Walther | Buchland Band 1-3: Beatrice. Rückkehr ins Buchland, Bibliophilia. Das Ende des Buchlands: Die komplette Trilogie als Hardcover-Ausgabe | Buch | 978-3-86282-612-4 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 1, 868 Seiten, gebunden, Format (B × H): 151 mm x 217 mm, Gewicht: 1240 g

Reihe: Buchland

Walther

Buchland Band 1-3: Beatrice. Rückkehr ins Buchland, Bibliophilia. Das Ende des Buchlands: Die komplette Trilogie als Hardcover-Ausgabe

Buch, Deutsch, Band 1, 868 Seiten, gebunden, Format (B × H): 151 mm x 217 mm, Gewicht: 1240 g

Reihe: Buchland

ISBN: 978-3-86282-612-4
Verlag: Acabus Verlag


Markus Walthers Trilogie rund um Beatrice und ihre Abenteuer im „Buchland“ – die hochwertige Hardcover-Ausgabe jetzt als Bundle erhältlich!

Dieses Antiquariat ist nicht wie andere Buchläden!
Das muss auch die gescheiterte Buchhändlerin Beatrice feststellen, als sie notgedrungen die Stelle im staubigen Antiquariat des ebenso verstaubt wirkenden Herrn Plana annimmt. Schnell merkt sie allerdings, dass dort so manches nicht mit rechten Dingen zugeht.
Doch noch ehe Beatrice all diese Geheimnisse lüften kann, gerät ihr Mann Ingo in große Gefahr und Beatrice setzt alles daran, ihn zu retten. Zusammen mit Herrn Plana begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise quer durch das mysteriöse Buchland. Dort treffen sie nicht nur blinde Buchbinder, griechische Göttinnen und die ein oder andere Leseratte, auch der Tod höchstpersönlich kreuzt ihren Weg.
Im zweiten Teil „Beatrice – Rückkehr ins Buchland“ muss Beatrice in die tiefsten Regionen des Buchlands zurückkehren, als der kuriose Ladenbesitzer Quirinius ihr ein Angebot macht, das sie einfach nicht ablehnen kann …
Im dritten und letzten Band der Trilogie „Bibliophilia – Am Ende des Buchlands“ will Beatrice neue Wege beschreiten und widmet sich ganz dem Familienleben. Doch die Vergangenheit holt sie wieder ein, als ein geheimnisvoller Uhrmacher namens Nemo in die Nachbarschaft zieht. Gemeinsam mit ihm und der Homunkula Chaya muss sie sich ein letztes Mal in der unendlichen Bibliothek behaupten, auf einer Reise zwischen Realität und Phantasie.
Walther Buchland Band 1-3: Beatrice. Rückkehr ins Buchland, Bibliophilia. Das Ende des Buchlands: Die komplette Trilogie als Hardcover-Ausgabe jetzt bestellen!

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Aus dem Kapitel: „Über die Lügen in der Wahrheit“

Atemlos erreichte ich gerade die oberste Stufe der Kellertreppe, als Bea mir entgegeneilte. Ihr Gesicht war noch immer blass vom Schrecken des Vormittags, doch ihre Mimik verriet mir eine unbestimmte Erregung.
„Da vorne steht ein Kunde, der sich lieber von Ihnen bedienen lassen möchte. Er sagt, er wäre ein alter Freund.“
„Das scheint ja ein außergewöhnlicher Gast zu sein. Sie blicken ja drein, als hätten Sie einen Geist gesehen.“
Ich eilte, so schnell es mir möglich war, in den Verkaufsraum. Im Zwielicht des Abends stand dort ein auffällig gekleideter Mann. Ein altmodischer Anzug, ein blass gelbes Halstuch und ein Gehstock, – ähnlich dem meinen – so stand er vor mir. In seinem Gesicht funkelten mich Augen, überdacht von kräftigen Augenbrauen und unterkellert von gräulichen Tränensäcken, voller Ironie an.
„Hello Eddie“, sagte ich hocherfreut, „was darf es denn heute sein? Krimi oder was von der anderen Seite?“ Dabei reichte ich ihm meine Hand. Er ergriff sie, zog mich an sich heran und machte aus unserer Begrüßung eine herzliche Umarmung.
„Die andere Seite, bitte“, sagte er. Der starke amerikanische Akzent ließ keinen Zweifel an seiner Herkunft aufkommen.
Ich sah kurz zu Bea. Sie stand im Türrahmen und … Sie zitterte am ganzen Leibe wie Espenlaub. Hoffentlich würde sie mir nicht ohnmächtig.
„Also gut“, sagte ich eilig, griff in ein Regal mit den nicht ganz so alten Büchern und nahm mir zielstrebig einen Band mit Kurzgeschichten heraus. „Das ist was von King. Zeitgenössisches Populärzeugs, wenn du so willst. Ich denke, dass dir trotzdem einiges davon gefallen wird.“
„Wenn du es mir empfiehlst …“ Eddie war zwar skeptisch, doch er legte mir ein paar Münzen in die Hand. Bea schwankte leicht.
„Sorry, dass ich gerade nicht mehr Zeit für dich habe.“ Ich drückte ihn sanft zum Ausgang. „Vielleicht kommst du in den nächsten Tagen nochmal auf einen Kaffee vorbei? Wir könnten über alte Zeiten reden.“

