E-Book, Deutsch, 241 Seiten
ISBN: 978-3-86282-187-7
Verlag: Acabus Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Dieses Antiquariat ist nicht wie andere Buchläden!
Das muss auch die gescheiterte Buchhändlerin Beatrice feststellen, als sie notgedrungen die Stelle im staubigen Antiquariat des ebenso verstaubt wirkenden Herrn Plana annimmt. Schnell merkt sie allerdings, dass dort so manches nicht mit rechten Dingen zugeht:
Wer verbirgt sich hinter den so antiquiert wirkenden Stammkunden "Eddie" und "Wolfgang"? Und welche Rolle spielt Herr Plana selbst, dessen Beziehung zu seinen Büchern scheinbar jede epische Distanz überwindet?
Doch noch ehe Beatrice all diese Geheimnisse lüften kann, gerät ihr Mann Ingo in große Gefahr und Beatrice setzt alles daran, ihn zu retten. Zusammen mit Herrn Plana begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise quer durch das mysteriöse Buchland. Dort treffen sie nicht nur blinde Buchbinder, griechische Göttinnen und die ein oder andere Leseratte, auch der Tod höchstpersönlich kreuzt ihren Weg.
Und schon bald steht fest: Es geht um viel mehr, als bloß darum, Ingo zu retten. Vielmehr gilt es, die Literatur selbst vor ihrem Untergang zu bewahren!
Markus Walther, der Autor der Kurzgeschichtensammlungen "EspressoProsa" und "Kleine Scheißhausgeschichten", entführt den Leser nun mit seinem ersten Roman in die phantastische Welt des Buchlandes. Ein Muss für jeden Bibliophilen!
Autoren/Hrsg.
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Aus dem Kapitel: 'Über die Lügen in der Wahrheit' Atemlos erreichte ich gerade die oberste Stufe der Kellertreppe, als Bea mir entgegeneilte. Ihr Gesicht war noch immer blass vom Schrecken des Vormittags, doch ihre Mimik verriet mir eine unbestimmte Erregung. 'Da vorne steht ein Kunde, der sich lieber von Ihnen bedienen lassen möchte. Er sagt, er wäre ein alter Freund.' 'Das scheint ja ein außergewöhnlicher Gast zu sein. Sie blicken ja drein, als hätten Sie einen Geist gesehen.' Ich eilte, so schnell es mir möglich war, in den Verkaufsraum. Im Zwielicht des Abends stand dort ein auffällig gekleideter Mann. Ein altmodischer Anzug, ein blass gelbes Halstuch und ein Gehstock, - ähnlich dem meinen - so stand er vor mir. In seinem Gesicht funkelten mich Augen, überdacht von kräftigen Augenbrauen und unterkellert von gräulichen Tränensäcken, voller Ironie an. 'Hello Eddie', sagte ich hocherfreut, 'was darf es denn heute sein? Krimi oder was von der anderen Seite?' Dabei reichte ich ihm meine Hand. Er ergriff sie, zog mich an sich heran und machte aus unserer Begrüßung eine herzliche Umarmung. 'Die andere Seite, bitte', sagte er. Der starke amerikanische Akzent ließ keinen Zweifel an seiner Herkunft aufkommen. Ich sah kurz zu Bea. Sie stand im Türrahmen und ... Sie zitterte am ganzen Leibe wie Espenlaub. Hoffentlich würde sie mir nicht ohnmächtig. 'Also gut', sagte ich eilig, griff in ein Regal mit den nicht ganz so alten Büchern und nahm mir zielstrebig einen Band mit Kurzgeschichten heraus. 'Das ist was von King. Zeitgenössisches Populärzeugs, wenn du so willst. Ich denke, dass dir trotzdem einiges davon gefallen wird.' 'Wenn du es mir empfiehlst ...' Eddie war zwar skeptisch, doch er legte mir ein paar Münzen in die Hand. Bea schwankte leicht. 'Sorry, dass ich gerade nicht mehr Zeit für dich habe.' Ich drückte ihn sanft zum Ausgang. 'Vielleicht kommst du in den nächsten Tagen nochmal auf einen Kaffee vorbei? Wir könnten über alte Zeiten reden.' 'Ich kenne diesen Kunden', sagte Beatrice, als der Mann außer Sicht war. 'Ich habe Bilder von ihm gesehen ...' 'Beatrice, ich denke, dass Sie sich setzen sollten.' Sie hörte mich nicht. '... aber er ist tot.' 'Auf mich wirkte er sehr lebendig.' 'Er ist seit ... keine Ahnung ...' Bea schien im Geiste zu rechnen. 'Seit über 150 Jahren, oder so, tot.' 'Über wen reden wir denn?', fragte ich unschuldig. 'Das wissen Sie ganz genau!' Ihre Stimme überschlug sich. 'Edgar Allan Poe! Wie ist das möglich? Da ist gerade ein toter Schriftsteller durch unseren Laden gelaufen und hat sich 'Nachtschicht' gekauft.' Das ging wohl alles etwas zu schnell. Ich musste unbedingt das Tempo drosseln, sonst würde Beas Verstand die Notbremse ziehen. Was sie jetzt brauchte, war ein geistiger Rettungsring. 'Schon mal darüber nachgedacht, dass Mr. Poe vielleicht noch lebende Fans haben könnte?' Beatrice schnappte nach Luft. Protest lag ihr auf der Zunge. Sie schluckte ihn herunter. Ihre Gedanken rasten im Strom der Ereignisse. Dann erreichte sie wieder den festen Boden der Rationalität. Mit meiner Erklärung konnte sie für den Augenblick leben. Sicher gab es Fans, die ihr Outfit dem eines Schriftstellers anpassen würden. 'Ein Fan?' Ich sparte mir eine Antwort. Doch Beatrice hatte sich anscheinend wieder unter Kontrolle. Sie hakte nach. 'Ist das möglich? Ein Fan?' Sie schien diese Möglichkeit regelrecht abzuschmecken. War es ein Hauch offenen Misstrauens, der mir da entgegenschlug? 'Ist das wahr?' Eine sehr konkrete Fragestellung, die ich ehrlich beantworten konnte. Außerdem konnte ich so von den Tatsachen ablenken. [...]