E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Weale Was hast du im Sinn?
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7337-5919-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5919-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Bitter musste Lucia für ihre grenzenlose Naivität bezahlen! Sie hatte für ihren Freund Alec bekannte Gemälde kopiert - in der Annahme, dass er sie in sein neues Apartment hängen würde. Weit gefehlt! Der Betrüger bot die Bilder als Originale zum Verkauf an. Ein grauenvolles Jahr verbrachte Lucia im Gefängnis. Als sie ihre Strafe abgesessen hat, wartet eine unglaubliche Überraschung auf sie: Die sozial engagierte, sehr reiche Rosemary Calderwood holt sie auf ihren Landsitz und macht Lucia ein wunderbares Angebot! Sie soll sie auf einige Exkursionen begleiten, um ihr Tipps für ihre Malstudien zu geben. Unendlich dankbar genießt Lucia die herrlichen Reisen, doch den schönsten Trip nach Alicante wird sie nie vergessen: Rosemarys Sohn Grey begleiten sie - der attraktivste Mann, den Lucia je kennen gelernt hat. Sie verliert ihr Herz an ihn...
Jay Blakeney alias Anne Weale wurde am 20. Juni 1929 geboren. Ihr Urgroßvater war als Verfasser theologischer Schriften bekannt. Vielleicht hat sie das Autorengen von ihm geerbt? Lange bevor sie lesen konnte, erzählte sie sich selbst Geschichten. Als sie noch zur Schule ging, verkaufte sie ihre ersten Kurzgeschichten an ein Frauenmagazin, und sie hatte das Gefühl für das Schreiben bestimmt zu sein. Darum entschied sie sich, Autorin zu werden, und schrieb für Zeitungen und Magazine. Bereits mit 21 war Jay Zeitungsreporterin mit einem Karriereplan, aber der Mann in den sie sich unwiderruflich verliebt hatte, teilte ihr mit, dass er auf der anderen Seite der Welt arbeiten würde. Er war der Meinung, dass sie entweder heiraten oder sich auf Wiedersehen sagen sollten. Sie hatte immer daran geglaubt, dass wahre Liebe ein ganzes Leben lang halten würde, und sie wusste, dass es schwieriger ist, einen wundervollen Mann als einen guten Job zu finden. Darum legte sie ihre Karriere auf Eis, was sich als weise Entscheidung herausstellte. Gemeinsam bereisten sie die Welt. Hätte sie nicht einen Teil ihres ersten Ehejahres am Rand eines malaysischen Dschungels verbracht, wäre Jay wohl nie Liebesromanautorin geworden. Die abgelegene Lage und die Gefahren durch den Ausnahmezustand, der damals im Land herrschte, gaben ihr genug Stoff für ein Genre, das sie erst kennenlernte, als sie in der Bibliothek des Country Clubs Liebesromane entdeckte. Da sie selbst die große Liebe erlebt hatte, konnte sie über Gefühle schreiben, die sie aus eigener Erfahrung kannte. Nach ihrer Rückkehr nach Europa arbeitete Jay wieder als Journalistin und schrieb in ihrer Freizeit ihren ersten Liebesroman, den sie unter dem Pseudonym Anne Weale bei Mills & Boon veröffentlichte. Damals war sie erst 24. Nach der Geburt ihres Sohnes David beschloss sie, ihren Beruf aufzugeben und sich ganz dem Schreiben zu widmen. Sie war eins der Gründungsmitglieder der The Romantic Novelists' Association. Insgesamt hat sie 88 Romane geschrieben, auch unter dem Pseudonym Andrea Blake, die häufig vor exotischer Kulisse - in der Karibik oder ihrem geliebten Spanien - spielen.
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1. KAPITEL
Am Morgen ihrer Entlassung war Lucia Graham aufgeregt und ängstlich zugleich.
Seit ihrer Verurteilung zu einem Jahr Gefängnis hatte sie sich nach Freiheit gesehnt. Sie hatte nicht die volle Strafe abgesessen, sondern wurde vorzeitig entlassen.
Doch sie wusste, dass die Welt, in die sie zurückkehren würde, nicht mehr dieselbe war. Nun war sie vorbestraft und würde sicher keinen guten Job finden. Wer stellte schon eine Kriminelle ein?
Nachdem Lucia ihre eigenen Sachen angezogen hatte, die nach der langen Zeit im Lager muffig rochen, brachte man sie ins Büro der stellvertretenden Direktorin.
„Bestimmt haben Sie Angst“, sagte die Frau mittleren Alters. „Versuchen Sie, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und noch einmal von vorn zu beginnen. Ich weiß, es ist leichter gesagt als getan, aber zum Glück gibt es jemanden, der Ihnen dabei helfen will.“
„Wer?“, fragte Lucia verwirrt.
„Das werden Sie bald herausfinden. Draußen wartet ein Wagen auf Sie. Leben Sie wohl – und viel Glück.“ Die stellvertretende Direktorin schüttelte ihr zum Abschied die Hand.
