E-Book, Deutsch, Band 8, 230 Seiten
Reihe: Texas Ranger
Wallon Texas Ranger 08: Gefahr am Little River
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95719-368-1
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 8, 230 Seiten
Reihe: Texas Ranger
ISBN: 978-3-95719-368-1
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die Siedler am Little River befürchten weitere Überfälle durch die Comanchen und Kiowa. Viele Familien bangen um ihr Leben und flüchten von ihren Farmen. Doch andere wollen ihr Land bis zuletzt verteidigen und bleiben. Die Lage spitzt sich mit jedem weiteren Tag zu. Für Texas Ranger Sam Sheridan und seine Kameraden beginnt ein gnadenloser Kampf.
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Kapitel 2: Eine eindeutige Warnung
2. Juni 1836 Auf der Farm von Goldsby Childers Am späten Vormittag gegen 11:30 Uhr
Goldsby Childers spürte eine seltsame Nervosität in sich, die er sich einfach nicht erklären konnte. Er war schon vor Sonnenaufgang aus einem unruhigen Schlaf erwacht. Seltsame Träume hatten ihn verfolgt, deren Bedeutung er nicht begriff. Immer wieder hatte er schattenhafte Reiter in der Nähe seiner Farm entdeckt, die er nicht hatte identifizieren können. Jedes Mal, wenn er besonders lange in die betreffende Richtung geschaut hatte, begannen die Konturen der Reiter allmählich zu verschwimmen, und schließlich waren sie ganz verschwunden. Aber die Bedrohung, die er in diesem eigenartigen Traum verspürt hatte, war sehr real gewesen, als wenn er ganz genau wusste, dass hinter den Hügeln eine reale Gefahr lauerte. Eine Gefahr, die in greifbare Nähe rückte, und die ihn und seine Familie töten würde, wenn er nicht bald entsprechende Maßnahmen traf. Natürlich hatte seine Frau Mary erkannt, dass Goldsby Childers sehr in sich gekehrt war an diesem Morgen, und irgendwie ungewöhnlich wortkarg dazu. Sie hatte ihn darauf angesprochen, aber er hatte nur gesagt, dass alles in Ordnung sei und sie sich keine Sorgen zu machen brauche. Er schien jedoch der Einzige zu sein, der nervös geworden war. Die anderen Männer, die mit ihm und seiner Familie schon seit einigen Wochen auf der Farm lebten und ihm halfen, das Anwesen zu bewirtschaften, verhielten sich ganz normal. Sie waren kurz nach Childers aufgestanden, hatte ihre erste Mahlzeit zu sich genommen und arbeiteten jetzt draußen auf den Feldern, wie sie es jeden Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang taten. Childers war dankbar für diese Unterstützung, denn er, seine Frau und die sieben Kinder hatten schon einmal das Land verlassen müssen, als die mexikanische Invasionsarmee einen Krieg angezettelt hatte, die zu einer großen Landflucht geführt hatte. Für jeden Farmer war es verlorene Zeit, die Felder im Stich zu lassen und an einem anderen Ort bleiben zu müssen, bis sich die Lage wieder geklärt hatte. Fast vier Wochen waren seitdem ins Land gegangen, und die Zeit wurde allmählich knapp. Das Korn musste dringend ausgesät werden, damit man im Herbst auf eine gute Ernte hoffen konnte. Nur das würde Childers und seiner Familie ein Überleben garantieren. Er hörte das Lachen der jüngsten Kinder. Caroline, Amanda und Catherine wussten nichts von den Sorgen, die ihrem Vater durch den Kopf gingen. Sie spielten an diesem frühen Morgen auf dem Farmhof und befanden sich in einer ganz eigenen Welt, die Gewalt und Tod nicht kannte, und das war gut so. Der