Walter / Menz / De Carlo | Grenzen der Gesellschaft? | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 367 Seiten, Format (B × H): 165 mm x 240 mm

Reihe: Schriften des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS)

Walter / Menz / De Carlo Grenzen der Gesellschaft?

Migration und sozialstruktureller Wandel in der Zuwanderungsregion Europa. E-BOOK

E-Book, Deutsch, 367 Seiten, Format (B × H): 165 mm x 240 mm

Reihe: Schriften des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS)

ISBN: 978-3-86234-017-0
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection



Migrationsprozesse sind konstitutiver Bestandteil sozialstrukturellen Wandels in der Einwanderungsgesellschaft Europa. Nationale Wohlfahrtstaaten werden dadurch ebenso in Frage gestellt wie tradierte kulturelle und soziale Zugehörigkeiten. Nationalstaaten und supranationale Staatengebilde reagieren auf die Herausforderungen, die mit internationaler Migration verbunden sind, mit der Stabilisierung äußerer und innerer Grenzen und einer Politik, die die Steuerung von Zuwanderung und Integration zum Ziel hat. Aus solchen interdependenten Prozessen resultieren neue soziale Strukturen, die den gesellschaftlichen Wandel vorantreiben. Die Beiträge des Sammelbandes analysieren empirisch und theoretisch den Zusammenhang von gesellschaftlichem Strukturwandel durch Migration und daraus hervorgehende individuelle Handlungspotentiale und -restriktionen.

Anne Walter promoviert am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück.
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Weitere Infos & Material


1;Title Page;0
2;Copyright;0
3;Table of Contents;0
4;Body;0
5;Vorwort;0
6;Einleitung: Begrenzung und Ermöglichung – Migrationsprozesse in modernen Gesellschaften. Von Sabina De Carlo, Margarete Menz und Anne Walter;0
7;Erster Teil: Rechtliche Bearbeitungsprozesse auf europäischer und nationaler Ebene;0
7.1;Integrationspfade und Lastenverteilung. Von Ulrike Davy;0
7.2;Menschenrechte und illegale Migration. Konfliktfelder bei der Gewährung von grundlegenden Rechten für Menschen ohne Aufenthaltstitel unter besonderer Berücksichtigung des Rechts auf Schulbildung. Von Christine Rausch;0
7.3;Familienzusammenführung und Europäisierung. Entwicklung und Auswirkung der Richtlinie 2003/86/EG. Von Anne Walter;0
8;Zweiter Teil: Politische Bearbeitungsprozesse auf europäischer, nationaler und kommunaler Ebene;0
8.1;Die Bedeutung von Regularisierungen und Ex-post-Strategien in der Steuerung internationaler Migrationen. Italien und Deutschland im Vergleich. Von Claudia Finotelli;0
8.2;Qualifizierung oder Selektion? Die Dynamiken der Neuformulierung einer Integrationspolitik. Von Ines Michalowski;0
8.3;Was hilft gegen Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf? Ergebnisse eines niederländisch-deutschen Vergleichs. Von Anita Böcker und Dietrich Thränhardt;0
8.4;Staatsbürgerschaft als Ressource. Eine Fallstudie zur kommunalen Integrationspolitik. Von Tatjana Baraulina;0
8.5;Errichtung und Management von Grenzen: Roma in einer westdeutschen Großstadt. Von Ute Koch;0
8.6;Sprachpraxis und Sprachangebote in der russlanddeutschen Minderheitensituation: die Siedlung Gljaden' in der westsibirischen Altairegion. Von Marina Seveker;0
9;Dritter Teil: Institutionelle und individuelle Bearbeitungsprozesse im Bildungsbereich;0
9.1;Mehrsprachigkeit, Literalität, Literacy: Befunde aus der Bildungsforschung. Von Ingrid Gogolin;0
9.2;Zur Praxis geschriebener Sprache in der Grundschule. Die Relevanz sprachlicher Kontexte. Von Sabina De Carlo;0
9.3;Such dir deinen eigenen Weg zur Schrift! Visuelle Worterkennung bei bilingual aufgewachsenen Kindern mit erschwertem Zugang zu Phonologie und Verständnis in der Zweitsprache. Von Andrés Oliva Hausmann;0
9.4;Schriftsprachliche Ressourcen marokkanischer Kinder in Frankreich. Von Constanze Weth;0
9.5;Transnational assimiliert? Transmigranten der zweiten Generation zwischen Kroatien und Deutschland. Von Pascal Goeke;0
10;Die Autorinnen und Autoren;0


"Erster Teil: Rechtliche Bearbeitungsprozesse auf europäischer und nationaler Ebene (S. 35-38)

Integrationspfade und Lastenverteilung

Von Ulrike Davy

Die öffentliche Debatte der Jahre 2001 und 2002 um ein Zuwanderungsgesetz1 war vorrangig von einer Metapher beherrscht: der Metapher von der ›ungesteuerten Zuwanderung‹, manchmal gesteigert zur stärker angstbesetzten Metapher von der ›ungesteuerten Zuwanderung in unsere sozialen Sicherungssysteme‹.