„Ich kenne diesen Kunden“, sagte Beatrice, als der Mann außer Sicht war. „Ich habe Bilder von ihm gesehen …“
„Beatrice, ich denke, dass Sie sich setzen sollten.“
Sie hörte mich nicht. „… aber er ist tot.“
„Auf mich wirkte er sehr lebendig.“
„Er ist seit … keine Ahnung …“ Bea schien im Geiste zu rechnen. „Seit über 150 Jahren, oder so, tot.“
„Über wen reden wir denn?“, fragte ich unschuldig.
„Das wissen Sie ganz genau!“ Ihre Stimme überschlug sich. „Edgar Allan Poe! Wie ist das möglich? Da ist gerade ein toter Schriftsteller durch unseren Laden gelaufen und hat sich ‚Nachtschicht‘ gekauft.“
Das ging wohl alles etwas zu schnell. Ich musste unbedingt das Tempo drosseln, sonst würde Beas Verstand die Notbremse ziehen. Was sie jetzt brauchte, war ein geistiger Rettungsring.
„Schon mal darüber nachgedacht, dass Mr. Poe vielleicht noch lebende Fans haben könnte?“
Beatrice schnappte nach Luft. Protest lag ihr auf der Zunge. Sie schluckte ihn herunter. Ihre Gedanken rasten im Strom der Ereignisse. Dann erreichte sie wieder den festen Boden der Rationalität. Mit meiner Erklärung konnte sie für den Augenblick leben. Sicher gab es Fans, die ihr Outfit dem eines Schriftstellers anpassen würden.
„Ein Fan?“
Ich sparte mir eine Antwort.
Doch Beatrice hatte sich anscheinend wieder unter Kontrolle. Sie hakte nach. „Ist das möglich? Ein Fan?“ Sie schien diese Möglichkeit regelrecht abzuschmecken. War es ein Hauch offenen Misstrauens, der mir da entgegenschlug? „Ist das wahr?“
Eine sehr konkrete Fragestellung, die ich ehrlich beantworten konnte. Außerdem konnte ich so von den Tatsachen ablenken.
„Meine Liebe! Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters. Nehmen Sie einen beliebigen Roman: Alles, was der Erzähler in Worte fasst, ist aus der Sicht seiner Protagonisten ohne Frage wahr. Es ist deren Realität. Sie können sie fühlen, riechen, schmecken, sehen und hören. Die Personen, die Landschaften, das ganze erdachte Universum drum herum mag dem Leser dieses Romans ebenso bekannt erscheinen wie den Protagonisten, weil die Welt des Lesers den gleichen allgemeinen Regeln folgt. Doch schlussendlich hat allein der Erzähler die Macht und wenn es für die Geschichte, die er erzählen möchte, wichtig ist, dann könnte er Raben sprechen oder Raumschiffe kämpfen lassen. Es könnte sogar Frösche regnen, wenn der Autor es nur will.“

[…]

Ich deute auf die Regale. „Die Menge der Bücher hier unten kann für unbedarfte Besucher manchmal ziemlich erschlagend sein.“ Nur die ersten zehn Meter jedes Ganges zwischen den Regalen waren von nackten Glühbirnen beleuchtet. Dahinter verlor sich alles in Dunkelheit. Man konnte nur erahnen, wie weit sich die Gänge vielleicht noch erstreckten. „Vielleicht haben Ihnen Ihre Sinne einen Streich gespielt.“
Sie blickte zu Boden. Ihre Stimme schien alle Kraft verloren zu haben, als sie wieder sprach: „Kann ich mich denn so geirrt haben?“
Sanft tätschelte ich ihre Schulter. „Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen hier unten eine kleine Führung spendiere? Eine kleine Ablenkung, eine Zerstreuung, ist genau das, was Sie jetzt brauchen. Immerhin sind wir hier im Allerheiligsten meines kleinen Bücherladens. Wenn Sie die Arbeit in meinem Hause richtig ausführen möchten, sollten Sie mit dem Keller und seinen besonderen Regeln bestens vertraut sein.“
„Der Faden?“, sie schien sich tatsächlich noch genau an meine Worte zu erinnern. Bemerkenswert.
„Ja, nehmen wir den Faden wieder auf.“ Ein Wortspiel ist ein guter Anfang hier unten.
Ich schritt zu einem Blechspind, der an der Wand stand und öffnete es. Einige Hausmeisterutensilien fielen mir entgegen: Besen, Wischmop, einige Tücher. Ich stopfte sie zurück an ihren Platz. Auf dem oberen Brett standen zwei Kisten. Eine mit Ersatzbirnen. Eine mit etwa zwanzig Rollen Kordel. Ich nahm mir einige und legte sie in eine Umhängetasche, die an einem Haken darüber hing.
„Könnten Sie bitte die Tasche tragen?“