weißhaarige Henry Rhoads war auch an diesem Morgen wieder der Erste auf dem Feld. Trotz seines Alters von sechzig Jahren schuftete er immer noch wie ein wesentlich jüngerer Mann und ließ sich nicht anmerken, wenn er mal müde wurde. Er hatte zwei Ochsen vor den Pflug gespannt und zog mit dem Pflug neue Furchen. Orville Thomas Tyler, Robert Davidson und Montgomery Bell Shackleford sorgten dann dafür, dass die Saat schnell ausgesät wurde, während Ezekiel Robinson mit einer Rifle in den Händen weiter oberhalb stand und das Land beobachtete. In den letzten drei Wochen war es zwar ruhig geblieben in unmittelbarer Nähe der Farm, aber das musste nichts zu bedeuten haben. Auf jeden Fall war ein Wachposten erforderlich, um unliebsame Überraschungen möglichst frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Deshalb hatte jeder der Männer, die draußen auf den Feldern arbeiteten, Waffen bei sich, damit sie sich im Ernstfall rasch zur Wehr setzen konnten. Auch Childers hatte seine Rifle dabei. „Ein Bild des Friedens, nicht wahr?“, riss ihn auf einmal eine Stimme aus seinen Gedanken. Childers drehte sich um und blickte in das gütig lächelnde Gesicht von Isaac Crouch. Ein grauer Bart ließ ihn würdig wirken. Er war ja auch schließlich Prediger gewesen, als er zusammen mit der Familie von Goldsby Childers nach Texas gekommen war. Seitdem versuchte er auch hier, Gottes Wort zu verbreiten, und das tat er auf seine ganz eigene Weise. Es gab manche, die ihn insgeheim belächelten, aber andere Siedler waren auch dankbar dafür, wenn er zu ihnen kam und tröstende Worte für sie übrighatte. Crouch war überzeugt davon, dass Texas sich nur dann richtig entwickeln konnte, wenn es Menschen wie ihn gab, die dafür sorgten, dass Gottes Wort in all den dramatischen Entwicklungen nicht zu kurz kam. „Der Frieden ist brüchig, Isaac“, erwiderte Goldsby Childers. „Sie sehen ja, dass Ezekiel Wache halten muss.“ „Die Indianer werden uns in Ruhe lassen“, meinte Crouch im Brustton der Überzeugung. „Wir sind friedliche Menschen, die niemanden bekriegen wollen. Die Liebe Gottes wird die Menschen immer vereinen, Goldsby.“ Childers wollte lieber nicht direkt darauf antworten, welche Meinung er wirklich dazu hatte. Unter Umständen würde ihm der Prediger das übel nehmen, wenn er das zu deutlich aussprach. Crouch war ein Mann, der eigentlich in eine Kirche in einer zivilisierten Region gehörte, und nicht in dieses wilde Land, wo man fast täglich mit unliebsamen Überraschungen rechnen musste. „Da kommen zwei Reiter!“, rief Robinson und winkte den Männern auf dem Feld zu. „Sie reiten direkt auf uns zu!“ Tyler, Davidson und Shackleford hielten in ihrer Arbeit sofort inne und eilten zum Rand des Feldes, wo sie ihre Rifles abgelegt hatten. Auch Childers nahm jetzt die Waffe hoch und wartete gespannt ab, was nun weiter geschah. Hinter seiner Stirn jagte ein Gedanke den anderen, weil er sich insgeheim davor fürchtete, dass sich sein seltsamer Traum von letzter Nacht unter Umständen schneller bewahrheitete, als er gedacht hatte. „Geht ins Haus, Kinder!