Als Lucia kurz darauf das Gefängnisgelände verließ, rechnete sie damit, einen Kleinwagen zu sehen, wie Sozialarbeiter ihn fuhren. Ihrer Meinung nach konnte es nur ein Sozialarbeiter sein, der ihr helfen wollte.
Auf dem Parkplatz stand allerdings nur ein Wagen, eine offenbar neue schwarze Limousine. Noch während Lucia sie verblüfft betrachtete, stieg ein Chauffeur aus und kam auf sie zu.
„Miss Lucia Graham?“
„Ja.“
„Folgen Sie mir bitte.“
Er führte sie zur Limousine und öffnete ihr den Schlag.
Sie fuhren durch eine Gegend, die im Gegensatz zu den meisten in Südengland nur spärlich besiedelt war. Nachdem sie durch ein hübsches Dorf gekommen waren, bog der Chauffeur schließlich auf ein großes Anwesen mit einem großen Haus, das größtenteils mit wildem Wein bewachsen war. In der Nähe des Hauses gabelte sich die Auffahrt. Ein Weg führte zur Rückseite des Gebäudes, der andere endete auf einem ovalen kiesbestreuten Platz. Dort stoppte der Chauffeur den Wagen.
Fünf Minuten zuvor hatte Lucia ihn durch die Trennscheibe per Handy telefonieren sehen. Offenbar hatte er jemanden über ihre Ankunft informiert. Als er ihr den Schlag aufhielt, wurde die Haustür geöffnet, und eine Frau erschien.
Lucia stieg aus. Auf den ersten Blick schätzte sie die Frau auf Ende vierzig, Anfang fünfzig. Sie trug eine weiße Bluse und einen Jeansrock, war blond und trug einen klassischen Bubikopf. Bis auf den Lippenstift schien sie ungeschminkt zu sein.
„Miss Graham … Herzlich Willkommen. Mein Name ist Rosemary.“ Sie schüttelte ihr die Hand. „Sicher können Sie jetzt eine Tasse Kaffee vertragen. Kommen Sie herein, dann erkläre ich Ihnen alles. Sie möchten sicher wissen, warum Sie hier sind.“
Dann hakte sie sie unter und führte sie ins Haus, als wäre sie ein gern gesehener Gast.
Die geräumige Eingangshalle wurde von einer breiten Treppe beherrscht, und als Erstes fielen Lucia die Bilder an den Wänden auf.
Im Wohnzimmer hingen ebenfalls zahlreiche Gemälde. Durch die geöffneten Terrassentüren hatte man einen herrlichen Blick auf den großen, gepflegten Garten. In der Nähe der Türen stand ein gedeckter Tisch.
Nachdem sie Lucia bedeutet hatte, in einem Sessel Platz zu nehmen, setzte Rosemary sich ebenfalls und griff nach der Porzellankanne.
„Miss Harris und ich sind auf dieselbe Schule gegangen“, erklärte sie. Miss Harris war die Gefängnisdirektorin. „Sie ist viel jünger als ich und gehörte zu den Mädchen, die ich unter meine Fittiche nehmen musste, als ich im letzten Jahr war. Wir haben uns bei den Schulfesten immer mal wieder getroffen. Wenn sie mich nicht gekannt hätte, dann hätte sie vielleicht nicht eingewilligt, dass ich Sie hierher bringe.“
Lucia schwieg. Im Vergleich zu ihrer Gefängniszelle wirkte dieser Raum geradezu überwältigend luxuriös. Sie fühlte sich, als würde sie nur träumen und jeden Moment aufwachen.
Rosemary reichte ihr eine Tasse Kaffee. „Bitte nehmen Sie sich Milch und Zucker, wenn Sie mögen.“
Erst jetzt stellte Lucia fest, dass Rosemary älter sein musste. Die Vorderseite des Hauses hatte im Schatten gelegen. Hier, in der hellen Morgensonne, waren die feinen Fältchen um ihre Augen und ihren Mund zu sehen. Sie musste mindestens fünfundsechzig sein.
„Ich möchte Sie nicht länger auf die Folter spannen“, fuhr Rosemary lächelnd fort. „Als ich die Schule verließ, wollte ich Künstlerin werden. Im ersten Jahr an der Kunsthochschule lernte ich meinen Mann kennen. Er wollte, dass ich mich ganz auf meine Rolle als Hausfrau und Mutter konzentrierte. Und da ich ihn über alles liebte, brach ich das Studium ab.“
Sie machte eine Pause und schien sich an die Zeit zu erinnern.
„Vor zwei Jahren starb mein Mann. Wie die meisten Witwen fand ich es sehr schwer, mich auf ein Leben allein einzustellen. Ich habe vier Kinder, die mich sehr unterstützen, aber sie leben ihr eigenes Leben. Eines von ihnen schlug mir vor, wieder mit dem Malen anzufangen, und das habe ich auch getan. Jetzt brauche ich jemanden, der mich auf meine Malreisen ins Ausland begleitet. Ich dachte, Sie könnten mich begleiten – um mir beim Malen Gesellschaft zu leisten und als eine Art private Reiseleiterin. Was halten Sie davon?“
Für Lucia war es ein Geschenk des Himmels. Doch ihrer Ansicht nach musste Rosemary verrückt sein.
