E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Romana
Way Land der wilden Sehnsucht
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-86494-045-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Romana
ISBN: 978-3-86494-045-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Blaine erkennt sich selbst nicht wieder: Wie magisch fühlt sich der australische Gutsbesitzer von der eleganten Künstlerin Sienna Fleury angezogen. Sein Verstand rät ihm, kühl und wachsam zu bleiben - sein Herz allerdings befiehlt ihm etwas anderes. Und so beginnt er, die schöne Kanadierin bei Ausflügen auf den wild-romantischen Ländereien des Familiensitzes Katajangga charmant zu umwerben. Doch gerade als sie sich allmählich näher kommen und Gemeinsamkeiten spüren, behauptet die Frau seines verstorbenen Halbbruders, Sienna habe es bloß auf sein Geld abgesehen ...
Mit mehr als 110 Romanen, die weltweit über elf Millionen Mal verkauft wurden, ist Margaret Way eine der erfolgreichsten Liebesroman-Autorinnen überhaupt. Bevor sie 1970 ihren ersten Roman verfasste, verdiente sie ihren Unterhalt unter anderem als Konzertpianistin und Gesangslehrerin. Erst mit der Geburt ihres Sohnes kehrte Ruhe in ihr hektisches Leben ein. Die gebürtige Australierin liebte ihre Heimat und vor allem das australische Outback übte dank seiner atemberaubenden Schönheit und fast unendlicher Weite schon immer eine große Faszination auf sie aus. So ist dieses schöne Fleckchen Erde auch fast immer Schauplatz ihrer romantischen, gefühlvollen Familiensagas. Die beliebte Autorin verstarb 2022.
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2. KAPITEL
„Hoffentlich fühlt sich Ihre Cousine morgen wieder so gut, um mit mir zusammenzukommen, Miss Fleury. Ich muss sie unbedingt persönlich sprechen.“
„Natürlich“, erwiderte Sienna und dachte bei sich: Eher herrscht allgemeiner Weltfrieden, als dass Amanda ihr Bett verlässt.
„Weshalb ist sie nun eigentlich nicht erschienen, Miss Fleury?“
„Bitte … nennen Sie mich Sienna.“ Sie nippte an ihrem Cocktail. Die Wirkung, die von Blaine Kilcullen ausging, irritierte sie. Er schien magische Kräfte zu besitzen. Bei anderen Männern blieb sie eher gelassen, jedenfalls sagte man das von ihr.
„Also gut … Sienna.“ Er lächelte flüchtig, was seinem Gesicht für einen Moment den strengen Zug nahm. „Sienna … so heißt selten eine Frau. War Ihre Haarfarbe der Anstoß für die Namensgebung?“ Er ließ den Blick auf ihrem langen rotbraunen Haar und dem Mittelscheitel, durch den die Gleichmäßigkeit ihres ovalen Gesichts betont wurde, ruhen. Ihre bernsteinfarbenen Augen, die von dichten Wimpern gesäumt waren, erinnerten ihn an die Klarheit von Sherry.
„Eine Idee meines Vaters“, antwortete sie und lächelte ebenfalls. „Der Flaum auf meinem Kopf muss schon bei der Geburt diesen Ton gehabt haben, den Maler so gern verwenden, und mein Vater ist Maler … sogar ein ziemlich bekannter. Lucien Fleury“, setzte sie stolz hinzu.
„Dann hat er Marks Mutter angerufen, um ihr den Unfall mitzuteilen?“ Blaine gewann allmählich einen Überblick.
Sienna stutzte. Marks Mutter? Warum nicht unsere Mutter? „Ja“, bestätigte sie. „Amanda war so verzweifelt, dass wir ihr ein starkes Beruhigungsmittel geben mussten.“
Das entsprach nicht der Wahrheit, denn sie war betrunken gewesen. Sie hatte sich immer öfter in einen Alkoholrausch geflüchtet, um der Wirklichkeit zu entgehen.
