E-Book, Deutsch, Band 4207, 170 Seiten
Reihe: Lobo
Wallon Lobo - Der Einzelgänger 07: Ein Strick für Johnny Concho
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95719-397-1
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 4207, 170 Seiten
Reihe: Lobo
ISBN: 978-3-95719-397-1
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Das Halbblut Johnny Concho wird verdächtigt, Rebecca Morris vergewaltigt und getötet zu haben. Ihm droht der Strick. Lobo Gates spürt in der Stadt den Hass der Menschen. Für sie ist Johnny der Täter, obwohl der seine Unschuld beteuert. Merkwürdig ist, dass Ben Washburn, der Sohn eines mächtigen Ranchers, die Bewohner aufhetzt. Sie zerren Johnny Concho schließlich aus dem Gefängnis, um ihn zu lynchen, Lobo ahnt, wer der wirkliche Mörder von Rebecca Morris ist. Und er hat einen Plan.
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Kapitel 1
Von einer Sekunde zur anderen wurde Johnny Concho aus dem Schlaf gerissen. Verwirrt und erschrocken zugleich erhob er sich von seinem Lager und hörte gleichzeitig draußen vor der Tür polternde Schritte und wütende Stimmen. Ein ungutes Gefühl erfasste ihn, während er zum Fenster eilte und einen Blick riskierte. Da standen mindestens zehn Männer, und einer von ihnen war Sheriff Bob Turner. Er hielt eine doppelläufige Schrotflinte in den Händen und schlug jetzt mit dem Gewehrkolben gegen die Tür. „Aufmachen!“, hörte Johnny die wütende Stimme des Sheriffs. „Mach sofort die Tür auf, oder wir treten sie ein!“ Panik ergriff Johnny bei diesen drohenden Worten. Hastig wandte er sich vom Fenster ab, zog sich rasch Hemd und Hose über und griff nach seinen Stiefeln. Währenddessen wurden die Schläge an der Tür immer heftiger und die Stimmen der Männer, die mit dem Sheriff gekommen waren, ebenfalls lauter. „Was soll das, Sheriff?“, erklang eine hitzige Stimme. „Treten wir die Tür doch einfach ein und holen ihn uns! Ein Bastard wie der braucht keine besondere Rücksicht, und ein Mörder erst recht nicht!“ Mörder? Als Johnny das hörte, begriff er immer noch nicht, was das Ganze zu bedeuten hatte. Aber er ahnte, dass er nicht länger hierbleiben durfte. Sowohl der Sheriff als auch die Männer in seiner Begleitung waren sehr wütend, warum auch immer. Er dachte nicht weiter darüber nach, sondern tat instinktiv genau das Richtige und eilte zur Hintertür des Hauses, in dem er allein lebte, seit sein Vater vor zwei Jahren an einer schlimmen Krankheit gestorben war. Dumpf klangen seine Schritte auf dem Holzfußboden, während er das Ende des Flurs erreichte. Währenddessen klirrte weiter vorn eine Scheibe. „Der Bastard flieht!“, schrie irgendjemand. „Er darf nicht entkommen!“ Johnny riss die Hintertür auf. Alles lag im Dunkeln. Er schaute nur kurz nach links und rechts und spurtete dann los. All seine Gedanken kreisten darum, dass er es schaffen musste, von hier so schnell wie möglich zu entkommen. In Bandera war er nicht mehr sicher. Die Menschen hatten ihn seit dem Tod seines Vaters spüren lassen, dass er hier nicht mehr willkommen war. Auch wenn es keiner ausdrücklich sagte, aber die verachtenden Blicke der Stadtbewohner waren eindeutig. Und jetzt hielten sie ihn offensichtlich für einen Mörder! „Halt!“, schrie plötzlich eine Stimme seitlich hinter Johnny. „Bleib stehen, Bastard. Du hast keine Chance!