“, rief er den drei Mädchen zu. Seine Frau Mary war in diesem Moment in der Tür aufgetaucht und hatte die Geste ihres Mannes bemerkt. Sofort rief sie die Kinder zu sich. Das galt auch für Robert, Frank und William, die am Corral standen und die Pferde versorgten. Childers war erleichtert, als er sah, dass seine Kinder das taten, was ihre Mutter ihnen gesagt hatte. Bei sieben Kindern musste man immer ein Auge darauf haben, dass das funktionierte. Childers und die anderen Männer blickten nun den näher kommenden Reitern entgegen. Es waren Weiße, aber trotzdem ließ niemand seine Waffe sinken. Schließlich kannten sie die beiden Männer nicht und wussten demzufolge auch nicht, was der Grund ihres Besuches auf der Childers-Farm war. Das Misstrauen verschwand erst in dem Augenblick, als Childers erkannte, dass die Männer ihnen freundlich zuwinkten. „Ich bin John Beal!“, rief der kleinere der beiden Männer. „Das hier ist Jack Hobson. Wir sind Texas Ranger. Wer von Ihnen ist Goldsby Childers?“ „Ich“, sagte Childers und trat einen Schritt nach vorn. „Um was geht es?“ „Ich fürchte, wir haben keine guten Nachrichten für Sie und Ihre Leute, Mister Childers“, sagte Beal mit einem sehr ernsten Gesichtsausdruck. „Parkers Fort ist überfallen worden, und einige Frauen und Kinder wurden entführt. Es hat auch Tote gegeben.“ „Gütiger Himmel“, murmelte Isaac Crouch und bekreuzigte sich instinktiv. „Das ist ja schrecklich.“ Auch die anderen Männer hatten Beals Worte vernommen. Das war aber noch nicht alles. Nun fuhr Hobson fort und berichtete, was auch auf der Hornsby-Farm geschehen war. Die Mienen der umstehenden Männer wurden jetzt immer nachdenklicher, als sie hörten, was zwischenzeitlich an Grausamkeiten und Überfällen stattgefunden hatte. „Ich wusste das nicht“, murmelte Childers, der sichtlich ergriffen war angesichts dieser Gräueltaten. „Keiner von uns hat etwas davon mitbekommen. Wir leben zu weit abseits. Was bedeutet das für uns?“ „Ich denke, das wissen Sie“, meinte Beal. „Wir haben Kenntnis davon, dass mehrere marodierende Kriegerbanden der Comanchen und Kiowa diese Region durchstreifen. Wir wissen nicht, wann oder ob sie auch hierherkommen werden, Mister Childers. Aber Ihre Farm ist nicht so geschützt wie Parkers Fort. Und selbst das hat den Leuten und der Parker-Familie nicht geholfen.“ „Sollen wir vielleicht schon wieder alles im Stich lassen, Ranger Beal?“ Goldsby Childers Stimme hatte einen trotzigen Tonfall angenommen. „Sie wissen doch, was das bedeutet? Können Sie mir sagen, wie lange diese Unruhen überhaupt noch anhalten? Das kann doch so auf Dauer nicht weitergehen! Schaffen es die Texas Ranger immer noch nicht, in dieser Region für klare Verhältnisse zu sorgen? Eine Schande ist das!“ Childers hatte sich in Rage geredet. Beal und Hobson schauten sich kurz an. Es waren etwas ratlose Blicke, und Childers entging das natürlich nicht. Zum Glück ergriff nun Isaac Crouch das Wort, bevor Childers vor Wut eventuell Worte sagte, die er anschließend bereute. „Goldsby, es sind schwere Zeiten“, sagte er in einem Tonfall, als stünde er auf einer Kanzel in einer Kirche und würde gerade eine Predigt halten. „Es ist eine Zeit, die viel von den Menschen abverlangt. Aber es geht auch um das Leben ihrer Familie. Wenn Ihre Kinder in Gefahr geraten, dann darf es nur eine einzige Entscheidung geben. Und das wissen Sie.“ „Ach ja?“, entgegnete Childers. „Und wovon soll ich meine Familie ernähren, wenn wir im Herbst keine Ernte einbringen können, Isaac? Reden ist manchmal einfach, aber letztendlich geht es auch ums Überleben. Wenn wir die Farm jetzt im Stich lassen, dann werden wir keine zweite Chance mehr bekommen. Werden meine Kinder von Ihren salbungsreichen Worten...