„Ich sollte mir vielleicht mal die Bilder Ihres Vaters ansehen“, sagte Blaine zu ihrer Überraschung. „In meiner Familie gab es schon immer begeisterte Kunstsammler. Meine Großtante Adeline lebt in Melbourne wie in einem kleinen Privatmuseum. Jedes Mal, wenn wir uns sehen, erneuert sie ihr Versprechen, mir alles zu vererben.“
„Würde Sie das freuen?“ Immerhin war er Rancher, zwar kultiviert und weltläufig, aber doch ein Mann, der in der wilden Natur lebte. „Nicht jeder findet an alten Kostbarkeiten Gefallen.“
„Ich schon, aber wer weiß, wo das alles einmal landet.“ Sienna beobachtete ihn beim Sprechen. Er hatte einen schönen Mund mit leicht hochgezogenen Winkeln. „Ich würde die weniger wertvollen Sachen wahrscheinlich verschenken. Wir haben eine weitverzweigte Familie, aber das dürfte Ihnen unbekannt sein.“
„Leider ja.“ Sienna wich seinem Blick aus. „Vielleicht sollte ich Sie daran erinnern, dass Amanda die Witwe Ihres Bruders ist.“
„Meines Halbbruders“, verbesserte er sie und überraschte sie damit von Neuem. Mark hatte nie etwas davon gesagt. „Meine Mutter starb an Malaria, als ich sechs Jahre alt war. Sie besuchte mit meinem Vater die Kaffeeplantage eines Freundes in Neuguinea. Beide hatten sich vorschriftsmäßig impfen lassen, aber bei Mum wirkte die Spritze nicht. Ich erinnere mich noch gut an sie. Sie war eine schöne Frau. Dad hatte anlässlich ihrer Hochzeit bei einem italienischen Maler ein Porträt bestellt, das immer im großen Salon hing. Es wurde nie abgenommen.“
Auch nicht, als die zweite Mrs Kilcullen ins Haus kam? fragte sich Sienna. Das war sicher nicht leicht für sie gewesen. Im Übrigen stellte sie mit Kennerblick fest, dass auch ihr Gegenüber ein lohnendes Modell abgab. Ihr Vater hätte ihn meisterlich porträtiert, aber wohl kaum den Auftrag dafür bekommen.
„Sie werden durch das Gemälde also ständig an Ihre Mutter erinnert“, sagte sie teilnahmsvoll. „Es tut mir leid, dass Sie sie so früh verloren haben. So einen Verlust vergisst man nie. Ich habe ein sehr inniges Verhältnis zu meiner Mom. Ein Leben ohne sie wäre unvorstellbar für mich.“
„Danken Sie dem Schicksal, dass Sie noch beide Elternteile haben“, sagte Blaine und sah ihr tief in die Augen.
Was hatte dieser Blick zu bedeuten? Versuchte er etwa, die Tiefen ihrer Seele zu ergründen?
„Mein Vater starb vor einigen Jahren“, stellte er nach kurzem Schweigen fest, und ein schmerzlicher Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. „Meine Großtante ist der Ansicht, dass er noch einmal heiratete, um mir eine Stiefmutter zu geben.“ Dass Adeline statt „Stiefmutter“ die Bezeichnung „Kinderfrau“ gewählt hatte, verschwieg er. Jeder in der Familie wusste, dass Desmond Kilcullen nur aus Vernunftgründen zum zweiten Mal eine Ehe eingegangen war.
„Mark hat nie erwähnt, dass Sie beide Halbbrüder waren. Wenn er von Ihnen sprach, musste man immer den Eindruck gewinnen, Sie seien … nun ja, richtige Brüder.“
„So?“ Blaine bemühte sich um einen gleichgültigen Ton. Er konnte sich gut vorstellen, was Mark erzählt und was er damit angerichtet hatte. Er war von Neid und Bitterkeit zerfressen gewesen. „Mark war mit der sympathischen Tochter von der Nachbarranch verlobt, als er plötzlich ohne ein Wort von zu Hause verschwand. Er ging an Bord eines Frachtflugzeugs, das Maschinenteile transportiert hatte und gerade wieder abheben wollte. Wenn ich Ihre Miene richtig deute, haben Sie auch davon nichts gewusst.“
„Ich bin Amandas Cousine“, erinnerte sie ihn noch einmal. „Bitte vergessen Sie das nicht.“
„Aber Sie stehen einander sehr nahe, nicht wahr?“
Die Frage war ihr unangenehm. Amanda und sie waren zwar zusammen groß geworden, doch trotz Siennas aufrichtiger Bemühungen war keine wirkliche Freundschaft zwischen ihnen entstanden.
