»Sorry«, sage ich und meine es so.
Sie sieht mich voller Furcht an. Echter Furcht. Trotzdem lächelt sie schwach. »Wie heißen Sie?«
»Lucy«, antwortet sie.
»Okay, Lucy. Ich möchte von Ihnen gar nicht wissen, wie Ihre Frage lautet. Sie müssen nur daran denken.«
Lucy nickt. Als ich die erste Karte umdrehe, weiß ich bereits, welche es ist. Die Ränder sind schon ganz weich, und das Bild ist mit der Zeit verblasst.
»Ass der Kelche«, verkünde ich, lege die Karte auf den Tisch und schiebe sie näher zu ihr. Mit fragend gerunzelter Stirn blickt sie von der Karte zu mir. »Sie steht dafür, dass man seiner inneren Stimme folgt. Was sagt sie Ihnen? Was möchten Sie?«
Es gibt nur eine Antwort, auf die ich hoffe: Abhauen.
Aber das sagt sie nicht.
»Ich weiß nicht«, flüstert sie stattdessen mit einer Stimme, die kaum mehr ist als ein Hauch. Enttäuschung bohrt sich wie ein Dorn in meine Haut, als sie nervös ihre Finger knetet. Ihr schlichter Ehering ist matt und zerkratzt. »Matt will nächstes Jahr noch mal Land für die Farm zukaufen, aber ich möchte etwas Geld für die Kinder zurücklegen. Vielleicht wäre es auch nett, mal eine Woche aus Nebraska wegzukommen und mit den Kindern zu meiner Mom zu fahren, ohne sich Sorgen über die Benzinpreise zu machen. Meinten Sie so was …?«
»Vielleicht.« Achselzuckend nehme ich das Kartendeck und mische noch mal. Diesmal werde ich nicht wieder das Ass der Kelche ganz nach oben platzieren, sondern ihr die Botschaft geben, die sie hören muss. »Wichtig ist, was es für Sie bedeutet. Sie denken daran, und wir versuchen es noch mal.«
Ich lege Lucy die Karten. Sieben der Kelche. Bube der Kelche. Zwei der Stäbe. Zeichen dafür, dass Veränderung ansteht, dass sie die Wahl hat, über ihre Zukunft zu entscheiden, wenn sie Vertrauen und Mut hat. Ich bin nicht mal sicher, ob sie bereit ist, eine Botschaft von meinen Karten zu empfangen. Kaum habe ich die Session beendet, kommen ihre drei Kinder, zwei Mädchen und ein Junge, mit vom Naschen klebrigen und verschmierten Gesichtern ins Zelt gerannt. Sie reden alle wild durcheinander, weil jeder der Erste sein will, der ihr von den Fahrgeschäften, den Spielen oder den Darbietungen erzählen will. Hier gibt’s Clowns, Mama. Hast du den Feuerschlucker gesehen, Mama? Da gibt es ein Spiel, wo man Stofftiere gewinnen kann, Mama, komm, guck dir das an. Mama, Mama, Mama …
»Kinder«, unterbricht sie eine harsche Stimme vom Eingang meines Zelts.
Sofort werden ihre dünnen Körper stocksteif. Lucy reißt die Augen auf und starrt mich an. Nicht lange, aber ich sehe es trotzdem: den trüben Film ständiger Angst. Ihr Gesicht wird vollkommen ausdruckslos, bevor sie sich umdreht. Ich blicke zu dem Mann am Zelteingang, der in der einen Hand seine Limo mit Schuss und in der anderen ein paar Tickets für die Fahrgeschäfte hält. »Los hier, nehmt die. Eure Ma könnt ihr in einer Stunde am Zirkuszelt treffen, vor der Vorstellung.«
Das älteste Kind, der Junge, nimmt die Tickets und drückt sie an seine Brust, als könnten sie ihm sofort wieder entrissen werden. »Danke, Papa.«
Die Kinder quetschen sich an ihrem Vater vorbei, der reglos im Zelteingang steht. Er sieht ihnen nach, bis sie in der Menge verschwunden sind, bevor er sich uns zuwendet. Mit seinen blutunterlaufenen Augen fixiert er seine Frau, leert den Becher und lässt ihn einfach fallen. »Gehen wir.«
Lucy nickt und steht auf. Mit schwachem Lächeln legt sie einen Zwanzigdollarschein auf den Tisch und flüstert: »Danke.« Ich würde ihn ihr am liebsten zurückgeben, kenne aber Männer wie ihren. Die sind explosiv und in der Lage, einer Frau für die kleinste Herabsetzung an die Kehle zu gehen. Wie Mitleid. Oder Almosen. Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, mich an den Austausch von Werten zu halten, selbst wenn der Kerl hier später seine Frau vielleicht anschreit, weil sie das Geld für etwas so Albernes wie Botschaften aus dem Universum verschleudert hat.
