E-Book, Deutsch, Band 1875, 144 Seiten
Reihe: Romana
Way Verbotene Liebe im Land der roten Sonne
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-86295-415-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1875, 144 Seiten
Reihe: Romana
ISBN: 978-3-86295-415-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Unendliche Weite, sonnendurchglüht - endlich wieder daheim! Für Skye war das riesige Anwesen der McGoverns immer ihr wahres Zuhause. Nun ist sie zurückgekehrt. Nicht mehr die kleine Tochter eines Landarbeiters, sondern als erfolgreiche Anwältin - und damit auf 'Augenhöhe' mit ihrer großen Liebe Keefe McGovern, dem attraktiven Erben der Ländereien. Trotzdem wehrt seine Familie sich gegen die Verbindung. Aus Standesdünkel, vermutet Skye - bis sie das lang gehütete Familiengeheimnis aufdeckt. Eine Ehe mit Keefe wird dadurch unmöglich. Nur ein Fünkchen Hoffnung bleibt ihr noch ...
Mit mehr als 110 Romanen, die weltweit über elf Millionen Mal verkauft wurden, ist Margaret Way eine der erfolgreichsten Liebesroman-Autorinnen überhaupt. Bevor sie 1970 ihren ersten Roman verfasste, verdiente sie ihren Unterhalt unter anderem als Konzertpianistin und Gesangslehrerin. Erst mit der Geburt ihres Sohnes kehrte Ruhe in ihr hektisches Leben ein. Die gebürtige Australierin liebte ihre Heimat und vor allem das australische Outback übte dank seiner atemberaubenden Schönheit und fast unendlicher Weite schon immer eine große Faszination auf sie aus. So ist dieses schöne Fleckchen Erde auch fast immer Schauplatz ihrer romantischen, gefühlvollen Familiensagas. Die beliebte Autorin verstarb 2022.
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2. KAPITEL
Die Trauergäste kamen zu Hunderten, und jedem Einzelnen war anzusehen, wie sehr er den Verlust von Broderick McGovern beklagte. Andere Gefühle kamen an dem düsteren Tag seiner Beerdigung nicht auf. Er war ein mächtiger und einflussreicher Mann gewesen, seltsamerweise ohne sich jemals Feinde gemacht zu haben. Seine Aufrichtigkeit und sein Gerechtigkeitssinn mochten der Grund dafür sein. Er hatte in seinem ganzen Leben niemandem unrecht getan und niemals sein Wort gebrochen. Er war, im besten Sinn, ein Gentleman gewesen.
Alle Männer und die meisten Frauen hatten sich entschieden, den langen Weg vom Haupthaus zum Familienfriedhof der McGoverns zu Fuß zurückzulegen. Der Friedhof lag im Schatten eines seltsamen Sandsteinmonolithen, der etwa dreißig Meter hoch aus der Spinifex-Wüste aufragte. Seit jeher hieß dieser Stein in der Familie Manguri. Es war der Name einer Gottheit der Ureinwohner, denn die gewaltige Steinsäule glich einer Totemfigur, von der es in prähistorischer Zeit weit mehr gegeben hatte.
Wie alle Felsen in der Sandwüste konnte Manguri im Tagesverlauf seine Farbe wechseln: von zartem Rosa in der ersten Morgendämmerung über feuriges Rot zur Mittagszeit bis zu den Malven- und Violetttönen nach Sonnenuntergang. Es war eine eindrucksvolle Naturerscheinung.
Generationen von McGoverns waren im Schatten Manguris begraben worden. Auch Skyes Mutter hatte dort etwas abseits ihre letzte Ruhestätte gefunden, obwohl die Ranchangestellten sonst auf einem anderen Friedhof begraben wurden. Man hatte seinerzeit gemunkelt, Cathy sei eine entfernte Verwandte von Lady McGovern gewesen, aber das Gerücht war nie bestätigt worden.
Als Anwältin hätte Skye die Möglichkeit gehabt, Licht in die Vergangenheit ihrer Mutter zu bringen, aber sie zog es vor, das nicht zu tun. Warum, hätte sie nicht sagen können. Es war mehr ein Gefühl als eine bewusste Entscheidung. Fürchtete sie vielleicht unangenehme Entdeckungen? Das hätte sie nie zugegeben. Höchstens ein gewisses Unbehagen gestand sie sich zu, das sie bewog, die Dinge auf sich beruhen zu lassen.