„Amandas Eltern starben bei einem Autounfall, als sie fünf Jahre alt war. Sie kam zu uns und wuchs mit mir und meinem Bruder Emile auf. Er ist heute ein international anerkannter Architekt.“
„Also eine künstlerisch begabte Familie“, stellte Blaine fest. „Darf ich fragen, womit Sie sich beschäftigen?“
„Ich manage eine der drei Galerien meines Vaters und male selbst. Wie Sie eben sagten … es liegt in der Familie.“
„Stellen Sie Ihre Bilder auch aus?“
Siennas Blick belebte sich. Ihre bernsteinfarbenen Augen begannen zu strahlen, was jeden Mann entzücken musste – besonders, da es so natürlich wirkte. „Ich habe bereits vier Vernissagen hinter mir“, erzählte sie, „jedes Mal mit mehr Erfolg. Ich male Landschaften und gelegentlich Stillleben. Mein Vater ist auf Porträts spezialisiert, obwohl er eigentlich alles malen kann. Viele seiner Modelle waren berühmte Männer und, natürlich, schöne Frauen. Schöne Frauen faszinieren ihn.“ Sie lächelte. „Ich habe nicht sein Talent, aber er hilft mir … auch mit Kritik, wenn er es für nötig hält. Emile hängt genauso an ihm, ist aber nach New York gegangen, um sich aus eigener Kraft einen Namen zu machen. Wenn er zwischendurch nach Hause kommt, könnte man meinen, Zwillinge vor sich zu haben. Dad und Emile ähneln sich sehr.“
Blaine hörte interessiert zu, aber Sienna wechselte doch lieber das Thema und fragte: „Wussten Sie, dass Mark und Amanda sich in Paris und nicht hier in Vancouver begegnet sind?“
„Nein“, erwiderte Blaine. „Er war damals ein schwieriger, unausgeglichener junger Mann.“ Unnötig zu sagen, dass er unter großen Minderwertigkeitskomplexen gelitten hatte.
„Soll ich lieber nicht über ihn sprechen?“, fragte sie.
„Ich glaube, es ist alles gesagt“, antwortete er kurz angebunden.
„Dann sollten Sie vielleicht erfahren, wie er Sie beurteilt hat.“
„Jetzt nicht. Mark gehörte zur Familie. Sein Tod ist uns nicht gleichgültig.“
„Natürlich nicht.“ Blaine hatte den Spieß geschickt umgedreht und Sienna dadurch beschämt. „Bitte verzeihen Sie mir. Ich dachte nur, dass es Amandas Haltung verständlicher machen würde, wenn Sie wüssten …“
„… dass Mark mich gehasst hat?“ Er zog die dunklen Augenbrauen hoch. „Das weiß ich längst. Wir waren Rivalen, wie es manchmal unter Brüdern vorkommt. Obwohl wir in völliger Einsamkeit lebten, war unser Verhältnis zueinander nicht sehr eng. Wir haben nie zusammen gespielt oder etwas gemeinsam unternommen. Es ist schwer zu verstehen.“
Für mich nicht, dachte Sienna. Sie hatte mit Amanda so ziemlich dasselbe erlebt.
„Ich war der Erstgeborene, und Mark wuchs in dem Bewusstsein auf, dass ‚Katajangga‘, so heißt unsere Ranch, einmal mir gehören würde. Dabei hat er nie den Wunsch erkennen lassen, selbst einmal Viehzüchter zu werden.“
Siennas Interesse wuchs. „Katajangga?“, wiederholte sie. „Seltsam, dass Mark den Namen nie erwähnt hat.“
„Mark hat viel verschwiegen“, sagte Blaine bitter. „Der Name der Ranch hat eine lange Geschichte. Wörtlich übersetzt, bedeutet er so viel wie ‚Offenbarung‘ oder ‚viele Lagunen‘. Wenn sich nach heftigen Regenfällen die Billabongs wieder mit Wasser füllen, wird die Wüste nämlich zur Offenbarung.“
„Erzählen Sie weiter, mich interessiert das sehr.“
„Im Gegensatz zu Marks Witwe.“
Sienna schüttelte den Kopf. „Amanda ist der Situation einfach nicht gewachsen, Mr Kilcullen. Das verstehen Sie doch, oder?“
Blaine registrierte ihre Reserviertheit. „Wie gut kannten Sie Mark?“, fragte er geradeheraus.
„So gut wie jeder andere“, erwiderte sie...