E-Book, Deutsch, Band 2, 218 Seiten
Reihe: Texas Ranger
Wallon Texas Ranger 02: Canoma muss sterben
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-95719-362-9
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 2, 218 Seiten
Reihe: Texas Ranger
ISBN: 978-3-95719-362-9
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Alfred Wallon geb. 1957, ist ein vielseitiger Autor, bis heute über 200 Romane in verschiedenen Genres veröffentlicht hat. Er schrieb Serien wie RIO CONCHO, DIE FORTS AM BOZEMAN TRAIL und TEXAS RANGER für den BLITZ-Verlag und beteiligt sich auch an RED ROCK RANCH und LOBO. Ab Sommer 2023 werden seine Romane exklusiv im BLITZ-Verlag veröffentlicht. Die Serie CIVIL WAR CHRONICLES wird mit einer Neuauflage als eBook und Taschenbuch abgeschlossen, inklusive drei neuen Romanen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1: Der lautlose Tod
6. Mai 1835
Fünf Meilen westlich von Bastrop
Irgendwann zwischen Mitternacht und Morgengrauen
Geduckte Gestalten schlichen lautlos durch die Nacht. Hasserfüllte Blicke richteten sich auf den Gebäudekomplex der kleinen Farm, die vor ihnen im Mondlicht lag. Ein Wohnhaus, dicht daneben ein Stall und zwei Schuppen. Nicht weit davon entfernt ein Corral, in dem sich ein Pferd befand. Alles war friedlich, fast schon idyllisch.
Die Tonkawa-Indianer, die sich hinter der mit Gras bewachsenen Hügelkuppe verborgen hatten, hatten die Farm schon seit einiger Zeit beobachtet. Pahayoko blickte erwartungsvoll zu dem wuchtigen Haus, in dem die Weißen lebten. Ein Mann, eine Frau und zwei Kinder. Es versprach Schutz und ließ die Bewohner glauben, dass sie dort vor nächtlichen Angriffen jeglicher Art sicher waren.
Der Tonkawa-Krieger wusste jedoch, dass dem nicht so war. Er und einige andere Krieger hatten das Haus schon seit einigen Tagen genau beobachtet, und die Weißen hatten nichts davon bemerkt. Sie waren völlig ahnungslos und gingen ihrer Arbeit nach. Pahayoko wusste nicht viel über die seltsamen Sitten und Lebensweisen der weißen Eindringlinge. Es interessierte ihn auch nicht. Für ihn zählte nur die Tatsache, dass diese Menschen seinem Volk einen Teil ihres Landes gestohlen hatten und immer mehr Weiße hierherkamen. Nicht, um das Land zu durchqueren und dann wieder zu verschwinden, sondern um für immer zu bleiben.
Der Stamm der Tonkawa hatte schon einige sehr böse Erfahrungen mit den Weißen gemacht. Pahayoko wusste, dass von diesen Menschen eine große Gefahr ausging. Sie hatten noch nie danach gefragt, wem das Land wirklich gehörte, bevor sie es in Besitz nahmen und so taten, als würden sie nun die neuen Herren sein. Pahayoko und viele andere Krieger seines Volkes hatten sich schon blutige Kämpfe mit den Weißen geliefert und einige von ihnen auch vertreiben können. Aber das reichte nicht aus. Es kamen immer wieder neue weiße Menschen ins Land. Sie waren so zahlreich wie die Grashalme in der Ebene, durch die der Wind wogte. Zu viele, um sie noch zählen zu können.
Pahayoko blickte hinüber zu der Stelle, wo Tabemohats und Mukwooru sich verborgen hielten. Sie signalisierten Pahayoko im silbernen Licht des Mondes, dass sie bereit waren und nur noch auf sein Zeichen warteten. Das galt auch für Huupi-Pahati und zwei weitere Krieger, die sich rechts von Pahayoko postiert hatten.
Nichts wies darauf hin, dass die Bewohner der Farm irgendetwas davon bemerkt hatten, dass der Tod gekommen war, um ihre nächtliche Ruhe jäh zu beenden. Kein Licht brannte im Haus, und immer noch war alles ruhig.