Nach Meinung ihres Vaters war Cathy eine Waise gewesen, derer sich Lady McGovern aus Freundlichkeit angenommen hatte. Skye war ähnlich unterstützt worden, aber auch andere wurden von den McGoverns gefördert. Die meisten Kinder der Angestellten besuchten die rancheigene Schule und traten anschließend bei den McGoverns in Dienst. Djinjara blieb ihre Welt, und sie wünschten sich nicht fort. Wer jedoch besonders begabt war und Eignung für einen akademischen Beruf zeigte, wurde auf Kosten der Familie erst ins Internat und später auf die Universität geschickt. Drei der so Geförderten waren auch zur Beerdigung von Broderick McGovern erschienen: ein Arzt aus einem Buschkrankenhaus und zwei Ingenieure, die in den großen westaustralischen Zechen arbeiteten.
Keefe hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass sie nach der Beisetzung im Haupthaus erwartet wurde. Skye versuchte, in den weitläufigen Empfangsräumen und der prächtigen, über zwei Stockwerke reichenden Bibliothek möglichst wenig aufzufallen, aber das gelang ihr nicht. Wie üblich zog sie alle Blicke auf sich. Es war ihr Schicksal, niemals in der Menge untertauchen zu können. Die Schönheit, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte, machte das unmöglich.
Einige Gäste kannte sie noch aus ihrer Kindheit, aber sie war sich unsicher, ob die Leute sie erkannten. Andere begrüßten sie mit offener Herzlichkeit und machten ihr Komplimente wegen ihres beruflichen Erfolgs und ihres Aussehens. Sie war zwar dem Anlass entsprechend schwarz gekleidet, wusste aber, dass die dunkle Trauerfarbe ihr gut stand. Den breiten schwarzen Hut, den sie auf dem Friedhof getragen hatte, um ihr Gesicht vor der stechenden Sonne zu schützen, hatte sie abgelegt, und der elegante französische Nackenknoten kam jetzt voll zur Geltung. Leider verursachten ihr die Haarnadeln, die ihn festhielten, lästige Kopfschmerzen.
Scott hatte eine dunkelhaarige Begleiterin, die ihm nicht von der Seite wich. Sie sah eher reizlos aus, und ihr schwarzes Kleid war entschieden zu weit, aber dieser Eindruck wurde durch ihre intelligente Ausstrahlung und gutes Benehmen wettgemacht. Jemma Templeton von der Nachbarranch Cudgee Downs. Skye hatte sie ewig nicht gesehen, wusste aber noch, dass sie für Scott seit ihrer Kinderzeit schwärmte.
Rachelle, überschlank, feingliedrig und vornehm, bewegte sich mühelos zwischen den Gästen und nahm ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen wahr. Fast übertrieb sie dabei etwas. Haltung war ihr wichtiger als Gefühl. Sie tat, was von ihr erwartet wurde, solange es nicht um Skye ging. Da versagte Rachelles zur Schau getragene Höflichkeit. Sie hatte Skye längst bemerkt, war aber offenbar entschlossen, sie nur im äußersten Notfall zu begrüßen. Die McGovern-Erbin war schon in der Schule ohne Freunde ausgekommen. Ihr genügten Günstlinge.
Ich bringe sie immer noch zur Weißglut, dachte Skye traurig. Und ich kann nichts dagegen tun. Rachelle wird sich nie mit mir aussöhnen. Sie hasst mich, und das nur wegen Keefe.