“ Johnny zuckte zusammen, duckte sich und tat dann genau das, womit der Mann nicht gerechnet hatte. Er sprang ihn an, versetzte ihm einen Schlag ins Gesicht und entriss ihm den Revolver, mit dem dieser auf Johnny gezielt hatte. Das alles geschah so schnell und völlig überraschend für den Mann, dass seine Abwehr zu spät kam. Johnny entriss ihm den Revolver und rannte einfach weiter, während der Mann hinter ihm um Hilfe schrie. Nur weg von hier, dachte Johnny, während er weiterrannte, so schnell er nur konnte. Sie dürfen mich nicht erwischen. Natürlich war ihm bewusst, dass sein Verhalten schon wie ein Schuldeingeständnis wirkte. Aber das zählte jetzt nicht. Die Männer suchten nach einem Opfer, und jetzt hatten sie es gefunden. Dass er ein Halbblut war, reichte offensichtlich schon aus, um ihn eines Mordes zu bezichtigen. Dabei wusste Johnny überhaupt nicht, um was es eigentlich genau ging. Er wollte es auch gar nicht wissen, weil das Verhalten des Sheriffs und der anderen Männer eindeutig genug gewesen war. Für sie war er ein Mörder, und der verdiente keine Gnade. Sein Ziel war der Mietstall etwas weiter unterhalb auf der anderen Straßenseite. Er brauchte ein Pferd, um von hier entkommen zu können. Er keuchte und spürte ein Stechen in der rechten Seite, weil er so schnell gerannt war. Trotzdem behielt er das Tempo bei, bis er das Tor des Stalls erreicht hatte und es rasch öffnete. Weiter oberhalb der Straße brüllten die Männer immer noch. Sie würden nicht lange brauchen, um herauszufinden, was er vorhatte. Er musste schneller sein als sie, deshalb ging er gleich zur ersten Box und holte ein Pferd heraus. Johnny hatte ein Händchen für Pferde und auch schon des Öfteren Gelegenheitsarbeiten hier verrichtet. Der alte Homer Bush behandelte ihn wenigstens anständig und zahlte ihm auch etwas dafür, dass er ihm half. Aber er war auch der einzige Bewohner von Bandera, der ihn nicht dafür verachtete, dass seine Mutter vom Stamm der Kwahadi-Comanchen abstammte und sein Vater dem zufolge ein Squawman gewesen war. So nannte man die Weißen, die mit einer Indianerin zusammenlebten und Kinder in die Welt gesetzt hatten. Kinder, für die die Bezeichnung Halbblut, Bastard oder Mischling noch beschönigende Worte waren. Johnny wusste, was das bedeutete, und er hatte das selbst am eigenen Leib unzählige Male erfahren müssen. Trotzdem war er in Bandera geblieben, weil er mittlerweile verstanden hatte, dass es an anderen Orten auch nicht besser sein würde für ihn. Aber aus einem unerklärlichen Grund hatten die Menschen heute eine rote Linie deutlich überschritten. Sie hatten nach einem Sündenbock gesucht und ihn jetzt auch gefunden. Rasch schwang er sich auf den Rücken des Tieres und dirigierte es aus dem Stall. Ausgerechnet in diesem Augenblick trat der Mond zwischen den Wolken hervor und tauchte die staubige Hauptstraße in ein silbriges Licht. Johnny erkannte die Männer, die sich jetzt dem Mietstall näherten und ihn im selben Moment gesehen hatten wie er sie. „Da ist er!“, schrie jemand. „Dieser verfluchte Mörder darf nicht entkommen!“ Noch während die wütenden Stimmen verhallten, fielen auch schon die ersten Schüsse. Johnny duckte sich tief über den Rücken des Pferdes, um ein möglichst geringes Ziel für die aufgebrachten Männer zu bieten. Etwas zischte gefährlich nahe an seinem Kopf vorbei, traf ihn aber zum Glück nicht. Dagegen streifte eine weitere Kugel das Pferd am rechten Hinterlauf. Das Pferd wieherte erschrocken auf und geriet auf einmal in Panik. Es bäumte sich auf, und Johnny konnte sich nicht mehr auf dem Rücken des Pferdes festhalten. Hart prallte er auf der Straße auf und blieb für ein paar Sekunden benommen liegen. Erst dann versuchte er, sich hastig hochzustemmen, um seine Flucht fortzusetzen. Daraus wurde aber nichts mehr. Die Männer hatten ihn eingeholt, umringten ihn jetzt, und Sheriff Turner trat mit seinem Gewehr auf ihn zu. Wut spiegelte sich in seinen bärtigen Gesichtszügen wider, als er mit dem Kolben ausholte und damit nach Johnny schlug. Johnny spürte nur noch einen entsetzlichen Schmerz, und dann versank alles um ihn herum von einer Sekunde zur anderen. Er spürte gar nichts mehr, sondern alle Gedanken waren erloschen.