Pahayoko wusste, dass nun der Zeitpunkt gekommen war, auf den er und die anderen fünf Krieger gewartet hatten. Sie erhoben sich ganz langsam und schlichen den Hügel hinunter. Genau auf das Wohnhaus zu. Jeder von ihnen hatte einen Pfeil auf die Sehne seines Bogens gelegt und wartete nur darauf, einen der verhassten Weißen töten zu können, wenn er sich blicken ließ. Aber niemand im Haus schien etwas davon zu bemerken, dass Gefahr drohte. Tödliche Gefahr!
Das Grollen des Mischlingshundes riss Edna Dawson von einem Augenblick zum anderen aus dem Schlaf. Buster gebärdete sich auf einmal ganz nervös im angrenzenden Raum, kratzte mit den beiden Vorderbeinen abwechselnd auf dem groben Dielenboden und begann zu knurren.
Besorgt blickte Edna Dawson auf ihren immer noch schlafenden Mann Rick. Sie entschloss sich dazu, ihn zu wecken, beugte sich hinüber zu ihm und rüttelte ihn vorsichtig, aber beständig an der Schulter.
„Rick, wach auf!“, redete sie auf ihn ein. „Da draußen ist was.“
Der schwarzhaarige Farmer murmelte etwas Unverständliches vor sich hin, als er so unsanft aus dem Tiefschlaf gerissen wurde. Zunächst blinzelte er noch und gähnte, dann blickte er in das besorgte Gesicht seiner Frau.
„Was ... was ist denn los, Edna?“, fragte er. „Warum weckst du mich mitten in der Nacht auf?“
„Hörst du es nicht?“, erwiderte Edna Dawson. „Buster knurrt die ganze Zeit. Er wittert was. Du musst nach dem Rechten sehen.“
Unwillkürlich blickte Rick Dawson durch die halb geöffnete Tür in den großen Raum, wo Buster in der Nähe des Fensters seinen Schlafplatz hatte. Aber da befand sich der Hund schon lange nicht mehr. Er war längst wach und lief jetzt aufgeregt vor der geschlossenen Haustür auf und ab. Dabei blieb es nicht, denn aus dem Knurren wurde jetzt ein lautes Bellen.
„Steh auf, bitte“, bedrängte ihn seine Frau nochmals. „Ich habe Angst, Rick.“
„Ich gehe ja schon“, brummte der Farmer, der immer noch schlechte Laune hatte, weil ihn Edna geweckt hatte. „Schau du nach Sally und Mike und beruhige sie, ja?“
„Das werde ich“, versprach ihm seine Frau und sah zu, wie er nun aufstand, hastig in Hemd und Hose schlüpfte und das Schlafzimmer verließ. Er zog seine Stiefel an und griff nach der Kentucky Rifle, die neben der Haustür stand. Natürlich geladen, sodass er jederzeit schießen konnte, wenn Gefahr drohte.
„Pa, was ist denn los?“, erklang auf einmal die ängstliche Stimme der zehnjährigen Sally. Zusammen mit ihrem zwölfjährigen Bruder Mike standen die beiden Kinder nur wenige Schritte von ihm entfernt, weil das Knurren und Bellen des Hundes sie ebenfalls aufgeweckt hatten. „Ist da draußen jemand?“
„Das werde ich gleich wissen“, sagte ihr Vater und deutete Edna mit einer kurzen Geste an, sich um die beiden Kinder zu kümmern. „Ich bin gleich wieder zurück. Ihr müsst keine Angst haben.“
Er sagte das, um Sally und Mike in erster Linie zu beruhigen. Tatsächlich gingen ihm in diesem Augenblick aber Dutzende unterschiedlicher Gedanken durch den Kopf. Weil er sich ausgerechnet jetzt daran erinnerte, wie aufgeheizt die Stimmung in Bastrop gewesen war, als er mit seiner Familie vor zwei Wochen dort gewesen war, um notwendige Einkäufe zu tätigen. Die Menschen hatten von einigen Überfällen durch Tonkawa-Indianer gesprochen, bei denen es auch Tote auf beiden Seiten gegeben hatte. Rick Dawson hatte entschieden, seiner Frau besser nichts davon zu erzählen, denn das würde sie nur ängstigen. Schließlich zählte die Dawson-Farm zu den besonders abgelegenen Farmen im ganzen Robertson County, und er hatte bisher viel Glück gehabt, dass ihn die Indianer in Ruhe gelassen hatten.