Und so machten wir uns auf den Weg. Ich führte sie geradewegs durch den Mittelgang. „Das hier ist eine Auswahl der Westernliteratur. Sie ist recht willkürlich zusammengestellt und nicht mal alphabetisch sortiert.“ Ich spürte ein leichtes Ziehen in den Beinen, während ich sprach. „Ein Großteil davon sind Trivialliteratur und Groschenhefte. – Au – Aber es verbergen sich auch einige kostbare Perlen darunter.
Links sehen Sie den Platzhirsch des Wilden Westens: Alle 91 Karl May Bände. Die komplette Reiseerzählung als Erstausgabe. Einige besondere Reprints und die historisch-kritische Ausgabe finden wir im Gang dahinter.
Die Übersetzungen sind links daneben. Die jüngste Ausgabe davon ist tatsächlich vietnamesisch!“
Eine Windbö fegte durch den Gang und trieb einen ausgetrockneten rollenden Busch vor sich her.
„Was ist denn das?“, Bea rechnete hier noch lange nicht mit allem.
„Ein ‚Salsola tragus‘. Wird auch Steppenläufer genannt. Stimmungsvolles Klischee, nicht wahr?“, ich zog sie weiter.
„Wir haben hier auch eine überaus ansehnliche Sammlung von …“
„Wie viel Bücher gibt es hier unten?“, unterbrach mich Beatrice. Dabei wanderten ihre Blicke langsam nach oben. Die Decke war hier an dieser Stelle kaum noch auszumachen. Bis ganz nach oben waren unzählige Regalbretter angeordnet.
Ich nahm mir etwas Zeit, sog tief Luft ein, bevor ich antwortete. „Nun … Die ganz alten, also die antiken Werke, fallen hier unten kaum ins Gewicht. Im 15. Jahrhundert wurde dann allerdings der Buchdruck erfunden. In dieser Zeit gab es jährlich an die hundert Neuerscheinungen.“
„Einige hundert Bücher?“, fragte Beatrice.
„Ja. Im 15. Jahrhundert. Nicht der Rede wert.“ Ich betrachtete unschuldig meine Fingerspitzen. „Diese übersichtliche Auswahl finden Sie ganz links im Keller. Da gibt es ein paar schöne Bibeln, die zwar gedruckt sind, aber nachträglich mit recht hohem Aufwand illuminiert wurden.“
„Aber …“, begann Bea. Die Informationen sickerten nur langsam in sie ein. „aber wie viel Bücher …?“
„Zur Jahrtausendwende“, deutete ich an, „erschienen weltweit genau 967.959 neue Bücher.“
„Hier gibt es knapp eine Millionen Bücher?“
„Bea! Ich bitte Sie.“ Meine Ermahnung ließ sie zunächst zusammenzucken. Doch irgendwie schien es sie auch zu beruhigen, dass ich diese Aussage rügte. „Überlegen Sie doch: Die Zahl bezog sich nur auf das Jahr 2000. Die Jahre danach dürfen Sie nicht vergessen. Und alles was davor erschien, werfe ich doch auch nicht weg. Und dann noch die ganzen Sondereditionen, Reprints und …“ Ich hielt inne. Beatrice war sämtliche Farbe aus dem Gesicht gefallen. Langsam begriff sie, was ich sagen wollte. Sie schluckte.
„Wie groß ist dieser Keller?“, fragte sie mich schließlich.
Ich drückte ihr eine der Garnrollen in die Hand. „Man könnte sich hier unter Umständen ein wenig verlaufen.“


Markus Walther, geboren 1972 in Köln, lebt seit 2006 mit seiner Frau und zwei Töchtern im bergischen Rösrath. Als ausgebildeter Werbetechniker begeisterte er sich bald für die Schriftgestaltung und machte sich 1998 als Kalligraph selbstständig. Neben dem Hobby der Malerei entwickelte sich das Schreiben.

'Meine literarischen Wurzeln liegen in den Texten von Terry Pratchett, Douglas Adams aber auch Mark Twain, Isaac Asimov, Edgar Allan Poe und Stephen King. Der Schwerpunkt meiner eigenen schriftstellerischen Arbeit liegt in der Gattung der Kurz- und Kürzestgeschichte. Ich finde es faszinierend, wie viel Un/Sinn auf eine Buchseite passt. Dabei darf der Minimalismus niemals auf Kosten des Lesevergnügens gehen. Die Gratwanderung zwischen Klischee und Pointe, Independent und Mainstream führt mich quer durch sämtliche Genres der Bücherwelt, in denen ich mich auch als Leser zuhause fühle.' (Markus Walther)

Neben den eigenen Buchprojekten engagiert sich Markus Walther u.a. zur Zeit im Autoren-Forum www.federfeuer.de als Moderator, schreibt für das Literatur-Portal www.globaltalk.de die Kolumne 'Reden wir über …' und ist Initiator und Mitorganisator der jährlich stattfindenden 'Langen Lohmarer Lesenacht'.


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