Lucy verlässt das Zelt. Ihr Mann sieht ihr nach.
Und dann wendet er sich zu mir.
»Sie sollten ihren Kopf nicht mit verrückten Ideen vollstopfen«, sagt er mit einem gehässigen Grinsen. »Davon hat sie schon genug.«
Ich nehme mein Kartendeck und mische es. Mir klopft das Herz bis zum Hals, doch lasse ich mir nichts anmerken und mische ruhig weiter. »Ich nehme an, ich soll Ihnen nicht die Karten lesen?«
»Was haben Sie ihr gesagt?«
Der Mann tritt zu mir an den Tisch und beugt sich mit drohendem Blick zu mir.
Ich lehne mich auf meinem Stuhl zurück. Langsam höre ich auf zu mischen. Wir starren uns an. »Denselben Scheiß, den ich allen erzähle«, lüge ich. »Folge deinem Traum. Vertrau deinem Herzen. Gute Dinge erwarten dich.«
»Da haben Sie recht.« Sein Mund verzieht sich zu einem gefährlichen Lächeln, als er sich den Geldschein vom Tisch schnappt und vor meinen Augen zusammenfaltet. »Mich erwarten gute Dinge.«
Nach einem kurzen Nicken steckt er das Geld in die Tasche und verlässt das Zelt, geht zum nächsten Getränkestand, wo einer seiner genauso zwielichtigen Kumpel wartet. Erst starre ich ihm nach, dann schließe ich die Augen und versuche, ihn aus meinem Kopf zu verbannen. Ich möchte meine Energie neu bündeln, als ich wieder anfange, meine Karten zu mischen. Um das Deck zu reinigen und die Verbindung zum Vorgänger zu kappen, greife ich nach meinem Selenitstein. Doch meine Gedanken wandern weiterhin zu Lucy. Vor meinem geistigen Auge sehe ich ihr Veilchen, ganz gleich, wie sehr ich mich bemühe, es zu verdrängen. Ich kann ihren toten Blick nicht vergessen. Diesen Blick habe ich schon so oft gesehen. Bei den Frauen, die gekommen sind, um das Ass der Kelche zu ziehen. Bei meiner Mutter. Im Spiegel.
Ich hole tief Luft und ziehe mit einer Frage im Kopf meine erste Karte.
Lucy hat nicht um Hilfe gebeten. Aber sie braucht Hilfe. Was soll ich tun?
Ich drehe die erste Karte um und öffne die Augen.
Der Turm. Umbruch. Plötzliche Veränderung.
Ich lege den Kopf schräg und ziehe eine weitere Karte.
Zwei der Stäbe. Gelegenheiten, wenn man bereit ist, die Mauern der Burg zu überwinden. Das Land dahinter mag felsig sein, aber es ist lebendig. Riskiere etwas. Versuche etwas Neues. Ein sinnvolles Leben wird aus Entscheidungen aufgebaut.
»Hmm. Mir scheint, ich weiß, worauf das abzielt, aber das habe ich nicht gefragt.«
Bube der Kelche. Romantische Liebe.
»Schluss damit! Ich hab gefragt, ob ich der Dumpfbacke den Schädel einschlagen soll! Nicht, ob ich mich verliebe oder so einen Scheiß! Beantworte meine Frage!«
Erneut mische ich die Karten, behalte meine Frage im Kopf und ziehe die erste Karte.
Der Turm.
»Verdammt, Gransie. Hör doch auf!«
Ich hole tief Luft, spiele mit dem Rand der Karte und blicke aus meinem Zelt auf das Kirmesgelände. Ich sollte wirklich hier raus. Diese Art Austausch hinter mir lassen. Mich umziehen und auf meinen bevorstehenden Auftritt im Zirkuszelt vorbereiten. Man darf sich keinen Fehler erlauben, wenn man mit zwei anderen auf einem Motorrad durch die Todeskugel fährt, daher muss ich mich konzentrieren. Aber ich kann immer noch Lucys Mann sehen. Und dann geht Bazyli vorbei. Ich deute es als das Zeichen, nach dem ich gesucht habe.
»Baz«, brülle ich, worauf der Teenager abrupt stehen bleibt. Seine schlaksige Gestalt ist sonnengebräunt und schmutzig. »Komm her!«
Daraufhin schießen geradezu Funken aus seinen Augen, und sein Grinsen legt seine Zahnlücken frei. »Aber nich’ umsonst.«
»Ich hab ja noch nicht mal gesagt, was ich von dir will.«
»Is’ trotzdem nich’ umsonst.«
Ich verdrehe die Augen, worauf Baz mit der Großspurigkeit eines typischen Fünfzehnjährigen grinsend ins Zelt schlendert. Ich weise nickend...