Buch, Deutsch, 128 Seiten, HALBLN, Format (B × H): 105 mm x 180 mm, Gewicht: 162 g
Buch, Deutsch, 128 Seiten, HALBLN, Format (B × H): 105 mm x 180 mm, Gewicht: 162 g
ISBN: 978-3-946595-00-7
Verlag: C.W. Leske Verlag
Sie wurden als Wirtschaftsparasiten und Überfremdungsflut verleumdet, mit Hilfe bürokratischer Hürden behindert, abgewiesen und zurückgeschickt in Gefahr und Tod. Die Älteren unter ihnen waren oft nicht integrationsbereit, alle versuchten, sich heimatlich einzurichten. Und sie kamen aus Deutschland, Österreich, Europa. – An diese Flüchtlingsschicksale des Exils zwischen 1933 und 1945 erinnerte Hans-Albert Walter mit seinem essayistischen Zwischenruf bereits 1992 anlässlich brennender Unterkünfte für Asylsuchende, steigender Stimmenzahlen für rechtsradikale Parteien und angesichts politischer Taktierer, die gegenüber "besorgten" Bürgern Verständnis zeigen zu müssen glaubten und sich mit entsprechenden Forderungen profilieren wollten. Hans-Albert Walter hat viele Emigranten persönlich gekannt und ihre Schicksale und Werke intensiv erforscht; sein Essay fasst klar zusammen, wie unterschiedlich und doch jeweils typisch sich Flüchtlinge in ihren Aufnahmeländern verhalten und welche Gründe es dafür gibt. Und er erinnert daran: Es ist nicht lange her, da floh man von hier aus. Schnell kann jeder zum Flüchtling werden. Hilfe muss menschliche Selbstverständlichkeit sein.
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Immer aufs neue bestätigte sich, was Brecht in den satirischen Satz gefaßt hat, der edelste Teil eines Menschen sei sein Paß, und diese Erfahrung hatte prägende Kraft auf Lebenszeit. Ludwig Marcuse griff regelmäßig ins Jackett, bevor er aus dem Haus ging, und er zögerte nicht mit der Erklärung, als er beim zweiten oder dritten Mal meinen fragenden Blick bemerkte. Der Paß. Er verlasse die Wohnung nie ohne Paß. Dabei gingen wir nur spazieren oder ins Restaurant […]. Die Zeit der Staatenlosigkeit war für Ludwig Marcuse schon seit zwei Jahrzehnten vorbei.