„Still, Buster!“, ermahnte er den Hund, der immer noch bellte. Aber das Tier hörte nicht auf ihn. Dawson schob den Riegel der Haustür beiseite und sah, dass sich Buster vordrängte, um als Erster ins Freie zu gelangen. Der Farmer ließ den Hund einfach loslaufen, während er die Rifle an sich nahm, ebenfalls hinausging und sah, wie der Hund mit lautem Bellen in der Nacht verschwand. Er schien etwas gewittert zu haben.
Busters Bellen verstärkte sich jetzt noch. Es kam von drüben zwischen dem Stall und dem angrenzenden Schuppen. Dort schien sich etwas zu befinden, was den Hund so nervös gemacht hatte. Vielleicht ein streunender Coyote? Dawson wusste es nicht, aber er würde es gleich herausfinden. Mit vorgehaltener Rifle näherte er sich vorsichtig und wachsam der betreffenden Stelle.
In diesem Augenblick brach Busters Bellen abrupt ab. Das Letzte, was Rick Dawson noch hörte, war ein schwaches Jaulen. Dann verstummte auch dieses gänzlich. Die Stille, die nun folgte, empfand der Farmer als sehr bedrohlich. Ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken, als er sich vorstellte, was das unter Umständen bedeuten konnte. Trotzdem versuchte er, sich selbst zu beruhigen, indem er mit krächzender Stimme mehrmals nach Buster rief. Aber da kam nichts mehr. Der Hund war nirgendwo zu sehen.
Nur wenige Sekunden später entdeckte Rick Dawson einen pelzigen Körper kurz vor der Scheune, der reglos am Boden lag.
„Buster“, murmelte er und nahm den Lauf seiner Rifle hoch, weil ihm jetzt klar wurde, was das bedeutete. Dann sah er eine gedrungene Gestalt zwischen Stall und Schuppen vorbeihuschen, und er wollte auf sie zielen. Aber das war viel zu spät. Er konnte niemanden mehr sehen, wusste aber dennoch, dass jetzt der Moment eingetreten war, den er bereits befürchtet hatte. Die Indianer waren ganz in der Nähe, und gleich würden sie angreifen.
Dawson wirbelte herum, weil er wusste, dass er zwar einen Schuss abfeuern konnte, aber nicht mehr in der Lage sein würde, die Rifle nachzuladen. Denn dort draußen in der Dunkelheit lauerte sicher nicht nur ein Indianer, sondern wahrscheinlich mehrere.
Er versuchte, keine Panik in sich aufkommen zu lassen, als er langsam rückwärts in Richtung Haus ging. Die schützende Tür war nicht weiter als zehn Meter entfernt, aber unter diesen Umständen war das mindestens so weit weg wie die Stadt Bastrop von seiner Farm. Ein Gedanke jagte den anderen, als er sich vorstellte, dass er es unter Umständen nicht mehr schaffen würde, rechtzeitig ins Haus zu kommen.
Plötzlich hörte der Farmer ein zischendes Geräusch, und nur einen Atemzug später bohrte sich etwas in seinen Magen und stieß ihn nach hinten. Ein entsetzlicher Schmerz erfasste Dawson, der ihn laut aufschreien ließ. Verzweifelt versuchte er aufzustehen, merkte aber dann, dass er keine Kraft mehr besaß. Er war so schwach wie ein neugeborenes Kind und stöhnte erschrocken auf, als er auf einmal mehrere Gestalten sah, die jetzt ihre Deckung verlassen hatten und sich ihm rasch näherten. Es waren Indianer. Wahrscheinlich Tonkawa, denn mit diesem Stamm hatten die Siedler in dieser Region bisher am meisten Ärger gehabt.
Dawsons Blick war gehetzt, als er die Hand nach...