„Warum ausgerechnet ich?“, erkundigte sie sich.
„Weil Sie nicht wissen, wohin, und die entsprechende Qualifikation haben. Sie sind eine begabte Malerin und sehr fürsorglich, wie Sie durch die aufopferungsvolle Pflege Ihres Vaters bewiesen haben.“
Verblüfft blickte Lucia sie an. „Wie können Sie mir vertrauen?“
„Meine Liebe, Sie wurden wegen Betrugs verurteilt, nicht wegen Mordes. Meiner Ansicht nach war es eine zu harte Strafe, Sie ins Gefängnis zu schicken. Es gibt Situationen, in denen wir nun einmal dazu gezwungen sind, Dinge zu tun, die wir sonst nie tun würden. Was Sie getan haben, war nicht richtig. Aber meiner Meinung nach war es auch nicht so schlimm, dass man Sie nun aus der Gesellschaft ausstoßen sollte.“
In dem Moment wurde die Tür geöffnet, und ein großer, dunkelhaariger Mann in einem Anzug und mit einem Mantel über dem Arm kam herein. Er nahm seine Krawatte ab und öffnete seinen obersten Hemdknopf.
Sein Lächeln verschwand und wich einem überraschten Gesichtsausdruck, als er Lucia sah. Es war offensichtlich, dass er sie nicht erkannte.
Sie hingegen erkannte ihn sofort wieder. Wie hätte sie ihn je vergessen können? Dies war der Mann, der bei ihrer Verurteilung eine wichtige Rolle gespielt hatte. Seine verächtlichen Blicke, als er im Zeugenausstand gesessen und sie schwer belastet hatte, hatten sie in den langen, oft schlaflosen Nächten in ihrer Zelle verfolgt.
„Oh … Hallo, mein Schatz … Ich wusste gar nicht, dass du heute kommst“, sagte Rosemary und wandte sich dann an Lucia. „Das ist mein Sohn Grey. Grey, das ist Lucia Graham.“
Auch ihr Name schien ihm nicht bekannt vorzukommen. Während der Verhandlung hatte sie den Eindruck gehabt, dass Grey Calderwood ein ausgezeichnetes Gedächtnis hatte. Allerdings war dieser Tag für ihn auch nicht so schicksalhaft gewesen wie für sie. Vermutlich hatte Grey Calderwood sie danach aus seinem Gedächtnis gestrichen.
Außerdem hatte sie damals anders ausgesehen. Ihr Haar war modisch kurz und getönt gewesen. Jetzt war es lang und wieder hellbraun. Und sie hatte abgenommen. Nur wenige Leute hätten sie als die junge Frau wieder erkannt, deren Gesicht in allen Boulevardzeitungen abgebildet gewesen war.
Grey Calderwood kam auf sie zu.
Instinktiv stand Lucia auf und wappnete sich innerlich, weil sie damit rechnete, dass er sie doch erkannte.
„Guten Tag.“ Er reichte ihr die Hand.
Sie rang sich ein Lächeln ab. Deswegen hatte Rosemary also ihren Nachnamen nicht genannt. Weil sie gewusst hatte, dass sie, Lucia, sonst sofort die Flucht ergriffen hätte.
Grey Calderwood wandte sich nun an seine Mutter und küsste sie auf die Wagen.
„Ich habe eine harte Woche hinter mir“, erklärte er. „Deswegen war mir nach einem Tag auf dem Land.“
Nun betrat noch jemand den Raum – eine grauhaarige Frau, die eine schlichte Bluse und einen Rock trug und eine Tasse mit Untertasse in der Hand hatte. „Ich habe Sie kommen sehen, Mr. Grey“, sagte sie lächelnd.
„Danke, Braddy.“ Er nahm ihr die Tasse ab und schenkte sich ein, während sie wieder das Zimmer verließ. „Ich störe hoffentlich nicht?“ An Lucia gewandt, fügte er hinzu: „Da Sie nicht mit dem Wagen da sind, nehme ich an, dass Sie in der Nähe wohnen.“
„Ich hoffe, Lucia wird hier wohnen“, verkündete Rosemary Calderwood. „Ich habe ihr gerade angeboten, mich auf meine Malreisen zu begleiten.“
„Oh, tatsächlich?“ Er zog einen Ohrensessel heran, setzte sich darauf und kreuzte die Beine. Dann betrachtete er Lucia genauer.
Gleich … dachte sie.
Und dann passierte es.
Plötzlich funkelten seine grauen Augen kalt. „Wir sind uns schon einmal begegnet … im Gericht. Sie sind die Fälscherin.“
Im Stillen verabschiedete sie sich von dem Geschenk des Himmels. Sie hätte sich denken können, dass es nicht klappen würde.
„Ja“, erwiderte sie leise.
„Was, zum Teufel, machen Sie in diesem...