Sie wollte sich gerade abwenden, als ein charmanter junger Mann mit kurz geschnittenem blondem Haar direkt vor ihr stehen blieb und ihr die Sicht versperrte. „Du bist Skye, nicht wahr?“, platzte er heraus. „Natürlich! Mum hat es gleich gesagt. Das blonde Haar und die blauen Augen! Du siehst einfach umwerfend aus.“
„Vielen Dank, Robbie.“ Skye musste über diesen Begeisterungsausbruch lächeln. Robert Sullivan war ein Neffe von Broderick und gehörte damit ebenfalls zum McGovern-Clan. Sein jüngerer Bruder war mit zwanzig Jahren bei einem tragischen Motorradunfall ums Leben gekommen. „Du siehst ebenfalls gut aus. Wie lange ist das alles her!“
„Viel zu lange.“ Robert gab sich zerknirscht. „Willst du dich nicht zu mir setzen? Ich suche uns ein stilles Eckchen. Hier ist ja die Hölle los.“ Er sah sich in dem überfüllten Raum um. „Die Leute essen und trinken, als wären sie auf einer Party. Der arme Onkel Brod.“
„Ja, es ist traurig. Er kam uns immer so unverwüstlich vor. Die Familie wird ihn sehr vermissen …“ Sie unterbrach sich, denn Lady McGovern, die auf einem vergoldeten antiken Sessel thronte, befahl sie mit einer winzigen Handbewegung zu sich. „Entschuldige, Robbie.“ Sie legte eine Hand auf seinen Arm. „Lady McGovern winkt mir. Ich hatte noch keine Gelegenheit, ihr mein Beileid auszusprechen.“
„Zäher alter Drachen“, murmelte Robert mit wenig Sympathie, aber deutlichem Respekt. „Keine Träne hat sie geweint. Eiserne Haltung … gerader Rücken. Wusstest du, dass ihr Vater General war?“
„Ja“, antwortete sie leicht gereizt. Roberts saloppe Redeweise ärgerte sie. „Lady McGovern muss nicht vor anderen weinen, um ihren Schmerz zu beweisen. Sie zeigt es nicht, aber sie leidet furchtbar.“
„Okay, okay.“ Robert hob besänftigend beide Hände. „Sie achtet eben auf Haltung. Bei ihr habe ich immer das Gefühl, den Erwartungen nicht zu entsprechen. Kein Wunder … neben Keefe! Melde dich bei mir, wenn du deinen Höflichkeitsbesuch hinter dir hast. Ich möchte alles von dir hören, du tolles Mädchen. Mum ist sehr beeindruckt. Sie erkannte dich in dem Moment, als du hereinkamst. Du stichst alle anderen aus, weißt du das? ‚Sieh an‘, sagte Mum zu mir. ‚Die kleine Skye McCory ist erwachsen geworden. Und wie sie sich herausgemacht hat! Wer hätte das geglaubt bei ihrer Herkunft?‘“
Skye schwieg dazu. Sie hatte nicht vergessen, wie hochmütig die McGoverns sein konnten.
„Da bist du endlich, mein Kind.“ Lady McGovern deutete auf den leeren Stuhl neben sich. Die funkelnden Ringe erschienen fast zu schwer für ihre zierliche Hand. Margaret McGovern war von kleiner Statur, aber das tat ihrer Persönlichkeit keinen Abbruch. Dank ihres feingliedrigen Knochenbaus und des glatten, faltenlosen Gesichts war trotz der achtzig Jahre ihre einstige Schönheit noch deutlich zu sehen.
Skye folgte der Aufforderung. „Es tut mir so leid, Lady McGovern“, sagte sie bescheiden. „Ich konnte noch nicht bis zu Ihnen durchkommen. Zu viele Gäste wollten Ihnen ihr Beileid aussprechen. Ich weiß, wie schmerzlich das alles für Sie ist, und ich fühle mit Ihnen. Mr. McGovern war ein wunderbarer Mann und immer gütig zu mir.“
„Wer wäre das nicht?“ Lady McGovern nahm Skyes Hände in ihre, ohne eine offene Gefühlsregung zu zeigen. „Willkommen daheim, meine Liebe.“
Skye hatte so wenig mit dieser Begrüßung gerechnet, dass ihr Tränen in die Augen traten. Daheim? Sie durfte jetzt nicht weinen. Zu viele Menschen beobachteten sie.
„Lass dich einmal richtig anschauen.“ Lady McGovern richtete ihre volle Aufmerksamkeit auf Skye. „Du bist noch schöner als deine Mutter, nur die Haarfarbe und die strahlenden blauen Augen sind gleich. Catherine wäre sehr stolz auf dich.“
„Das hoffe ich von Herzen. Aber wo wäre ich heute ohne Sie, Lady McGovern? Das werde ich nie vergessen.“
„Wir wollen endlich mit dem ‚Lady McGovern‘ Schluss machen, mein Kind.“ Die alte Dame schien der formellen Anrede überdrüssig zu sein. „Nenn mich Margaret … oder wenigstens Lady Margaret, wenn dir das leichter fällt. Der Name ist seit Langem in meiner Familie, aber ich bekomme ihn kaum noch zu hören. Heute bin ich Tante oder Großmutter … oder höchstens einmal der ‚alte Drachen‘. Und keine falsche...