*
Als er wieder aufwachte, musste er laut stöhnen, weil sein Kopf sehr schmerzte. Seine rechte Hand tastete nach der betreffenden Stelle und fühlte dort etwas Feuchtes. Dann öffnete er die Augen, blickte auf seine Finger und sah, dass die Fingerkuppen rot waren. Von seinem eigenen Blut! „Du wirst es schon überstehen“, hörte er plötzlich eine höhnisch klingende Stimme. „Noch bist du ja am Leben. Fragt sich nur, wie lange das noch so sein wird.“ Johnny hob den Kopf, spürte die harte Pritsche, auf der er lag, und erkannte die massiven Gitterstäbe. Er befand sich in einer Zelle, und der Mann auf der anderen Seite des Gitters war Sheriff Bob Turner. „Was ... was soll das, Sheriff?“, fragte Johnny mit krächzender Stimme und spürte auf einmal, wie ihm übel wurde und sich alles um ihn herum zu drehen begann. Zum Glück stand neben der Pritsche ein rostiger Eimer, den er rasch zu sich heranzog und sich dann würgend übergab. Danach fühlte er sich zwar ein wenig besser, aber die Kopfschmerzen waren immer noch stark genug, um ihn stöhnen zu lassen. „Junge, warum hast du das getan?“, fragte ihn nun der Sheriff mit verachtungsvollem Blick. „Du hättest doch wissen müssen, dass so was niemals eine Chance haben kann.“ Johnny wusste nicht, wovon Turner überhaupt sprach, und deshalb war er völlig ratlos. Er wusste nur, dass ihn einige Stadtbewohner von Bandera wie ein wildes Tier gehetzt hatten, und erinnerte sich wieder daran, dass jemand das Wort Mörder gerufen hatte. Er sollte ein Mörder sein? Er hatte doch niemanden umgebracht! „Ich weiß nicht, was das soll, Sheriff“, entgegnete er mit gepresster Stimme. „Sie und einige andere Männer sind in mein Haus eingedrungen, und jetzt hocke ich hier in dieser Zelle. Warum eigentlich?“ „Du solltest langsam einsehen, dass es besser wäre, die Wahrheit zu sagen, Johnny“, lautete die Antwort des Sheriffs. „Richter Farlow könnte das als Vorteil werten, wenn man dir den Prozess macht. Aber wenn du mich fragst: Ich glaube, du hast noch nicht einmal den Hauch einer Chance, dem Strick zu entgehen.“ „Strick?“, fragte Johnny. „Was zum Teufel soll ich denn getan haben, Sheriff? Ich habe immer noch nicht die geringste Ahnung, warum ich hier eingesperrt bin.“ „Auch ein Mörder verdient laut dem Gesetz einen Prozess“, erwiderte Turner. „Obwohl es manchmal besser wäre, wenn das Gesetz der Bibel angewendet werden würde. Das kennst du doch sicher auch, Junge? Auge um Auge, Zahn um Zahn. Das Mädchen war noch sehr jung, und sie hatte ihr ganzes Leben noch vor sich. Du hättest doch wissen müssen, dass ein Mischling wie du niemals eine wirkliche Chance auf eine gemeinsame Zukunft gehabt hätte. Musstest du deswegen Rebecca Morris umbringen,...