Das Verhältnis zwischen ungesteuerter Zuwanderung und Zuwanderungsgesetz blieb dabei durchaus offen. Gegner des Zuwanderungsgesetzes behaupteten, das Gesetz werde ›ungesteuerte Zuwanderung‹ in großem Umfang fördern. Befürworter unterstrichen dagegen, dass das Gesetz ungesteuerte Zuwanderung wirksam unterbinden werde.

Dieser Beitrag wird – nach einer kurzen begrifflichen Klärung – drei Punkte behandeln. Erster Punkt: Das Bild von der ungesteuerten Zuwanderung ist falsch. Im Gegenteil, in der Frage der Einwanderung ist das deutsche Recht wie andere Rechtsordnungen ausgesprochen wählerisch. Das deutsche Recht richtet Mechanismen ein – sie werden hier ›Integrationspfade‹ genannt –, die Menschen nach strengen Kriterien sortieren, um ihnen sodann den Aufenthalt zu erlauben (sie zu inkludieren) oder zu verweigern (sie zu exkludieren).

Das hat eine lange Tradition. Zweiter Punkt: Der menschenrechtliche oder der gemeinschaftsrechtliche Rahmen als ein überstaatlicher Maßstab schränkt das staatliche Ermessen bei der Festsetzung der Auswahlmechanismen nur punktuell ein; staatliche Auswahlentscheidungen in Bezug auf Einwanderungswillige scheitern grundsätzlich nicht an überstaatlichen Vorgaben. Dritter Punkt: Die Auswahlkriterien beruhen auf einer bestimmten Vorstellung von einer gerechten Lastenverteilung, die im ausgehenden 19. Jahrhundert entwickelt wurde, also zu einer Zeit, als der moderne Wohlfahrtsstaat entstanden ist. Die europäischen Nationalstaaten waren damals das erste Mal bereit, für ›ihre Angehörigen‹ bleibend Verantwortung zu übernehmen. Die Legitimität der Kriterien, an denen sich staatliche Verantwortung seither orientiert, wird zunehmend fragwürdig.

Integrationspfade: Begriff

Das deutsche Recht lässt keinen Zweifel daran, dass ›Einwanderung‹ ein Prozess ist. Nach der Einreise (dem Grenzübertritt) mag die Wanderung in einem physischen Sinn an einem bestimmten Ort ihr Ende finden, etwa durch die Begründung eines Wohnsitzes.6 Unter dem Blickwinkel der Regeln über die Begründung eines Aufenthaltsrechts ändert dieses äußere Geschehen nichts daran, dass damit ein eigentümlicher Wanderungsprozess gerade erst begonnen hat.

Das deutsche Recht mutet Einwanderungswilligen zu, dass sie sich zu Beginn ihres Aufenthalts mit Rechtspositionen abfinden, die deutlich ungünstiger und unsicherer sind als die Rechtspositionen von deutschen Staatsangehörigen. Mit zunehmender Aufenthaltsdauer können Einwanderungswillige sodann in Rechtspositionen gelangen, die den Rechtspositionen von Deutschen mehr und mehr ähnlich sind. Mechanismen, die eine solche Wanderung von schlechten zu immer besseren Rechtspositionen zulassen, definieren Integrationspfade: Die Mechanismen legen fest, unter welchen Bedingungen, nach welcher Zeitspanne und über welche Zwischenstationen Rechtsgleichheit an die Stelle von gravierender Rechtsungleichheit treten kann.8 Gesetzliche Integrationspfade sind freilich abstrakt."


De Carlo, Sabina
Sabina de Carlo promoviert am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück.

Menz, Margarete
Dr. Margarete Menz promoviert am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück.

Walter, Anne
Anne Walter promoviert am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück.

Anne Walter promoviert am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück.

Dr. Margarete Menz promoviert am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück.

Sabina de Carlo promoviert am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück.


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